Abenteuer in Alex. Yennifer Woods

Abenteuer in Alex - Yennifer Woods


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Es schien Nicos Mutter zu sein. Mami sprach einfach zu schnell, ich verstand nicht einmal die Hälfte. Nach einer kleinen Ewigkeit legte sie auf. Ich hielt den Atem an. Mami drehte sich zu mir um.

      »Der Tierarzt war da gewesen und hat der Stute ein paar Spritzen gegeben und sie soweit versorgt. Die nächsten vierundzwanzig Stunden sind kritisch. Wenn die Stute die übersteht, besteht Hoffnung. Es wird bestimmt alles gut«, versuchte Mami mir Mut zu machen. Dann ging sie zurück in die Küche um Papi und Ellen die Neuigkeiten zu erzählen.

      Ich machte mich auf den Weg zum Strand. Ich wollte ein bisschen allein sein. Ich rief etwas in Richtung Küche und verkrümelte mich.

      Am Strand angekommen legte ich mich einfach auf den warmen Sand. Ich starrte in den blauen Himmel, sah jedoch immer wieder die Stute vor mir. Lange suchte ich nach einer Lösung; wie man so etwas in Zukunft vermeiden könnte, aber mir viel nichts ein. Ich fühlte mich einfach nur klein und hilflos.

      Lange hielt ich es am Strand nicht aus. Langsam lief ich zurück zum Haus. Ellen saß auf der Terrasse und spielte mit den Kätzchen. Als sie mich bemerkte, sah sie auf.

      »Mami und Papi sind noch mal kurz nach Makri gefahren, um ein paar Besorgungen zu machen. Geht es dir etwas besser?«, fragte sie mich besorgt. Ich nickte. Dann setzte ich mich zu ihr. Die Kätzchen wuselten um uns herum und waren ganz begeistert, dass wir so ausgiebig mit ihnen spielten. Wir sagten nicht viel. Ellen ließ mich in Ruhe und stellte nicht so viele Fragen und dafür war ich ihr sehr dankbar. Irgendwann faselte ich etwas von Hausaufgaben und verkrümelte mich auf mein Zimmer. Die Hausaufgaben waren natürlich eine Ausrede; stattdessen schrieb ich wieder einmal einen lagen Brief an Sandra. Danach fühlte ich mich etwas besser. In der Zwischenzeit waren auch meine Eltern wieder da. Wir aßen gemeinsam zu Abend und danach gab es noch eine Überraschung; Wir fuhren ins Kino. Das war das erste Mal seitdem wir nach Alex gezogen waren. Wo das Kino war wussten wir. Es lag genau an unserem Schulweg. Also fuhren wir los.

      Papi war wie immer wenn es um die Parkplatzsuche in der Stadt ging sehr nervös. Es war wirklich eine Glücksache abends nach acht Uhr einen Parkplatz zu ergattern. Der Filmstart rückte immer näher und Papi fuhr ununterbrochen seine Runden um das Kino. Irgendwann war uns das Glück dann doch Hold und wir stürmten ins Kino. Wir waren auf lange Schlangen an der Kasse vorbereitet, doch hier im Kino tat sich gar nichts. Ein älterer Herr (der Besitzer, wie sich später rausstellte) saß allein vor dem Eingangsbereich. Er begrüßte uns freundlich und kam zu dem Kassenhäuschen, was nicht besetzt war. Nachdem wir die Eintrittskarten bezahlt hatten führte er uns in den Kinosaal. Wir trauten unseren Augen kaum. Es waren gerade mal drei! Zuschauer außer uns da. Wir schauten uns alle ziemlich verdutzt an. Dann suchten wir uns die besten Plätze aus, was nun mal überhaupt nicht schwer war und machten es uns gemütlich. Papi lief noch einmal los um etwas zu knabbern zu besorgen. Dann endlich begann der Film.

      Das komische in Griechenland ist ja, das die Filme nicht auf griechisch sondern in der Originalsprache mit Untertitel laufen. Das hieß für uns, außer natürlich für Mami, wir kamen nur halbwegs mit. So schnell lesen, das war einfach noch nicht drin. Und so gut war unser Englisch auch nicht. Aber es machte Spaß und ich kam ein wenig auf andere Gedanken, was ja auch Papis und Mamis Absicht war.

      Nach der Vorstellung gab es für jeden noch ein superleckeres Eis und dann fuhren wir wieder nach Hause. Morgen war schließlich Montag und der Schulalltag hatte uns wieder.

      Morgens erwachte ich mit gemischten Gefühlen. Einerseits freute ich mich Maria wieder zu sehen, andererseits hatte ich Angst dass sie mir erzählen würde, dass die Stute es nicht geschafft hat.

      Frühstücken konnte ich beim besten Willen nicht. Eilig kippte ich nur meinen Kakao runter und schon eilten Ellen und ich zur Straße um den Bus anzuhalten. Ellen war wie immer pünktlich fertig, nur ich kam mal wieder nicht in die Gänge. Mami ermahnte mich noch ich sollte morgens vielleicht ein bisschen früher aufstehen, doch das hörte ich schon gar nicht mehr. Wir hatten es so gerade geschafft. Glück für uns, denn der nächste Bus fuhr erst in zwei Stunden. Wir zwängten uns in den wie immer vollen Bus und ich schaute mich suchend nach Maria um. Doch leider sah ich sie nicht. Das hieß, ich musste mich gedulden, bis wir ausstiegen.

      An unserer Haltestelle angekommen sprang ich aus dem Bus und lief auf die hintere Tür zu. Da war Maria. Erleichtert winkte ich und lief auf sie zu. Sie sah mich und lächelte. Ihre Augen verrieten mir, was mir brennend auf der Seele lag. Erleichterung machte sich in mir breit. Erfreut umarmte ich sie.

      »Es ist alles in Ordnung. Sie schafft es. Der Tierarzt war heute noch mal da gewesen«, hörte ich sie sagen.

      »Gott sei Dank«, erwiderte ich. Beschwingt machten wir uns dann auf den Weg zur Schule. Aus den Augenwinkeln suchte ich nach Nico, konnte ihn aber nirgendwo entdecken.

      »Wo ist eigentlich dein Bruder?«, fragte ich Maria nach einer Weile.

      »Ach, weißt du, dem ging es heute Morgen nicht so gut. Er ist zuhause geblieben«. Maria sah meinen besorgten Blick und fügte schnell hinzu: »Nichts schlimmes, er war nur die ganze Nacht bei der Stute. Mein Vater war heute Morgen richtig sauer. Er mag es nicht, wenn wir wegen der Tiere den Unterricht versäumen. Das gibt bestimmt noch Ärger«.

      Ich nickte nur. An Nicos Stelle wäre ich auch die ganze Nacht bei der Stute geblieben, egal was meine Eltern gesagt hätten.

      Der Schultag zog sich wieder wie ein Kaugummi in die Länge. Meine Motivation ließ auch zu wünschen übrig. Ich war richtig erleichtert als mittags das Ende eingeläutet wurde.

      Maria wartete schon am Schultor und gemeinsam gingen wir zur Bushaltestelle. Sehr gesprächig waren wir beide nicht. Zum Glück war der Bus pünktlich. Wir stiegen ein und setzten uns nach ganz hinten. In Chili stieg auch Ellen ein und setzte sich zu uns. Während der Fahrt erzählte sie uns von Hundewelpen, die frei auf dem Schulhof rumliefen und niemanden zu gehören schienen.

      »Sie sind total mager, strubbelig und verlaust aber total lieb und anhänglich«, erzählte Ellen mit Begeisterung.

      »Und du meinst, sie gehören niemanden?«, fragte ich Ellen. Bevor Ellen antworten konnte, meldete sich Maria hastig zu Wort.

      »Das ist typisch. Wo man auch hinsieht gibt es hier streunende Hunde. Sie sind nicht sterilisiert und vermehren sich ständig. Aber die kleinen Welpen haben kaum eine Überlebenschance. Wenn sich keiner der Kleinen annimmt, verhungern sie oder werden von Autos überfahren«.

      »Das ist hier leider ein Dauerzustand und man kann nichts dagegen unternehmen«, fügte sie traurig hinzu. Wütend starrte ich aus dem Busfenster. Sprechen konnte ich nicht. Die Hilflosigkeit, die ich plötzlich in mir spürte schnürte mir die Kehle zu. Tränen bahnten sich ihren Weg, obwohl ich mit allen Mitteln versuchte, sie zurückzudrängen. Fragen über Fragen kreisten in meinen Gedanken: <Warum kann man nichts dagegen unternehmen, warum bin ich nicht älter, dann hätte ich bestimmt eine Lösung gefunden, warum sind viele Menschen einfach so herzlos, warum…>, dachte ich.

      Dann endlich hielt der Bus an und wir konnten aussteigen. Maria nickte mir noch kurz zu und schon stiegen Ellen und ich die Bustreppen hinunter. Es tat gut die frische Meeresbrise auf meinem Gesicht zu spüren. Ich atmete einige Male tief durch. Dann überquerten wir die Straße und gingen die steile Einfahrt zu unserem Haus hinunter.

      Mami wartete schon mit dem Essen. Ein Blick auf unsere Gesichter genügte ihr, um zu merken dass mit mir etwas nicht stimmte.

      »Na was für eine Laus ist euch beiden denn über die Leber gelaufen«, fragte sie uns mit einem Lächeln.

      Ellen und ich erzählten ihr sofort von den kleinen Hundewelpen, die herrenlos auf dem Schulhof herumirrten. Mami schaute uns traurig an. Aber eine Lösung hatte auch sie nicht. Später, als Papi von der Arbeit kam, erzählten wir auch ihm von unserem Kummer. Papi blickte uns mit zusammengekniffenen Augenbrauen an.

      »Das ist wirklich schrecklich, aber wir können hier nicht alle herrenlosen Tiere aufnehmen, ihr braucht mich überhaupt nicht so flehend anschauen«, fügte er noch schnell hinzu. Davon war zwar nie die Rede, doch Papi wusste wohin dieses Gespräch führen würde, bevor es überhaupt angefangen hatte. Ich versuchte es trotzdem.

      »Aber


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