Engel und Dämon. Shino Tenshi

Engel und Dämon - Shino Tenshi


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rollte über seine Wangen, als er ein leises Jaulen ausstieß. War er für immer verloren? Hoffentlich nicht. Irgendwo musste es doch Rettung geben. Es musste ein Ausweg existieren. Aber Kevin konnte ihn nicht sehen und die Verzweiflung kam zurück. Warum? Warum er? Er wollte doch nur helfen. Nur nett sein.

      Er ließ sich in einer kleinen Höhle auf den Boden fallen. Seine Glieder zitterten immer noch unter den letzten Wellen der Schmerzen, doch sein Körper begann schon mit der Heilung. Nichts konnte ihn töten. Er war hier gefangen. Für alle Zeit. Warum ist er damals nur gegangen? Er hätte auf seine Mutter hören sollen. Dieses eine Mal hätte er hören sollen, dann würde er jetzt noch ein normaler Mensch sein und kein Monster. Kein Monster, das niemand töten konnte. Kein Monster, das nur töten kann und nicht sterben wird. Niemals...

      „Nein, du wirst nicht zu diesem Haus gehen.“

      Kevin sah seine Mutter an, die sich erbost über ihn aufbaute, als würde diese Haltung ihr Verbot bestärken, doch den Jungen erreichte es dadurch nur noch weniger.

      „Warum nicht? Was soll an diesem Haus so schlimm sein?“, versuchte es der fünfzehnjährige weiter, doch seine Mutter schnaubte abfällig: „Es bringt Unglück, wenn man sich ihm nähert. Dieses Haus hat noch nie etwas Gutes vollbracht. Niemals. Darum bleib fern, wenn dir dein Glück und das Wohlergehen deiner Familie wichtig ist.“

      Kevin spürte, dass sie damit etwas in ihm traf, dennoch wollte er es nicht für bare Münze nehmen, denn er war nicht abergläubisch. Er glaubte nicht an Flüche, Verwünschungen und sonstigen Kram. Für ihn war dieses Haus ein normales Gemäuer, das man nur ein wenig mehr pflegen müsste, dann würde es bestimmt wieder sehr gut aussehen.

      Aber in seinem jetzigen Zustand konnte es ja nur Angst und Schrecken verbreiten. So viel verstand Kevin zumindest schon, dennoch sah er sich seiner wütenden Mutter gegenüber, die von seiner Idee, die neu zugezogene Frau in dem Haus zu besuchen, gar nicht begeistert war.

      „Haben wir uns da verstanden?“, kam die alles entscheidende Frage, als Kevin nach einer Weile immer noch nicht reagierte, wodurch er schwer seufzte und schließlich nickte: „Ja, ich werde mich von dem Haus fernhalten.“

      Er wusste, dass er auf verlorenen Posten stand. Wenn er weiter diskutieren würde, dann käme irgendwann das Elternargument und dagegen hatte ein Kind keine Chance. Wie er es hasste. Nur weil sie seine Eltern waren, hatten sie nicht das Recht gepachtet, dass sie immer wussten, was nun richtig oder falsch war.

      Eigentlich war er ja schon fast erwachsen. Eine Hochzeit wurde schon arrangiert. Er hatte seine Eltern mit Nachbarn reden hören, die ihre Töchter anboten. Doch eigentlich hatte Kevin auf diese arrangierten Ehen keine Lust. Er sah seinen Eltern an, dass sie nicht wirklich glücklich waren.

      Doch das war ein Thema, mit dem sich Kevin erst nach seiner Erkundungstour beschäftigen wollte, wodurch er sich schließlich erhob und die Wohnstube verließ. Seine Mutter hatte sich schon nach seiner Einwilligung von ihm abgewandt und sich ihren täglichen Arbeiten zugewandt, wodurch sie es wahrscheinlich nicht einmal mitbekam, dass ihr Sohn das Gebäude verließ.

      Die Blätter der Bäume um das Dorf herum begannen sich schon zu verfärben und kündigten so den kommenden Herbst an. Kevin mochte diese Jahreszeit. Er atmete die klare Luft tief ein um das reinigende Gefühl zu genießen.

      Seine Kleidung war schon ein wenig dicker, um die aufkommende Kälte von seinen Körper fernzuhalten, dennoch kratzte das raue Leinen leicht auf seiner Haut, die diese grobe Behandlung jedoch schon seit seiner Geburt gewöhnt war.

      Seine Füße trugen ihn ruhig durch die Straßen des kleinen Dorfes, während um ihn herum schon die Vorbereitungen auf den Winter langsam ihren Anfang fanden. Er war gespannt, wann sein Vater ihn wieder damit nerven würde, dass er ihm dabei zur Hand gehen sollte.

      Nein, Kevin half nicht gerne dabei. Er hasste es Holz zu hacken, es zu stapeln und das Vieh winterfest zu machen. Alles lästige Arbeiten, mit denen er sich nicht anfreunden konnte. Dem ungeachtet würde er wahrscheinlich auch dieses Jahr wieder damit belästigt werden und sein Vater würde ihm erneut sagen, dass dies alles nötig war, damit sie den Winter überleben konnten. Was ja durchaus wahr sein mochte, dennoch würde sich Kevin ein anderes Leben wünschen.

      Plötzlich wurde er aus seinen Gedanken gerissen, als er spürte, wie es um ihn herum ruhiger wurde und die Atmosphäre spürbar abkühlte. Und als er seinen Blick hob, erkannte er auch den Grund.

      Er stand auf dem Grundstück des Hauses. Noch ein paar Schritte von den Mauern entfernt, dennoch schon auf dem Grund, der normalerweise gemieden wurde, weil er verflucht war.

      Flüche. Kevin konnte darüber nur müde lächeln, doch er konnte sich auch nicht dagegen wehren, als er spürte, dass dort etwas nicht so war, wie es bei einem alten verkommenen Haus sein sollte.

      „Spinnst du, Junge?!“ Man packte ihn grob am Arm und zog ihn aus der gefährlichen Zone heraus. „Warum gehst du so nah heran? Willst du unbedingt Pech in deinem Leben haben?“

      Als er seinen Blick von dem Gemäuer abwandte, sah er in das Gesicht des Bauern, der das nächst gelegenem Haus bewohnte. Wodurch er den Blick demütigt senkte. „Tut mir Leid, ich war wohl zu sehr in meine Gedanken vertieft.“

      „Pass das nächste Mal auf. Das könnte auch ins Auge gehen.“ Man tätschelte seine Wange und dann verschwand der ältere Mann auch schon wieder in seiner Hütte, um sich wieder seiner Arbeit zu zuwenden.

      Kevin seufzte nur. Sah noch einmal zurück zu dem Haus, bevor er nur kurz lächelte. Verflucht von wegen. Und er würde es allen beweisen. Heute Nacht würde er zu dem Haus gehen und der Frau einen Besuch abstatten. Dann würden sie sehen, dass es totaler Schmarn war, was sie von sich gaben. Dieses Gebäude war ganz normal. So normal wie alles andere hier auch. Kevin war sich dieser Sache sicher und so freute er sich schon darauf, wenn er es den anderen unter die Nase rieb. Und dann würde man ihn endlich ernst nehmen und nicht mehr wie ein Kind behandeln. Dann müssten sie ihn alle respektieren und achten. Er müsste sich nichts mehr sagen lassen. Ja, er würde endlich frei sein. So unendlich frei…

      Die Nacht warf ihre Schatten über das Dorf und alle Bewohner schliefen seelenruhig in ihren Betten.

      Das war die perfekte Zeit. Kevin schlüpfte durch das Haus. Lauschte den Geräuschen seiner Eltern, die in einem anderen Raum lagen. Fern von ihm. Und das war gut so. Sein Vater schnarchte leise vor sich hin und drehte sich in unregelmäßigen Abständen von einer Seite zur anderen, während seine Mutter schon fast wie tot in dem Bett lag. Nur das leichte Heben und Senken der Brust verriet, dass sie noch am Leben war.

      Er hatte noch nie begriffen, wie man es neben so einer Schnarchnase aushalten oder gar nur an Schlaf denken konnte. Manchmal schnarchte sein Vater so laut, dass es Kevin nicht einmal in seinem eigenen Zimmer aushielt. Geschweige denn neben dem Mann zu liegen.

      Kevin schauderte kurz und schüttelte sich, bevor er leise weiter huschte und somit nun auf die nur schwach beleuchtete Straße trat. Behutsam schloss er die Tür hinter sich und versuchte so jedes Geräusch zu vermeiden.

      Erst als das Schloss mit einem leisen Klicken einrastete, wagte er es wieder normal zu atmen. Das Schwierigste hatte er hiermit geschafft und er war stolz auf sich. Früher wurde er regelmäßig erwischt, wenn er in der Nacht abhauen wollte.

      Er konnte sich das Lächeln nicht verkneifen, als er sich mit einem ungewohnten Hochgefühl umdrehte und die Straße zu dem alten Haus entlang schritt. Wenn er an den Gebäuden vorbeiging, hörte er ab und zu gedämpfte Stimmen, doch er konnte nicht wirklich verstehen worüber die Menschen sprachen. Und eigentlich war es ihm ja auch egal. Er hatte andere Pläne und diese wollte er, ohne zu zögern, verwirklichen.

      Es fröstelte ihn leicht, als ein kurzer Windstoß kam und ihn daran erinnerte, dass die Welt nun begann abzukühlen, wodurch er sich unwillkürlich tiefer in seine Jacke, die aus einem dicken Wollstoff bestand, kuschelte.

      Seine Füße trugen ihn zielstrebig zu dem abgeschotteten Haus und er erreichte es irgendwie schneller als am Mittag zuvor, wodurch er sich nun dem gewaltigen Gemäuer gegenübersah.

      Bedrohlich ragte


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