Von den Göttern verlassen II. Sabina S. Schneider
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Sabina S. Schneider
Von den Göttern verlassen II
Bastarde
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Inhaltsverzeichnis
Die Definition von Ich
Hell wie die Sonne war dein Lächeln
Warum bist du nicht mehr hier
Die Welt ist nur noch Dunkelheit
Empfindungen hab´ ich nicht mehr
Meine Liebe brachte dir nur Schmerz
Doch vergessen kann ich nicht
Die Augen suchen nur nach dir
Schreit mein Herz vor Sehnsucht
Mein Name ist Schande und Verrat
Die Heimat für immer verloren
Die Suche nach dir vergessen
Seh´ ich dich halb-tot vor mir
In Sklaverei bin ich geboren
Freiheit war nur ein Wort für mich
Bis du in mein Leben tratst
Die Peitschenschläge verstummten
In Dreck geboren, durch Blut gezogen
Die Menschlichkeit fast verloren
Erblickte mein Herz deine Pracht
Du Retter meiner Seele
Mein Herz dürstet nach Abenteuer
Ich ergreife die Chance
folge dem Blau deiner Augen
Bereuen werden wir nichts
Im Netz der Intrigen verstrickt
Umwebt dein Gleichmut mein Herz
Das Feuer der Leidenschaft brennt
Ewiglich für uns tief in mir
Licht und Schatten vereint
Eine Liebe – verboten –
ihr Erzeugnis bringt Tod
und der Welt die Zerstörung
Von den Göttern verlassen
Sich selbst aufgegeben
Strömt die Welt voller Blut
Ihrem Ende entgegen
Serena saß in einer dunklen Kneipe in Torn und nippte an ihrem Bier. Wände, Tische und Stühle waren aus Stein, wie alles im Airenreich. Während die Senjyou mit dem Wald und seinen natürlichen Gegebenheiten in Einklang lebten, arrangierten sich die Airen mit den Bergen. Die Senjyou bezogen die Bäume wie in ihre Architektur auch in ihr Leben ein und die Airen meißelten sich aus dem Berg ihren Lebensraum. Über die Jahrhunderte hatten ihre Steinmetze eine eigene Ästhetik und Farbenwelt erschaffen. Von Weiß über Blau, Rosa, Rot, Türkis, Schwarz zu Silber und Gold wurde alles an farbigem Gestein verarbeitet, was das Gebirge jahrhundertelang eifersüchtig in seinem Inneren vor fremden Augen verborgen gehalten hatte.
Obwohl sich Serena in einer kleinen Spelunke befand, war der Tisch aus marmoriertem, glatt geschliffenem und poliertem Stein. Schwarz, durchzogen mit einem Muster aus weißen Adern, das nur die Natur schaffen konnte. Serena setzte ihren mit roten und grünen Steinen verzierten Kristallbecher klirrend ab. Auch nach mehreren Monaten in Magrem, hatten sich ihre Augen nicht an all die Farben, in denen die Airenstädte erstrahlten, gewöhnen können.
Vom Gebirge umschlossen, drang kaum Licht in die verschachtelten Gänge und Häuser der überirdischen Gebäude, die aus dem Gebirge gehauen und geformt waren. Erst recht gelang es keinem Strahl auf natürlichem Wege in die unterirdischen Räume. Und doch drang Licht in allen Farben durch die ganzen Stadt, überirdisch und unterirdisch. Jeder Sonnenstrahl wurde mit polierten Spiegeln aufgefangen und so oft reflektiert, bis er auch die dunkelste Ecke sanft erleuchtete.
Als Serena das erste Mal bei Sonnenuntergang durch Magrem geirrt war, hatten Tränen der Rührung ihren Blick verschleiert und die strengen Kanten des Gesteins zu weichen Rundungen verwischt. Die Stadt war in ein rotgoldenes Licht getaucht und jeder Stein, ob grün, blau, lila oder weiß, glühte in einem warmen Goldton.
Wie konnte ein Volk, das in so viel Farbenpracht und Schönheit lebte, nur immer so mürrisch und schlecht gelaunt sein? War es die dünne Luft oder die Angst jemand könne ihnen diese Schönheit stehlen? Eifersüchtig hortete jeder Airen die schönsten Steine, derer er habhaft werden konnte, anstatt ihr Funkeln und Strahlen mit anderen zu teilen.
Serena gelang es, zwei weitere Schlucke zu nehmen, ohne ihr Gesicht zu verziehen. Der Met der Vostoken hatte ihr nicht geschmeckt, das Bier der Airen jedoch war einfach widerlich. Auch nach Wochen konnte sie dem Gebräu nichts abgewinnen, aber im ganzen Airenreich schien es kein anderes Getränk zu geben. Man wurde skeptischer, mürrischer und noch unfreundlicher behandelt, wenn man auch nur versuchte, etwas anderes zu bestellen. Vor allem als Nicht-Airen.
Manchmal müsse man sich den Sitten anpassen, um akzeptiert zu werden, hatte Mikhael gesagt. Serena verstand es nicht, aber sie tat, wie ihr geraten wurde. In der passiven Rolle fühlte sich Serena am wohlsten.
Gewohnheit, hatte Mikhael es genannt.
Und wirklich, die Blicke der Airen schienen weniger mürrisch, weniger skeptisch und weniger unfreundlich zu sein, nachdem man gelernt hatte, das üble Gebräu, hergestellt aus den unterirdisch wachsenden grün-gelben Knollen, zu trinken, ohne das Gesicht zu verziehen. Vielleicht war es auch nur Wunschdenken.
Es war einfach sich selbst zu belügen.
Eine Erkenntnis, die Serena nur mit Mühe akzeptieren konnte. Man müsse ehrlich zu sich sein, denn wem in der Welt dürfe man vertrauen, wenn man sich selbst nicht glauben könne,