Milly Darrell. Мэри Элизабет Брэддон

Milly Darrell - Мэри Элизабет Брэддон


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ihrigen und murmelte eine Entschuldigung über meine frühere Unhöflichkeit.

      »Sie waren nicht unhöflich. Ich wußte, daß ich Ihnen sehr zudringlich erscheinen mußte, als ich Sie störte, aber ich konnte es nicht ertragen, Sie so weinen zu hören. Und nun sagen Sie mir, wo Sie schlafen.«

      Ich beschrieb das Gemach so gut ich konnte.

      »Ich weiß, welches Sie meinen,« sagte sie, »es befindet sich neben meinem Zimmer. Ich genieße das Vorrecht, ein solches für mich zu besitzen und habe an halben Ferientagen ein Feuer dort, während ich meine Briefe schreibe oder male, und Sie müssen zu mir kommen und diese Nachmittage bei mir zubringen und wir können miteinander so glücklich als möglich sein, indem wir plaudern und arbeiten. Malen Sie auch?«

      »Ein wenig — so nach Schulmädchen Art.«

      »Ganz so wie ich,« sagte Miß Darrell, fröhlich lachend; »nur sind Sie bescheidener. O, hier kommt Ihr Abendessen; darf ich mich zu Ihnen setzen, während Sie es verzehren?«

      »Es wird mich freuen, wenn Sie mir Ihre Gesellschaft schenken wollen.«

      »Ich hoffe, Sie haben für Miß Crofton ein gutes Abendessen gebracht, Sarah,« fuhr sie in derselben leichten Weise fort. »Sie müssen wissen, Miß Crofton, daß Sarah ein sehr gutes Wesen ist, obschon sie Fremden gegenüber ein wenig mürrisch erscheint. Es ist dies nur eine angenommene Gewohnheit von ihr. Ich versichere Ihnen, sie kann auch lächeln, obschon Sie es kaum glauben werden.«

      Sarahs harter Mund verzog sich darauf zu einer Art von Grinsen.

      »Es ist nicht mit Ihnen auszukommen, Miß Darrell,« sagte sie, »Sie haben eine so eigene Art und Weise. Ich habe für Miß Crofton etwas kaltes Rindfleisch gebracht; wenn sie aber ein bisschen eingemachtes Obst dazu wünscht, so will ich gerne die Köchin darum ersuchen. Kaltes Fleisch ißt sich ohne Zuspeise ein wenig trocken.«

      Dieses »Bisschen Eingemachtes« war offenbar ein Zugeständniß, das man mir, Emily Darrell zu gefallen, gemacht hatte. Ich dankte Sarah und sagte, ich wolle sie nicht bemühen, nochmals in die Küche zu gehen. Ich war von meiner Reise ermüdet und hatte seit Morgens nichts gegessen; aber das köstlichste Mahl würde mich diesen Abend gleichgültig gelassen haben. So setzte ich mich schweigend zu meinem Abendessen von Brod und Fleisch nieder und hörte, während ich aß, dem Geplauder von Milly Darrell zu.

      Natürlich sagte sie mir Alles in Bezug auf die Schule, über Miß Bagshot und Miß Susan Bagshot.

      Für die ältere der beiden Damen hegte sie eine besondere Zuneigung. Miß Susan war in der entfernten Zeit ihrer Jugend das Opfer irgend einer unglücklichen Liebesgeschichte gewesen, was ihren Charakter so versauert hatte, daß sie auf die Vergnügungen und Thorheiten der Jugend mit scheelem Auge blickte. Es war leicht, Miß Bagshot, die Aeltere, welche ein angenehmes matronenartiges Wesen an sich hatte und eine wahre Zuneigung zu ihren Zöglingen hegte, zufriedenzustellen, aber fast unmöglich, mit Miß Susan auszukommen.

      »Und ich sage es mit Bedauern, daß Sie sehr viel mit ihr in Berührung kommen werden,« bemerkte Miß Darrell kopfschüttelnd, »denn Sie werden die zweite englische Klasse unter ihr erhalten — ich hörte sie dies heute beim Mittagessen sagen — und ich fürchte, sie wird Ihnen das Leben sauer genug machen; aber Sie müssen versuchen, nicht ärgerlich darüber zu werden und die Dinge so ruhig als möglich hinzunehmen und Sie werden sich dann gewiß auch mit ihr auf guten Fuß stellen.«

      »Ich hoffe es wenigstens,« sagte sich traurig und dann fragte mich Miß Darrell, wie lange ich zu Albury Lodge zu bleiben gedenke.

      »Drei Jahre,« sagte ich ihr, »und dann wird mich Miß Bagshot irgendwo als Gouvernante unterbringen.«

      »Sie werden also stets eine Gouvernante bleiben?«

      »Ich vermuthe es.« Das Wort »stets« verursachte mir einen kleinen scharfen Schmerz, fast wie eine Wunde. Ja, ich glaubte es selbst, daß ich es stets bleiben würde. Ich war weder hübsch, noch sonst anziehend. Konnte ich demnach etwas Anderes erwarten?

      »Ich bin genöthigt, etwas für meinen Unterhalt zu thun,« sagte ich, »mein Vater ist sehr arm. Ich hoffe, später im Stande zu sein, ihm ein wenig beizustehen.«

      »Und mein Vater ist so lächerlich reich. Er ist ein großer Eisenwerkbesitzer und hat Werften und Waarenhäuser und Gott weiß was sonst noch zu North Shields. Wie hart erscheint es!«

      »Was erscheint hart?« fragte ich zerstreut.

      »Daß das Geld so ungleich vertheilt ist. Ich glaube, ich würde mir nichts daraus machen, eine Gouvernante zu werden. Man würde auf diese Weise das Leben kennen lernen. Man muß allerlei Abenteuer erleben, wenn man so unter Fremde kommt.«

      Ich betrachtete sie, wie sie mich anlächelte, mit einem Lächeln, das ihrem Gesichte einen unbeschreiblichen Reiz verlieh und ich dachte mir, daß es für sie in der That keine so dunkle Lebensstellung gäbe, wo ihr nicht irgend ein Triumph, irgend ein Erfolg zu Theil werden würde. Sie schien ein Wesen, dazu geboren, den gewöhnlichsten Dingen einen Reiz zu verleihen, ein Wesen, das überall nur Bewunderung und Zuneigung ernten sollte.

      »Sie eine Gouvernante!« sagte ich ein wenig verächtlich. »Sie sind nicht von dem Thone, aus dem man Gouvernanten macht«

      »Warum nicht?«

      »Sie sind viel zu schön und zu bezaubernd.«

      »O Mary Crofton, Mary Crofton — darf ich Sie Mary nennen? da wir doch Freundinnen sein werden — wenn Sie damit beginnen, mir auf diese Weise zu schmeicheln, wie soll ich Ihnen vertrauen und mich auf Sie stützen? Ich bedarf Jemand mit einem stärkeren Geist, als mein eigener ist, um mich auf den rechten Weg zu leiten, denn ich bin, wie ich glaube, das schwächste und eitelste Geschöpf in der Welt. Papa hat mich so verzogen.«

      »Wenn Sie stets so sind, wie diesen Abend, so hat das Verziehen keinen großen Schaden angerichtet,« sagte ich.

      »Ich bin immer freundlich genug, so lange ich meinen eigenen Willen habe. Und nun erzählen Sie mir Alles über Ihre Heimat.«

      Ich gab ihr einen treuen Bericht über meine Brüder und meine Schwester und machte ihr eine kurze Beschreibung von unserm kleinen altmodischen Hause mit seinen weißen gestrichenen Wänden, seinen vielen Giebeln und seltsamen Gitterfenstern. Ich erzählte ihr, wie glücklich und zufrieden wir stets zu Hause mit einander gewesen waren und wie schwer mir die Trennung von denjenigen, die ich liebte, geworden war und Milly Darrell hörte mir mit unverstellter Theilnahme zu.

      Schon am nächsten Morgen begann mein neues Leben mit vollem Ernste. Miß Susan Bagshot gestattete mir nicht, meine Zeit bis zur Ankunft meiner Zöglinge müßig hinzubringen. Sie gab mir einen Stoß von Aufgaben zur Durchsicht und trug mir die Vollendung einer schwierigen Nadelarbeit auf. Ich fand in der That, daß ich an dieser, in der Liebe schiffbrüchigen Dame eine scharfe Zuchtmeisterin besaß.

      »Mädchen Ihres Alters sind so unverbesserlich träge,« sagte sie, »daß Sie in Albury Lodge keine Zeit zum Müßiggang haben werden. Um dreiviertel auf Sechs läutet die Glocke zum ersten mal und um Viertel auf Sieben erwarte ich Sie im Schulzimmer zu sehen. Sie werden von da an bis um acht Uhr, wo wir frühstücken, die Clavierübungen der jüngeren Zöglinge überwachen. Von neun bis zwölf Uhr werden Sie in der zweiten Abtheilung der zweiten Klasse den Unterricht im Englischen übernehmen. Nach dem Mittagessen bis vier Uhr werden Sie diesen Unterricht fortsetzen, und von vier bis fünf die Klasse für Nadelarbeit beaufsichtigen. Ihre Abende werden — mit Ausnahme der sorgfältigen Durchsicht und Verbesserung aller schriftlichen Aufgaben des Tags — Ihnen angehöre. Ich hoffe, daß Sie eine aufrichtige Neigung für Ihren Beruf haben, Miß Crofton.«

      Ich sagte, ich hoffe meine Beschäftigung mehr und mehr lieb zu gewinnen, je mehr ich damit vertraut würde.

      Miß Susan schüttelte bedenklich den Kopf.

      »Wenn Sie keine wahre Neigung für Ihren Beruf haben, so werden Sie niemals etwas Tüchtiges darin leisten.« sagte sie feierlich.

      Ich gestehe offen, daß ich diese Neigung, von der sie sprach, niemals in mir fühlte. Ich


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