Stress kontrollieren, Burnout vermeiden. Frank Max

Stress kontrollieren, Burnout vermeiden - Frank Max


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vor solchen, die in einer höheren Liga boxen, mit der Zeit abgelöst werden könnte durch dauernörgelnde Kollegen und Vorgesetzte, Stau, überfüllte Fahrzeuge des ÖPNV oder die allabendliche Schlacht bei „World of Warcraft“ oder einen „the walking dead“-Marathon bei Netflix ersetzt werden.

      Dauert das Widerstandsstadium länger an, schließt sich Phase 3 an:

       Das Ersch ö pfungsstadium

      In diesem reduzieren sich neben den Reproduktionsfunktionen (und der Lust dazu, diese zu nutzen), auch Wundheilung, Immunkräfte und Wachstumsvorgänge. Energiemobilisierungen sind nur noch kurzfristig möglich. Wir fühlen uns schlapp und matt und können uns kaum noch zu etwas aufraffen. Organische Beeinträchtigungen wie zum Beispiel Magengeschwüre können auftreten.

      Einer der häufigsten Gründe für eine Krankschreibung sind Stress und stressbedingte bzw. daraus resultierend psychosomatisch bedingte Beschwerden. Häufig werden hierbei folgende Stresssymptome genannt:

      Kopfschmerzen / Migräne, Magenverstimmung, Übelkeit, Angespanntheit, Irritierbarkeit, Depression, Ärger, Angst, Durchfall / Verstopfung, Mangel an Energie, Gefühl der Hoffnungslosigkeit, Konzentrationsprobleme, Übermäßiges Essen / Auslassen von Mahlzeiten, Häufige Erkältung, Schlaflosigkeit, Gefühl der Machtlosigkeit, Vergesslichkeit, Unfähigkeit, Entscheidungen zu treffen, erhöhter Konsum von Tabak, Alkohol oder Medikamenten.

       Exkurs: Eu-Stress

      Wenn im medizinischen Fachvokabular angedeutet werden soll, dass es sich um „etwas Gutes“ handelt, wird meist ein "Eu" vorangestellt. Das haben findige Führungskräfte dann auch mit dem Stress gemacht und so lange gesucht, bis sie Psychologen gefunden haben, die Dis-Stress (böser Stress) und Eu-Stress (guter Stress) unterscheiden und darüber schreiben. Guter Stress (Eustress) schützt uns vor der bösen Langeweile und den Folgen dauerhafter Unterforderung. Seit ein paar Jahren gibt es nun den Bore-Out, die Arbeits-, Berufs-, Lebensuntauglichkeit aufgrund von Langeweile. Davor sollen wir uns schützen können, indem wir schön fleißig arbeiten, um im optimalen Leistungsbereich zu sein. Ich bin auf die ersten Studien gespannt, die belegen, dass sich die Volksgesundheit verbessert hat, weil der Lock-down während der Corona-Pandemie die Bürger vor Überanstrengungen durch ihre Hobbys geschützt hat.

      Viele Ärzte und Psychologen, die Burn-Out-Patienten behandeln, halten Eu-Stress, gelinde gesagt, für Quatsch. Jede Form von zu viel Stress schadet dem System. Gegen eine Aktivierung ist nichts einzuwenden, aber ein Zuviel des Guten ist immer zu viel. Bei einem als angenehmen Nervenkitzel erlebten Fallschirmsprung laufen die gleichen körperlichen Prozesse ab, wie bei einem als Katastrophe erlebten Autounfall. Mit der Folge, dass unser Körper und unsere Seele mittel- bis langfristig auf die erlebte Belastung reagieren. Selten mit einem dicken Fell, häufig mit Erschöpfungssymptomen.

      Wieviel Aktivierung uns gut tut, bzw. wieviel Aufregung wir vertragen, müssen wir für uns selbst festlegen. Es gibt nur so eine Art Untergrenze denn Präventionsmediziner empfehlen dreimal wöchentlich eine halbe Stunde körperlicher Betätigung, um gesund zu bleiben. Solange wir keine Ermüdungs- oder Erschöpfungsprobleme bekommen (z.B. Schlaflosigkeit wegen Übererregung) können wir uns ruhig auch etwas mehr zumuten. Sobald etwas zuvor Angenehmes anstrengend wird, sollten wir es jedoch reduzieren oder ganz abschaffen. Durch eine zunehmende Muskelverhärtung signalisiert der Körper zum Beispiel, dass er ein wenig Ruhe benötigt, um zu regenerieren. Wenn wir ihn durch Willenskraft überstimmen und weiter trainieren, müssen wir evtl. mit einer Zerrung oder Schlimmerem rechnen.

      Ein gesunder Mix aus aktiver und passiver Erholung ist für die meisten von uns der gesündeste Ansatz. Für den Moment merken wir uns:

      Freizeitstress macht genauso krank wie Arbeitsstress.

      Faktencheck dazu:

      Stadt Berlin:

      https://www.gesundheitsstadt-berlin.de/chronischer-stress-kann-zu-ploetzlichem-herztod-fuehren-11342

      Wirtschaftswoche:

      https://www.wiwo.de/erfolg/beruf/stressbelastung-wir-koennen-uns-zu-tode-arbeiten/9441692.html

      N-TV:

      https://www.n-tv.de/panorama/Japanerin-starb-nach-159-Uberstunden-article20068653.html

      TZ:

      https://www.tz.de/leben/gesundheit/tz-interview-wenn-stress-krank-macht-3335100.html

      Stern:

      https://www.stern.de/wirtschaft/job/ueberstunden-und-stress--warum-die-dauer-ueberlastung-aufhoeren-muss- 7824850.html

      Stressoren

      INHALTE

      Äußere Stressoren

      Reizentzug

      Leistungsstressoren

      Soziale Stressoren

      Andere Stressoren

      Bewertung der Stressoren

       Stressoren

      Das, was Stress auslöst, wird Stressor genannt. Wie viel Stress ausgelöst wird und wie wir reagieren, liegt natürlich auch daran, wie wir den jeweiligen Stressor wahrnehmen, wie viel Bedeutung wir ihm zum Beispiel zumessen. Darauf gehe ich in Abschnitt 4 dieses Kapitels näher ein. Zunächst bleiben wir noch ein wenig bei den Stressoren. Diese lassen sich grob in 5 Kategorien einteilen:

       Ä u ß ere Stressoren

      Hierzu zählen: Gefahrensituationen, Schmerzreize, Veränderung sensorischer Inputs durch z.B. Reizüberflutung.

      Ich sage es nicht gerne, aber abwechselnd eine Zeitschrift oder einen Katalog durchblättern und das immer wieder unterbrechen, um mit den Freunden zu whatsApp-en während im Hintergrund der Fernseher läuft und dann auch noch ab und zu dem Partner und den Kindern etwas sagen, das zählt als Stressor.

      Hiermit wäre dann auch das „Märchen Multitasking“ vom Tisch. Neurowissenschaftler haben inzwischen auch einen Bereich im Stammhirn identifiziert, in dem die so genannten Pyramidenkörperchen (die heißen so, weil die Nerven die Form von Pyramiden haben) sitzen. Die machen bei vermehrter Inanspruchnahme irgendwann „schlapp“ und es kommt zu Stressreaktionen. Die Pyramidenkörperchen haben die Aufgabe, an der Sortierung und Bewertung unserer Wahrnehmung mitzuwirken und entscheiden zum Beispiel mit, was vergessen wird und was ins Langzeitgedächtnis transportiert wird. Wir können sie uns wie die Mitarbeiter von der Flugsicherung vorstellen, welche die Flugzeuge in einem bestimmten Luftraum sicher von Flughafen zu Flughafen leiten. Irgendwann ist der Fluglotse müde und muss eine Pause machen, sonst passieren Fehler.

      Die Pyramidenkörperchen sind auch der Grund, warum beim Lernen irgendwann nichts mehr in den Kopf will, und sollen sogar dafür verantwortlich sein, dass im Laufe des Tages eine Entscheidungsmüdigkeit auftritt. Diese führt dazu, dass Menschen, die viel entscheiden müssen, nachmittags oft schlechtere oder ungünstigere Entscheidungen treffen als vormittags. Ich kenne einen Unternehmer, der es sich schon vor vielen Jahren angewöhnt hat, am späten Nachmittag keine wichtigen Termine mehr wahrzunehmen. Denn wer erst spät Zeit hat, ist entweder unwichtig / nicht entscheidungsbefugt oder trifft keine guten Entscheidungen mehr. Bezogen auf Deinen nächsten wichtigen Termin (Bewerbungsgespräch, Arztbesuch etc.) solltest Du Dich also vielleicht um einen Vormittagstermin bemühen.

       Reizentzug

      Damit ist gemeint, dass uns Reize entzogen


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