Lykanta. Oliver Speier
aber intensive Affäre denken. In Gedanken durchlebte ich nochmal die schönen Momente mit ihr und versank dabei doch noch in den Schlaf.
Meine Träume waren, wie so oft in letzter Zeit, recht wirr. Ich stand wieder im Pausenraum des Küchenpersonals auf dem Tisch und strippte, doch die Leute um mich herum waren wenig angetan. Alle buhten und pfiffen mich aus. Ich blickte an mir herunter und mir war augenblicklich klar warum. Mein Körper war aufgequollen und ich hatte bestimmt 50 Kilo zu viel auf den Rippen. Mit einem Aufschrei wollte ich vom Tisch springen, um mich zu verstecken, wurde jedoch immer wieder zurück gestoßen. Plötzlich tauchte Susi in der Menge auf. Sie war nur mit einem Bikini bekleidet und lachte mich höhnisch aus. Dabei deutete sie anklagend auf mich und schrie.
" Verstehst du nun, warum ich dich verlassen habe? Du bist einfach zu fett und nicht hübsch genug für mich! "
Ich schreckte mit Herzklopfen aus dem Schlaf. Der Traum war lächerlich, da ich körperlich momentan Traummaße hatte. Mein Unterbewusstsein schien da jedoch anderer Meinung zu sein und ich ballte frustriert die Hände. Wieso suchte ich die Schuld bei mir? Ich hatte doch nichts falsches gemacht, oder doch? Erneut lag ich lange Zeit wach und grübelte vor mich hin, ehe ich in den Schlaf zurück fand. Die restliche Nacht verlief traumlos und wider Erwarten fühlte ich mich beim Aufstehen fit.
Heute war mein letzter Tag, an dem ich meine Strafe abarbeiten musste. Morgen war Samstag und ich würde theoretisch Zeit haben, meine geplanten Einkäufe in der Stadt zu erledigen. Das alleine war schon ein kleines High Light für mich und so machte ich mich, mit deutlich besserer Laune als in den letzten Tagen, auf den Weg.
Ich war recht früh dran und so nutzte ich die Zeit, um an der Pool-Bar süße Stückchen zu holen. Aus einer Laune heraus kaufte ich für Hermann auch gleich noch einen Kaffee. Dabei erwischte ich mich, mit einer Mischung aus Hoffen und Bangen nach Susi Ausschau zu halten. Es waren zwar einige Leute am Pool, doch ich erblickte nirgends ihre blonde Mähne. Irgendwie war ich zwar erleichtert eine Begegnung mit ihr vermieden zu haben, gleichzeitig nagte erneut die Frage in mir, wo sie jetzt wohl steckte. Seufzend machte ich mich auf den Weg zur Arbeit und versuchte die belastenden Gedanken, so gut es ging, zu ignorieren.
Heute war ich zu früh an der Schießanlage, was mir nach meinem verbockten Einstieg mit Hermann ganz recht war. Dieser ließ nicht lange auf sich warten und er nickte mir zufrieden zu. Als ich ihm dann auch noch den Kaffee und ein süßes Stückchen hinlegte, kam fast so etwas wie ein zufriedenes Brummen über seine Lippen.
" Willst mich wohl bestechen? ", meinte er abschätzend.
Biss dabei jedoch schon herzhaft in das Gebäck. Energisch schüttelte ich den Kopf.
" Nein, ich wollte mich damit für ihre Nachsicht gestern bedanken. "
Er nickte verstehend und nahm einen Schluck von seinem Kaffee.
" Ok, genehmigt. Heute klappt es ja ganz ordentlich. Wenn das so bleibt werden wir gut miteinander auskommen. "
Ich sah mich gezwungen ihn darüber aufzuklären, dass dies mein letzter Arbeitstag hier in der Schießbahn war, doch Hermann schüttelte verneinend den Kopf.
" Hat dir Tower nichts gesagt? Du wurdest uns vorerst zugeteilt. Natürlich nur wenn du willst. Es wäre jedoch eine prima Sache, da wir ja schon ewig unterbesetzt sind. "
Etwas Überrumpelt stand ich da. Bei genauerem Nachdenken war der Job gar keine schlechte Idee. Zwar war ich finanziell nicht darauf angewiesen, aber irgend etwas musste ich ja tun. Zudem machte mir die Arbeit Spaß. Hermann schien mein Zögern falsch zu verstehen, denn er klärte mich eifrig über meinen Gehalt auf. Als ich die Summe hörte, staunte ich nicht schlecht. Die Stelle war besser bezahlt als ich vermutet hatte. Innerlich hatte ich schon zugestimmt, doch ich blieb vorsichtig und hakte nach.
" Wie habt ihr euch das vorgestellt? Arbeite ich dann jeden Tag? "
Er nahm einen großen Schluck aus seinem Kaffee, ehe er mich aufklärte.
" Angedacht waren ja zwei volle und zwei halbe Tage pro Woche, aber ich und Tower sind da recht kulant, wie du deine Zeit einteilen willst. "
Ich zuckte mit den Schultern.
" Also momentan bin ich recht flexibel und kann mich da euren Bedürfnissen anpassen. "
Damit hatte ich wohl genau die richtigen Worte gefunden, denn Hermann strahlte begeistert auf.
" Klasse, ich habe nächste Woche einen wichtigen Termin am Freitag. Wenn es dir nichts ausmacht, trage ich dich dann einfach von Mittwoch bis Freitag voll ein, dann muss Tower keine Überstunden machen. "
Ich nickte zustimmend und Hermann zog eine Liste heraus, auf der er eifrig unsere Arbeitszeiten eintrug. Schmunzelnd beobachtete ich ihn dabei und konnte noch gar nicht recht begreifen, wie schnell und unverhofft ich an einen Job gekommen war. Nach jahrelangem Arbeiten am Schreibtisch, empfand ich ihn als angenehme Abwechslung.
In den nächsten Stunden war Hermann wie ausgewechselt. Er redete viel mit mir und wollte allerhand über mein früheres Leben wissen. Auch ich erfuhr einiges über ihn. Er arbeitete schon über dreißig Jahre unter den Vampiren. In jungen Jahren war er mit einer Vampirin liiert gewesen, doch seine Gefährtin hatte schon früh den Tod in einem der zahllosen Kämpfe gefunden. Er war irgendwie bei den Vampiren hängen geblieben und seit Gründung der Enklave vor zehn Jahren gehörte er zum Stammpersonal.
Neugierig fragte ich nach und nutzte seine Gesprächigkeit, um endlich mehr über die Enklave zu erfahren. Sie war scheinbar Matthias Idee gewesen und hatte sich anfangs gut entwickelt, doch seit zwei Jahren kam es vermehrt zu Problemen. Die Zahl der Vampire sank langsam aber kontinuierlich. Zum Teil wegen der immer aggressiveren Angriffe der Hunter und Werwölfe, doch gleichzeitig nahmen auch die Spannungen und Kämpfe unter den Clans zu. Bertram war laut seiner Meinung nicht der einzige gewesen, der Matthias gerne von seiner Position verdrängt hätte. Unter der Oberfläche brodelte es und die Machtkämpfe nahmen immer brutalere Ausmaße an. Bertrams Hinrichtung durch Matthias hatte zwar die größten Schreier momentan zum Verstummen gebracht, doch laut Hermann wurde im Verborgenen weiterhin auf die Absetzung von Matthias hingearbeitet.
So verging die Nacht recht kurzweilig und in angeregter Stimmung, da wir beide die wildesten Theorien entwickelten. Beim Verabschieden wurde mir erst klar, dass ich nun vier Tage frei hatte. Morgen war Samstag und wenn ich durfte, würde ich erst einmal in die Stadt fahren, um mir verschiedene Dinge für die Wohnung zu besorgen. Jetzt galt es jedoch erst mal meinen Hunger zu stillen und so machte ich mich auf den Weg zum Restaurant.
Statt Pierre begrüßte mich ein weit jüngerer Kerl. Dabei behandelte er mich so, als wären wir alte Bekannte und tatsächlich kam mir sein Gesicht irgendwie vertraut vor. Während er mich zu meinem Platz führte überlegte ich angestrengt woher wir uns kannten. Erst als er mir den Stuhl zurecht rückte und mich erneut ansprach wurde mir klar wer er war.
" Hier Lykanta, einen der schönsten Tische, für eine der schönsten Frauen, mit einem der heißesten Körper, die ich kenne. Ihre Show ist noch immer in aller Munde. "
Er war einer der Männer mit denen ich 'oben ohne' vor der Kamera posiert hatte. Gott sei Dank, ging er nicht weiter auf meine Darbietung ein. Statt dessen fragte er mich was er mir bringen durfte. Etwas verlegen klärte ich ihn darüber auf, dass ich mich bis jetzt immer auf Pierres Empfehlung verlassen hatte. Wissend nickte er und versicherte mir, bei der Küche nachzufragen, da die Leute dort am Besten wussten, was mir schmecken würde.
Das Trinken wurde von der gleichen Kellnerin wie schon tags zuvor gebracht. Bei meinem Anblick stockte sie kurz und man sah ihr deutlich die Angst an. Nachdem sie mein Getränk abgestellt hatte, wollte sie sich schnell entfernen, doch erneut hielt ich sie am Arm fest, diesmal jedoch sanft und ohne Gewalt. Ängstlich huschte ihr Blick zu mir und sie wirkte recht eingeschüchtert.
" Wie ist dein Name? ", fragte ich leise.
Hilfesuchend blickte sie sich um, doch niemand schenkte uns Beachtung. Sie schluckte mehrmals ehe sie antwortete.
" Petra, aber bitte glauben sie mir. Ich wollte sie bestimmt nicht verärgern, es tut..."
Ich