Deadforce. Norbert Langenau

Deadforce - Norbert Langenau


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Mann mit grünem Umhang für sich. Schließlich erschien der Kellner, händigte beiden hölzerne Speisekarten aus und sprach:"Willkommen im "Zum Goldhaus". Was wünscht Ihr zu trinken? Das heutige Tagesgericht ist ein Wildschweinbraten. Dafür wurden extra Wildschweine aus den hiesigen Wäldern östlich der Stadt gefangen. Ihr Fleisch ist besonders zart. Serviert wird der Braten in einer herzhaften Sauce mit Kartoffelkroketten und Preiselbeeren. Allerdings muss ich Euch sagen, dass es das Tagesgericht erst ab 11:00 Uhr gibt. Ihr könnt es aber gerne vorbestellen."

      "Das klingt doch gut, ich möchte den Braten vorbestellen.", sagte Julian.

      "Sehr wohl. Für die Dame ebenfalls?"

      "Ich bin ein kleines Mädchen, du Speichellecker. Und nein, ich will keinen Wildschweinbraten. Eher würde ich kotzen. Ich möchte den süßesten Kuchen, den Ihr im Moment habt und dazu noch ein Glas voll Kirschmarmelade. Und zu trinken kalte Milch. Verstanden?"

      "Du bist ein ganz schön freches, kleines Ding. Aber ja, ich habe verstanden. Was wünscht der Herr?"

      "Keine Ahnung, was ist denn hier die Spezialität, wenn's um Frühstück geht?"

      "Nun, besonders beliebt ist unsere Frühstückspfanne. Sie beinhaltet vier Spiegeleier, drei Streifen feinsten Bauchspeck und vier Stück Magerschinken. Dazu gibt es noch ein Stück Roggenbrot und als besondere Empfehlung von mir einen Krug frisch gepressten Orangensaft als Getränk."

      "Das klingt großartig, genau das möchte ich bitte."

      "Sehr wohl, ausgezeichnete Wahl."

      Der Kellner entfernte sich. Marlene fing sogleich an, sich über ihn zu beschweren.

      "Der hat vielleicht Nerven. Jeder im Goldhaus kennt mich mittlerweile, er muss wohl neu sein."

      "Hättest du ihm dann nicht vielleicht sagen sollen, dass du die erstgeborene Tochter des Kaisers bist?"

      "Nein, das kann noch lustig werden. Sobald er mich beschimpft, kann ich ihn fertig machen, wenn ich ihm meine wahre Identität enthülle." Marlene grinste schadenfroh.

      "Aber das ist doch nicht gerecht. Wenn er wüsste, wer du bist, würde er den Boden küssen, auf dem du wanderst. Und nachdem wir heute schon an so vielen Orten waren, hätte er da einiges zu tun."

      "Ja, du hast ja Recht. Dennoch will ich sehen, ob er irgendwann von selbst erkennt, wer da vor ihm sitzt. Vielleicht beschwere ich mich über das Frühstück."

      "Es ist immer besonders taktvoll, Leute zu bestrafen, die sich bemühen.", hallte eine Stimme zu den beiden hinüber. Das musste der seltsame Mann in grünem Umhang gewesen sein.

      "Was war das?", fragte Marlene sofort laut nach und erwartete sogleich eine Antwort. Doch sie bekam keine. Also hakte sie nach. "Wenn Ihr ein Problem mit mir habt, dann kommt doch her und sagt es mir ins Gesicht."

      "Bist du wahnsinnig?!", fragte Julian sie aufgebracht, doch mit mäßiger Stimme. "Ich soll auf dich aufpassen, aber du kannst nicht einfach Fremde anpöbeln. Du bist nicht unbesiegbar, du bist nur ein kleines Mädchen."

      "Ach was, dem Lackaffen könnte ich trotzdem in den Arsch treten."

      "Davon gehe ich aus.", gab der Fremde im grünen Umhang nun von sich.

      "Dann kommt doch her, ich warte.", antwortete Marlene. Julian versuchte indessen, sie zurückzuhalten.

      Klack. Klack. Klack. Klack. Die Stadtwache des Osttores wurde indessen wieder einmal Zeuge einer seltsamen Begegnung. Denn ein Mann in weinroter Plattenrüstung stapfte mit laut hallenden Schritten immer näher auf das Osttor zu. Klack. Klack. Er trug am ganzen Körper diese sehr stabile Rüstung, außer an seinen Füßen. Dort trug er spitze, rote Lederschuhe. Sie besaßen niedrige Absätze, welche aus Metall waren. Daher kam auch der Lärm beim Auftreten. Klack. Klack. An der Hüfte hatte der Mann ein dunkelgraues Schwert befestigt, welches stark glänzte und Licht spiegelte. Es besaß keinen Parierschutz, aber einen Griff in der Form eines Herzens. Auch der rote Umhang, den er trug, besaß eine Herzform. An den beiden Halbkreisen des Herzens war der Umhang an seinen Schultern befestigt und auf Höhe seiner Unterschenkel endete er in der Spitze des Herzens. Der Mann besaß rötliches Haar und sehr dunkle, braune Augen. Klack. Klack. Die beiden Wachen, die Dave und Enrique von ihrer Schicht abgelöst hatten, blickten verdutzt drein und wussten nicht, was sie von dieser Gestalt halten sollten. Schließlich hatte der Fremde die Wachen und das Tor erreicht.

      "Halt. Keinen Schritt weiter. Wer seid Ihr?", fragte die eine Wache.

      "Wer ich bin, ist unwichtig. Wichtig ist nur Folgendes: Ich bin auf der Durchreise, habe Hunger und werde jetzt hier, in Erudicor, etwas essen. Wenn Ihr mich aufhalten wollt, muss ich Euch töten. Aber das wäre nur eine Verschwendung meiner Zeit und Eures Lebens. Also, lasst Ihr mich durch?"

      "Wieso wollt Ihr gerade in der goldenen Stadt essen?", fragte die andere Wache.

      "Weil ich aus Erfahrung weiß, dass das "Zum Goldhaus" die besten Gerichte in ganz Anthem Gows serviert. Auf diese köstliche Erfahrung möchte ich beim besten Willen nicht verzichten, wenn ich schon in der Nähe bin. Kann ich nun durch?"

      Die beiden Wachen sahen einander an und kommunizierten kurz mit Blicken. Schließlich sprach der eine:"Na schön, Ihr könnt hinein. Aber macht ja keinen Ärger."

      "Sicher nicht, ich bin ein vernünftiger Mann.", antwortete der Fremde und schritt schon bald hallenden Schrittes durch das geöffnete Tor. Klack. Klack. Klack.

      Indessen war Julians und Marlenes Frühstück serviert worden. Während Julian diese Köstlichkeit erst einmal begreifen musste, schmierte sich Marlene so viel Kirschmarmelade, wie sie konnte, auf ein Stück des süßen Kuchens nach dem anderen. Es handelte sich um einen Kuchen aus einer rechteckigen Form, durchsetzt mit kleinen Schokoladenstückchen. Jedem normalen Menschen hätte der Kuchen genügt, doch nicht Marlene. Sie wollte unbedingt noch Unmengen an Marmelade darauf haben. Das Glas Milch, das ihr der Kellner gebracht hatte, hatte sie auch mit einem Schluck geleert. Julian brauchte da schon etwas länger, um den ganzen Krug an Orangensaft auszutrinken. Schließlich nahm sich Marlene einfach auch was vom Orangensaft.

      "Was machst du da?", fragte Julian, während er gerade die Hälfte eines Spiegeleis mit einem Blatt Magerschinken verschlang.

      "Ich nehme mir den Orangensaft, was sonst?"

      "Das ist aber meiner.", gab Julian schmatzend von sich.

      "Lern erst einmal, wie man vor einer Prinzessin isst."

      "Du kannst dir doch auch noch etwas bestellen."

      "Damit dieser stümperhafte Kellner länger als notwendig in meiner Gegenwart ist?"

      "Was hast du gegen ihn, er hat doch alles richtig gemacht?"

      "Jetzt habe ich aber genug.", sagte plötzlich der Kellner, der gerade vorbei gegangen war, als Marlene ihn beleidigt hatte."Was gibt dir kleinen Göre das Recht, so über mich zu reden?"

      "Wisst Ihr eigentlich, wer ich bin?", fragte Marlene herausfordernd. Sie wollte den Kellner in ihre Falle tappen lassen. Dann würde sie ihn zur Sau machen.

      "Wer auch immer du bist, dein Benehmen gefällt mir gar nicht. Wollt Ihr nicht etwas dagegen unternehmen?", fragte der Kellner Julian mit erwartungsvollem Blick.

      "Das ist nicht mein Problem.", antwortete er schlicht.

      "Ich mache es aber zu Eurem Problem. Ihr seid mit ihr hergekommen. Es ist mir egal, ob sie Eure Schwester, Tochter oder ein entführtes Kind aus der Gosse ist, aber schafft sie hier heraus, sofort!"

      "Sehe ich etwa aus, wie jemand, der Kinder entführt?", fragte Julian aufgebracht. "Der Kellner ist wirklich ein Arsch", dachte er sich.

      "Siehst du, der kann sich nicht beherrschen.", sagte Marlene zu Julian. "Hau ihm eins in die Fresse!"

      Obwohl er Marlenes Rat nicht befolgen wollte, erhob er sich vom Tisch und stellte sich dem Kellner gegenüber. Dieser besaß dieselbe Statur wie Julian. Es war schwer zu sagen, wer bei einem Kampf wohl gewinnen würde. Marlene fand das alles mehr als belustigend und feuerte Julian schon an. Plötzlich hallte


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