Bitter Love - Saron. Alexa Kim

Bitter Love - Saron - Alexa Kim


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den Kopf zieht und dann aus meinem Blickfeld verschwindet, um kurz darauf mit einem Injektionsschlauch zurückzukehren, will ich schreien. Doch aus meiner Kehle kommt nur ein Krächzen. Bitte nicht das! Ich will diesen Mutanten nicht in meinen Adern haben – überhaupt keinen Mutanten mehr … nie wieder!

      Er kann die Angst in meinen Augen sehen. Er ahnt, was mir passiert ist. Trotzdem setzt er sich neben mich auf das Sofa und schiebt die Nadel in seinen Arm.

      Die Nähe zu ihm macht mich panisch. Sein nackter Oberkörper macht mir Angst. Zwar ist er nicht so muskelbepackt wie Cor, aber doch muskulös. Eben so, wie Mutanten sind … überlegen und Angst einflößend. Ich weiß nicht, warum Menschen immer wieder Beschützer in ihnen suchen. Mutanten beschützen uns nicht – für sie sind wir Ware.

      Als er die Nadel in meinen Arm schiebt, laufen mir Tränen die Wangen herunter. Sie brennen heiß auf meiner Haut. Ich will nicht, dass er mich weinen sieht – keiner von denen soll mich jemals wieder zum Weinen oder Betteln bringen. Doch ich kann es nicht verhindern. Das zweite Mal an diesem Tag werde ich vergewaltigt! Denn nichts anderes ist der Hämopholaustausch. Es ist wie die Vergewaltigung meiner Gedanken und Gefühle. Ich habe Cors Geilheit gespürt und die der anderen, als ich mit ihnen durch den Injektionsschlauch verbunden war. Ich habe die Gedanken ihrer Lust auf Gewalt gefühlt … bei Cor war sie besonders stark und grausam. Ich habe gewusst, dass sie mich nicht leben lassen würden! Und sie haben sich im Gegenzug an meiner Angst und meiner Scham erregt!

      Als der Fremde die Klemme am Schlauch löst und unser Blut zusammenfließt, spüre ich jedoch überraschenderweise nichts dergleichen. Eigentlich spüre ich gar nichts außer Dunkelheit. Allerdings ist es keine kalte oder verlorene Dunkelheit … es ist eine Dunkelheit wie ein warmer Umhang … wie ein Versteck.

      Ich schließe die Augen, obwohl ich es nicht will. Doch mein Kampf ist vergebens. Dann schlafe ich ein … und es ist mir egal, ob ich jemals wieder aufwache oder nicht.

      Doch ich wache wieder auf. Ich weiß nicht, wie lange ich geschlafen habe. Eigentlich war es vielmehr eine tiefe Ohnmacht, als ein Schlaf. Aber als ich aufwache, ist mein Kopf klarer. Die Schmerzen haben etwas nachgelassen, auch wenn nach wie vor jede Bewegung qualvoll ist.

      Auf jeden Fall liege ich nicht mehr auf dem Sofa, sondern in einem Metallbett, in einem Raum, den ich noch nie zuvor gesehen habe. Neben mir steht ein Glas mit Wasser. Umständlich setze ich mich auf und trinke wie eine Verdurstende. Dann sehe ich mich um. Es gibt einen Tisch, an den Wänden alte Papiertapeten, die schon bessere Zeiten erlebt haben. Aber auch hier ist es warm. Die Wärmeeinheiten in diesem alten Haus arbeiten vorbildlich.

      Ich bin noch immer nackt unter den Thermofolien. Langsam kehren die Erinnerungen zurück – an Cor und seine Grausamkeit - daran, wie ich in den Straßen von Daytown von ihm zum Sterben abgelegt wurde … und an ein seltsam fremdes Gesicht mit mandelförmigen Augen.

      Dann fällt es mir wieder ein. Ich bin bei ihm! Er hat mich zu sich nach Hause gebracht.

      Sofort packt mich wieder die Angst. Was will er von mir? Was glaubst du denn?, flüstert mein Verstand warnend. Ein Mutant will immer nur das eine … oder gleich beides!

      Ich muss hier weg! Lieber sterbe ich in den Straßen Daytowns, als die Hölle der letzten Nacht noch einmal zu erleben!

      Als ich aus dem Bett krieche, fühle ich mich wie eine alte Frau. Langsam setze ich einen Fuß vor den anderen. Die Thermofolie habe ich fest um meine Schultern gewickelt.

      Vorsichtig drehe ich den Türknauf, darauf bedacht, kein Geräusch zu verursachen. Mutanten können viel besser hören als Menschen.

      Ich spähe durch den Türspalt. Vor mir liegt eine Art Flur, der zu einer Treppe führt. Er hat mich also in den ersten Stock gebracht. Das macht eine Flucht kompliziert. Aber ich muss es trotzdem versuchen.

      Als ich ein paar Schritte in den Flur gegangen bin, bemerke ich Stimmen. Sie kommen von unten. Vorsichtig schleiche ich zum Treppenabsatz und kauere mich hinter einen Geländerpfosten. Eine der Stimmen erkenne ich – es ist seine! Die andere kenne ich nicht. Aber in mir verkrampft sich alles. Er hat jemanden gerufen? Dann wollen sie also zu zweit über mich herfallen!

      Und mein Fluchtweg nach unten ist versperrt. Ich könnte aus dem Fenster springen. Dann bin ich tot … aber besser tot, als den beiden ausgeliefert zu sein.

      „Was du tust, ist gefährlich, Saron. Ich hoffe, du weißt das.“

      Obwohl mein Verstand mir sagt, dass es Wahnsinn ist, schleiche ich weiter vor, ein paar Stufen die Treppe hinunter, bis ich die beiden sehen kann.

      Ich erkenne Saron, der mich hierher gebracht hat - den anderen habe ich ab und zu im Tenfathers gesehen. Das ist nicht gut. Im Tenfathers habe ich Cor kennengelernt. Und ich erinnere mich auch an den Namen des Typen da unten. Ash! Er ist zwar nicht oft im Tenfathers, gehört aber zu Seths engerem Kreis. Soweit ich mich erinnern kann, ist er Wissenschaftler bei Magnatec.

      Saron hat mich verraten! Verdammt … ich sitze hier in der Falle.

      „Was willst du jetzt tun? Ich kenne Leyla vom Sehen! Sie ist eins von den Mädchen, das sich für einen Blutvertrag verkaufen wollte. Diese Blutjunkies sind es nicht wert, sich für sie in Gefahr zu bringen.“

      Ich habe genug gehört. Langsam gehe ich rückwärts. Meine Entscheidung steht fest. Ich springe aus dem Fenster. Lieber ein schneller Tod, als noch einmal durch die Hölle zu gehen.

      Auf der letzten Stufe passiert es. Die Treppe ist aus alten morschen Holzdielen – ein Luxus eigentlich, aber nicht diese Treppe. Eine der Dielen gibt ein quietschendes Geräusch von sich. Mein Herz setzt einen Moment aus. Dann renne ich los. Aber ich weiß, dass ich viel zu langsam bin … dass ich humpele und stolpere. In meinem Kopf ist nur ein Gedanke – ich muss das Fenster in meinem Zimmer erreichen, es öffnen und hinausspringen!

      Hinter mir höre ich Schritte. Sie kommen! Oh bitte, nicht! Bitte … lass mich entkommen!

      Ich schaffe es gerade noch ins Zimmer, wo ich auf das Fenster zustolpere. Meine Hand streckt sich nach dem Griff aus. Dann werde ich von hinten gepackt und vom Fenster weggezerrt. Ich schreie … und dieses Mal kommen tatsächlich Schreie aus meiner Kehle. Sie sind laut und schrill und verzweifelt. Voller Angst!

      Es ist Saron, der mich festhält und aufs Bett drängt. Die Thermofolie rutscht von meinen Schultern, ich bin wieder nackt. Zwar voller blauer Flecke und Schürfwunden, aber nackt! Und er hockt über mir und fixiert meine Arme hinter meinem Kopf. „Nein!“, rufe ich. „Bitte … lass mich!“

      Er starrt mich aus seinen seltsamen Augen an. „Beruhige dich … ich tue dir nichts.“

      Doch ich wehre mich immer noch nach Kräften. Mittlerweile ist auch der andere – Ash – gekommen und steht im Türrahmen. Belustigt betrachtet er meinen aussichtslosen Kampf. Ich schreie noch lauter und wehre mich noch heftiger.

      „Besser ich gehe jetzt, oder brauchst du Hilfe mit der Kleinen?“ Ash sieht mit leicht arrogantem Blick auf mich hinunter. Mir ist klar, was er von mir denkt. Ich habe gehört, dass er früher mal mit Seths Partnerin Luana zusammen war; bis die ihn für die bessere Partie mit Seth sitzen gelassen hat. Und jetzt glaubt er, dass alle so wären wie Luana. Dieser Mistkerl. Was weiß er denn schon? Selbstgefälliger Mutantenarsch!

      „Komm übermorgen wieder. Dann machen wir weiter“, antwortet Saron.

      Weitermachen? Womit? Mit mir? Ja klar … sie wollen mir ein paar Tage Zeit lassen, bevor sie über mich herfallen und warten, bis mein Körper wieder ansehnlicher ist.

      Als Ash fort ist, beruhige ich mich endlich. Mir ist klar, dass ich zwei Tage Gnadenfrist bekommen habe. Ich darf jetzt nicht durchdrehen. Wenn ich mich gefügig gebe, bietet sich mir vielleicht eine Chance zu verschwinden. Aber wenn ich weiter tobe, fesselt mich Saron ans Bett.

      Tatsächlich lässt er meine Arme los, sobald ich Ruhe gebe. Sein Blick wendet sich keinen Augenblick von mir ab. „Du musst dich ausruhen.“

      Er tastet meinen Kopf ab, dann meinen Hals und schließlich meine Schultern. Seine Hände sind


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