Lykanta. Oliver Speier

Lykanta - Oliver Speier


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gar nicht mehr am anderen Ende der Leitung. Zu meiner Erleichterung erfolgte jedoch ein Husten ehe er sich endlich zu Wort meldete.

      " Verstehe ich sie richtig. Sie wollen den Namen der Person, die diese Bilder ins Netz gestellt hat? "

      Aufgeregt bejahte ich und hörte wie er etwas eintippte. Nach wenigen Momenten meldete er sich erneut.

      " Die Bilder wurden von einer ähh, Lykanta eingestellt. "

      Perplex saß ich da und brauchte einige Momente, ehe ich kapierte, was er da sagte. Aufgeregt stammelte ich.

      " Aber, aber das kann nicht sein! Ich bin diese Lykanta! Da muss sich jemand mit meinem Namen angemeldet und die Bilder ins Netz gestellt haben. "

      Mit leicht befremdlichem Tonfall meinte der Kerl.

      " Nun, Manipulationen sind nie ganz auszuschließen, doch in diesem Fall zweifle ich stark daran, dass manipuliert wurde. Es wurde per Fingerprint ein Konto eröffnet und die Fingerabdrücke stimmen mit den für Lykanta hinterlegten überein. Nebenbei gesagt, nette Dinger die sie da mit sich herumtragen. "

      Sprachlos versuchte ich das Gehörte zu verdauen. Der Kerl klickte sich wohl gerade durch meine Bildergalerie und geilte sich daran auf. Ich konnte nicht mal jemandem die Schuld dafür geben, denn scheinbar war ich so blöde gewesen, sie selbst einzustellen. Wann hatte ich dieses Konto eröffnet? Mein Filmriss entpuppte sich als schlimmer wie gedacht. Bei all meiner Ratlosigkeit hatte ich dennoch plötzlich einen Geistesblitz. Aufgeregt fragte ich.

      " Die Bilder wurden also von mir ins Netz gestellt? Dann können sie die doch jederzeit löschen wenn ich darauf bestehe? "

      Er stimmte mir zu und ich sprang wie elektrisiert vom Stuhl auf.

      " Super, würden sie das bitte sofort machen? "

      Ein Seufzen war zu hören.

      " Das ist nicht ganz so einfach wie sie denken. Für solche Dinge müssen sie persönlich bei uns vorbei kommen und sich ausweisen. Dafür sollten sie uns ab Montag zu unseren offiziellen Öffnungszeiten besuchen, heute haben wir schon geschlossen und ich bin nur die Notbesetzung. "

      Schon die Art wie er die Worte betonte, machte mir klar wie lästig ich ihm war. Ich hingegen wurde immer wütender. Das ganze Prozedere war ja wohl ein Witz. Für was gab es hier Fingerabdruckscanner wenn ich mich nicht auch mit ihnen für so etwas Ausweisen konnte? Ich sprach ihn darauf an, doch mit gelangweilter Stimme gab er zur Antwort.

      " Für das normale einloggen reicht der Scanner, aber um Manipulationen zu vermeiden haben wir diese Sicherheitshürde eingebaut. "

      Mit Mühe verkniff ich mir eine bissige Bemerkung. Der Kerl regte mich mit seinem Desinteresse immer mehr auf. Ich hätte wetten können, es war für Leute die er kannte nur ein Anruf von wenigen Sekunden nötig und die Sache wäre erledigt.

      Wieso musste bei Vampiren auch alles so genau und geregelt verlaufen? Hatte ich gedacht Beamte und der Staat wären schlimm in solchen Dingen, wurde mir jetzt immer klarer, dass Vampire diese Kunst noch besser beherrschten. Bestimmt waren sie an der Entwicklung des Beamtentums beteiligt gewesen.

      Mühsam beherrscht fragte ich nach, ob es denn keine andere Möglichkeit gab, um mein Problem zu lösen. Ein schlichtes " Nö " seinerseits, ließ mich mit den Zähnen knirschen. Ich war kurz davor ihm allerhand ins Ohr zu brüllen, doch seine nächsten Worte bewahrten ihn vor diesem Schicksal.

      " Löschen sie die Bilder doch einfach selber ", meinte er jovial.

      Hoffnung keimte in mir auf.

      " Das geht? Sagen sie das doch gleich, was muss ich da machen? "

      Aufgeregt beugte ich mich über die Tastatur und klemmte mir das Handy zwischen Schulter und Ohr. Mit monotoner Stimme zählte er mir die Punkte auf.

      " Ins Netz einloggen, auf ihr Konto gehen, dort unter Beiträge die Bilder suchen und löschen. "

      Erstaunt fragte ich nach.

      " Das ist alles, mehr muss ich nicht machen? "

      Erneut nuschelte er sein gelangweiltes " Nö " und schwieg danach.

      Begeistert verabschiedete ich mich und machte mich ans Werk. Es dauerte gute zehn Minuten bevor ich die Bilder in meinem Konto gefunden und markiert hatte. Ich drückte auf löschen und wollte mich schon erleichtert zurücklehnen, da ploppte ein Fenster auf.

      ZUM LÖSCHEN DER BILDER BITTE PASSWORT EINGEBEN.

      Genervt schrie ich auf und hämmerte meine Faust auf den Tisch. Die Frauen an der Rezeption blickten erschrocken in meine Richtung. Mit Mühe unterdrückte ich einen Tobsuchtsanfall und drückte die Wahlwiederholung an meinem Handy. Diesmal dauerte es sogar noch länger als beim ersten Mal, ehe abgehoben wurde. Das schon vertraute schnoddrige " Ja? " erklang.

      So ruhig wie nur möglich erklärte ich ihm mein neues Problem. Nachdem ich geendet hatte meinte er belehrend.

      " Ist doch ganz einfach, wenn sie ihr Passwort nicht mehr wissen, lassen sie es sich einfach auf ihre Email schicken. "

      Wütend keifte ich zurück.

      " Ja wie denn, wenn ich keine Email besitze! "

      Seine nächsten Worte klangen recht angepisst.

      " Laut meinen Informationen hier auf dem Schirm haben sie sehr wohl eine Email. "

      Verdutzt verstummte ich um nach einigen Sekunden zögernd nachzuhaken.

      " Oh, ehrlich? Wie lautet die denn? "

      Mit übertrieben deutlichen Worten antwortete er.

      " [email protected] "

      Aufgeregt tippte ich die Buchstaben ein und verharrte im zweiten Eingabefenster.

      " Wie lautet denn mein Passwort? "

      Er räusperte sich kurz.

      " Darf ich ihnen leider nicht sagen. Wenn sie es nicht wissen, muss ich sie bitten uns zu den offiziellen Öffnungszeiten zu besuchen und sich dafür auszuweisen. "

      Wütend brüllte ich auf und schrie allerhand unflätige Worte ins Handy. Ich beendete meine Wuttirade mit den Worten.

      "... und wissen sie wohin sie sich ihre Öffnungszeiten hinstecken können? "

      Erst als ich darauf keine Antwort bekam, merkte ich, dass der Kerl schon längst aufgelegt hatte. Wutendbrand stopfte ich das Handy in die Tasche und schimpfte weiter. Beim Aufstehen bemerkte ich erst, dass sämtliche Blicke im Empfangssaal auf mich gerichtet waren. Peinlich berührt verstummte ich und eilte zurück in mein Zimmer. Wütend warf ich die Wohnungstür hinter mir ins Schloss und stapfte zu meinem Tisch. Am liebsten hätte ich aus lauter Wut über den Kerl und meine eigenen Dummheit etwas zertrümmert. Wieso konnte bei mir nie etwas klappen? Hatte ich mir nicht erst vor kurzem geschworen mich unauffällig zu verhalten um Ärger aus dem Weg zu gehen? Statt dessen machte ich eine Dummheit nach der anderen. Frustriert begab ich mich ins Bad um mich bettfertig zu machen. Auch wenn es mir schwer fallen würde, war es das Beste erst mal keinen weiteren Gedanken an die Bilder zu verschwenden. Vor Montag konnte ich sowieso nichts daran ändern. Seufzend betrachtete ich mich im Spiegel. Von meinem Alkoholexzess des Vortages war nichts mehr zu sehen und auch körperlich ging es mir wieder prima. Zwar wirkte ich etwas blass, aber eher auf die noble Art und nicht kränklich. Meine Verwandlung hatte mir zu einer eindrucksvollen Erscheinung verholfen. Wenn ich es drauf anlegen würde, konnte ich wohl problemlos jemanden abschleppen. Seufzend legte ich die Zahnbürste weg und fasste meine Haare fürs schlafen zu einem Knoten zusammen. Danach zog ich mich nackt aus und begab mich zu Bett. Früher wäre mir so etwas nie in den Sinn gekommen, doch nun fand ich es recht bequem, ohne Kleidung zu schlafen.

      Ich lag noch lange Zeit wach und grübelte über das Geschehen der letzten Tage nach. Unschlüssig überlegte ich, mir Erleichterung zu verschaffen und mich dadurch vom Stress abzulenken, doch ich verwarf den Gedanken recht schnell. Die Idee war zwar verlockend, doch danach würde ich erst recht nicht einschlafen können. Was ich momentan weit nötiger hatte als Sex, war jemand zum Ankuscheln


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