Weihnachtsmärchen. Charles Dickens

Weihnachtsmärchen - Charles Dickens


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ich habe Geduld«, sagte Scrooges Neffe. »Mir tut er leid;

      ich könnte nicht böse auf ihn werden, selbst wenn ich's

      versuchte. Wer leidet unter seiner bösen Laune? Er selber allein,

      sonst niemand. jetzt hat er sich's in den Kopf gesetzt, uns nicht

      leiden zu können, und will unsere Einladung zum Mittagessen

      nicht annehmen. Was ist die Folge davon? Er verliert nicht viel an

      unserm Essen.«

      »Nun, ich meine, er verliert ein sehr gutes Essen«, unterbrach ihn

      Scrooges Nichte. Die andern sagten dasselbe, und man konnte

      ihr Urteil darüber nicht bestreiten, weil sie eben zu essen

      aufgehört hatten und jetzt mit dem Dessert bei Lampenlicht um

      den Kamin saßen.

      »Nun, es freut mich, das zu hören«, sagte Scrooges Neffe, »weil

      »Nun, es freut mich, das zu hören«, sagte Scrooges Neffe, »weil

      ich kein großes Vertrauen in diese jungen Hausfrauen setze. Was

      sagen Sie dazu, Topper?«

      Ganz klar war's, Topper hatte ein Auge auf eine der Schwestern

      von Scrooges Nichte geworfen, denn er antwortete, ein

      Junggesel e sei ein unglücklicher, heimatloser Mensch, der kein

      Recht habe, eine Meinung darüber auszusprechen: Worte, bei

      denen die Schwester von Scrooges Nichte - die Runde mit dem

      Spitzkragen, nicht die mit der Rose im Haar - rot wurde.

      »Weiter, weiter, Fred!« sagte Scrooges Nichte, in die Hände

      klatschend. »Er bringt nie zu Ende, was er angefangen hat! Er ist

      ein so närrisches Kerlchen.«

      Scrooges Neffe schwelgte in einem andern Gelächter, und es

      war unmöglich, sich von der Ansteckung fern zu halten, obgleich

      es die runde Schwester sogar mit Riechsalz versuchte; sein

      Beispiel wurde einstimmig nachgeahmt.

      »Ich wol te nur sagen«, meinte Scrooges Neffe, »daß die Folge

      seines Mißfallens an uns und seiner Weigerung, mit uns fröhlich

      zu sein, die ist, daß er einige angenehme Augenblicke verliert, die

      ihm nichts schaden würden. Gewiß verliert er angenehmere

      Unterhaltung, als ihm seine eigenen Gedanken in seinem

      dumpfigen alten Kontor oder in seiner Wohnung bereiten. Ich

      versuche ihm jedes Jahr Gelegenheit dazu zu geben, mag es ihm

      nun gefal en oder nicht, denn er dauert mich. Er mag auf

      nun gefal en oder nicht, denn er dauert mich. Er mag auf

      Weihnachten schimpfen, bis er stirbt, aber er muß doch endlich

      besser davon denken, wenn er mich jedes Jahr in guter Laune zu

      ihm kommen sieht, mit den Worten: ›Onkel Scrooge, wie geht es

      Ihnen?‹ -

      Wenn es ihm nur den Gedanken einflößt, seinem armen Kommis

      fünfzig Pfund zu hinterlassen, so ist das doch wenigstens etwas:

      und ich glaube, ich packte ihn gestern.«

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      Jetzt war an ihnen die Reihe zu lachen bei dem Gedanken, daß

      er Scrooge gepackt hätte. Aber da er durch und durch gutmütig

      war und sich nicht viel darum kümmerte, worüber sie lachten,

      wenn sie überhaupt lachten, so stimmte er in ihre Fröhlichkeit mit

      ein und ließ die Flasche wacker herumgehen.

      Nach dem Tee kam Musik an die Reihe. Denn es war eine

      musikalische Familie, und sie wußten, was sie taten, wenn sie

      einen Glee oder Catch sangen, darauf könnt ihr euch verlassen,

      namentlich Topper, der den Baß nach Noten brummen konnte,

      ohne daß die großen Adern auf der Stirn anschwollen oder sich

      sein Gesicht rötete. Scrooges Nichte spielte die Harfe recht gut,

      und spielte unter anderen Stücken auch ein kleines Liedchen (ein

      bloßes Nichts, ihr hättet es in zwei Minuten pfeifen gelernt), das

      jenes Kind oft gesungen hatte, von dem Scrooge aus der Schule

      geholt worden war, wie ihm der Geist der vergangenen

      Weihnachten gezeigt hatte. Als Scrooge dies Liedchen hörte, trat

      Weihnachten gezeigt hatte. Als Scrooge dies Liedchen hörte, trat

      alles, was ihm der Geist gezeigt hatte, abermals vor seine Seele:

      er wurde weicher und weicher und dachte, wenn er es vor

      Jahren hätte oft hören können, so hätte er die freundlichen Seiten

      des Lebens genießen können, ohne erst zu Marleys Geist seine

      Zuflucht um Belehrung nehmen zu müssen.

      Aber sie widmeten nicht den ganzen Abend der Musik. Nach

      einer Welle fingen sie Pfänderspiele an, denn es ist gut, zuweilen

      Kind zu sein, und vorzüglich zu Weihnachten, da der Urheber

      dieses Festes selbst noch ein Kind war. Doch halt, erst spielten s

      ie Blindekuh. Und ich glaube ebensowenig, daß Topper wirklich

      blind war, wie ich glaube, er habe Augen in seinen Stiefeln. Ich

      vermute, die Sache war zwischen ihm und Scrooges Neffen

      abgekartet, und der Geist der diesjährigen Weihnachten wußte

      es wohl! Die Art, wie er die runde Schwester in dem

      Spitzenkragen verfolgte, war eine Beleidigung aller menschlichen

      Leichtgläubigkeit. Wo sie ging, ging auch er, die Feuereisen

      umstoßend, über Stühle stolpernd, an das Piano anrennend, sich

      in den Gardinen verwickelnd. Immer wußte er, wo die runde

      Schwester war. Wenn jemand gegen ihn gefallen wäre, wie es

      einige machten, oder sich vor ihn hingestellt hätte, würde er getan

      haben, als bemühe er sich, ihn zu ergreifen, wäre aber

      augenblicklich umgekehrt, der runden Schwester nach. Sie rief

      oft, das sei nicht ehrlich, und das war es auch in der Tat nicht.

      Aber endlich hatte er sie gefunden und ungeachtet ihres

      Sträubens zwängte er sie in eine Ecke, aus der keine Flucht

      möglich war; und da wurde seine Aufführung ganz abscheulich.

      möglich war; und da wurde seine Aufführung ganz abscheulich.

      Denn sein Vorgeben, er kenne sie nicht, er müsse erst ihren

      Kopfputz anfassen und, um sie zu erkennen, einen gewissen Ring

      auf ihrem Finger und eine gewisse Kette um ihren Hals befühlen,

      war ganz, ganz abscheulich! Und gewiß sagte sie ihm auch


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