Milly Darrell. Мэри Элизабет Брэддон

Milly Darrell - Мэри Элизабет Брэддон


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Sie brachte einen Theil ihrer Zeit unter den Armen zu und bin ich überzeugt, daß diese Beschäftigung mehr als alles Andere dazu beitrug, ihren Kummer zu erleichtern. Ich war stets in ihrer Gesellschaft und ich glaube nicht, daß sie einen Gedanken vor mir verhehlte.

      Mrs. Darrell war noch nicht ins Ausland gegangen. Sie führte ein nutz- und sorgloses Leben, nichts thuend und sich um nichts bekümmernd, wie es schien. Mehr als einmal hatte sie Vorbereitungen für ihre Abreise getroffen und änderte dann im letzten Augenblicke ihren Sinn wieder.

      Spät im Juni vernahmen wir, daß Mr. Egerton nach Cumber zurückgekehrt sei und wenige Tage darauf kam er nach Thornleigh. Mrs. Darrell befand sich in ihrem eigenen Zimmer, während Milly und ich, als er gemeldet wurde, im Wohnzimmer waren. Mein armes Mädchen wurde sehr blaß und die Thränen traten ihr in die Augen, als sie und Angus Egerton einander wiedersahen. Er sprach von ihrem Verlust mit äußerstem Zartgefühl und war voll von zärtlicher Theilnahme. Er hatte ihr Nachrichten von sich mitzutheilen. Ein entfernter Verwandter seiner Mutter sei gestorben und habe ihm ein jährliches Einkommen von 6000 Pfund hinterlassen. Er sei zurückgekehrt, um Cumber in seinem alten Glanze wieder herzustellen und seinen Platz in der Grafschaft einzunehmen.

      Während sie in leisem vertraulichen Tone miteinander sprachen, ohne sich durch meine Gegenwart stören zu lassen, trat Mrs. Darrell ins Zimmer. Sie war bleicher als gewöhnlich; aber es lag eine Lebhaftigkeit in ihrem Gesicht, wie ich sie seit langer Zeit nicht gesehen hatte. Sie empfing Mr. Egerton sehr freundlich und bestand darauf, daß er zum Diner dableiben sollte.

      Der Abend verging sehr vergnügt. Ich hatte Augusta Darrell noch nie so angenehm, so bezaubernd gesehen als heute. Sie setzte sich zum ersten mal seit dem Tode ihres Gatten wieder ans Klavier und spielte und sang wieder mit ihrem alten Feuer, indem sie die ganze Zeit über Angus Egerton an der Seite des Piano zurückzuhalten wußte. Ihre Musik konnte selbst von dem kältesten Ohre nicht mit Gleichgültigkeit angehört werden.

      Er kam sehr bald wieder und kam öfters. Die baulichen Arbeiten von Cumber hatten begonnen und er drang in uns, hinüber zu fahren und zu sehen, was da vorging. Wir entsprachen diesem Wunsche und ich konnte bemerken, wie eifrig er Milly um ihre Meinung in Betreff der vorzunehmenden Veränderungen und der Aufstellung der verschiedenen Zimmer befragte.

      Es dauerte nicht lange, so erneuerte Mr. Egerton seine Bewerbung, welche angenommen wurde. Wenn Mr. Darrell am Leben gewesen wäre, so würden die veränderten Umstände des Bewerbers wahrscheinlich eine Aenderung seiner Ansichten in dieser Beziehung , bewirkt haben. Er hätte wenigstens nicht länger annehmen können, daß Angus Egerton von eigennützigen Absichten geleitet werde.

      Meine geliebte Milly war in ihrem Brautstand vollkommen glücklich und ich theilte ihr Glück. Sie sagte, ich müsse stets bei ihr bleiben, zu Cumber wie zu Thornleigh. Sie besprach sich mit Angus darüber und er stimmte mit Vergnügen bei. Ich dachte, sie bedürfe meiner nach ihrer Verheirathung nicht mehr und daß dieser Gedanke aller Wahrscheinlichkeit nach nicht zur Ausführung kommen werde; aber ich wollte sie darin nicht stören, da ja immer noch Zeit genug dazu war, wenn ich sah, daß die Trennung nothwendig sei. Meine Jugend war durch ihre Liebe erheitert worden und ich mußte nunmehr den Muth haben, der Welt allein entgegenzutreten, wenn sie ihr neues Leben begann, überzeugt, daß ich in den Tagen des Mißgeschicks stets einen Hafen in Ihrer Liebe finden würde.

      Ihre Vermählung sollte im kommenden Frühjahr stattfinden. Mr. Egerton hatte angelegentlich um eine frühere Frist gebeten, aber Milly wollte das Trauerjahr für ihren Vater nicht abkürzen und so mußte er sich ungern unterwerfen. Die bestimmte Zeit wurde indeß vom April bis zum Februar vorgerückt. Es war seine Absicht, seine junge Frau ins Ausland zu führen und ihr einen Theil der Scenen zu zeigen, auf denen er sein Wunderleben zugebracht hatte und dann sollten sie nach Cumber zurückkehren und Milly ihr Leben als Frau eines Landedelmannes beginnen.

      Julian Stormont kaut nach Thornleigh und hörte durch — Mrs. Darrell von der Verlobung. Er hatte noch immer seine alte Stellung in dem Geschäfte zu North Shields, das ein großer Capitalist gekauft hatte, inne. Er nahm die Nachricht von Millys beabsichtigter Vermählung sehr ruhig auf, unterließ es aber, sie deshalb zu beglückwünschen. Eines Morgens während seines Aufenthalts befand ich mich allein auf der Terrasse, als er mit mir über diese Sache sprach.

      »So,« sagte er, »meine Cousine ist also im Begriff, sich an diesen Menschen wegzuwerfen?«

      »Sie dürfen es nicht Wegwerfen nennen, Mr. Stormont,« antwortete ich. »Mr. Egerton liebt Ihre Cousine und in Folge der Veränderung in seinen Umständen kann diese Heirath als sehr günstig für sie betrachtet werden.«

      »Die Veränderung seiner Umstände hat den Menschen nicht umgeändert,« antwortete er in zornigem Tone. »Nichts Gutes kann von einer solchen Heirath kommen.«

      »Sie haben kein Recht, das zu sagen, Mr. Stormont.«

      »Ich habe das Recht, das mir meine Ueberzeugung verleiht. Eine glückliche Heirath! Nein es wird keine glückliche Heirath sein, Sie können sich davon überzeugt halten.«

      Er sagte dies mit einem rachbegiertgen Blick, der mich überraschte, obschon ich wußte, daß er gegen Millys Bräutigam nicht besonders freundlich gesinnt sein konnte. Die Worte mochten wenig zu bedeuten haben; mir aber kamen sie wie eine Drohung vor.

      XI. Kapitel.

       Gefahr.

      Der Sommer in diesem Jahre war herrlich und wir brachten den größten Theil unserer Zeit im Freien zu, indem wir zu Fuß und zu Wagen Ausflüge machten, oder im Garten saßen, oft bis spät in die Nacht. Es war ein Wetter, in dem es eine Art Verrath gegen die Natur gewesen, sich länger als nöthig, im Zimmer aufzuhalten.

      Wir unternehmen oft lange Spaziergänge im Cumber-Holz, die damit endigten, daß wir in dem kleinen Studierzimmer der Priorei unsern Thee einnehmen — eine schlichte, einfache Bewirthung, welche Milly ungemein liebte. Sie kam mir bei diesen Anlässen wie ein glückliches Kind vor, das sich darin gefällt, die Hausfrau zu spielen.

      Augusta Darrell war fast immer in unserer Gesellschaft. Ihr Benehmen zu dieser Zeit setzte mich vielfach in Erstaunen und Verwirrung. Es schien jetzt ganz so zu sein, wie man es von einer guten Stiefmutter erwarten kann. Ihre frühere gleichgültige Miene war ganz verschwunden; sie war herzlicher und nahm einen größeren Antheil an Millys Wohlergehen, als ich dies früher für möglich gehalten hatte. Das Mädchen war ganz gerührt von dieser Veränderung in ihrem Benehmen und erwiederte dieses ungewohnte warme Entgegenkommen mit arglosem Vertrauen.

      Ich meines Theils erinnerte mich an Alles, was ich gesehen und geargwöhnt hatte und ich konnte mich deshalb nicht dazu verstehen, in Millys Stiefmutter mein volles Vertrauen zu setzen. Eine dunkle unbestimmte Besorgniß, der ich mich nicht zu enthalten vermochte, beunruhigte mich.

      Wie ich bereits gesagt, war sie immer in unserer Gesellschaft, alle unsere einfachen Vergnügungen mit einem Anschein von mädchenhafter Fröhlichkeit mit uns theilend. Ich bemerkte, daß ihre Toilette bei solchen Anlässen stets von ausgesuchter Eleganz war und daß sie keine jener Künste vernachlässigte, die ihre Reize erhöhen konnten; aber sie versuchte niemals Mr. Egertons Aufmerksamkeit ausschließlich in Anspruch zu nehmen und sie ließ niemals seine Stellung als Millys Verlobter außer Acht.

      Lange Zeit wurde ich durch ihr Benehmen getäuscht — fast überzeugt, daß wenn sie jemals Angus Egerton geliebt hätte, diese Leidenschaft in ihrem Herzen erstorben sein müßte. Aber es kam ein Tag, wo ein Blick von ihr den wahren Stand der Sache verrieth und mir deutlich genug zeigte, daß diese ganze neuerwachte Zuneigung für Milly sowohl als die liebenswürdige Theilnahme für ihr Glück nichts weiter als eine gut einstudierte Rolle sei. Es war nur ein Blick — ein ernster, verzweifelnder, leidenschaftlicher Blick — der mir dies sagte, aber es war ein Blick, der das Geheimniß eines Lebens verrieth. Von diesem Augenblicke an traute ich Augusta Darrell nicht mehr.

      Mit dem Eintritt des Herbsts änderte sich das Wetter und es begann die unangenehme regnerische Jahreszeit. Die Aenderung der Witterung brachte uns Sorgen und Mißgeschick. In der Umgegend von Thornleigh herrschten fieberhafte Krankheiten und Milly wurde ebenfalls


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