Milly Darrell. Мэри Элизабет Брэддон

Milly Darrell - Мэри Элизабет Брэддон


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Du, Mary, daß Mr. Egerton die Enttäuschung sehr schwer empfinden wird?«

      »Ganz gewiß, wenn er Dich liebt, wie es meinem Erachten nach der Fall ist.«

      »Und wir hätten so glücklich mit einander sein können! Glaubst Du, Mary, daß er abreisen wird?«

      »Ich halte es für sehr wahrscheinlich.«

      »Und ich werde ihn nie mehr sehen. Ich könnte Papas Liebe nicht verlieren, Mary.«

      »Es, wäre allerdings eine harte Sache, wenn es , um eines Fremden willen geschähe.«

      »Nein, nein, Mary, er ist kein Fremder für mich; Angus Egerton ist kein Fremder. Ich weiß, daß er edel und gut ist. Aber mein Vater war mir, seit Jahren Alles in der Welt. Ich könnte ohne seine Liebe nicht bestehen. Ich muß ihm gehorchen.«

      »Glaube wir, Liebe, es wird dies das Klügste und Beste sein, was Du thun kannst. Du kannst nicht sagen, welche Veränderungen in Zukunft eintreten werden. Dein Gehorsam wird Dich Deinem Vater sehr theuer machen und es kann vielleicht die Zeit kommen, wo er besser von Mr. Egerton denken wird.«

      »O Mary, wenn ich das hoffen dürfte!«

      »Hoffe Alles, wenn Du Deine Pflicht erfüllst.«

      Sie wurde daraus ein wenig heiterer und kam ihrem Vater beim Diner mit einem ruhigen Gesicht entgegen, obschon es noch immer sehr bleich war. Mrs. Darrell sah sie verwundert und wie ich glaubte, mit einem halbverächtlichen Ausdruck an, als ob ihr diese Liebe ihrer Stieftochter als eine sehr armselige Sache vorkomme.

      Bevor die Woche verflossen war, vernahmen wir, daß Mr. Egerton Yorkshire verlassen habe. Wir gingen nicht zu der Partie nach Pensildon. Milly hatte einen Katarrh und hütete das Zimmer, sehr zum Bedauern der Miß Collingwoods, welche jeden Tag kamen um sich nach ihr zu erkundigen. Sie nahm diesen Katarrh, der in der That eine sehr geringfügige Sache war, zur Entschuldigung, um sich eine Woche der Einsamkeit zu überlassen und, nach Verlauf dieser Zeit kehrte sie wieder zu uns zurück ohne eine Spur ihres geheimen Kummers. Nur ich allein, die immer bei ihr war und sie vom Grund ihres Herzens kannte, hätte sagen können, wie schwer sie den Schlag, der sie getroffen, empfand und wie viel es ihr kostete, ihn so ruhig zu ertragen.

      X. Kapitel.

       Veränderungen zu Thornleigh.

      Der Herbst und der erste Theil des Winters verflossen einförmig genug. Anfangs war ziemlich viel Gesellschaft zu Thornleigh Manor, denn Mrs. Darrell haßte die Einsamkeit; aber nach einiger Zeit wurde sie der Leute, die ihr Mann kannte, überdrüssig und die Diners und Gartenpartien wurden weniger häufig. Ich hatte nach ihrer Rückkehr bald entdeckt, daß sie sich nicht glücklich fühlte, daß dieses leichte angenehme Leben ihr gewisser Maßen eine Last war. Nur in Gegenwart ihres Gatten gab sie sich den Anschein, als ob sie vergnügt wäre und sich für die Dinge interessiere. Ihm gegenüber war sie stets dieselbe — stets voll Hingebung, Aufmerksamkeit und Liebenswürdigkeit, während er seinerseits der unterthänige Sklave aller ihrer Wünsche und Launen war.

      Sie benahm sich nicht unfreundlich gegen Milly; aber beide mieden sich instinctmäßig.

      Mit dem Winter kehrte Trauer in Thornleigh Manor ein. Es war gut für Milly, daß sie ihre Pflicht gegen ihren Vater erfüllt und sich geduldig seinem Willen unterworfen hatte. Etwa vierzehn Tage vor Weihnachten begab sich Mr. Darrell nach North Shields, um seine jährliche Untersuchung der Werften und Waarenhäuser vorzunehmen und einen Ueberblick über die Geschäftsergebnisse zu gewinnen. Er kehrte nicht mehr lebend von dort zurück. Er wurde im Bureau vom Schlage gerührt und, der Sprache beraubt, in sein Hotel gebracht. Durch den Telegraphen berufen, eilten seine Frau und Tochter mit dem ersten Zug nach Shields, sie kamen aber zu spät. Er war eine Stunde vor ihrer Ankunft gestorben.

      Es wäre überflüssig, bei den Einzelheiten dieser traurigen Zeit zu verweilen. Milly fühlte den Schlag sehr schwer und es dauerte lange, bis ich sie nach jenem düsteren Dezembertag, wo die Botschaft anlangte, wieder lächeln sah. Sie hatte nach ihrer Enttäuschung in Bezug auf Angus Egerton viel von ihrer Heiterkeit und Lebhaftigkeit verloren, und dieser neue Kummer drückte sie gänzlich darnieder.

      Mr. Darrells Ueberreste wurden nach Thornleigh gebracht und dort in der Familiengruft unter der Kirche, wo sein Vater und seine Mutter, seine erste Frau und ein als Kind verstorbener Sohn begraben lagen, beigesetzt. Er war in der Gegend sehr beliebt gewesen und wurde von Allen, die ihn gekannt hatten, aufrichtig betrauert.

      Julian Stormont war der Hauptleidtragende bei dem einfachen Leichenbegängniß. Der Tod seines Onkels schien ihm sehr nahe zu gehen und sein Benehmen gegen seine Cousine war ungemein zart und rücksichtsvoll.

      Ich war bei Verlesung des Testaments zugegen, die unmittelbar nach dem Leichenbegängniß im Speisezimmer stattfand. Mrs. Darrell, Milly, Mr. Stormont, ich und der Sachverwalter der Familie waren die einzigen Personen, welche dem Akte beiwohnten.

      Das Testament stammte aus der Zeit kurz nach der zweiten Heirath von Mr. Darrell. Es war sehr einfach abgefaßt. Julian Stormont erhielt ein Legat von 5000 Pfund. Das ganze übrige Vermögen, das sehr bedeutend war, sollte zwischen Mrs. Darrell und Milly gleichmäßig getheilt werden. Thornleigh Manor sollte der Mrs. Darrell für ihre Lebenszeit verbleiben, nach ihrem Tode aber an Milly oder Millys Erben zurückfallen und Milly hatte das Recht, bis zu ihrer Verheirathung in ihren bisherigen Verhältnissen in Thornleigh zu verbleiben.

      Im Falle Milly unverheirathet sterben würde, sollte das Grundeigenthum gleichmäßig zwischen Mrs. Darrell und Julian Stormont getheilt werden und Thornleigh nach dem Tode der Mrs. Darrell an Julian Stormont zurückfallen. Zum Testamentsvollstrecker war Mr. Foreman, der Sachwalter der Familie, ernannt.

      Millys Stellung war jetzt vollkommen unabhängig. Mr. Foreman sagte ihr, daß sie nach dem Verkauf der Eisenwerke ein jährliches Einkommen von beiläufig 4000 Pfund haben werde. Sie war seit mehr als sechs Monaten großjährig und Niemand konnte zwischen sie und ihre vollständige Unabhängigkeit treten.

      Da ich dies wußte, so hielt ich es für mehr als wahrscheinlich, daß Mr. Egerton baldigst zurückkehren und seine Bewerbung erneuern würde und ich konnte kaum an ihrem Erfolg zweifeln. Ich wußte, wie sehr ihn Milly liebte und jetzt, wo ihr Vater todt war, konnte sie keinerlei Grund haben, ihn abzuweisen.

      »Du wirst natürlich bei mir bleiben, nicht wahr, Mary?« sagte sie, als wir an diesem Abend in trauervollem Schweigen beim Feuer saßen. »Du bist jetzt mein einziger Trost, Liebe. Ich denke, ich werde wenigstens für einige Zeit noch hier bleiben. Augusta hat sehr gütig mit mir gesprochen und mich gebeten, ich möchte dieses Haus nach dem Willen meines Vaters zu meiner Heimstätte machen. Wir würden einander in keiner Weise im Wege stehen, sagte sie, und es sei in der That mehr als wahrscheinlich, daß sie im Frühjahre mit ihrer Kammerfrau nach dem Continent gehen und mich als alleinige Gebieterin von Thornleigh zurücklassen werde. Sie zweifle, ob sie es jetzt jemals hier aushalten könne. Sie ist nicht, wie ich, Mary. Ich werde stets eine trauervolle Anhänglichkeit für das Haus bewahren, in welchem ich so glücklich mit meinem Vater gelebt habe.«

      So blieb ich bei meinem lieben Mädchen und das Leben in Thornleigh Manor glitt in stiller trauriger Weise dahin. Wenn Mrs. Darrell sich um ihren verstorbenen Gatten gräme, so war ihre Trauer jedenfalls von kalter thränenloser Art; aber sie blieb größtentheils in ihren Zimmern und wir bekamen nicht viel von ihr zu sehen. Die Collingwoods waren voll Theilnahme für Milly und ihre Freundschaft übte einen gewissen tröstenden Einfluß auf ihr Gemüth aus. Von ihnen hörte sie zuweilen von Mr. Egerton, der die wildesten Gegenden von Nordeuropa bereiste. Sie sprach jetzt sehr selten von ihm und einmal, als ich seinen Namen nannte, sagte sie vorwurfsvoll:

      »Rede nicht von ihm, Mary; ich will nicht an ihn denken. Es kommt mir wie eine Art Verrath an Papa vor. Es gewinnt den Anschein, als ob ich von dem Tode meines theuren Vaters Vortheil ziehen wollte.«

      »Würdest Du Dich weigern, ihn zu heirathen, wenn er zu Dir zurückkäme, jetzt, wo Du Deine eigene Gebieterin bist?«

      »Ich weiß nicht, Mary. Ich glaube, ich liebe ihn zu sehr, um dies zu thun. Und doch würde es mir wie


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