Milly Darrell. Мэри Элизабет Брэддон

Milly Darrell - Мэри Элизабет Брэддон


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las dies laut und sehr langsam vor, indem er dabei Millys blasses Gesicht beobachtete.

      »Es ist kein Grund vorhanden, weshalb Du Dich darüber betrüben solltest, mein liebes Kind,« sagte er. »Es war ja nur zu erwarten; daß Dein Vater früher oder später wieder heirathen würde.«

      »Ich habe ihn verloren,« rief sie in kläglichem Tone.

      »Ihn verloren!«

      »Ja; er kann mir nie mehr derselbe sein« der er gewesen ist. Seine neue Frau wird zwischen uns treten. Nein, Julian, ich bin nicht eifersüchtig. Ich mißgönne ihm nicht sein Glück, wenn ihn seine neue Frau glücklich machen kann. Ich fühle nur, daß ich ihn für immer verloren habe.«

      »Meine liebe Milly, dies ist ganz unvernünftig. Dein Vater hat mir ganz besonders aufgetragen, Dich seiner unveränderten Liebe zu versichern, wenn ich Dir die Nachricht von dieser Heirath mittheilte. Er hat sich natürlich ein wenig gescheut, es selbst zu thun.«

      »Du darfst ihn nichts davon merken lassen, was ich gesagt habe, Julian. Er wird niemals einen Ausdruck des Bedauerns von mir vernehmen, und ich werde mich bestreben, meine Pflicht gegen diese fremde Dame zu erfüllen. Hast Du sie schon gesehen?«

      »Nein, sie sind noch nicht heim gekommen. Als ich das letzte mal von ihnen hörte, befanden sie sich in der Schweiz, aber sie werden in einer oder zwei Wochen erwartet. Komm, Milly, sieh nicht so ernsthaft aus. Ich bin überzeugt, daß diese Heirath ebenso sehr zu Deinem eigenen, als zu Deines Vaters Glück ausschlagen wird. Verlaß Dich darauf, Du wirst keine Veränderung in seinen Gefühlen gegen Dich finden.«

      »Ich weiß, daß er stets freundlich und gütig gegen mich sein wird,« entgegnete sie traurig. »Es ist ihm nicht möglich, anders zu sein; aber ich kann nicht mehr seine Gefährtin sein wie sonst. Damit ist es ganz zu Ende.«

      »Du konntest ja doch nicht annehmen, daß dies Dein ganzes Leben hindurch dauern würde, Milly. Es ist zu hoffen, daß irgend eine andere Person einen Anspruch auf Deine Gesellschaft haben wird, ehe viele Jahre vergehen.«

      »Du meinst wohl, ich würde heirathen,« sagte sie, ihn mit der größten Gleichgültigkeit ansehend.

      »Etwas derartiges, Milly.«

      »Ich habe immer geglaubt, daß ich mein ganzes Leben mit Papa zubringen würde. Ich habe es niemals für möglich gehalten, daß ich eine Zuneigung für einen Andern als für ihn hegen könnte.«

      Julian Stormonts Gesicht verfinsterte sich ein wenig und er saß einige Minuten schweigend da, sich mit dem Zeitungsblatt zu schaffen machend.

      »Du bist nicht besonders schmeichelhaft für Deine Bewunderer zu Thornleigh,« sagte er endlich mit einem kurzen heiseren Lachen.

      »Wer ist dort zu Thornleigh? Habe ich wirklich Bewunderer dort?«

      »Ich denke« ich könnte deren ein halbes Dutzend nennen.«

      »Reden wir jetzt nicht weiter von ihnen. Ich wünschte vielmehr Alles zu erfahren, was Dir über meine Stiefmutter bekannt ist.«

      »Das ist sehr wenig von Belang. Ich kann Dir nichts weiter sagen, als daß sie die Tochter eines Gentleman, sehr gebildet, ohne Geld und vierundzwanzig Jahre alt ist. Sie reiste als Gesellschafterin mit einer ältlichen Dame, als sie Dein Vater in einer Gemäldegalerie zu Florenz traf. Er kannte, wie ich glaube, die alte Dame und durch sie machte er die Bekanntschaft der jüngeren.«

      »Nur vierundzwanzig! Nur vier Jahre älter als ich!«

      »Nicht wahr, sehr jung? Aber wenn ein Mann im Alter Deines Vaters eine zweite Ehe eingeht, so nimmt er gewöhnlich eine junge Frau. Dies ist natürlich ganz eine vollkommene Liebesheirath.«

      »Ja« ganz eine Liebesheirath,« wiederholte Milly mit einem Seufzer.

      Ich wußte, daß sie sich bei dem Gedanken, wie sehr sie und ihr Vater früher einander Alles in der Welt gewesen, eines schmerzlichen Gefühls von Eifersucht nicht erwehren konnte. Sie hatte mir ja so oft von ihrem glücklichen zusammenleben, von dem vollkommenen Vertrauen, das zwischen ihnen bestand, erzählt.

      Julian Stormont blieb ohngefähr noch eine halbe Stunde da und plauderte mit ihr und gelegentlich auch ein wenig — sehr wenig mit mir und dann entfernte er sich. Milly sagte mir, er sei die rechte Hand seines Onkels im Geschäfte und nach dem Wenigen, was ich von ihm gesehen, konnte ich mir denken, daß er in jeder Lebenssphäre eine hervorragende Rolle spielen würde.

      »Papa hegt eine sehr hohe Meinung von ihm,« sagte sie, als wir, nachdem er uns verlassen, über ihn mit einander sprachen.

      »Und Du hast ihn wahrscheinlich sehr lieb?«

      »O ja, ich habe ihn mein ganzes Leben hindurch gekannt und wir sind fast wie Bruder und Schwester. Nur ist Julian eine jener gedankenvollen und zurückhaltenden Persönlichkeiten, mit denen man nicht so schnell vertraut wird.«

      III. Kapitel.

       Zu Thornleigh.

      Die gewöhnlichen Sommerferien begannen endlich und Mr. Darrell kam in eigener Person, um seine Tochter abzuholen, zu ihrer großen Freude. Sie sollte, wenn sie es nicht selbst wünschte, nicht mehr in das Institut zurückkehren, sagte er. Ihre neue Mama wünsche lebhaft, sie bei sich zu haben und sie könne Lehrer in Thornleigh erhalten, wenn ihre Erziehung nicht bereits vollendet sei.

      Ihre Augen waren voll Thränen, als sie kam, um mir dies zu sagen und mich ins Besuchszimmer zu führen, wo sie mich ihrem Vater vorstellen wollte — eine Vorstellung, auf der sie trotz meiner Bitten bestand, denn ich war in dieser Zeit meines Lebens äußerst schüchtern und fürchtete die Begegnung mit einem Fremden.

      Mr. Darrell empfing mich sehr freundlich. Er war ein schöner, schlanker Mann, der eine große Aehnlichkeit mit der Photographie in Millys Zimmer hatte und ich entdeckte auch den harten Zug um seinen Mund, den ich auf beiden Portraits bemerkt hatte. Er schien eine große Zuneigung zu seiner Tochter zu hegen und ich habe nie ein schöneres Bild gesehen, als sie darstellte, wenn sie an seiner Seite stand und mit liebenden Blicken ihrer dunkelbraunen Augen zu ihm emporsah.

      Er fragte mich, wo ich meine Ferien zuzubringen gedachte und als er hörte, daß ich in Albury Lodge bleiben würde, fragte er mich, ob ich nicht für die Sommervacanz mit Milly nach Thornleigh kommen wolle. Das liebe Kind klatschte vor Freude in die Hände, als es diesen Antrag hörte und rief:

      »O ja, Mary« nicht wahr, Du gehst mit uns? Du lieber guter Papa, das sieht Dir ganz gleich; Du erräthst immer, was man wünscht. Es gibt nichts in der Welt, was mir lieber wäre, als Mary zu Thornleigh bei mir zu haben.«

      »So haben Sie also nur so schnell als möglich einen Koffer zu packen und mit uns abzureisen, Miß Crofton,« sagte Mr. Darrell; »der Zug geht in anderthalb Stunden ab und ich kann Ihnen deshalb nur eine Stunde Zeit geben.«

      Ich dankte ihm, so gut ich konnte — wahrscheinlich linkisch genug — für seine Güte und eilte fort, um Miß Bagshots Erlaubniß einzuholen Sie ertheilte mir dieselbe bereitwillig genug trotz der Einwendungen, welche Miß Susan dagegen erhob und ich hatte nichts weiter zu thun, als meine wenigen Kleider zu packen, wobei ich mich der Besorgniß nicht erwehren kannte, ob ihre Einfachheit auch zu den — Herrlichkeiten von Thornleigh passen werde. Meine Vorbereitungen waren bald beendigt und ich eilte voll Aufregung und sehr glücklich, mit Hut und Shawl hinunter ins Besuchszimmer, um mich meiner Freundin anzuschließen.

      Miß Bagshot befand sich dort, von ihrer Zuneigung zu ihrer lieben jungen Freundin und von dem Bedauern, sie zu verlieren, sprechend. Als Mr. Darrell fand, daß ich bereit war, schnitt er diese Klagen kurz ab und wir fuhren in dem Wagen, in dem er gekommen war, nach der Station.

      Ich sah diesmal den kleinen Platz mit ganz andern Augen an, als sechs Monate zuvor, wo ich an dem düsteren Januarabend daselbst angelangt war.

      Die Aussicht auf eine fünfwöchentliche Erlösung von der einförmigen Thätigkeit zu Albury Lodge machte mich nahezu ganz glücklich. Da ich wegen meiner Armuth meine eigene Heimath nicht zu besuchen


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