Milly Darrell. Мэри Элизабет Брэддон

Milly Darrell - Мэри Элизабет Брэддон


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hatte ihre Selbstbeherrschung wieder einigermaßen erlangt, als sie den eintretenden Besucher begrüßte und in wenigen Minuten unterhielten wir uns in der gewöhnlichen freundschaftlichen Weise.

      »Sie sehen, Miß Darrell, daß ich keine Zeit verloren habe, Ihrem Papa meinen Besuch abzustatten,« sagte er. »Ich bin nicht zu stolz, ihm zu zeigen, wie sehr ich wünsche, seine Freundschaft wieder zu erlangen, wenn ich sie in der That jemals besessen hatte.«

      Während dem trat Mr. Darrell ins Zimmer und obschon er sich vorgenommen haben mochte, den Gebieter der Priorei möglichst kalt zu empfangen, so wurde doch sein Benehmen bald milder und herzlicher. Angus Egerton hatte einen gewissen Zauber in seinem Wesen, der sich nicht leicht beschreiben läßt und der, wie ich glaube, einen mächtigen Einfluß auf alle Diejenigen ausübte, die ihn kannten.

      Ich bildete mir ein, daß Mr. Darrell diesen Einfluß ebenfalls fühlte, dagegen kämpfte und ihm zuletzt nachgab. Ich sah, daß er seine Tochter aufmerksam, ja selbst ängstlich beobachtete, während sie mit Angus Egerton sprach, als ob er bereits über den Zustand ihrer Gefühle in Bezug auf ihn Verdacht hätte. Mr. Egerton hatte das offene Portfolio erblickt und darauf bestanden, die Skizzen zu betrachten, obschon es keineswegs die ersten waren, die er von Millys Hand zu sehen bekam. Ich bemerkte das ernste, fast zärtliche Lächeln, womit er die kleinen künstlerischen Stücke aus dem Cumberholz besichtigte. Die ganze Zeit über, während er diese Skizzen betrachtete setzte er seine Unterhaltung mit Mr. Darrell fort, von der Umgegend und den Veränderungen, die in den letzten Jahren vorgegangen, und ein wenig von der Priorei und den Verbesserungen, die er in derselben vorzunehmen gedachte, sprechend.

      »Ich kann nur im Schneckenschritt vorgehen,« sagte er, »da ich entschlossen bin, mich nicht in Schulden zu stürzen und verkaufen will ich auch nicht.«

      »Ich wundere mich, daß sie niemals den Versuch gemacht haben, die Priorei in den Jahren, die Sie im Ausland zugebracht, zu vermiethen,« warf Mr. Darrell ein.

      Mr. Egerton schüttelte lächelnd den Kopf.

      »Ich konnte mich nicht dazu bringen,« sagte er, »obschon ich nothwendig genug Geld bedurfte. Es war nie ein fremder Gebieter zu Cumber« seit es den Egertons gehört. Es ist wahrscheinlich eine törichte Sentimentalität von meiner Seite; aber ich glaube, ich würde lieber den alten Platz langsam verfallen lassen, als in dem Besitz von Fremden sehen.

      Er stand am Tische, wo das offene Portfolio lag, mit Milly zur Seite und eine ihrer Skizzen in der Hand, als Mrs. Darrell durch das zunächst dieser Gruppe befindliche Fenster eintrat und, aus der Schwelle stehen bleibend, ihn erblickte. Ich glaube, ich war die einzige Person, die ihr Gefühl in diesem Augenblicke sah. Es war ein so plötzlicher Ausdruck, der darauf erschien, ein Ausdruck halb des Schreckens, halb des Schmerzes, und er verschwand so schnell wieder, daß ich kaum Zeit hatte, ihn zu fassen, als er schon wieder verschwunden war; aber es war ein Ausdruck, der mir die fast vergessene Scene in dem kleinen Studirzimmer der Priorei wieder ins Gedächtniß zurückrief und meine Verwunderung darüber erregte, was es wohl sein könnte, daß den Angus Egerton, entweder im Fleisch oder im Bild, zu einem Gegenstand der Aufregung für Millys Stiefmutter machte.

      Im nächsten Augenblick stellte Mr. Darrell seinen Besuch seiner Frau vor und als dies geschah, heftete ich meinen Blick auf Mr. Egertons Gesicht. Es war bleicher als gewöhnlich und der Ausdruck in Mrs. Darrells Gesicht schien sich gewissermaßen darin wiederzuspiegeln. Ich hielt es nicht für möglich, daß dieser beiderseitige Ausdruck ohne eine Bedeutung war. Ich hegte vielmehr die Ueberzeugung, daß diese beiden Leute sich bereits früher gekannt haben müßten.

      Von dem Augenblicke an, wo diese Verstellung stattfand, trat eine Veränderung in Mr. Egertons Benehmen ein. Er legte ohne ein weiteres Wort Millys Skizze nieder und stand unbeweglich da, die Augen mit einem sonderbaren, halb verwirrten Blick auf Augusta Darrells Gesicht gerichtet, wie ein Mann, der dem Zeugniß seiner eigenen Sinne nicht traut.

      Mrs. Darrell dagegen schien jetzt ihre ganze Selbstbeherrschung wieder erlangt zu haben und plauderte fröhlich über des Vergnügen der Reise in Tyrol im Vergleich zu der Einförmigkeit des Lebens in Thornleigh.

      »Ich hoffe, daß Sie ein wenig Leben hier in die Gesellschaft bringen werden, Mr. Egerton,« sagte sie. »Es ist wirklich eine angenehme Ueberraschung, einen neuen Nachbarn zu finden.«

      »Ich sollte mich durch diese Bemerkung sehr geschmeichelt fühlen; aber ich zweifle an meiner Fähigkeit, etwas zur Belebung der Geselligkeit dieses Theils der Welt beitragen zu können. Und ich glaube nicht, daß ich länger in Cumber bleiben werde.«

      Milly sah ihn mit einem überraschenden Blick an.

      »Mrs. Collingwood hat uns doch gesagt, Sie hätten sich gern in Cumber niedergelassen,« bemerkte sie, »und daß Sie die Absicht hegten, den Rest Ihrer Tages als Landedelmann zuzubringen.«

      »Ich mag zuweilen einen solchen Traum geträumt haben, Miß Darrell; aber es gibt Träume, die nie zur Wahrheit werden.«

      Er hatte sich jetzt wieder vollkommen ermannt , und sprach in seinem gewohnten Tone. Mr. Darrell , lud ihn für einen der nächsten Tage, wo, wie ich wußte, auch der Pfarrer mit seiner Familie geladen war, zum Diner ein und die Einladung wurde angenommen.

      Julian Stormont war der Mrs. Darrell von der Terrasse ins Zimmer gefolgt und im Hintergrund geblieben, ein sehr aufmerksamer Zuhörer und Beobachter der darauffolgenden Unterhaltung.

      »So, das ist Angus Egerton,« sagte er, als unser Besuch uns verlassen hatte.

      »Ja, Julian. Jetzt fällt mir erst bei, daß ich vergessen habe, Dich ihm vorzustellen.« antwortete Mr. Darrell.

      »Ich kann nicht sagen, daß ich besonders nach der Ehre geize, diesen Gentleman kennen zu lernen,« sagte Mr. Stormont in halbverächtlichem Tone.

      »Warum nicht?« fragte Milly schnell.

      »Weil ich nie etwas Gutes von ihm gehört habe.«

      »Aber er hat sich geändert, wie es scheint,« sagte Mr. Darrell, »und er führt zu Cumber, wie mir die Collingwoods sagen, ein ganz solides Leben. Augusta und ich haben diesen Morgen im Pfarrhause einen Besuch abgestattet und der Pfarrer und seine Frau haben viel von ihm gesprochen. Ich gestehe, er hat mir so eben sehr gut gefallen.«

      Milly blickte dankbar zu ihrem Vater empor. Das arme Kind! wie unschuldig und unbewußt verrieth sie ihr Geheimniß! und wie wenig dachte sie an die eifersüchtigen Augen, die sie beobachteten! Ich sah, wie Julian Stormonts Gesicht sich verfinsterte und ich wußte, daß er bereits den Zustand von Millys Gefühlen in Bezug aus Angus Egerton entdeckt hatte.

      Er befand sich noch immer bei uns, als Mr. Egerton zwei Tage später zum Diner kam. Ich werde diesen Abend niemals vergessen. Der Tag war drückend heiß gewesen und im Laufe des Nachmittags hatte sich jene eigenthümliche Stille in der Luft eingestellt, die man öfters vor einem Gewitter bemerkte. Milly war den ganzen Tag über voll Leben und Beweglichkeit gewesen, indem sie mit einer Art freudiger Ruhelosigkeit von einem Zimmer zum andern flatterte. Sie verwendete für diese so einfache Partie eine ungewöhnliche Sorgfalt auf ihre Toilette und als sie in mein Zimmer kam, sah sie in ihrem weißen Gazekleid und ihren halbaufgeblühten Rosen im Haar wie Titania aus.

      Mr. Egerton traf etwas später als die Gäste aus dem Pfarrhause ein und nachdem er Mr. Darrell begrüßt hatte, begab er sich sogleich zu dem Platze, wo Milly und ich saßen.

      »Haben Sie, seit ich zum letzten mal mich hier befand, weitere Skizzen fertig gemacht, Miß Darrell?« fragte er.

      »Nein; ich habe in den letzten Tagen nichts weiter gethan.«

      »Ich habe seit meinem Besuche hier über ihre künstlerischen Arbeiten viel nachgedacht. Ich bin nämlich stärker in der Kritik, als im eigenen Schaffen. Ich glaube, ich war damals gerade im Begriff, Ihnen eine kleine Vorlesung über Ihre Fehler zu halten. War es nicht so?«

      »Ja; aber Sie brachen sie so plötzlich in der Mitte ab, daß sie mir von keinem besonderen Nutzen war,« antwortete Milly in piquirtem Tone.

      »Hab’ ich es wirklich gethan? O ja, ich erinnere mich jetzt. Ich war von Mrs. Darrells


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