Parzival. Wolfram Von Eschenbach

Parzival - Wolfram Von Eschenbach


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Mundes sprach er da:

      5»Willst du bleiben, süßes Kind,

      Dich ehren alle, die hier sind.« –

      »Kannst du heut Nacht mich speisen,

      Den Weg mir morgen weisen

      Zu Artus (dem bin ich hold),

      10So mag verbleiben dir das Gold.«

      »Das thu ich,« sprach der Villan.

      »Ich sah nie Kind so wohlgethan:

      Ich bring dich als ein Wunder

      Vor des Königs Tafelrunder.«

      15Die Nacht verblieb der Knappe dort:

      Frühmorgens zog er wieder fort.

      Er hatte kaum des Tags erharrt;

      Der Wirth auch balde fertig ward

      Und lief voraus; der Junggesell

      20Ritt nach: sie waren beide schnell.

      Mein Herr Hartmann von Aue,47

      Ginover eurer Fraue

      Und Artus euerm König hehr,

      Ihnen kommt von mir ein Gast daher.

      25Seht, daß man sein nicht spotte.

      Er ist Geige nicht noch Rotte,

      Laßt sie ein ander Spiel sich nehmen:

      So muß sich ihre Zucht nicht schämen.

      Sonst wird eure Frau Enide

      Und ihre Mutter Karsnafide

      [144]Durch die Stampfmühl auch gezückt,

      Mit Hohn ihr Lob all überbrückt.

      Sollt ich den Mund mit Spott verschleißen,

      Meinen Freund wollt ich dem Spott entreißen.

      5Da kam mit dem Fischersmann

      Unser Knappe wohlgethan

      Des Landes Hauptstadt so nah,

      Daß man Nantes wohl ersah.

      Da sprach er: »Kind, Gott hüte dein.

      10Nun sieh, dort must du reiten ein.«

      Der Knappe guten Sinnes bar

      Sprach: »Weise mich noch näher dar.«

      »Das laß ich bleiben, liebes Kind:

      So stolz ist all das Hofgesind,

      15Käm ihm ein Villan zu nah,

      Der fände übeln Lohn allda.«

      Da ritt der Knapp allein voran

      Auf einen nicht zu breiten Plan

      Von bunten Blumen überzogen.

      20Kein Kurvenal hatt ihn erzogen.48

      Er wuste nichts von Kurtoisie:

      Der Ungereiste weiß das nie.

      Von Bast geflochten war sein Zaum,

      Sein armes Rösslein trug ihn kaum,

      25Strauchend thät es manchen Fall.

      Auch war sein Sattel überall

      Von neuem Leder unbeschlagen.

      Von Härmelin und samtnen Kragen

      Trug er kein zu schwer Gewicht;

      Mantelschnüre braucht er nicht:

      [145]Für Sukni und für Sürkot49

      Hatt er nur sein Gabilot.

      Der nie der reinsten Zucht vergaß,

      Sein Vater einst geschmückter saß

      5Auf dem Teppich dort vor Kanvoleis.

      Dem Furcht nie machte kalt noch heiß,

      Einem Ritter, der da kam geritten,

      Bot er Gruß nach seinen Sitten:

      »Gott wahr euch, rieth die Mutter mir.«

      10»Gott lohne, Junker, euch und ihr,«

      Sprach Artusens Basensohn,

      Den erzogen Utepandragon;

      Auch sprach derselbe Weigand

      Als Erbtheil an der Britten Land.

      15Es war Ither von Gahevieß,

      Den man den rothen Ritter hieß.

      All seine Rüstung war so roth,

      Daß sie den Augen Röthe bot.

      Sein Ross war roth aber schnell.

      20Allroth war sein Gügerel,50

      Seine Kovertür von rothem Samt,

      Sein Schild ein Feuer roth entflammt,

      Roth sein Korsett, laßt euch melden,

      Und wohlgeschnitten an dem Helden,

      25Roth war sein Schaft, roth war sein Sper;

      Roth auch hatt auf sein Begehr

      Sein Schwert der Schmied geröthet,

      Doch die Schärfe nicht verlöthet.

      Der König von Kukumerland,

      Roth von Gold in seiner Hand

      [146]Stand ein Becher reich geziert,

      Den er der Tafelrund entführt.

      Mit blanker Haut, mit rothem Haar

      Zum Knappen sprach er, freundlich zwar:

      5»Gesegnet sei dein süßer Leib,

      Dich trug im Schooß ein reines Weib.

      Der Mutter Heil, die dich gebar!

      Niemand war je so schön und klar.

      Du wirst der Minne Brand und Krieg,

      10Ihre Niederlage wie ihr Sieg.

      Du wirst der Frauen Wunsch und Lust,

      Du wirst ihr Jammer, ihr Verlust.

      Lieber Freund, willst du zur Stadt,

      So grüße doch, wie ich dich bat,

      15Den König Artus und die Seinen

      Und sag: nicht flüchtig zu erscheinen

      Woll ich hier warten und beschaun,

      Wer sich zum Kampfe wird getraun.

      »Es nimmt, hoff ich, all nicht Wunder.

      20Ich ritt hin vor die Tafelrunder

      Und machte Anspruch auf mein Land.51

      Diesen Kopf mit ungefüger Hand

      Erhob ich, daß der Wein entfloß

      Frau Ginoveren in den Schooß.

      25Das that ich, Anspruch zu erheben;

      Verbrannten Strohwisch übergeben,

      Davon wird russig leicht die Haut:

      Drum mied ichs,« sprach der Degen laut.

      »Auch um Raub bin ich nicht hergefahren,

      Meine Krone kann mir das ersparen.

      [147]Nun sage, Freund, der Köngin an,

      Nicht ihr hab ichs zur Schmach gethan,

      Nur den Werthen, die da saßen

      Und der rechten Wehr vergaßen.

      5Seins Könge, seiens Fürsten,

      Soll dort


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