Weihnachtsmärchen. Charles Dickens

Weihnachtsmärchen - Charles Dickens


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      Reihe war, tuschelten sie hinter den Gardinen sehr vertraut

      miteinander.

      Scrooges Nichte nahm nicht teil an dem Blindekuhspiel, sondern

      saß gemütlich in einer traulichen Ecke in einem Lehnstuhl mit

      einem Fußbänkchen davor, und der Geist und Scrooge standen

      dicht hinter ihr. Aber bei den Pfänderspielen tat sie mit und liebte

      ihre Liebe mit allen Buchstaben des 49

      Alphabets zur allgemeinen Bewunderung. Auch in dem Spiel

      ›Wie, Wann und Wo‹ war sie sehr tüchtig und stellte zur

      geheimen Freude von Scrooges Neffen ihre Schwestern gar sehr

      in den Schatten, obgleich sie auch ganz gescheite Mädchen

      waren, wie es uns Topper hätte versichern können. Es mochten

      ungefähr zwanzig Personen da sein, junge und alte, aber sie

      spielten alle, und auch Scrooge spielte mit; denn in seiner

      Teilnahme an den Vorgängen ganz vergessend, daß ihnen seine

      Stimme nicht hörbar war, gab er oft seine Antwort auf die

      Fragen ganz laut und riet auch oft ganz richtig.

      Dem Geist gefiel es sehr gut, ihn in dieser Laune zu sehen, und er

      blickte ihn so freundlich an, daß ihn Scrooge wie ein Knabe bat,

      blickte ihn so freundlich an, daß ihn Scrooge wie ein Knabe bat,

      noch warten zu dürfen, bis die Gäste fortgingen. Aber der Geist

      sagte, dies könne nicht geschehen.

      »Es fängt ein neues Spiel an«, sagte Scrooge. »Nur eine einzige

      halbe Stunde, Geist.«

      Es war ein Spiel, das man ›Ja und Nein‹ nennt, wo Scrooges

      Neffe sich etwas zu denken hatte und die anderen erraten

      mußten, was; auf ihre Fragen brauchte er dann nur mit Ja oder

      Nein zu antworten. Die schnell aufeinanderfolgenden Fragen, die

      ihm vorgelegt wurden, ergaben denn endlich, daß er sich ein

      Geschöpf dachte -. ein lebendiges Wesen, ein häßliches, wildes

      Geschöpf, das zuweilen brumme und zuweilen spreche und sich

      in London aufhalte und in den Straßen herumlaufe und nicht für

      Geld gezeigt und nicht herumgeführt werde und nicht in einer

      Menagerie sei und nicht geschlachtet werde, und weder ein

      Pferd, noch ein Esel, noch eine Kuh, noch ein Ochs, noch ein

      Tiger, noch ein Hund, noch ein Schwein, noch eine Katze, noch

      ein Bär sei. Bei jeder neuen Frage, die ihm gestellt wurde, brach

      Scrooges Neffe aufs neue in ein Gelächter aus und konnte gar

      nicht wieder herauskommen, so daß er vom Sofa aufstehen und

      mit den Füßen stampfen mußte. Endlich rief die runde Schwester

      mit einem ebenso unauslöschlichen Gelächter:

      »Ich habe es, Fred, ich weiß es, ich weiß es.«

      »Was ist es?« rief Fred.

      »Es ist Onkel Scrooge.«

      Und der war es auch. Verwunderung war das al gemeine Gefühl,

      obgleich einige meinten, die Frage: »Ist es ein Bär?« hätte mit Ja

      beantwortet werden müssen, denn eine verneinende Antwort sei

      schon hinreichend gewesen, ihre Gedanken von Scrooge

      abzubringen, selbst wenn sie auf dem Wege zu ihm gewesen

      wären.

      »Nun, er hat uns Freude genug gemacht«, sagte Fred, »und so

      wäre es undankbar, nicht auf seine Gesundheit zu trinken. Hier

      ist ein Glas Glühwein dazu bereit. Es lebe Onkel Scrooge!«

      »Es lebe Onkel Scrooge!« stimmten alle ein.

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      »Fröhliche Weihnachten und ein glückliches Neujahr dem Alten,

      sei er, wie er wol e!« sagte Scrooges Neffe. »Er wol te meinen

      Wunsch nicht annehmen, aber er sol ihn dennoch haben.«

      Dem Onkel Scrooge war es unmerklich so fröhlich und leicht zu

      Sinne geworden, daß er der von seiner Gegenwart nichts

      ahnenden Gesel schaft ihren Toast erwidert und mit einer

      unhörbaren Rede gedankt haben würde, hätte ihm der Geist Zeit

      dazu gelassen. Aber alles verschwand im Hauch vom letzten

      Wort des Neffen, und Scrooge und der Geist waren schon

      wieder unterwegs. Sie gingen weit und sahen viel und besuchten

      manchen Herd, aber immer spendeten sie Glück. Der Geist

      stand neben Kranken, und sie wurden heiter und hoffend; neben

      Wanderern in fernen Ländern, und sie träumten von der Heimat;

      neben solchen, die mit dem Leben rangen, und sie harrten

      geduldig aus; neben Armen, und sie wurden reich. Im

      Armenhaus und im Lazarett, im Kerker und in jedem

      Zufluchtsort des Elends, wo der Mensch in seiner kurzen

      Zufluchtsort des Elends, wo der Mensch in seiner kurzen

      ärmlichen Herrschaft dem Geiste die Tür verschlossen hatte,

      spendete er seinen Segen und lehrte Scrooge seine Weise.

      Es war eine lange Nacht, wenn es nur eine Nacht war; aber

      Scrooge zweifelte daran, denn die Weihnachtsfeiertage schienen

      in die Zeit, in der sie miteinander verrannen, zusammengedrängt

      zu sein. Es war auch sonderbar, daß der Geist offenbar älter

      wurde, während Scrooge äußerlich ganz unverändert blieb.

      Scrooge hatte diese Veränderung zwar bemerkt, sprach aber nie

      davon, bis sie von einer Kinderweihnachtsgesel schaft

      weggingen, wo er bemerkte, daß des Geistes Haar schnel grau

      geworden war.

      »Ist das Leben der Geister so kurz?« fragte Scrooge.

      »Mein Leben ist sehr kurz auf dieser Erde«, sagte der Geist, »es

      endet noch in dieser Nacht.«

      »In dieser Nacht noch!« rief Scrooge.

      »Heute um Mitternacht. Horch, die Zeit nahet schon.«

      Die Glocke schlug drei Viertel auf zwölf

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      »Vergib mir, wenn ich nicht recht tue, zu fragen«, sagte jetzt

      »Vergib mir, wenn ich nicht recht tue, zu fragen«, sagte jetzt

      Scrooge, scharf auf des Geistes Gewand blickend, »aber ich

      sehe etwas Seltsames unter deinem Mantel hervorblicken, was

      nicht zu dir zu gehören scheint. Ist es ein Fuß oder eine Klaue?«

      »Nach


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