Milly Darrell. Мэри Элизабет Брэддон

Milly Darrell - Мэри Элизабет Брэддон


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Etwas. Ich habe eine gewisse Ueberzeugung, daß sie und ich einander niemals lieben können.«

      »Es ist sehr hart für Mrs. Darrell, daß Du mit einem solchen Gefühl gegen sie beginnst, Milly.«

      »Ich kann es nicht ändern. Natürlich werde ich mich bestreben, meine Pflicht gegen sie zu thun um Papas willen und mich bemühen, alle diese unchristlichen Gefühle zu bemeistern; aber wir können nicht über unsere Herzen gebieten, Mary und ich glaube nicht, daß ich meine Stiefmutter jemals lieben kann.«

      Wir gingen darauf in das Wohnzimmer hinunter. Es war halb Sieben und um sieben Uhr sollten wir speisen. Das Wohnzimmer war ein langes Gemach mit fünf Fenstern, die auf die Terrasse gingen. Es hatte ein alterthümliches Aussehen — getäfelte Wände und eine schöne gewölbte Decke. Die Fenstervorhänge und Ueberzüge der Sophas und Stühle bestanden aus grünem Sammt.

      Ein Herr stand an einem der offenen Fenster und blickte in den Garten hinaus. Er drehte sich um, als Milly und ich eintraten und ich erkannte Mr. Stormont. Er ging auf uns zu, um seiner Cousine die Hand zu reichen und lächelte in seiner eigenthümlichen Weise über den Ausdruck ihrer Ueberraschung.

      »Du wußtest also nicht, daß ich hier sei, Milly?«

      »Nein; ich dachte nicht daran, Dich zu sehen.«

      »Ich wundere mich, daß Dein Vater Dir nichts von meinem Besuch gesagt hat. Ich bin diesen Morgen herübergekommen, um ein Paar Wochen Ferien zu halten. Ich habe in der letzten Zeit ein wenig härter als gewöhnlich gearbeitet und mein Onkel ist gütig genug zu sagen, ich hätte etwas Ruhe verdient.«

      »Ich wundere mich nur, daß Du der Veränderung wegen nicht einen Ausflug unternimmst.«

      »Ich mache mir nichts aus einer solchen Ortsveränderung. Ich wollte lieber nach Thornleigh gehen.«

      Er blickte sie, während er dies sprach, sehr ernst an. Ich wußte, was alles dies zu bedeuten hatte. Ich hatte an jenem Nachmittag in der Gartenlaube zu Albury Lodge mich hinlänglich davon überzeugt; aber Milly selbst besaß keine Ahnung von der Wahrheit.

      »Nun« Milly, was hältst Du von Deiner neuen Mama?« fragte er darauf.

      »Ich möchte es Dir lieber jetzt nicht sagen.«

      »Hm, das klingt kaum günstig für die Dame. Ich halte sie für eine höchst liebenswürdige Person; aber sie ist nicht meine Stiefmutter und das macht einen Unterschied. Dein Vater hegt eine große Zuneigung zu ihr.«

      Mr. Darrell trat wenige Minuten darauf in das Gemach und seine Frau folgte ihm fast unmittelbar aus dem Fuße. Milly stellte sich neben ihren Vater; und es gelang ihr, seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch zu nehmen, nicht ganz zur Zufriedenheit der älteren Dame, wie ich glaubte. Diese glänzenden grauen Augen schossen einen Blick des Zornes auf ihre Stieftochter, der im nächsten Augenblick in den einer ruhigen Wachsamkeit überging.

      Mrs. Darrell stand an einem der Tische, nachlässig in einigen Büchern und Zeitungen blätternd, und da sie mich in ihrer Nähe sitzen sah, so begann sie mit mir in sehr freundlicher Weise zu sprechen, indem sie mich fragte, wie mir Thornleigh gefalle, wie ich die Gegend auf der Reise gefunden und dergleichen mehr; aber selbst während sie sprach, waren ihre wachsamen Augen stets nach dem Fenster gerichtet, an welchem der Vater und die Tochter neben einander standen. Während sie so mit mir sprach, trat Mr. Stormont zu ihr und nahm an der Unterhaltung Theil, die bald darauf durch den Eintritt eines Dieners, der das Essen anmeldete, unterbrochen wurde.

      Mr. Stormont bot seinen Arm der Dame des Hauses, während Mr. Darrell einen Arm mir, und den andern seiner Tochter gab. Wir schritten einen langen Gang hinab, an dessen Ende sich das Speisezimmer befand, ein edles altes Gemach mit dunkler Eichentäfelung und vielen Gemälden alter Meister. Wir speisten an einer ovalen Tafel, welche hübsch mit Blumen und werthvollem alten Silbergeräthe verziert war.

      Die Unterhaltung während des Essens war ziemlich lebhaft. Mr. und Mrs. Darrell sprachen mit Julian Stormont den ihren Reisen und ich muß gestehen, daß die Dame gut zu erzählen wußte und daß sie die Gegenstände, von denen sie sprach, sehr gut zu würdigen wußte.

      Nach dem Essen nahm mich Milly mit hinaus auf die Terrasse und von dort wanderten wir in den Gärten herum. Wir waren noch nicht lange aus, als sich Julian Stormont zu uns gesellte. Wir hatten bisher angenehm genug mit einander geplaudert, aber seine Ankunft machte uns beide still und er selbst sah gedankenvoll aus. Ich beobachtete sein blasses Gesicht, während er in der Dämmerung neben uns herschritt und es fiel mir wieder der sorgenvolle Zug auf seiner Stirn und der entschlossene Ausdruck um seinen Mund auf.

      Er hegte eine große Zuneigung für Milly. Darüber konnte kaum ein Zweifel sein und allem Anschein nach war die Kenntniß, daß seine Liebe nicht erwiedert wurde, bereits eine Ursache tiefen Kummers für ihn. Daß er trotz dem die Hoffnung nicht aufgab, sie mit der Zeit noch zu gewinnen, wußte ich wohl. Er war aber zu klug, um die Dinge durch ein unzeitiges Bekenntniß seiner Gefühle zu überstürzen. Er wartete vielmehr mit jener ruhigen entschlossenen Geduld, die ein Theil seiner Natur war, die weitere Entwickelung der Sache ab.

      Natürlich sprachen wir ein wenig, aber die Unterhaltung gerieth jeden Augenblick ins Stocken und ich glaube, es war für uns Alle eine Erleichterung, als wir nach Beendigung unseres Rundgangs durch eines der Fenster in das Wohnzimmer eintraten. Das Gemach war mit Lampen und Kerzen erleuchtet und Mrs. Darrell saß neben ihrem Gatten mit einer Handarbeit beschäftigt, während er die »Times« las.

      Kurz nach unserm Eintritt wünschte er etwas Musik und sie erhob sich mit einer liebenswürdigen Unterwürfigkeit, um ihm zu willfahren. Sie spielte vortrefflich, mit einer Kraft und einem Ausdruck, die ganz neu für mich waren. Dann sang sie eine italienische Arie in einem reichen Mezzosopran und mit einer Art von gedämpfter Leidenschaft, die einen tiefen Eindruck auf mich machte. Nachdem ich sie spielen und singen gehört, wunderte ich mich kaum mehr darüber, daß Mr. Darrell von ihr bezaubert worden war. Diese glänzenden Gaben genügten an sich schon, einen Mann zu fesseln, der eine wahre Vorliebe für Musik hegte.

      Milly war so bezaubert, daß sie ihre Vorurtheile ganz vergaß. Sie trat ans Piano und küßte ihre Stiefmutter.

      »Papa hat mir wohl gesagt, wie geschickt Sie sind,« sagte sie, »aber er hat mir nicht gesagt, daß Sie ein Genie sind.«

      Mrs. Darrell empfing das Compliment mit großer Bescheidenheit und dann suchte sie Milly zu bereden, ebenfalls zu singen oder zu spielen; aber diese lehnte es bestimmt ab. Nichts konnte sie nach dieser glänzenden Produktion dazu bewegen.

      Der nächste und mehrere der folgenden Tage gingen sehr ruhig und in einer Art einförmiger Behaglichkeit hin. Der Pfarrer des Kirchspiels speiste an einem Tage mit uns und an einem andern ein benachbarter Gutsbesitzer mit seiner Frau und seinen drei Töchtern. Milly und ich brachten einen guten Theil unserer Zeit in den Gärten und am Seeufer zu mit Julian Stormont als Begleiter, während Mr. und Mrs. Darrell miteinander ausritten oder ausfuhren. Meine Freundin wurde nicht zu diesen Ausflügen zugezogen und das bestärkte sie in dem Gedanken, daß ihr Vater gewisser Maßen für sie verloren sei.

      »Ich muß mich an diesen neuen Zustand der Dinge gewöhnen, Mary,« sagte sie mit einem Seufzer. »Wenn mein Vater nur glücklich ist, so muß ich zufrieden sein. Aber o, meine Liebe, wenn Du uns vor einem Jahre beisammen gesehen hättest, so würdest Du begreifen, was ich verloren habe.«

      Ich war etwas über eine Woche in Thornleigh gewesen, als Mr. Darrell eines Morgens eine Fahrt nach Cumber Priory, einer der Sehenswürdigkeiten der Gegend, vorschlug. Es sei ein sehr alter Platz, sagte er und eine der frühesten klösterlichen Niederlassungen in diesem Theile des Landes gewesen. Milly, ihr Vater und ihr Cousin kannten den Ort bereits hinlänglich und dieser Besuch wurde zu Gunsten von Mrs. Darrell und mir in Vorschlag gebracht.

      Sie gab bereitwillig ihre Zustimmung dazu, wie sie es bei jedem Vorschlag ihres Gatten that und wir brachen nach dem Frühstück im viersitzigen Wagen auf, während uns Julian zu Pferd begleitete. Die Fahrt war herrlich, denn, nachdem wir die hügelige Gegend um Thornleigh verlassen hatten, ging unser Weg durch einen mit vielhundertjährigen Bäumen besetzten Wald. Ich erkannte Gruppen von Eichen und Buchen, die ich


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