Deadforce. Norbert Langenau

Deadforce - Norbert Langenau


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kein Dorf, nicht einmal eine andere Oase. Nur grenzenlose Wüste wohin man sah. Wüste. Eine Düne. Noch eine Düne. Eine weitere. Sand. Unmengen an Sand. Eine einsame Gestalt am Horizont. Sand. Noch mehr Sand.

      Dann dämmerte es Julian.

      "Da kommt jemand!", schrie Julian sofort und als er das tat, beobachtete er ein seltsames Spektakel. Die Gestalt, die er ausgemacht hatte, verschwand einfach. Als ob sie nie da gewesen war. Doch alle hatten sich aufgerichtet und waren innerhalb kürzester Zeit um Julian herum versammelt.

      "Wo ist wer?", fragte ein Krieger aus Bar Golan.

      "Habt Ihr wirklich jemanden gesehen?", fragte einer von Odobars Männern.

      "Julian, mein Freund, ich glaube, dass die Wüste Euch zu schaffen macht.", gab Odobar schließlich von sich.

      "Nein, da war wirklich jemand. Ich habe ihn genau gesehen. Eine Gestalt wanderte dort am Horizont. Und es wirkte, als ob sie sich uns näherte.", gab Julian von sich. Er zeigte noch in die Richtung, wo er die Person erspäht hatte. Niemand war dort mehr zu sehen. Entweder erlaubte sich da jemand einen derben Scherz mit Julian oder er hatte wirklich eine Halluzination gehabt. Das gefiel ihm nicht, weil er sich bisher eigentlich immer sicher gewesen war, was nun Illusion und was Realität war. Abgesehen vom Angriff auf das Dorf, doch das zählte nicht, das es ohne Zweifel ein traumatisches Erlebnis gewesen war. Um sich abzulenken wollte Julian nun Dinge erfahren, die eindeutig wahr waren. Also fragte er Odobar:"Sagt mal, gibt es außer Raspetanien eigentlich noch andere Reiche in Afrika? Oder ist alles unterhalb von Eurem Land unbesetztes Areal?"

      "Nein, Julian. Das Land südlich Raspetaniens ist durchaus besetzt. Direkt südlich angrenzend liegt Dereboaea, das Reich der Nomaden. Doch dort solltet Ihr nicht hingehen, mein Freund. Außer natürlich, Ihr möchtet einen äußerst schmerzvollen Tod sterben."

      "Wieso, was stimmt denn nicht mit den Nomaden?"

      "Nun, sie sind sehr eigen. Wenn Ihr uneingeladen ihr Reich betretet, kann das katastrophale Folgen haben. Deshalb tut Ihr besser daran, diesen Ort zu meiden, mein Freund. Zum Glück kommen wir nicht mal ansatzweise in die Nähe der Grenze zu diesem schrecklichen Reich. Denn zwischen Bar Golan und der Grenze liegt noch einmal dieselbe Strecke, die wir gerade von Apuerto nach Bar Golan wandern. Und dafür bin ich auch dankbar. Es ist nur schade, dass die schönste Stadt unseres Reiches und womöglich sogar der ganzen Welt, so nahe an Dereboaea liegt." Odobar sah betrübt zu Boden.

      "Die schönste Stadt der Welt? Welche soll das denn sein?"

      "Habt Ihr schon mal von Lapeorla gehört, Julian? Das bedeutet "Perle" in der alten Sprache und genau das ist diese Stadt. Sie ist die Perle von Raspetanien und wie gesagt auch die Perle der ganzen Welt. Eine Stadt, so wunderschön, dass es Euch die Sprache verschlagen würde. So mancher ist auf seinen Reisen über diese gut verborgene Stadt gestolpert und nie wieder fort gegangen. Lapeorla befindet sich beinahe schon direkt an der Grenze zu Dereboaea, doch ist die Stadt von einer unscheinbaren Bergkette umrandet, sodass es schwer ist, dort hineinzukommen. Falls die Nomaden versuchen würden, die Stadt zu erobern, müssten sie den einzigen Eingang nehmen, den es gibt und dort würden sie gnadenlos von der Stadtwache vernichtet werden. Über die Berge können sie nicht, denn diese gelten als unüberwindbar. Es ist unmöglich, diese Berge zu erklimmen und selbst wenn man es schafft, muss man auf der anderen Seite noch immer nach unten und die Berge verlaufen auf beiden Seiten so steil, dass es ohne ein Seil und gute Metallhaken zum Festhalten erst recht unmöglich ist. Und selbst mit der richtigen Ausrüstung gibt es noch genug Tücken. So bin ich wenigstens ein wenig beruhigt, dass Lapeorla nicht so schnell von den Nomaden vernichtet oder eingenommen werden kann. Leider kann ich Euch selbst nicht viel von der Stadt berichten, denn ich war auch noch nie dort."

      "Dafür, dass Ihr noch nie dort wart, seid Ihr doch gut mit der Stadt und ihrer Umgebung vertraut. Sonst könntet Ihr mir nicht so viel darüber berichten."

      "Vielen Dank, mein Freund. Ich weiß das alles nur, weil mein Vater es mir von seinen Reisen berichtet hat. Irgendwann reise ich mal selbst dorthin. Dann kann ich Euch erzählen, wie es war."

      "Das würde mich freuen, Freund.", antwortete Julian. Er sah Odobar mittlerweile als einen guten Freund an.

      "Dann ist es beschlossen, Julian. Doch zuvor müssen wir erst Bar Golan erreichen und dafür sorgen, dass Erudicor nicht von der Armee dieses bösen Magiers überrannt wird. Wie hieß er noch gleich?"

      "Er nennt sich "Düsterer Magier". Aber ich habe ein wirklich schlechtes Gefühl bei ihm. Ich weiß auch nicht, was es ist. Doch irgendwie kommt er mir vertraut vor und dennoch habe ich Angst vor ihm."

      "Angst ist gut. Wenn Ihr Euren Gegner fürchtet, mein Freund, seid Ihr im Kampf umsichtiger und könnt nicht so schnell getötet werden."

      "Das klingt doch gut. Aber diesen verdammten Fröthljif werde ich niemals fürchten."

      "Wer ist Fröthljif?", fragte Odobar sofort. Dann erzählte Julian ihm die Geschichte, wie sein Dorf zerstört wurde und alle getötet wurden, die er je kannte.

      "Euer Verlust tut mir furchtbar leid, mein Freund. Aber es klingt so, als ob dieser Fröthljif ein sehr mächtiger Gegner ist. Dann solltet Ihr erst recht Angst haben, mein Freund. Unterschätzt ihn nicht, nur weil Ihr Euch rächen wollt. Handelt mit Bedacht und holt Euch Eure Rache mit einem kühlen Kopf."

      "Ich kann nicht. Noch nie zuvor in meinem Leben habe ich so viel Hass gegen irgendetwas oder irgendjemand verspürt. Und wenn es mich das Leben kostet: Ich töte Fröthljif. Ich töte diesen Sohn einer Hure."

      "Genau genommen gibt es keine weiblichen Trolle.", erklärte Odobar.

      "Was? Aber wie können sie dann mehr werden?"

      "So genau weiß ich das auch nicht. Aber ich glaube, dass mein Vater einmal erwähnt hat, dass ein spezieller Troll die Macht besitzt, andere Trolle zu erschaffen. Er wird einfach mehr Trolle erschaffen, wenn er Lust hat. Doch ich bin mir nicht sicher, ob es wirklich so einfach ist. Ihr solltet ihn selbst fragen, wenn wir ihn in Bar Golan treffen."

      "Gut, das werde ich tun. Ich hoffe nur, dass nicht Fröthljif dieser eine Troll ist, der andere erschaffen kann. Andererseits könnte ich dann dafür sorgen, dass nie mehr ein weiterer Troll erschaffen wird, wenn ich ihn töte."

      Odobar wandte sich ab. Er machte sich Sorgen, dass Julians Rache ihn irgendwann noch das Leben kosten würde. Da wusste er, was er zu tun hatte. Er nahm sich vor, in der Schlacht in Julians Nähe zu bleiben und ihm falls nötig gegen Fröthljif zu helfen. Er wollte ihm keinesfalls die Chance auf Rache durch einen persönlichen Zweikampf mit Fröthljif nehmen, doch er wollte ihn auch nicht sterben lassen. Odobar war entschlossen, seinen neu gewonnen Freund zu beschützen. Und das würde er auch tun. Julian blickte inzwischen wieder umher und versuchte, noch einmal die Gestalt zu erspähen, die er vorhin zu sehen geglaubt hatte. Doch nirgendwo ein Anzeichen einer solchen Gestalt. Vielleicht war es ja wirklich nur eine Halluzination und die Wüste hatte ihm nur einen Streich gespielt. Und dennoch hatte er so ein ungutes Gefühl im Magen. Das lag nicht am Essen, denn über die letzten Tage hatte er nicht viel gegessen. Großteils Reis, Fladenbrot, Ziegenkäse, Datteln und Nüsse. Obwohl alles sehr gut schmeckte, sehnte sich Julian nach einem Wildschweinbraten aus dem "Zum Goldhaus". Dieser Braten war eher nach seinem Geschmack. Fleisch war beim Reiseproviant nicht dabei und ein Kamel zu schlachten, stand außer Frage, denn sie benötigten jedes einzelne Tier. Auch wenn das Essen nicht unbedingt nach seinem Geschmack war, so hatte sein Magen es doch ohne Probleme vertragen. Umso nervöser wurde er, denn dieses Gefühl konnte nichts Gutes bedeuten. Er sah sich zu der Gruppe um und während er hoffte, dass sie bereits die Kamele abmarschbereit machten, passierte alles vor seinen Augen viel zu schnell. Er stand einfach abseits und sah zu, was geschah. Irgendeine seltsame Gestalt, die beinahe komplett in Leinenbandagen eingewickelt war, schwang gekonnt eine Kette umher, an deren Ende sich ein metallener Haken befand. Dieser grub sich tief ins Fleisch eines Kriegers aus Bar Golan. Genau am Hals hatte der Haken ihn erwischt und sobald er drinsteckte, wurde er auch schon wieder herausgerissen, während eine Blutfontäne aus dem Hals des Kriegers strömte. Er brach innerhalb weniger Sekunden zusammen und verblutete. Der zweite Krieger stürmte auf die einbandagierte Gestalt zu und stieß seinen Speer in ihre Richtung. Doch die Gestalt


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