Ein moderner Lederstrumpf. Robert Kraft

Ein moderner Lederstrumpf - Robert Kraft


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Prairie, hier nur mit spärlichen Grasbüscheln bedeckt, nahm jene schlüpfrige Beschaffenheit an, welche Jeder von der schlechten, aufgeweichten Landstrasse her kennt.

      »Hier wird es per Rad schneller gehen als zu Fuss,« meinte Starke, die Maschine niedersetzend, »probiren Sie, wie es sich fährt«

      Zwei Mal versuchte Ellen vergeblich, in den Sattel zu kommen, das dritte Mal brachte sie auch nur einige Umdrehungen fertig, sie kippte wieder um. Die schmalen Räder drangen doch noch sehr tief in den Schlamm ein.

      »Da werden wir wohl wieder Vorspann nehmen müssen,« sagte Starke gutmüthig, den Lasso von den Hüften lösend.

      Während er die Lederriemen an die Lenkstange knüpfte und Ellen ihren Revolver an sich nahm, stiess Hassan ein leises Knurren aus. Starke folgte seinem Blicke, Ellen gewahrte nichts, er zog ein kleines Fernrohr aus der Tasche, richtete es rückwärts und stellte es ein. Der Hund knurrte drohender.

      »Da sind sie. Vielleicht zwanzig. Hören Sie Hassan erzählen? Er sagt mir, dass es Feinde sind. Sonst könnte ich das nicht wissen. Es könnten ja auch andere Reiter sein. Aber Hassan irrt sich nicht, er wittert es. Jetzt unterscheide ich sie deutlicher. Sie jagen in voller Carriere, haben uns gesehen. Nun auf das Rad und in die Pedale getreten, was das Zeug hält. Wohl beugen Sie den Kopf herab, um die Luft zu durchschneiden, aber in Gedanken halten Sie den Kopf hoch — sie sollen uns nicht bekommen.«

      Er hatte sein Rad sofort in der Gewalt, und da er das andere hochzog, kam Ellen leicht auf das ihre.

      »Vorwärts! Nicht umgesehen! Lassen Sie den Revolver stecken, Instructionen gebe ich Ihnen später, wenn es nöthig sein sollte.«

      Die Locomotive zog an, in den Lederriemen krachte es, schneller und schneller drehten sich die Kurbeln. Der zähe Schlamm konnte diesen Mann nicht hindern. Ellen wurde nur von einem Gedanken beherrscht: wenn jetzt etwas bricht, etwas reisst, sind wir verloren. Sie setzte ihre ganze Kraft ein, um sich möglichst wenig ziehen zu lassen, sie keuchte vor Anstrengung.

      Immer fester wurde der sterile Boden, die Strömung des Wassers hatte mit dem Schlamme die Unebenheiten ausgeglichen, immer schneller und schneller ging es. Ellen's Füsse wirbelten nur noch herum, ihre Kraft war erschöpft.

      Ein Blockhaus tauchte auf, ein weisser Streifen zog sich durch die braune Prairie — und hinter ihnen ertönte ein gellendes Geheul. Ellen erblasste.

      »Das ist die alte Poststrasse, dort am Blockhaus ist die Grenze!« schrie Starke.

      Ellen hörte die Aufforderung heraus, noch einmal raffte sie alle Kraft zusammen.

      Ein tiefer Graben längs der Strasse, Starke sprang ab, fing sie auf, war mit beiden Rädern hinüber, er schnitt den Riemen ab, Ellen sah hinter sich, dort raste die brüllende Reiterschaar, noch etwa 300 Meter entfernt, sie schwangen die Lassos — da war sie schon wieder mit einem Griff auf ihr Rad gehoben, es wurde fortgestossen, Starke war an ihrer Seite.

      Die Strasse war eben und hart wie Stein, es herrschte Windstille, den Sturm erzeugten die Fahrer selbst. Aber ein klapperdürrer, schonungslos angetriebener Prairiegaul, dem das Blut aus den Flanken spritzt, greift anders aus als ein wohlgenährtes Gendarmeriepferd.

      Das Blockhaus sauste vorbei, vor Ellen's Augen und Ohren sauste Alles. Nur schattenhaft sah sie grosse Rinderheerden, auch vor ihr jagten Reiter wie Schemen über die Prairie, verschwanden hinter einer Waldecke.

      Starke blickte sich um.

      »Sie sind über der Grenze,« sagte er ganz ruhig. »Wir haben sie schon nicht mehr hinter uns. Jetzt kommt eine andere Nummer des Programms; dort sammeln sich schon die Ohiojungen. Bremsen Sie, springen Sie ab, Sie sollen etwas zu sehen bekommen, was in Ihrer Erinnerung nicht fehlen darf.«

      Er fuhr langsamer und sprang ab, Ellen that desgleichen, stemmte sich auf das Rad, um nicht zusammenzubrechen. Alles war ihr unfassbar.

      Nein, verfolgt wurden sie nicht mehr. Warum ritt denn die Reiterschaar jetzt drüben auf der anderen Seite der Landstrasse?

      Da brach es hinter jener Waldecke wie ein donnernder Wirbelwind hervor; zwei Dutzend Cowboys, die geschwungenen Revolver blitzten in der Sonne.

      »Hip hip hurrah für Ohio!« brüllte es jauchzend auf der einen Seite.

      »Hip hip hurrah für Virginia!« antwortete es auf der anderen.

      In rasender Flucht jagten die beiden Reitertrupps auf einander zu, jetzt knatterten die Revolver, schon gab es herrenlose Pferde, jetzt prallten sie zusammen; Schüsse fielen nicht mehr, dafür blitzten die breiten Bowiemesser, sie hielten sich zum Ringkampf umschlungen, immer mehr ledige Pferde, die Reiter stürzten, rissen sich aus den Sätteln, kämpften am Boden mit dem Messer weiter ......

Grafik8

      »Was — träume ich denn? Ist das nicht eine richtige Schlacht.« flüsterte Ellen.

      »Nein, das ist nur ein unschuldiges Sonntagsnachmittagsvergnügen in der Prairie. Bilden Sie sich einmal fest ein, Sie befänden sich im Theater. Denn für diese dort ist das nichts weiter als eine lustige Comödie, die sie spielen. Bei uns gehen die jungen Leute am Sonntagnachmittage zum Kegelschieben, hier wird, seitdem die Cowboys keine Indianer mehr zum Scalpiren haben, ein fideler Grenzkrieg arrangirt. Es ist nicht so schlimm, wie es aussieht. Es geht dabei auch ganz chevaleresk zu. In einer Entfernung von 20 Galoppsprüngen darf nicht mehr geschossen werden, dann fängt das Bowiemesser an zu arbeiten, wer am Boden liegt, den darf man nicht mehr stechen. Freiwillig legen sie sich natürlich nicht hin, so kitzlich sind die nicht. Dann, wenn das Spielchen aus ist, begraben sie die Todten, nachdem sie ihnen die Silbersporen und Waffen abgenommen haben; lachend schneiden sie sich einander die Kugeln heraus, nähen die Messerschlitze mit Schusterzwirn zu; wer einen caputgeschossenen Finger hat, der hackt ihn sich selber ab und macht einen guten Witz dabei — dann ziehen die beiden feindlichen Parteien brüderlich vereint zum nächsten Storekeeper, setzen die Hinterlassenschaft der Todten in Whisky um, und beim Becherklang machen Sie das Rendez-vous zum fröhlichen Spiel für den kommenden Sonntag aus. O ja, es lässt sich gemüthlich leben in der Prairie. — Doch kommen Sie, der Vorhang wird bald fallen, wir wollen mit der liederlichen Schauspielerbande nicht noch einmal in Berührung kommen, die pumpt einen nur an.«

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