Mörderischer Handel. Ute Dombrowski

Mörderischer Handel - Ute Dombrowski


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Kommt er aus Eltville?“

      Ferdinand schlug die Akte des Gerichtsmediziners auf und las vor: „Bernd Fregge, vierundsiebzig, alleinstehend, Besitzer eines Hauses in der Felsstraße. Das sind die schönen alten Stadthäuser.“

      „Ich weiß, wir haben uns damals auch ein Haus in der Straße angesehen, aber das war nicht bezahlbar. Wenn er dort ganz allein gewohnt hat, muss er ja gut gelebt haben. Vielleicht wohnt aber noch jemand in dem Haus. Wir fahren sofort, den Staatsanwalt kann ich auch später informieren.“

      Sie nahm ihre Tasche und Ferdinand folgte ihr zum Auto. Nach zehn Minuten standen sie in der engen Straße und fanden das Haus direkt. Die Fassade war vor kurzem erneuert worden, alles sah gepflegt und sauber aus. In den Fenstern erblickte Bianca blühende Orchideen und einige Kübel im Eingangsbereich hatte man auch sehr hübsch bepflanzt.

      Sie stiegen die Treppe hinauf und klingelten. Drinnen ertönte ein Glockengeläut, aber niemand öffnete. Bianca und Ferdinand betraten die Straße und schauten sich um. Gegenüber kam gerade eine ältere Frau aus dem Haus und schaute die Kommissare äußerst misstrauisch an. Bianca ging zu ihr und grüßte sie freundlich.

      „Wissen Sie, ob außer Herrn Fregge hier noch jemand wohnt?“

      „Nein, der alte Herr war ganz allein seit dem Tod seiner Frau. Was wollen Sie denn von ihm?“

      Bianca zeigte ihren Ausweis und die Frau entspannte sich sichtbar.

      „Gott sei Dank, niemand von den Immobilienfritzen. Ich hatte schon Angst. Der alte Fregge ist am Wochenende in den Rhein gefallen und ertrunken. Wenn der sich mal nicht umgebracht hat.“

      „Wie kommen Sie denn darauf?“

      „Die haben den Tag und Nacht belauert.“

      „Wer DIE?“, fragte nun Ferdinand, der auch über die Straße gekommen war.

      „Diese Typen, die sahen düster aus. Bernd hat mir gesagt, dass sie sein Haus kaufen wollten. Unbedingt, sagte er, aber er hat nicht im Traum daran gedacht, das Haus wegzugeben. Hier hat er gelebt und hier war er glücklich, hier sind seine Erinnerungen an schöne Zeiten. Aber seit er allein war, hatte er sich zurückgezogen und immer noch getrauert. Und dann ständig diese komischen Männer, nein, nein, der ist ins Wasser gegangen. Es tut mir leid um ihn.“

      „Hatte er Kinder? Wer erbt das Haus jetzt?“

      „Sie hatten keine Kinder, darum war auch immer die Katze da. Die ist jetzt bei seinem Nachbarn. Manchmal nehmen auch Freunde von ihm das Tier.“

      „Danke für die Informationen. Waren diese Männer, wie sie sagen, auch bei jemand anderem?“

      „Ja, die ganze andere Straßenseite haben sie belästigt. Aber bei denen ist im Moment keiner da. Die sind alle arbeiten. Was macht denn eigentlich die Kriminalpolizei hier, wenn es doch Selbstmord war?“

      Bianca sagte ruhig: „Wir untersuchen auch solche Fälle. Hier ist meine Karte. Wenn Ihnen noch etwas einfällt oder diese Männer hier noch einmal auftauchen, würden Sie uns anrufen?“

      Die Frau nickte und ging zur Mülltonne. Bianca und Ferdinand liefen wieder über die Straße und riefen den Schlüsseldienst. Die Hausschlüssel waren weder in der Hosentasche noch in der Jacke des Opfers gewesen. Aber es war möglich, dass sie im Rhein versunken waren.

      Der Monteur, den sie schon viele Jahre kannten, öffnete ohne große Umstände die alte Haustür und war schnell wieder verschwunden. Ferdinand ging voran und sah sich zuerst in der großen Wohnküche um. Es war alles aufgeräumt und ordentlich. Bianca schaute in die anderen Räume im Erdgeschoss, aber auch hier sah alles normal aus. Das Katzenkörbchen stand im Wohnzimmer. Im Obergeschoss gab es ein Schlafzimmer mit Ehebett und drei weitere Schlafräume, in denen die Möbel mit weißen Tüchern abgedeckt waren. Das Ehebett war nur auf einer Seite bezogen, auf der anderen lag eine getrocknete Rose.

      Bianca lächelte, denn diese kleine Blume strahlte unendliche Liebe aus, die über den Tod hinausging. Sie verstand sehr gut, dass der Mann das Andenken seiner Frau in Ehren halten wollte. Ferdinand, der zu ihr gekommen war, strich ihr sanft über den Arm, als er ihrem Blick folgte.

      „Der Kühlschrank ist gefüllt, in der Obstschale ist frisches Obst, ein voller Wasserkasten steht in einer Ecke, also glaube ich nicht an Selbstmord. Wer deckt sich mit Lebensmitteln ein und bringt sich dann um?“

      „Niemand“, erwiderte Bianca, „außerdem hätte er die Rose mitgenommen. Schau mal die Bilder auf den Nachtschrank. Sie waren ein schönes Paar.“

      „Ich denke, es war Mord. Wir müssen etwas über diesen Immobilien-Deal herausfinden. Vielleicht hängt das alles damit zusammen.“

      „Lass uns mal beim Nachbarn klingeln.“

      3

      Als sie wieder auf der Straße ankamen, betrat soeben ein Mann im schwarzen Hemd das Grundstück nebenan. Die Kommissare eilten ihm hinterher, denn er war schon fast im Haus verschwunden. Im Vorbeigehen las Bianca den Namen am Briefkasten.

      „Herr Jischeck?“, rief sie.

      Der Mann drehte sich um und lächelte.

      „Ja bitte? Wer sind Sie und was kann ich für Sie tun?“

      Bianca hielt ihm den Dienstausweis hin und stellte sich und Ferdinand vor. Peter Jischeck sah sie neugierig an.

      „Sie sind hier wegen meines armen Nachbarn, oder? Bitte kommen Sie doch mit ins Haus. Ich kann Ihnen gerne etwas zu trinken anbieten und dann können wir uns unterhalten.“

      Die ausgesprochene Freundlichkeit des Mannes erwärmte Bianca das Herz und die beiden Kommissare traten ein. Das Innere des Hauses war ähnlich aufgebaut wie das des Nachbarn, nur herrschte hier viel mehr Leben.

      Bunte Bilder schmückten die Wände, dazwischen gab es Fotos mit Menschen aller Hautfarben und an den unterschiedlichsten Orten. Im Wohnzimmer prägten Bücher und von Kinderhand gezauberte Malereien das Bild. Bianca las: „Für Peter, du bist der Beste“. Auch das Schlafzimmer war voller Bücher und Erinnerungsstücke. Selbst auf dem Bett lagen Bücher und Fotos. Bianca musste schmunzeln, aber dann fiel ihr Blick auf den Talar, der auf einem Bügel am Schrank hing, mit einer Nadel war ein weißer Kragen festgesteckt, dessen zwei Zipfel ab der Mitte auseinanderklafften.

      Peter Jischeck war dem Blick der Kommissarin gefolgt und lächelte sie freundlich und offen an.

      „Sie sind Pfarrer?“

      Er nickte und erwiderte: „Ich bin Pfarrer, sehr gut erkannt. Der weiße Kragen versteckt sich immer in der Wäsche, also habe ich ihn festgesteckt. Man nennt ihn Beffchen …“

      „Das ist interessant, ich habe in meinem Beruf noch nie mit einem Pfarrer Kontakt gehabt. Nur bei der Beerdigung …“

      Bianca stockte und Peter Jischeck wusste sofort, dass das kein Thema für ein spontanes Gespräch war. Geschickt lenkte er die Kommissarin in die Küche und erklärte den Berg der Kuchenpakete auf dem Tisch am Fenster. Auch Ferdinand musste jetzt grinsen.

      „Hm, wir können uns beim Reden gerne eine Tasse frischen Kaffee gönnen und dazu ein Stückchen herrlichen Kuchen. Heute Nachmittag kommen Gäste, Freunde aus Syrien, wir reden über ihre Reise nach Deutschland und wie wir uns gemeinsam hier in Eltville engagieren können.“

      Bianca und Ferdinand wussten sofort, dass dieser Mann etwas ganz Besonderes war. Gerne nahmen sie die herzliche Einladung an und Bianca half beim Zubereiten des Kaffees. Sie trugen zwei Tabletts hinaus in den Garten, wo unter dem Kirschbaum ein großer ovaler Tisch stand und zur Geselligkeit einlud.

      „So, Frau Kommissarin, danke für die Hilfe, setzen Sie sich doch. Herr Kommissar, vielleicht können Sie ein wenig heranrücken. Sie kommen ja wegen meines Nachbarn. Der arme Kerl war heute auch eingeladen, aber nun kann er nicht mehr bei uns sein. Seine Katze Luna sitzt Tag und Nacht am Fenster und wartet, dass er zurückkommt.“

      „Die ältere


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