Don Carlos, Infant von Spanien. Friedrich Schiller
nicht aus.
Den Trotz des Bürgers würden Sie nicht dulden,
Ich nicht den Stolz des Fürsten.
CARLOS.
Wahr und schrecklich
Ist dein Gemälde von Monarchen. Ja,
Ich glaube dir. – Doch nur die Wollust schloß
Dem Laster ihre Herzen auf. Ich bin
Noch rein, ein dreiundzwanzigjährger Jüngling.
Was vor mir Tausende gewissenlos
In schwelgenden Umarmungen verpraßten,
Des Geistes beste Hälfte, Männerkraft,
Hab ich dem künftgen Herrscher aufgehoben.
Was könnte dich aus meinem Herzen drängen,
Wenn es nicht Weiber tun?
MARQUIS.
Ich selbst. Könnt ich
So innig Sie noch lieben, Karl, wenn ich
Sie fürchten müßte?
CARLOS.
Das wird nie geschehen.
Bedarfst du meiner? Hast du Leidenschaften,
Die von dem Throne betteln? Reizt dich Gold?
Du bist ein reichrer Untertan, als ich
Ein König je sein werde. – Geizest du
Nach Ehre? Schon als Jüngling hattest du
Ihr Maß erschöpft – du hast sie ausgeschlagen.
Wer von uns wird der Gläubiger des andern,
Und wer der Schuldner sein? – Du schweigst? Du zitterst
Vor der Versuchung? Nicht gewisser bist
Du deiner selbst?
MARQUIS.
Wohlan. Ich weiche.
Hier meine Hand.
CARLOS.
Der Meinige?
MARQUIS.
Auf ewig
Und in des Worts verwegenster Bedeutung.
CARLOS.
So treu und warm, wie heute dem Infanten,
Auch dermaleinst dem König zugetan?
MARQUIS.
Das schwör ich Ihnen.
CARLOS.
Dann auch, wenn der Wurm
Der Schmeichelei mein unbewachtes Herz
Umklammerte – wenn dieses Auge Tränen
Verlernte, die es sonst geweint – dies Ohr
Dem Flehen sich verriegelte, willst du,
Ein schreckenloser Hüter meiner Tugend,
Mich kräftig fassen, meinen Genius
Bei seinem großen Namen rufen?
MARQUIS.
Ja.
CARLOS.
Und jetzt noch eine Bitte! Nenn mich du!
Ich habe deinesgleichen stets beneidet
Um dieses Vorrecht der Vertraulichkeit.
Dies brüderliche Du betrügt mein Ohr,
Mein Herz mit süßen Ahndungen von Gleichheit.
– Keinen Einwurf- Was du sagen willst, errat ich.
Dir ist es Kleinigkeit, ich weiß – doch mir,
Dem Königssohne, ist es viel. Willst du
Mein Bruder sein?
MARQUIS.
Dein Bruder!
CARLOS.
Jetzt zum König!
Ich fürchte nichts mehr – Arm in Arm mit dir,
So fordr ich mein Jahrhundert in die Schranken.
Sie gehen ab.
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