Deadman's Hostel. Daimon Legion

Deadman's Hostel - Daimon Legion


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      „Denk mal, das heißt ja“, nahm er lässig ihre Reaktion entgegen und zog tief den Rauch in seine Lunge, ehe er sich erklärte: „Schätzchen, ich verrat dir jetzt mal, was bei den Erwachsenen Sache ist.

      In erster Linie dreht sich alles ums Geld. Wer welches hat, ist wer – wer keins hat, ist ’n Niemand. Du gehörst im Augenblick zur letzten Kategorie.

      Wer kein Geld hat, muss was andres bieten. Irgend’ne Dienstleistung oder Materialgüter. Aber ich bezweifle, dass du irgendwas kannst oder besitzt, was mir von Nutzen wär. Doch haste insofern Glück, dass du … im Groben und Ganzen ’ne Frau bist. Gut, Arsch und Titten sind bei dir noch nicht die Welle, aber hab schon weniger gesehen.

      Als Frau kannste ’nem Mann immer ’ne Sache bieten. Verstehste das?“

      Das Blut wich aus ihren Wangen und Sheryl wurde käsebleich.

       Er meint doch nicht etwa …

      „Hab ’nen Vorschlag für dich, Kleine … ob du annimmst, überlass ich dir.

      Willst also unbedingt ’n Zimmer, ’n Ort zum Ausruhen, ’n neues Zuhause – was weiß ich.

      Möglich, dass ich dir was vermieten könnte, so unter der Hand. Inoffiziell, so lang wie du bleiben willst. Normalerweise hätteste hier nichts verloren, aber ich kann mal nett mit dem Besitzer reden, der hat vielleicht nichts dagegen.“ Der Mann legte eine Pause ein, um etwas zu trinken, dann fuhr er fort: „Ist kein schlechter Platz hier. Kannst kriegen, was du willst und ich frag dich sicher nicht nach dei’m Ausweis. Komm mir bloß nicht bei mei’m Job in die Quere und mach hier nichts kaputt, dann läuft alles ganz entspannt.“

      „Ich … dürfte bleiben?“ Mit Not konnte Sheryl sich zurückhalten, nicht vor Freude in Tränen auszubrechen. Jedoch fürchtete sie zeitgleich die Bedingungen seiner überraschenden Großzügigkeit.

      „Bezahlen musste den Service trotzdem irgendwie“, kam er gleich darauf zu sprechen, „schließlich will ich nicht leer ausgehen. Und wie ich vorhin sagte, kannste als halbe Frau ganze Arbeit leisten.

      Für die Zeit, die du unter diesem Dach hier verbringst, gehörste mir. Klar?“

      Ihr Magen verkrampfte sich. Ein Klumpen Eis rollte durch ihre Eingeweide. Und das Herz schien auch stillzustehen.

      Dieser Mann … dieser verschwitzte, stinkende Mann wollte …

      Entsetzen breitete sich in ihr aus.

      „Schau nicht so schockiert!“, blaffte er das Mädchen an. „Bist alt genug für Sex! Ihr Teenies könnt’s doch gar nicht erwarten, endlich loszulegen, also hab dich nicht so pissig. Die Sache mit der Unschuld ist eh ’ne Einbildung der Kirche und den Jugendschutz hat die moderne Gesellschaft erfunden. Zu andern Zeiten wärste längst geschwängert worden.“

      „W-wir sind doch nicht im Mittelalter Europas!“, keuchte sie, über diese haltlose Behauptung empört.

      „In manchen Ländern kannste das auch heute noch haben. Mit zehn oder zwölf kommste untern Hammer und wirst gevögelt, sobald du tropfst“, belehrte er sie gereizt und gab einen kurzen, kräftigen Hieb auf die Stuhllehne.

      „Scheiße“, fluchte er, „der Deal ist gut! Überleg mal! Bett und Verpflegung fürs Ficken, besser kannste’s in deiner Situation nicht treffen – oder doch?

      Wenn ja, dann verzieh dich von hier, da ist die Tür!

      Kipp von mir aus draußen um! Vielleicht nimmt dich auch jemand mit, vögelt dich feste durch und dreht dir danach den Hals um – wenn du Glück hast! Ansonsten mach dich drauf gefasst, die nächste Zeit in der Gosse zu verbringen und von jedem verdammten Wichser bestiegen zu werden, bis du an irgendeiner hässlichen Krankheit krepierst! Oder geh zurück und lass’s dir von dem Scheiß-Dealer besorgen, damit du wie deine Alte verreckst! Egal, wie du dich entscheidest, ’n Schwanz zwischen den Bein’ wird dir nicht erspart bleiben!“

      Sheryl presste die Lippen aufeinander.

      Sie hatte Angst. Angst, weil der Mann recht hatte.

      „Logisch betrachtet, Schätzchen“, sprach er ruhiger weiter und goss sich das leere Glas voll, „bin ich deine bessere Wahl. Wir haben beim Deal schließlich beide was von. Du sogar noch mehr als ich …

      Aber ist ja dein Leben.“

      Sie und … er?

      Noch immer wurde ihr schlecht bei dem bloßen Gedanken daran, dass er ihre Haut berühren wollte. Sein ungepflegter Körper würde sich auch mit noch so viel Seife nicht mehr von ihr abwaschen lassen. Er würde sie in Besitz nehmen, damit sie überleben konnte.

      Selbst wenn sie nur bis morgen früh bleiben würde … wo sollte sie danach hingehen?

      Er hatte recht.

      Er hatte leider recht.

      Furchtsam kniff Sheryl die Augen zusammen und flehte, dass es doch einen anderen Weg geben könnte, als diesen Mann zu gehören. Doch ihr fiel nichts ein.

      Sie dachte an Nick. Und wie schön ein solcher Moment mit ihm gewesen wäre.

      „Na, wie sieht’s aus?“, holte der Fremde sie aus den Gedanken zurück. „Sind wir im Geschäft?“

      Sie umschlang sich fest mit den Armen und blickte ihn an.

       Wenn er gewaschen wäre …

       Frisch rasiert noch …

      Mit aller Kraft versuchte sie, sein abgetragenes Äußeres aufzuwerten. So betrachtet war er eigentlich auch … na ja, etwas hübsch. Zumindest schlank und sehnig. Das war besser als ein gieriger Lustmolch mit Halbglatze und Bierbauch. Wenn selbst ein dreckiger, unbearbeiteter Stein mit Wasser und Schleifpapier glänzen konnte, war dieser Typ vielleicht eine Art Rohdiamant. Jedenfalls hoffte sie das.

      Während sie so nachdachte, rauchte er eine neue Zigarette und trommelte mit den Fingern auf seinem Oberschenkel herum. Er war ungeduldig.

      „Wie … wie alt bist du?“, fragte Sheryl nervös.

      „Nicht so alt, wie du denkst“, knurrte er leise, „obwohl … für ’nen Teenie wie dich bin ich bestimmt schon aufm Weg ins Grab.“

      „Wie alt?“

      „Vierunddreißig.“

      Das Mädchen atmete durch.

       Ja, es könnte schlimmer sein. Wenn er doppelt so alt wäre, zum Beispiel.

      „Also …“, versuchte sie die Worte aus sich herauszupressen, „was hast du … dir vorgestellt? Was soll ich für dich tun?“

      Er zuckte gelassen die Schultern und sagte: „Wenig kompliziert. ’ne schnelle Nummer. Unpersönlich. Einfach Sex und fertig. Kein Gekuschel, kein Streicheln, kein Küssen. Hasse diese Gefühlsscheiße.“

      Sie nickte.

      „Für die Zukunft sollteste dir was merken, Krümel. Was wir hier tun, ist nur ’n Geschäft. Mach dir keine Illusion’ von wegen Beziehung oder Liebe. Ich rechne an dir die Miete ab und das war’s. Mehr ist da nicht. Und solang’s nicht unser Geschäft betrifft, sollteste dich weit von mir fernhalten.“

      Das hatte sie definitiv vor.

      Und was bildete sich dieser arrogante Kerl ein, dass sie ihn jemals lieben könnte? Es gab zigmal mehr schönere Jungen oder Männer, die keine kriminellen Vollversager waren.

      „Ich verstehe“, nickte Sheryl erneut.

      „Nun?“, forderte er sie auf.

      Sie fasste sich noch fester und schaffte es ein drittes Mal zu nicken.

      „Okay. Ich bin dabei.“

      Er sprang vom Stuhl auf und reichte ihr die Hand zum Geschäftsabschluss.

      Zögerlich ging sie auf die Geste ein und er schüttelte ihre Hand einmal


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