Liebe und Alltag in der DDR. Helena Zauber

Liebe und Alltag in der DDR - Helena Zauber


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zu sehen und zu schreiben.

      Zu diesem Zeitpunkt ahnten wir ja nicht, was alles in diesen 18 Monaten geschehen würde!

      2. Kapitel

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       Meinen ersten Brief an Hannes

      schrieb ich gleich am nächsten Tag, nachdem sich Hannes am 2.Mai 1985 auf den Weg zur Kaserne in Rostock gemacht hatte. Wir hatten, glaube ich, am 1.Mai noch Abschied gefeiert.

      Wann würden wir uns wieder sehen können? Wir wussten spätestens zur Vereidigung. Aber das konnte Wochen dauern und war kein Trost. Und so standen uns beim Abschied die Tränen in den Augen, aber wir wussten, wir schaffen das!

      Anlass diesen Brief zu schreiben, war einmal die Nachricht, dass wir eine schöne Zwei-Raum-Neubauwohnung bekommen werden und ich zur Verlosung gehen konnte.

      „Ich kann am 21.5. 85 zur Wohnungsverlosung gehen!“,

      schrieb ich und schilderte den entscheidenden Anruf:

      „Ich kann ihnen das genau sagen, Frau Zauber. Das ist der Block 026, WBR83 und die Verlosung ist am 21.5. um 17:00 Uhr in der Mensa!“,

      und weiter:

      „Ich war wie geplättet! Das kannst Du Dir ja vorstellen. Zur Schlüsselübergabe ruft sie mich dann an.“

      Natürlich wollte ich auch wissen, ob Hannes gut angekommen und wie sein erster Tag war.

      Ich erinnere mich auch daran, dass ich sehr einsam ohne meinen Ehemann war und ihn vom ersten Tag an sehr vermisste. Beim Schreiben der Briefe kam ich mir dann auch weniger alleine vor. Und so schrieb ich oft seitenlange Briefe, auch weil ich dann das Gefühl hatte, näher bei meinem Fratz zu sein.

      Irgendwann nannten wir uns gegenseitig „Fratz“. Wir hatten da mal einen Film gesehen, wo sich das Liebespaar darin so nannte. Das fanden wir toll und übernahmen das.

      Ein wenig gegen die Sehnsucht half auch, dass es eine Freundin gab, deren Mann ebenfalls bei der NVA war. Wir saßen oft abends zusammen, schauten fern und machten Handarbeiten. Auch Freunde und meine Schwester mit ihrer Familie standen mir zur Seite.

      Also die gute Nachricht war, dass wir eine Wohnung bekamen. Aber es gab auch das Problem, dass wir die Einbauküche selbst bezahlen sollten und wir mussten die Wohnung selbst renovieren.

      Die Wohnung kam tatsächlich schneller als wir dachten, aber irgendwie musste es gehen. Ich schrieb meinem Hannes, dass ich vielleicht ein zweites Arbeitsverhältnis aufnehmen oder Fellmäuse nähen und verkaufen könnte.

      Daran kann ich mich überhaupt nicht erinnern! Nachdem ich gestern mit meiner Schwester telefoniert habe, weiß ich, dass damals 1985 solche Fellmäuse unglaublich beliebt waren z.B. als Schlüsselanhänger. Sie konnte mir auch noch genau berichten, wie wir diese Mäuse damals hergestellt haben und aus welchem Material. Meine große Schwester hat mir wieder mal geholfen, wie damals als sie und ihr Mann bereit waren, uns zu helfen, sei es finanziell oder beim Renovierender Wohnung.

      Aber ich schrieb natürlich auch, wie sehr ich ihn, meinen Hannes vermisste und liebte.

      Leider fehlt das nächste Blatt und so kann ich nur ahnen, was ich da noch geschrieben habe.

      Vielleicht gibt der nächste, der zweite Brief Auskunft darüber oder Hannes´ Antwort.

       U

      

       nd das steht tatsächlich

      Ich hatte wohl doch ganz schön viel zu erledigen bis zur Schlüsselübergabe und wollte noch Etliches fertig bekommen, z.B. Gardinen für die neue Wohnung nähen.

      Eine Freundin hatte mir angeboten, den „Kleinkram“ nach der Schlüsselübergabe schon mal mit ihrem Trabbi zur Wohnung zu fahren.

      Jetzt weiß ich auch wieder, was das mit der Verlosung auf sich hatte. Die Wohnungen wurden Aufgangsweise bei Neubau vergeben. Wer dort einziehen würde war klar, nur nicht genau in welche Wohnung des Aufgangs. Da das ein kompletter Erstbezug war, 5 Stockwerke ohne Aufzug mit je drei Wohnungen, wurden diese verlost. Da wir ohne Kinder aber verheiratet waren, nahmen wir natürlich nur an den Verlosungen der Zwei-Raum-Wohnungen teil.

      Das alles beschäftigte mich sehr. Aber ich schrieb ihm auch, wie sehr er mir fehlte und wie merkwürdig es war, abends ohne ihn ins Bett gehen zu müssen.

      Ich hatte wohl auch Befürchtungen, dass ich ausgerechnet jetzt schwanger sein könnte. So schrieb ich:

      „Hoffentlich bin ich nun nicht schwanger! Das wäre die totale Katastrophe für mich. Aber warum soll es gerade diesmal geklappt haben, wo es so lange nichts geworden ist?“

      Seit unserer Hochzeit verhüteten wir nicht mehr und wünschten uns Kinder.

      Geplant waren drei und sie sollten am besten bis ich 30 wurde kommen.

      Aber jetzt damit anzufangen, wo Hannes doch bei der Armee war und wir die Wohnung bekamen, machte mir offensichtlich doch Angst.

      Und immer wieder schrieb ich ihm Pläne, wie wir das Problem der Küchenfinanzierung beheben könnten. Ein Vorschlag war, dies mit Hilfe des Ehekredites zu beheben, um nicht andere Schulden machen zu müssen, z.B. bei meiner Schwester.

      „Vielleicht kann ich die Küche doch vom Ehekredit zahlen? Aber was sind dann noch 2300,00 Mark? Ich darf gar nicht daran denken!“,

      schrieb ich damals und weiter:

      „Warum haben sie Dich nicht erst im Herbst geholt? Aber dafür bist Du ja auch früher zurück! Ich schaffe das schon! Schließlich haben das andere Frauen auch geschafft. Mach Dir also bitte keine Sorgen! Du weißt doch, dass ich Dich liebe!“

      Zur Erklärung muss ich hinzufügen, dass Wohnungseinrichtungen in der DDR recht teuer waren im Gegensatz zu Lebensmitteln und den Wohnungsmieten.

      So genau erinnere ich mich nicht mehr, wie wir es dann gemacht haben, aber ich bin mir sicher, ich werde es durch die Briefe erfahren, die ich nun einen nach dem andern lese.

      Dann teilte ich ihm mit, dass ich meiner Mutter, seinen Großeltern und seine Eltern geschrieben hatte, dass wir eine Wohnung bekommen haben.

      „Auch, sei bitte nicht böse, an Deine Eltern. Aber ich denke doch, dass sie das mit der Wohnung interessiert.“

      Das Verhältnis zu seinen Eltern war nach wie vor besonders.

      Es gab offensichtlich ebenso ein Problem in der Wohnunterkunft. Schließlich hatte ich ja nun ein Ehepaarzimmer alleine und sollte es räumen. Ich war mir sicher, dass das nun nicht mehr passieren würde. Es wäre tatsächlich unsinnig gewesen, mich für drei oder vier Wochen vor dem Wohnungseinzug dort rauszusetzen und in ein kleineres Zimmer ein zu quartieren.

      Dann gab es ein kleines finanzielles Trostpflaster. Hannes bekam von seinem Betrieb das sogenannte Gardinengeld in Höhe von 200,00 Mark.

      Ich habe mir damals viele Gedanken gemacht, wie ich das alles schaffen könnte und konnte wohl auch oft nicht schlafen deswegen. Auch bestand die Möglichkeit, sich auf der Wohnungsliste zurücksetzen zu lassen.

      „Und zurücksetzen, lass ich uns nicht auf der Liste oder was sagst Du dazu?

       Schreib mir nur recht bald, mein lieber Fratz!“

      Es gab damals tatsächlich die Möglichkeit, uns auf dieser Wohnungsliste zurück zu setzen. Dann hätten wir aber eventuell noch ein Jahr und länger auf eine Wohnung warten müssen. Und so schrieb ich weiter:

      „Ich könnte vor Angst heulen! Aber, das schaffen wir schon! Das mit der Wohnung und Deiner Armeezeit!“

      Ab dem 4. Mai hoffte ich natürlich


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