Deadforce. Norbert Langenau

Deadforce - Norbert Langenau


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Stadt zum Meer zurückgelegt. Am zweiten Tag war es jedoch umso schwieriger, weil sich viele Berge Julian in den Weg stellten. Meistens ritt er lange Täler bis zum Ende, wo er dann mühsam über schmale Pfade die Berge besteigen musste. Die Hälfte der Zeit ging er zu Fuß neben dem Pferd, weil er sich so sicherer fühlte. Das Pferd war auch nicht gerade berauscht darüber, die Berge erklimmen zu dürfen. Manchmal gab es natürliche Höhlen, die an einer Seite in den Berg hinein und auf der anderen wieder hinausführten. Dann gab es Berge, die recht leicht zu besteigen und schnell überwunden waren. Dennoch nahm das viel Zeit in Anspruch und als schließlich die schlimmsten Berge hinter den beiden lagen und Julian endlich wieder auf freiem Felde reiten konnte, sah er im Westen schon die Sonne langsam verschwinden. Der zweite Tag war vergangen. Doch nun konnte es nicht mehr allzu weit sein. In einem einsamen Haus, das Julian inmitten von unendlich weiten Feldern und Wiesen fand, traf er auf ein altes Ehepaar, welches ihm gerne aushalf. Er musste nicht einmal das kaiserliche Siegel herzeigen und das war auch besser so. Denn die beiden verrieten ihm, dass er sich bereits in Falteritanien befand und die Hafenstadt Genòa nur noch einen Tagesmarsch entfernt lag. "Das sollte mit dem Pferd schnell zu bewältigen sein.", dachte sich Julian. Sein Pferd wurde wie auch am Vortag wieder versorgt und konnte sich von den anstrengenden Anstiegen auf die Berge erholen. Am nächsten Tag brach Julian wie gehabt früh auf und erreichte schon am frühen Nachmittag Genòa, ihres Zeichens die Hafenstadt Falteritaniens, die den Schiffsverkehr in westliche Richtung abwickelte. Alles, was nicht innerhalb des Mittelmeeres blieb, sondern sich durch den schmalen Mittelmeerpass zwischen Selvunia und Raspetanien hinaus in die weiten Ozeane der Welt bewegte, lief dort aus. Umgekehrt kam auch fast alles, was von außerhalb des Mittelmeeres eintraf, in Genòa an. Julian wollte nur über das Mittelmeer hinab zur Nordküste Raspetaniens, doch auch das war von hier aus möglich. Zunächst verkaufte Julian sein Pferd an einen Händler und bekam dafür immerhin 70 Silberlinge. Das kaiserliche Siegel hätte ihm beinahe das Geschäft versaut und außerdem hätte die Stadtwache ihn fast schon genauer unter die Lupe genommen. In einem Gefängnis zu landen und sich von Haggar Borrians Wachen befragen zu lassen, war das letzte, was er jetzt brauchen konnte. Natürlich konnte Julian gleich den nach Kaiser Therons Aussage alles andere als freundlichen König Falteritaniens um Hilfe bitten, doch wenn diesem irgendwas an ihm nicht gefiel, dann würde er vielleicht gleich exekutiert oder weggesperrt werden und wer sollte dann die anderen Reiche um Hilfe bitten? Nein, Haggar Borrian musste warten. Soviel stand fest. Wenn Julian sich Mühe gab, waren sie womöglich gar nicht mehr auf ihn angewiesen. Nun bestand die erste Aufgabe also darin, ein Schiff zu finden, das nach Raspetanien segelte. Schon bald hatte Julian ein großes Segelschiff entdeckt, auf das immer mehr Leute marschierten. Auch viele dunkelhäutige Menschen, die den Großteil der raspetanischen Bevölkerung ausmachten, befanden sich auf dem Schiff. Dann fragte Julian einen Mann mit sehr dunkler Haut und kahl rasiertem Kopf in einem knallgelben Gewand, ob das sein Schiff sei. Er stand selbstbewusst davor und sah jeden, der das Schiff bestieg, genau an. Deshalb nahm Julian an, dass er vielleicht der Kapitän sei.

      "Verzeiht, aber gehört Euch dieses Schiff?", fragte Julian.

      "Das kann man so sagen, mein Freund.", antwortete der Fremde. "Aber wo bleiben denn meine Manieren. Ich bin Odobar, Prinz des Nebels und Sohn des Statthalters von Bar Golan, der Handelsmetropole Raspetaniens. Mit wem habe ich das Vergnügen?"

      "Ich bin Julian aus Anthem Gows und ursprünglich bin auch ich in Raspetanien geboren. Es freut mich, Euch kennen zu lernen, Odobar."

      "Ganz meinerseits, Julian. Immer schön, einen Landsmann zu treffen. Was kann ich denn für Euch tun?"

      "Nun, wenn dies Euer Schiff ist, liege ich dann richtig in der Annahme, dass Ihr bald nach Raspetanien zurücksegelt?"

      "Das ist absolut korrekt, mein Freund. Noch heute Abend brechen wir auf in Richtung Apuerto. Falls Euch dieser Name nichts sagt, dabei handelt es sich um die nördlichste Hafenstadt ganz Afrikas. Noch dazu ist sie ungefähr gleich weit entfernt von der Hauptstadt Raspetaniens, Aschakrhan und Bar Golan, meiner Heimatstadt. Ich schlage dann natürlich den Weg Richtung Süden, nach Bar Golan, ein. Aber warum interessiert Euch das? Wollt Ihr mich begleiten?"

      "Ja, wenn das möglich ist, würde ich sehr gerne mit Euch nach Raspetanien segeln. Es ist von äußerster Dringlichkeit."

      "Tatsächlich? Dann ist es gut, dass wir einander begegnet sind. Denn bei dringlichen Angelegenheiten vermag ich Euch zu helfen. Worum genau geht es, mein Freund?" Odobar war sehr hilfsbereit und zögerte nicht einen Moment, Julian seine Hilfe anzubieten. Und das, obwohl er ihn nicht einmal kannte. Julian hätte auch einfach lügen können und in Wirklichkeit Motive haben können, Odobar zu schaden und er hätte ihm trotzdem geholfen. Das war der Geist von Raspetanien. Man begegnete allen als gleichgestellt und so konnte man natürlich auch allen Hilfe anbieten, auch wenn einige diese Hilfe gar nicht verdienen würden. Julian erklärte Odobar sofort, was eigentlich los war.

      "Es ist sehr wichtig, dass ich mit den Herrschern von Raspetanien spreche, denn Anthem Gows braucht dringend Eure Unterstützung. Erudicor, die goldene Stadt, steht kurz vor einem Angriff durch einen seltsamen Magier und seine 75 000 Mann starke Armee. Allein können wir diesen großen Angriff niemals abwehren. Wir benötigen unbedingt Eure Hilfe. Der Kaiser persönlich schickt mich, um Euch darum zu bitten."

      "Verstehe, das ist eine ernste Sache. So gerne ich Euch helfen würde, Freund, kann ich es leider nicht. Aber mein Vater kann es. Er als Statthalter von Bar Golan ist einer der fünf Herrscher von Raspetanien und somit befugt, Truppen an andere Reiche zu entsenden. Dennoch muss zuvor die Entscheidung von allen Mitgliedern des Rats der Fünf abgesegnet werden. Denn wie Ihr vielleicht wisst, lautet das Motto unseres Landes "Ohne Konsens keine Konsequenz"."

      "Das ist mir bekannt.", sagte Julian, der nicht begeistert darüber war, dass sich erst der Rat der Fünf beraten musste, bevor sie Truppen zur Unterstützung schicken würden.

      "Gibt es denn keine Möglichkeit, schneller Unterstützung von Euch zu erhalten?", fragte Julian schließlich.

      "Nein, so funktioniert unser Land nun mal. Bisher hat sich dieses System immer bewährt und wir werden jetzt bestimmt nichts daran ändern. Alles, was ich Euch ans Herz legen kann, mein Freund, ist, mit mir nach Bar Golan zu reisen und meinem Vater mitzuteilen, was Ihr mir gerade erzählt habt. Ich bin sicher, dass sowohl er als auch der Rest vom Rat der Fünf einsichtig sein werden."

      "Wie viele Krieger denkt Ihr, könnte Euer Reich entbehren, um Anthem Gows zu unterstützen?"

      "Ich denke um die 15 000 werden wohl abkömmlich sein."

      "Was, so viele?", platzte es aus Julian heraus. Die schiere Anzahl ließ ihn staunen.

      "Überrascht Euch das? Wir sind ein großes Reich und da muss natürlich eine entsprechende Anzahl an Kriegern vorhanden sein, damit wir nicht einfach überrannt und erobert werden."

      "Aber dann seid Ihr doch bestimmt das größte und mächtigste Reich der Menschen?"

      "Nein, dieser Titel steht Ganredlah zu. Kaiser Aloisius Rabenkrang versteht es meisterhaft, stetig neue Truppen ausbilden. Wenn es zu wenige Krieger in seinem Reich gibt, dann zwingt er einfach Bürger, die gar nicht wollen, Krieger zu werden. Sie können dann entweder kooperieren oder sterben. Er verkauft es dem Volk so, als ob es ihre Entscheidung wäre. Als ob irgendjemand sich lieber töten lassen würde, als ein Krieger zu sein. Wenn man allerdings Krieger für so einen Kaiser sein muss, wäre der Tod wahrscheinlich die bessere Alternative."

      "Aber das ist ja furchtbar. Wie kann er so etwas tun?"

      "Weil er ein rückständiger Mensch ist, der über ein riesiges Reich herrscht. Er kann tun, was er will und niemand hält ihn davon ab. Denn die Menschen fürchten einen Kaiser. Und das sollten sie auch. Deshalb wird unser Reich von mehreren Personen regiert, damit nicht einer die völlige Kontrolle an sich reißen kann. So etwas wie in Ganredlah darf niemals in Raspetanien passieren, aber auch genauso wenig irgendwo anders. Aber genug davon, kommt Ihr nun mit, mein Freund?"

      "Ja, ich werde Euch begleiten. Dann sehe ich mir Bar Golan an und überzeuge den Rat der Fünf davon, Anthem Gows zu unterstützen."

      "Keine Sorge, mein Freund. Ich werde Euch helfen."

      "Vielen Dank,


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