Deadforce. Norbert Langenau

Deadforce - Norbert Langenau


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versammelte sich eine Gruppe von Personen, die schon seit Längerem keine Zusammenkunft erlebt hatte. Nun aber war es wieder an der Zeit. Die sieben finsteren Gestalten, alle in glänzende Gewänder aus schwarzem Leder gehüllt, ihre Gesichter durch in der Dunkelheit schillernde Elfenbeinmasken verdeckt, bildeten in der Mitte des düsteren Raums einen Kreis. Man konnte kaum die eigene Hand vor Augen sehen, denn die einzige Lichtquelle bestand aus schwarzen Kerzen, die ein dunkelrotes Feuer brennen ließen, welches nur minimal zur Erhellung beitrug. Beißender Geruch nach Verbranntem stand in der Luft. Hier drinnen gab es keinen Luftzug, keinen Windstoß von außen. Sie waren komplett von allem abgeschirmt und würden den Gestank bis zum Ende ertragen müssen. Die Gestalten blickten einander in der Kreisformation an, doch keiner konnte sehen, wenn ihn ein anderer ansah, denn die Masken, hinter denen sie sich verbargen, besaßen keinerlei Löcher für Augen, Mund oder Nase. Dafür stellte jede einzelne Maske in stilistisch vereinfachter Form einen Gemütszustand dar. Schließlich begann die Gestalt mit der schadenfroh grinsenden Maske zu sprechen.

      "Meine Brüder und meine Schwester. Willkommen zu unserer erneuten Zusammenkunft. Es ist viel zu lange her."

      Bei der Gruppe handelte es sich um sechs Männer und eine Frau. Die Gestalt fuhr fort.

      "Mittlerweile schreiben wir das Jahr 981, könnt ihr euch das vorstellen? Es ist schon über 200 Jahre her, seit unser Meister von dieser Welt getilgt wurde und wir unsere Aufgabe erhielten. Viel zu wenig haben wir seither bewirken können, viel zu leicht hat man uns übersehen. Doch ich finde, es ist langsam an der Zeit, dass die Welt spürt, wie brüchig doch der Frieden ist, der seit 200 Jahren auf ihr herrscht. Es reicht schon ein einziger kleiner Schubser und alles wird auseinanderbrechen. Deshalb brauchen wir jemanden, der das für uns bewerkstelligen kann. Einen Katalysator. Alleine könnten wir das nie tun, denn obgleich unsere Fähigkeiten für sich sprechen, sind sie nicht ausreichend für ein solches Unterfangen. Daher bitte ich euch, mir Vorschläge zu unterbreiten. Ich bin für alles offen. Soweit ihr jemanden wisst, der infrage kommen könnte, so teilt diese Information mit uns anderen."

      Keiner sprach, stattdessen überlegte jeder für sich. Doch die Gestalt mit der zornig blickenden Maske wurde ständig von dem verbrannten Geruch abgelenkt. Schließlich sagte er laut:"Verdammt nochmal, was ist hier passiert ehe ich angekommen bin? Habt ihr hier jemanden verbrannt?"

      "Das ist Madeleines Schuld. Sie wollte ein Feuer machen.", antwortete die Gestalt mit der schadenfroh grinsenden Maske.

      "Scheiße nochmal, Madeleine. Da hast du wieder ganze Arbeit geleistet.", gab die Gestalt mit der zornigen Maske von sich.

      "Jack redet Blödsinn. Ich habe vielleicht ein wenig zu viel Feuer entfesselt aber warm wurde es dadurch trotzdem.", rechtfertigte sich die Gestalt mit der traurigen Maske, die offensichtlich Madeleine war.

      "Schluss jetzt, so kommen wir nie weiter.", sagte die Gestalt mit einer fröhlichen Maske.

      "Elonius hat recht.", sprach die Gestalt mit der schadenfrohen Maske, vorhin als Jack betitelt, bestimmt. "Ignorieren wir diese kleinen Ablenkungen und denken lieber darüber nach, wer uns helfen wird, die Welt zu erschüttern und unseren Meister stolz zu machen. Wie ich bereits sagte, sind alle Vorschläge willkommen."

      "Ich wüsste da vielleicht jemanden.", gab die Gestalt mit einer verstört blickenden Maske von sich.

      "Dann erleuchte uns, Pietr.", sagte Jack.

      "Sehr wohl. Ich hörte da von einem aufstrebenden jungen Mann. Er soll sich gut mit dunkler Magie auskennen und scheint eine gewisse Vorliebe für Zerstörung zu haben. Das sind wohlgemerkt nur Gerüchte, die ich aufschnappte, jedoch klingt das ziemlich genau nach dem, was wir suchen. Ein unerfahrener Dummkopf mit ausreichend Macht, um etwas loszutreten. Wenn er versagt, fällt es nicht auf uns zurück und wir leugnen einfach, dass je eine Verbindung zwischen ihm und uns bestand."

      Jack klatschte sichtlich beeindruckt in die Hände. Der Rest der Gruppe stimmte ein. Pietr erfreute sich an der Wertschätzung und war froh, dass er die Lösung für ihr Problem gefunden hatte.

      "Genau deshalb bist du mein Stellvertreter, Pietr.", lobte Jack. "Genau so jemanden brauchen wir. Nun müssen wir nur noch entscheiden, wer von uns die Aufgabe bekommt, ihn auf den richtigen Weg zu lenken. Bietet sich jemand freiwillig an oder sollen wir abstimmen oder Streichhölzer ziehen?"

      "Ich bin für Marcus.", sagte Madeleine sofort.

      "Dem stimme ich zu.", bestätigte die Gestalt mit einer überrascht aussehenden Maske. "Wenn Marcus sich zuvor nicht über den Gestank beschwert hätte, wäre dieses Treffen um einiges ruhiger und schneller verlaufen."

      "Achso, nun wollt ihr mich also zum Sündenbock machen?", wehrte sich Marcus. "Darf ich euch daran erinnern, dass Madeleine in ihrer grenzenlosen Dummheit dafür verantwortlich war, dass ich überhaupt etwas zu beanstanden hatte? Wenn, dann sollte sie gehen. Ich stimme für sie."

      "Ich stimme für Marcus.", sagte Pietr.

      "Ich ebenfalls.", schloss sich Elonius an.

      "Auch ich werde für Marcus stimmen, denn es scheint so als ob er der einzige hier ist, der sich nicht für das höhere Wohl eine kleine Weile zusammennehmen kann. Wir alle haben unsere Eigenheiten, doch können wir uns beherrschen, wenn wir eine Zusammenkunft abhalten und wichtige Pläne besprechen. Dass Marcus der einzige ist, dem das nicht gelingt, spricht dafür, dass er entsendet werden sollte. Vielleicht lernt er dabei etwas über sich selbst und wenn nicht, wird es ihm hoffentlich eine Lehre sein.", sprach die Gestalt mit der schmerzverzerrt blickenden Maske.

      "Nun denn, das ist ja wohl einstimmig.", sagte Jack. "Alle stimmen gegen dich, Marcus. Ich übrigens auch. Vielleicht hat Madeleine eine Dummheit begangen, doch du warst nicht als einziger diesem Gestank ausgesetzt. Hast du einen von uns ein Wort darüber verlieren hören? Nein? Dann weißt du ja, warum du nun die Aufgabe hast, unseren Katalysator aufzusuchen und auf den richtigen Weg zu führen. Viel Glück und du solltest besser nicht scheitern."

      "Na schön, dann mach ich es eben. Ihr könnt mich alle mal.", schnauzte Marcus die anderen an.

      "Lass dir von Pietr die Einzelheiten zu unserem Ziel erläutern und dann suche es umgehend auf."

      "In Ordnung. Aber was genau soll er denn eigentlich für uns tun? Ich meine, wissen wir denn überhaupt, was genau die Aufmerksamkeit der Welt erregen wird? Was könnten wir ihn tun lassen, das die Welt derart erschüttert, dass ihre Bewohner gar nich anders können als uns dafür zu fürchten?"

      "Ganz einfach...", begann Jack und sein von der Maske verborgenes Grinsen war nun ebenso schadenfroh wie jenes auf der Maske selbst. "Wir lassen ihn Erudicor angreifen. Den Ort auf der Welt, an dem sich die meisten Leute auf einem Fleck befinden."

      Jack begann, schallend zu lachen und alle stimmten ein, sogar Marcus.

      Ihre Mission war klar, ihr Ziel festgelegt.

      "Mithriel sharrotteia bardagashaja seo Alleyoria.", sprachen alle gemeinsam ihr Mantra in der alten Sprache und beendeten anschließend die Zusammenkunft.

      Kapitel I: An einem kühlen Frühlingsabend...

      Die Erde, nicht das räumliche, wohl aber das kulturelle Zentrum der I. Dimension, der Welt der Sterblichen, im Jahre 981. Diese Geschichte beginnt in der Hauptstadt von Anthem Gows, dem zentralen Kaiserreich Europas. Bei ihr handelte es sich um die goldene Stadt, Erudicor in der alten Sprache und sie lag ungefähr in der Mitte des leicht ellipsenförmig aufgebauten Kaiserreichs. Die Stadt wurde deshalb so genannt, weil sowohl die perfekt kreisförmige, 30 Meter hohe Stadtmauer als auch die Dächer aller Häuser aus purem Gold bestanden. Genau in dieser wunderschönen und erhabenen Stadt regierte Kaiser Theron über sein Reich. Die goldene Stadt war zugleich auch die größte Stadt, die zu diesem Zeitpunkt auf der Welt existierte. Um die fünf Millionen Menschen lebten in Erudicor, mehr als irgendwo sonst auf der gesamten Welt. Selbst die anderen großen Städte der Welt konnten nicht mithalten. Sencogna, die zweitgrößte Stadt der Welt, hatte gerade einmal 2,8 Millionen Einwohner. Erudicor hingegen wuchs stetig und obwohl die goldene Stadtmauer den sicheren Bereich der Stadt begrenzte,


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