Sky-Troopers 2 - Die Beutewelt. Michael Schenk

Sky-Troopers 2 - Die Beutewelt - Michael Schenk


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entdecken oder ihr entkommen zu können.

      Die Beförderung hatte sich mit Windeseile an Bord herumgesprochen, aber Jones konnte sich noch nicht daran gewöhnen, plötzlich mit Lieutenant angesprochen zu werden. Statt mit Freude, erfüllte ihn der unerwartete Aufstieg mit Unbehagen und Wehmut. Noch vor Kurzem war sein Weg vorgezeichnet gewesen. Noch ein Jahr auf der Schwert und dann die reguläre Beförderung, die ihn automatisch auf ein anderes Schiff gebracht hätte, denn kein Offizier der Blaubannerflotte wurde auf einem Schiff eingesetzt, auf dem er zuvor als einfacher Kadett gedient hatte. Noch ein Jahr, in dem er von Malter und Venloe so vieles hätte lernen können. Noch ein Jahr in Marias Nähe.

      Nun war seine Zukunft infrage gestellt. Warum die außerplanmäßige Beförderung? Sie konnte nur vom Oberherrn selbst ausgesprochen werden, aber was hatte Seine Hochheit zu diesem Schritt bewogen? Der Oberherr verschenkte keine Offizierspatente, man musste sie sich verdienen. Jones fragte sich besorgt, womit er sich diese rasche Beförderung verdienen sollte.

      Er zuckte zusammen, als er Schritte hörte, und erkannte Maria, die neben ihn trat.

      „Du siehst nachdenklich aus, Jones“, sagte sie leise und blickte rasch zur Brücke hinüber. Aber Malter und Venloe schienen sie beide nicht zu beachten. Die junge Frau berührte die Hand ihres Geliebten mit einer flüchtigen, nur für Jones wahrnehmbaren Geste. „Was bedrückt dich? Du solltest stolz auf die Beförderung sein.“ Sie lächelte sanft. „Deine Eltern wären es sicherlich.“

      Jones nickte mechanisch. „Ja, das wären sie wohl.“ Sein Lächeln wirkte wehmütig. „Vor allem Vater.“

      Maria legte ihre Hand sanft über seine. „Er hatte sich immer gewünscht, dass du zur Flotte gehst und Offizier des Oberherrn wirst. Ich kann mich noch erinnern, wie er dich ansah, als du in deiner Seeuniform Abschied von ihm nahmst.“ Sie verstummte und seufzte leise. „Verzeih.“

      „Nein, es stimmt ja.“ Jones blinzelte und die grellen Reflexe des Sonnenlichtes auf dem Wasser schienen ihm die Tränen in die Augen zu treiben. „Es war das letzte Mal, dass wir uns sahen.“

      „Niemand konnte ahnen, dass sein Fangboot im Sturm sinken würde.“

      „Nein, niemand.“ Er räusperte sich. „Vater hatte sich immer gewünscht, selbst zur See zu fahren und dem Blaubanner Ehre zu machen. Er wollte unbedingt zur Flotte und dem Banner dienen. Er wäre sogar als Seesoldat an Bord gegangen, wenn dies erforderlich gewesen wäre. Aber dieser verdammte Unfall, der sein Knie ruinierte …“ Jones seufzte schwer. „So konnte er nur auf einem Fangboot fahren, um dem Meer nahe zu sein. Nun wird er niemals erfahren, dass ich Lieutenant geworden bin.“

      „Wo immer seine Seele jetzt auch sein mag“, sagte Maria leise, „glaube mir, er weiß es. Und er ist stolz auf dich. So wie auch deine Mutter stolz auf dich ist.“

      „Erst Mutter, die nach schwerer Krankheit starb, dann Vater, der auf See blieb … Was mir geblieben ist, das ist unsere brave Schwert. Sie trägt nun die einzige Familie auf ihren Planken, die ich noch kenne.“

      „He.“ Maria strich sanft über seinen Handrücken. „Ich bin auch noch da, Lieutenant Jones.“

      „Entschuldige, Maria.“

      „Schon gut, ich weiß, was du meinst.“ Maria blickte über die See. „Du wirst die Schwert verlassen müssen.“

      „Ich will die Schwert nicht verlassen“, fuhr er störrisch auf. „Und ich will dich nicht verlassen.“

      „So verlangt es die Tradition der Blaubannerflotte.“ Maria zuckte bedauernd die Schultern und löste ihre Hand von seiner.

      „Es gibt Augenblicke, in denen ich die Traditionen verfluche.“

      Maria wollte etwas entgegnen, aber Waffenoffizier Debris näherte sich und sein Gesicht wirkte verärgert. „Habt ihr nichts zu tun? Falls der Herr Lieutenant Jones es noch nicht so ganz begriffen hat … Herr Lieutenant befinden sich an Bord eines Schiffes der Bannerflotte Seiner Hochheit. Vielleicht könnte der Herr Lieutenant eine seiner vielfältigen Aufgaben wahrnehmen, statt arbeitenden Seeleuten im Weg herumzustehen.“

      Jones und Maria sahen sich kurz an. Debris Verhalten war ungewöhnlich. Zwar wirkte der Waffenoffizier der Blaubanner-Schwert gelegentlich etwas verschlossen, aber er war niemals wirklich unfreundlich. Jones hatte den Verdacht, dass da Eifersucht im Spiel war. Debris war scharf auf Maria, daran gab es keinen Zweifel. Der Mann würde sicherlich erleichtert sein, wenn Jones das Schiff verließ.

      Es gab keinen Grund, einen Streit vom Zaum zu brechen und Jones bemühte sich um einen neutralen Gesichtsausdruck, der seinen Widerwillen verbarg. „Wir überlegten gerade, auf welches Schiff ich kommandiert werden könnte.“

      Debris leckte sich kurz über die Lippen. Er wusste, dass er Jones und Maria gegenüber zu weit gegangen war. „Tut mir leid, ich bin ein wenig angespannt. Ihre Beförderung, Lieutenant Jones, und der plötzliche Rückruf unserer Schwert, verheißen nichts Gutes. Geht nicht gegen Sie, Lieutenant, aber etwas liegt in der Luft.“ Debris zuckte die Achseln und lächelte schwach. „Nun, es gibt nichts Besseres als Arbeit, um trübe Gedanken zu vertreiben. Ich denke, es ist an der Zeit, etwas mit dem Turm zu üben.“

      Zwischen Jones und dem vorderen Mast stand der kleine Turm des Dampfkatapultes. Das Katapult war vorgeheizt und gefechtsbereit. Zwischen Vorder- und Hauptmast erhob sich hingegen die gedrungene Form des Raketenturms. Debris nickte Jones und Maria zu, ging zu diesem Turm hinüber und sammelte eine Gruppe von Matrosen, um mit ihnen am Geschütz zu exerzieren. Man sah der Waffe an, dass sie eigentlich nicht auf das Schiff gehörte. Ihre stählerne Konstruktion kontrastierte zu sehr mit den sonst hölzernen Aufbauten Schiffes. Auch der Gefechtsturm des Dampfkatapultes bestand aus Holz und war lediglich mit Metallplatten beschlagen worden, um den gefährlichen Feuergeschossen der Schnieferlanzen besser zu widerstehen.

      Jones sah, wie eine Matrosin eine der Raketen zum Werfer hinübertrug. Die Raketen waren sehr wirksame Waffen, auch wenn ihre Zielgenauigkeit zu wünschen übrig ließ. Er hatte dienstfrei und schlenderte zum Werfer. Es war sehr warm und Debris hatte der Turmbesatzung gestattet, die Gefechtsblenden zu öffnen. So waren die Außenseiten des Turms nach oben geklappt, um Luft einzulassen, und Jones konnte die Vorgänge im Inneren gut sehen und hören. Ja, hören, denn Debris war wieder einmal nicht zufrieden.

      „Beim Bringer, wollen Sie uns in die Luft sprengen? Hören Sie zu, wenn ich Ihnen etwas sage, sonst stecke ich Sie anstelle der Rakete ins Rohr und schieße Sie auf die Schniefer ab.“ Debris hatte eine junge Matrosin am Wickel, die offensichtlich die Rakete falsch herum in das Geschütz einführen wollte. Debris nahm ihr mit zornigem Gesicht die Rakete aus den Armen und hielt sie demonstrativ hoch. „Das Ding hier soll Schniefer töten und nicht uns. Also merkt euch gefälligst, wie man damit umgeht. Dieses Ende hier, das ist hinten. Das erkennt ihr an der Lunte, die dort herausragt. Wenn das hinten ist, Matrosin, wie herum gehört denn dann die Rakete ins Rohr, hä?“

      Die junge Frau wies auf das vordere Ende der Rakete. Debris nickte mit einer stark übertriebenen Geste. „Gut. Sehr gut. Ich sehe, es besteht noch Hoffnung für unser Schiff.“

      Die Rakete war im Grunde nichts anderes als ein armlanger Zylinder aus besonders hartem Holz. Im vorderen Teil befand sich der Sprengkopf, im hinteren Teil die Treibladung. Die Bedienung war denkbar einfach. Man schob die Rakete ins Rohr des Werfers, richtete das Geschütz auf das Ziel, zündete die Lunte an und machte rasch den hinteren Verschluss des Rohres zu. Wahrscheinlich stieß jeder Geschützführer ein Gebet aus, kurz bevor es dann knallte und die Rakete, meistens, das Rohr verließ. Dann musste man sich nur vor dem Feuerstrahl vorsehen, der aus der Bohrung des Verschlusses zischte, wenn die Treibladung zündete und die Rakete ins Ziel katapultierte. Manchmal war das Pulver zu alt oder es war feucht geworden und die Rakete versagte. Offiziell musste man dann eine halbe Stunde warten. Um sicherzugehen, dass sich das Pulver nicht doch noch entzündete, wenn der Verschluss wieder geöffnet wurde, um das fehlgezündete Projektil zu entfernen. Aber wer hatte im Gefecht schon eine halbe Stunde Zeit? Man betete kurz, machte den Verschluss auf, entfernte die alte und schob die nächste Rakete in den Werfer. Jones hatte einmal miterlebt,


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