Lykanta. Oliver Speier
Ich saß total beschämt da und konnte nicht fassen was ich da hörte. Scheinbar waren alle bestens über mein Privatleben informiert. Zu erkennen, dass hier jeder über meine Liebschaft mit Susanne Bescheid wusste, war mir furchtbar peinlich. Ich sah schon wie alle hinter meinem Rücken auf mich zeigten und sich den Mund zerrissen.
Es erklangen einige "Ahh´s" und "Ohh´s" am Tisch. Mit feuerrotem Gesicht starrte ich betreten auf mein Teller. Wer bis jetzt noch nichts davon gewusst hatte, war spätestens jetzt im Bilde. Soviel zum Thema Privatleben. Am liebsten hätte ich fluchtartig den Raum verlassen, doch jetzt war sowieso schon alles zu spät. Ich machte mich auf dumme Bemerkungen gefasst und die erste ließ auch nicht lange auf sich warten.
Wolfgang blickte grinsend in die Runde und feixte.
" Na so was, ich wusste gar nicht, dass Susanne auf Frauen steht? "
Ich schwieg und verkniff mir einen Kommentar, da ich hier garantiert nur den kürzeren ziehen würde. Irgend ein weiterer Kerl meinte Augenzwinkernd.
" Na komm Wolfgang, bei so einer hübschen Frau wie Lykanta kann ich das gut verstehen. Ich würde auch nicht nein sagen, wenn ich die Chance auf mehr bei ihr bekommen würde. "
Alle lachten auf und ich schämte mich total. Jetzt war eingetreten, vor was ich mich all die Jahre gefürchtet hatte. Durch meine sexuelle Orientierung wurde ich Zielscheibe des allgemeinen Spottes.
Doch statt weiter darauf herumzureiten überraschte mich Wolfgang mit seinem nächsten Satz.
" Ist zwar schade für dich, dass es nichts mit ihr geworden ist, doch wer sich mit Susanne einlässt, dem muss klar sein, dass diese Beziehung nur von kurzer Dauer ist.
Fast unisono nickten alle Männer am Tisch mit den Köpfen. Mit großen Augen starrte ich in die Runde und fragte verwirrt.
" Ihr wollt mir jetzt aber nicht erzählen, sie hätte schon mit allen von euch etwas gehabt? "
Ein fetter, älterer Kerl am Ende des Tisches, kratzte sich an seinem drei Tagebart und schüttelte entschieden den Kopf.
" Nee, mit mir hatte sie nichts, ich wollte nicht! "
Der ganze Tisch brüllte vor Lachen und auch ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. Die Vorstellung Susanne würde etwas mit so einem Kerl anfangen, war einfach zu abwegig. Wenn ich mich umschaute, konnte ich eigentlich nicht glauben, dass sie überhaupt mit jemandem hier etwas angefangen hatte. Wobei, was wusste ich schon über Susanne? So gut wie nichts! Betrübt starrte ich vor mich hin. Wir waren eigentlich nie groß über eine Bettnummer hinausgekommen.
Wolfgang bemerkte meine Gemütslage. Er griff nach einer Flasche neben sich, entkorkte sie und füllte zwei Gläser. Nachdem er mir eins zugeschoben hatte, hob er seines in die Luft und prostete mir zu.
" Mach dir nichts draus Lykanta. Das Leben geht weiter und es werden andere hübsche Mädels kommen. Jetzt trinken wir erst mal einen, dann sieht die Welt gleich wieder besser aus. "
Der stechende Geruch aus dem Glas, ließ mich erkennen, dass hier hochprozentiger Alkohol vor mir stand. Ich wollte schon ablehnen, doch immer mehr Leute am Tisch schenkten sich davon ein und prosteten mir zu. Um nicht unhöflich zu erscheinen, blieb mir also nichts anderes übrig, als mitzutrinken. Zögerlich nahm ich das Glas in die Hand. Wolfgang hatte wohl nur darauf gelauert, denn er hob sein Glas in die Luft und gab einen Trinkspruch zum Besten.
" Für alle unter uns, die verlassen wurden und all jene, die noch verlassen werden. Prost! "
Ich fackelte nicht lang. Schnaps war nicht meine Welt. Als alle ihr Glas zum Mund führten, folgte ich ihrem Beispiel und kippte das Zeug mit einem Schluck hinunter. Ich setzte mein Glas fast zeitgleich mit Wolfgang ab. Der Alkohol brannte zwar etwas nach, doch ich war erstaunt wie leicht ich ihn hinunter bekommen hatte. Wolfgang zwinkerte mir zu und meinte erstaunt.
" Aber Hallo, du kannst ja gut mithalten. "
Ich holte Luft um etwas darauf zu erwidern, was sich sogleich als großer Fehler erwies. Zuerst fühlte es sich an, als würde ein Eiswind durch meine Kehle rauschen, doch dann hatte ich das Gefühl in meinem Rachen würde ein Feuer entzündet. Ächzend griff ich mir an den Hals und meine Sicht verschleierte sich vor Tränen. Ich würgte und rang um Luft. Gleichzeitig schüttelte es mich und Gänsehaut überzog meinen Körper. Mit weit aufgerissenen Augen sog ich gequält Luft in mich, um gleich darauf in wildes Husten zu verfallen. Wolfgang klopfte mir lachend auf den Rücken.
" Atmen Lyk, atmen! "
Es dauerte noch etwas, ehe ich mich gefangen hatte und mir die Tränen aus den Augen wischte. Ich schob das Glas von mir und meinte pikiert.
" Großer Gott, was haben wir da eben getrunken? Putzmittel? "
Mein Körper hatte schwer mit dem Alkohol zu kämpfen. Zwar ließ das Brennen im Hals nach, doch dafür bekam ich jetzt Hitzewallungen. Ich hob die Hand und fächelte mir Luft zu. Peter rief gut gelaunt in meine Richtung.
" Wo denkst du nur hin, das ist bester Selbstgebrannter. Der gibt sogar Ivan und seinen Jungs einen frischen Atem! "
Alle kicherten und auch ich fiel mit ein. Ich spürte wie sich der Alkohol in meinem Körper ausbreitete und wedelte erschrocken mit der Hand. Unsicher sprach ich meine Bedenken aus.
" Puhh Leute, ich glaub, der ist mir etwas zu stark. Ich merke jetzt schon wie er mir zusetzt. "
Eine ältere Frau griff nach der Flasche und begann die leeren Gläser vor uns erneut zu füllen. Dabei meinte sie gut gelaunt.
" Ach was Mädel, du kannst das locker vertragen. Ihr Vampire sauft uns Menschen jederzeit unter den Tisch. Jetzt isst du erst mal deine Semmel weg und dann gehts dir gleich wieder besser. "
Die Flasche wurde weitergereicht und ich befolgte artig ihren Rat. Zu meinem großen Bedenken stand das volle Schnapsglas schon wieder neben meinem Teller. Ich würde es wohl besser nicht mehr anrühren. Doch schon nach kurzer Zeit erhob sich Peter mit seinem Glas und prostete in meine Richtung.
" Auf die nette und auch noch sehr hübsche Vampirdame hier unter uns. Auf das sie so schnell wie möglich eine neue Liebe findet! "
Alle klopften begeistert auf den Tisch und hoben ihr Glas um mir zuzuprosten. Erneut konnte ich nicht kneifen und griff notgedrungen nach dem Glas. Hatte ich gehofft beim zweiten Mal besser mit dem Zeug klar zu kommen, wurde ich sogleich eines Besseren belehrt. Meine Reaktion sorgte für allgemeine Erheiterung, doch irgendwie war das Eis zwischen uns gebrochen. Es wurde viel gescherzt und gelacht am Tisch. Zwar wurde noch der eine oder andere Witz auf meine Kosten gemacht, aber auch die restlichen Leute am Tisch bekamen ihr Fett ab. Keiner machte eine große Sache aus meiner Neigung Frauen gegenüber. Ich entspannte mich immer mehr und fühlte mich richtig wohl. Der Alkohol tat sein übriges. Es wurde noch so manche Runde eingeschenkt und nicht wenige Trinksprüche flogen über den Tisch. Das Leben war schön!
Ist doch ganz einfach
Unschlüssig starrte ich auf die Bilder und überlegte wie ich vorgehen sollte. Ich studierte nochmals die recht schlüpfrigen Kommentare unter ihnen, doch nirgends gab es einen Hinweis, wer sie eingestellt hatte. Zuletzt blieb mir nichts anderes übrig, als mich bei der Rezeption nach einem Ansprechpartner für Probleme und Fragen zum Netzwerk zu erkundigen. Eine der Damen schrieb mir eine Telefonnummer und eine E-Mailadresse auf. Diese überreichte sie mir mit gelangweilter Miene. Beim Weggehen meinte ich, hinter mir ein unterdrücktes Kichern zu hören. Als ich mich umdrehte, war sie jedoch bereits mit geschäftigen Schritten ins Hinterzimmer verschwunden. Verärgert ballte ich meine Faust und setzte mich erneut an den PC. Per Email um Hilfe zu bitten würde viel zu lange dauern. So angelte ich mein Handy aus der Tasche und wählte die angegebene Nummer.
Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, ehe jemand am anderen Ende abhob.
Es folgte ein verschlafenes " Ja? " und danach herrschte Stille. Kein Name, keine Frage warum ich anrief. Das fing ja gut an. Aufgeregt stellte ich mich vor und schilderte in ausführlichen Sätzen mein Problem. Dabei wurde