Novemberzauber 1989. Inga Droemer

Novemberzauber 1989 - Inga Droemer


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      Bei dem ganzen Wirrwarr und dem individuellen Wechselbad der Gefühle mussten wir noch zur Toilette, bevor es nachhause ging. Nie im Leben hatte ich mir bis dahin Gedanken über ein „Westklo“ gemacht, weder über dessen Bedienung noch Handhabe. Das sich daraus eine unvergessene Situationskomik ergeben würde, damit konnte ich nicht rechnen.

      Gut, es war scheinbar auch eine bessere Örtlichkeit, die wir rein zufällig aufgesucht hatten. Meine sechsjährige Tochter Stefanie und ich betraten schnurstracks die dafür vorgesehene WC-Kabine. Als hätte die Plackerei mit den dicken Wintersachen in dieser Enge nicht schon ausgereicht, da erwartete mich anschließend noch eine viel größere Überraschung! Ich fand keine Klokette, an der ich hätte ziehen können, das war zu dieser Zeit bei uns in den öffentlichen Toiletten so üblich, und keinen Klospüler. Wo hatte der sich versteckt? Mir wurde immer wärmer und ich wurde hektischer, hampelte in diesem winzigen Raum umher und suchte gemeinsam mit Stefanie vergebens und verzweifelt danach. Irgendwann beschlossen wir, zu gehen, heimlich zu verschwinden, es blieb uns ja gar nichts weiter übrig! Als wir die Toilettentür öffneten, ging auf einmal die Spülung an! Was? Wir sahen zurück und guckten uns sprachlos in die Augen, das grenzte schon an Hexerei! Schnell wollten wir unsere Hände waschen, doch es kam auch hier kein Wasser aus den Wasserhähnen, weder Warmes noch Kaltes, all mein verzweifeltes Drücken und Drehen half nichts, immer wieder versuchte ich mein Glück. „Na gib`s denn so was?“ stammelte ich. „Ist das auch kaputt?“ fragte mein Töchterchen besorgt. Sie hatte bereits die Ärmel ihrer Jacke bis zum Ellenbogen hochgezogen, hing mit beiden Armen im Waschbecken und wartete auf warmes Wasser, das machte sie immer so.

      In dem Moment trat eine Dame ein und ging in den nächsten Raum zur Toilette, eine weitere folgte ihr. Ich schnappte mir meine Handtasche, nahm meinen Lippenstift und meine Haarbürste und begann augenblicklich, mir meine Lippen sorgfältig nachzuziehen und meine Haare ganz langsam zu frisieren. Das wäre doch gelacht, dachte ich, wenn ich nicht herausfinden würde, wie die hier im Westen einen Wasserhahn bedienten. Ich wollte mir Klarheit verschaffen für ein nächste Mal, das hatte mit menschlicher Neugier nichts zu tut, das war Nützlichkeitsdenken.

      Irgendwann trat die Fremde an das Waschbecken. Ich beobachtete sie unauffällig von der Seite, als sie fast lächerlich zu meiner Tochter sagte: „Na, willst du dir deine Händchen waschen?“ Sie schenkte mir einen Blick der besonderen Art, hielt ihre Hand unter den Wasserhahn und schon kam der Wasserstrahl gelaufen und hörte nicht wieder auf. Meine Tochter freute sich wie Bolle darüber. Nichts ist ja bekanntlich ansteckender als die Freude eines Kindes, aber mir blieb die Spucke weg. So simpel? So einfach und ohne Kraftaufwand? Und ich hatte fast den Hahn abgerissen.

      Das war im Nachhinein wirklich witzig! Hier funktionierte alles mit Lichtschranken, hier gab es kein Drücken oder Drehen mehr. Wer hätte das gedacht! Die im Westen wussten natürlich sofort, woher wir kamen, merkten uns die Schüchternheit hinter jedem verlegenen Lächeln an. Aber das war nicht schlimm für mich, wir mussten doch erst unsere Erfahrungen mit dem Westen machen.

      Mit knallroten Lippen und halbtot von den gewonnenen Eindrücken stiegen wir in unser Auto, und fuhren in kilometerlangen Autoschlangen durch die Dunkelheit zurück nachhause. Es gibt Tage, die haben es wirklich in sich und dieser war einer von ihnen. Unsere Kinder waren längst eingeschlafen, als wir das hell geschmückte Berlin verließen. Ich war viel zu müde zum Sprechen, dekorierte in Gedanken meinen halben Garten auf Weihnachten und bedankte mich insgeheim für dieses Geschenk der Freiheit an diesem unvergessenen Tag.

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