Mallorquinische Leiche zum Frühstück. Susan Carner

Mallorquinische Leiche zum Frühstück - Susan Carner


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das?«, fragten Mercédès und Miquel wie aus einem Mund.

      »Er hat ihren rechten Daumen an den Fingerabdruckscanner ihres Handys gedrückt«, lächelte sie. »Allerdings konnten wir nichts von Bedeutung finden. Hier, das Protokoll ihrer Anrufliste«, und sie legte Mercédès eine ausgedruckte Liste auf den Schreibtisch. »WhatsApp hat sie nicht verwendet, auch kaum SMS geschrieben. Die letzte SMS liegt Monate zurück. Ein Mailprogramm hat sie auf ihrem Smartphone nicht benutzt. Genauso wenig wie Instagram, Twitter oder Facebook.«

      »Sympathisch. Hat das Telefon also tatsächlich nur zum Telefonieren benutzt«, zeigte sich ein Lächeln des Verständnisses auf Mercédès´ Gesicht. »Doch ist das bei einer Schriftstellerin nicht ungewöhnlich?«

      »Nicht alle suchen die Öffentlichkeit«, antwortete Mayte kryptisch.

      »Miquel, könntest du im Internet recherchieren, wie das mit Webseite und sozialen Medien aussieht?« Er nickte. Mercédès wandte ihre Aufmerksamkeit wieder Mayte zu.

      »Bei den Bildern sind es nur die üblichen Urlaubsschnappschüsse, die wir gefunden haben. Keine Alben, keine älteren Fotos als die der letzten Woche. Sie war allerdings nicht viel auf der Insel unterwegs. Die meisten Fotos stammen aus dem Resort.«

      »Wen oder was zeigen diese Fotos?«, wollte Mercédès wissen.

      »Sonnenuntergänge ...«, lachte Mayte.

      »Keine Menschen? Männer zum Beispiel?«, hinterfragte Mercédès.

      »Doch, ein gutaussehender junger Typ ist hin und wieder zu sehen, auch bei Selfies mit ihr zusammen. Ihr Sohn?«

      »Nein«, lachte jetzt Mercédès, »ihr Lover.«

      Mayte schaute leicht konsterniert drein. »Ein bisschen jung, findet ihr nicht?«

      Mercédès zuckte ihre Schulter. »Jedem das seine«, meinte sie lakonisch. »Miquel, kannst du die Fotos auswerten? Damit wir sehen, wo auf der Insel sie unterwegs war? Da hast du Heimvorteil«, grinste Mercédès.

      Miquel nickte auch zu dieser Aufgabe zustimmend.

      »Der Laptop ist noch nicht geknackt«, fuhr Mayte fort. »Frau Schneider hat wohl ein komplizierteres Passwort als die meisten Menschen sonst benutzt«, seufzte sie.

      »Also kein übliches 1,2,3,4 oder das Geburtsdatum?«, lachte Miquel.

      Mayte schüttelte resigniert den Kopf. »Dafür habe ich hier eine Adresse für euch, die bei Notfall zu verständigen ist. War in ihrem Portemonnaie. Und die Nummer darauf hat sie fast täglich angerufen.«

      Interessiert blickte Mercédès auf den kleinen, ziemlich zerfledderten Zettel mit einer Berliner Adresse. Den musste Sabrina Schneider schon lange mit sich herumgetragen haben.

      »Danke«, sagte sie nebenbei und blickte gedankenverloren aus dem Fenster. Es war nicht die Adresse von Jens Meinfeldt, also stand er ihr nicht so nah, wie er versucht hatte, ihr weiszumachen.

      Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Miquel verstohlen einen Kuss auf Maytes Wange drückte. Hoffentlich gab das keine Schwierigkeiten bei den Ermittlungen, dachte sie, denn sie wusste, welche Verwicklungen eine Liebesgeschichte am Arbeitsplatz mit sich bringen konnte. Ihre letzte Ermittlung wäre beinahe gescheitert, weil sie sich mit ihrem Kollegen, mit dem sie eine leidenschaftliche Affäre verband, nach einem heftigen Streit so in den Haaren gelegen war, dass eine Zusammenarbeit nicht mehr möglich war. Auch ein Grund, warum sie jetzt auf dieser Insel gelandet war. Zum hundertsten Mal nahm sie sich vor, ihre Gefühle in Zukunft besser in Zaum zu halten. Und ärgerte sich, als die bernsteinfarbenen Augen von Werner Hoffmann vor ihr auftauchten.

      »Alles klar bei dir?«, wollte Miquel besorgt wissen, dem ihr bekümmerter Gesichtsausdruck aufgefallen war.

      »Ja, ja«, antwortete sie zerstreut und strich über ihre Augen, um das Bild von Werner Hoffmann zu verdrängen. »Seid ihr ein Paar?«

      Miquel nickte nur, eher abweisend.

      Auch gut, dachte Mercédès, dann will er nicht darüber sprechen. Ist mir ohnedies lieber. »Wir sollten diese Berliner Nummer wählen.« Auf sein erneutes Nicken tippte sie die Zahlen in das Festnetztelefon, das auf ihrem Schreibtisch stand.

      Laut erklang Tuten aus dem Telefon, denn Mercédès hatte auf Lautsprecher gestellt, damit Miquel dem Gespräch lauschen konnte.

      »Renate Hartig«, meldete sich eine spröde Stimme.

      »Buenos días. Hier spricht Comissària Mayerhuber von der Polizei Mallorca.«

      »Oh Gott, ist was mit Sabrina?«, wurde Mercédès von der Frau erschrocken unterbrochen.

      »Wie kommen Sie darauf, Frau Hartig?«

      »Na, ich weiß doch, dass Sabrina meine Adresse für Notfälle mit sich führt.«

      »Ich muss Ihnen leider die traurige Mitteilung überbringen, dass Frau Schneider heute Morgen verstorben ist.«

      Statt einer Antwort hörten sie nur lautes Schluchzen. Miquel bedeutete ihr, sie solle den Hörer an das Ohr nehmen, er könne ohnedies nur wenig verstehen und setzte sich an seinen Computer für Recherchen über soziale Medien in Zusammenhang mit der Toten.

      Als sich Renate Hartig beruhigt hatte, wollte sie als erstes wissen, was passiert war. Auch sie konnte auf Mercédès Erklärung hin nicht glauben, dass Sabrina ertrunken war, da Schwimmen eine Leidenschaft von ihr war. Höchstens ein Herzinfarkt oder dergleichen könnte einen solchen Tod verursachen, aber so viel sie wusste, war Sabrina bei bester Gesundheit.

      »In welchem Verhältnis stehen – Entschuldigung – standen Sie zu Sabrina Schneider?«

      »Ich bin ... war ihre beste Freundin«, antwortete Frau Hartig traurig. »Wir haben uns vor vielen, vielen Jahren in Berlin angefreundet und waren wie Schwestern.« Und wieder schluchzte sie los.

      »Hat Frau Schneider Verwandte, Angehörige oder Freunde, die ihr nahestanden?«, schnitt Mercédès den Tränenfluss ab.

      Renate Hartig schniefte ins Telefon: »Nein. Keine Verwandten. Einige Freunde, aber wenige. Sie wissen, wie das ist, wenn man berühmt und reich ist ...«

      Nein, Mercédès wusste es nicht. Konnte es sich aber vorstellen.

      »Es gibt da noch eine alte Schulfreundin aus Rosenheim, mit der sie regelmäßig Kontakt hatte. Eine Manuela. Mehr weiß ich nicht.«

      »Aus Rosenheim?«, fragte Mercédès hellhörig geworden nach.

      »Ja, Sabrina stammt ursprünglich aus Rosenheim. Ging dort weg, wohl nach einer unglücklichen Liebesgeschichte. Aber sie hat nie darüber erzählt. Obwohl wir uns jetzt über zehn Jahre kennen.«

      Mercédès konnte der Stimme die Verbitterung anhören, weil Sabrina sich der Freundin gegenüber nie geöffnet hatte. Also musste in Rosenheim etwas Schwerwiegendes vorgefallen sein. Ob man das noch eruieren konnte? Aber war das überhaupt interessant für den Fall?

      »Kennen Sie einen Jens Meinfeldt?«

      Kurz zögerte sie. »Ja, warum?«

      »Der ist hier auf Mallorca in demselben Resort wie Frau Schneider ...«

      »Jens ist auf Mallorca?«, wurde Mercédès überrascht unterbrochen. »Was macht er denn da?«

      »Er ist wohl Frau Schneider gefolgt.«

      »So ein Mistkerl«, spie die Hartig gallig hervor.

      »Warum?«, fragte Mercédès verblüfft.

      »Sabrina hat ihn doch vor die Tür gesetzt. Sie wollte nichts mehr mit ihm zu tun haben.«

      So ein Bürschchen, dachte Mercédès. Davon hatte er ihr nicht ein Sterbenswörtchen erzählt. »Warum hat Frau Schneider das getan?«

      »Weil Jens sie ständig mit jüngeren Frauen betrogen hat. Sie hatte es satt, von ihm hinten und vorn hintergangen zu werden. Einen Tag vor ihrer Abreise hat sie ihm mitgeteilt, dass sie sein Apartment


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