Abschied einer Mörderin. Nick Stein

Abschied einer Mörderin - Nick Stein


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über Ihre Verhältnisse. Dabei trinke ich nur noch Pepsinwein, das sollten Sie eigentlich wissen, seit ich es mit dem Magen habe. Also seit ich Sie kenne.«

      »Ich habe Ihnen nichts geschickt«, wandte Jansen ein. »Heim…«

      »Sie haben mir sehr wohl eine Flasche geschickt, aus Edinburgh, vom Flughafen, für dreihundert Pfund. Sehr starken Whisky. Ich habe ihn dem Schwager meiner Frau geschenkt, der hatte seinen Siebzigsten. Drei Tage später war er tot. Der war ansonsten völlig gesund«, polterte der Ältere. »Herzversagen, dabei war der sein Leben lang Radfahrer und fit. Was war das für ein Teufelszeug, und warum schicken Sie mir so etwas?«

      »Ich habe Ihnen nichts geschickt, Heim. Ich habe mir eine Flasche gekauft, im Duty Free, stimmt schon, aber die habe ich selbst mitgenommen. Und die hat auch nur vierzig Pfund gekostet.«

      Heim schwieg einen Moment, bevor er nachdenklich weitersprach. »Wirklich nicht? Meine Frau redet nicht mehr mit mir. Der Mann ihrer älteren Schwester ist tot, und wir beide sind wie immer schuld. Dabei hatte ich unsere Ehe gerade mit Mühe und Not gekittet, Jansen. Der dumme Hund bringt dir nichts als Ärger, hat sie gesagt. Über Sie.«

      »Echt nicht. Ganz bestimmt nicht. Das muss jemand anderes gewesen sein. Und an Whisky stirbt man nicht, Heim. Ich habe mich nach meiner Flasche zwar wie ein Räucheraal gefühlt, aber geschadet hat mir das nicht. Und das war eine eher billige Sorte. Hat Ihr Schwager was vertragen?«

      »Bis hin zu Selbstgebranntem. Der konnte was ab. Deshalb frage ich ja, was das für ein Teufelszeug war.«

      Jansen hatte mehrere Ideen auf einmal. »Das muss Ihnen jemand anders geschickt haben. Und ich würde die Flasche überprüfen lassen. Auch auf Fingerabdrücke. Mir schwant da was ganz Übles.«

      Heim ließ den Gedanken einsickern. »Sie denken an die Kroll, oder? Glauben Sie wirklich? Dass die zu sowas fähig ist?«

      Jansen musste schlucken. »Die hat mich ja bemerkt. Und sie weiß, dass wir beide zusammenarbeiten. Das war eine Warnung. Oder schon ein Mordversuch. Scheiße. Damit hätte ich nicht gerechnet«, fluchte er. »Dass die jetzt uns auf dem Kieker hat.«

      »Woher sollte die wissen, dass Sie in Edinburgh waren?«, fragte Heim. »Und wieso Whisky?«

      Jansen überlegte nur kurz. »Weil das der nächste internationale Flughafen ist. Und weil sie mich in einer Destille getroffen hat. Wahrscheinlich hat sie angenommen, ich würde Ihnen was mitbringen wollen. Weil ich selber eine Flasche mitnehmen wollte, wie sie richtig erkannt hat. Dann ist es nur logisch, die zweite Flasche als Geschenk separat zu schicken. Die schaut genau hin, Heim, das wissen wir doch.«

      »So genau auch nicht. Dann hätte sie rauszufinden versucht, ob ich sowas auch trinke. Überschätzen Sie die nicht.«

      »Trotzdem.« Jansen blieb bei seiner Linie. »Ich kann mir das gut vorstellen. Die hat mich bemerkt, sie muss davon ausgehen, dass wir die Suche nach ihr wiederaufnehmen, und will das sabotieren. Ich sehe das als Versuch, Sie still und heimlich verschwinden zu lassen. Nicht so perfekt wie damals, das war doch eher dilettantisch. Die lässt nach. Lassen Sie auf jeden Fall die Flasche untersuchen, wenn sie noch da ist, auch wegen der Fingerabdrücke. Und dem Inhalt.«

      »Vielleicht war es ja auch etwas anderes«, sinnierte Heim. »Heinz hat in der letzten Zeit übermäßig viel Lakritze gegessen. Und meine Schwägerin kocht ziemlich fett.«

      »Heim. Lenken Sie nicht ab. Wenn da was dran ist, will die uns beide loswerden. Ich nehme das ernst. Die Frau ist zu allem fähig. Gehen Sie dem nach.«

      »Habe ich natürlich schon veranlasst. Ich musste die Flasche aus dem Müll fischen, Monikas Schwester Anne hatte sie schon entsorgt, als sie merkte, dass er Heinz nicht gut bekommt. Obwohl er so teuer war. Es war nur noch ein Viertel drin. Ihr Mann ist dann nachts um drei gestorben, nach einem schweren Herzanfall. Und die beiden Schwestern haben sich nicht mehr eingekriegt. Dieser Scheiß-Whisky und so, was ich mir eigentlich dabei gedacht hätte. Also zwischen den Heulanfällen. Ich war schuld. So ausländisches Zeugs verträgt er nicht und so.«

      »Um so wichtiger ist es, rauszufinden, ob da was drin war. Wann wissen wir das?«, fragte Jansen.

      »Morgen. Ich bringe alles mit nach Wiesbaden. Dann gehen wir durch, was wir wissen, was wir veranlassen können, und wie wir vorgehen.«

      »Sie könnten schon mal eine Red Notice für Vanessa Hemsford rausgeben lassen. Und wir sollten schauen, ob es in England so etwas wie Handelsregistereinträge gibt. Vielleicht hat sie die Destille in Dufftown schon gekauft, dann finden wir darüber auch ihre Adresse raus.«

      »Gut.« antwortete Heim. »Endlich mal wieder was zu tun. Ich meine, es tut mir auch schrecklich leid, das mit Heinz, ich bin fuchsteufelswild, aber andererseits kann ich das Geflenne nicht mehr mitanhören, wenn Sie verstehen, was ich meine. Mir läge eher daran, die Kroll dafür zu bestrafen und für zehnmal lebenslänglich in Verwahrung zu bringen, in eine der härtesten Klapsen, die wir finden können.«

      Jansen atmete tief durch. Der nächste Satz fiel ihm nicht leicht. »Heim, Sie werden Ihren Schwager obduzieren lassen müssen, wenn wir das ernst nehmen. Das müssen Sie Ihrer Frau und Schwägerin irgendwie verklickern, denke ich.«

      »Oh nein. Mist. Natürlich. Das wird Anne nicht gut finden, Monika auch nicht. Den guten alten Heinz aufschneiden? Kommt gar nicht infrage. Da kommt was auf mich zu.«

      »Machen Sie Ihrer Frau klar, dass das Ihnen galt. Dass Sie das aufklären müssen, zum Schutz von Ihnen selbst und Ihrer Familie. Um Schlimmeres zu verhüten. Sie sind der Einzige, der sie alle retten kann. Die müssen Sie anflehen, dass Sie die Schuldige fangen, Heim.«

      »Trotzdem.« Der Hauptkommissar war nicht überzeugt. »Die werden mir die Eier auf kleiner Flamme rösten und mir die Hölle heißmachen, Jansen. Sie kennen die beiden nicht.«

      »Tut mir leid für Sie. Wir müssen unsere Angehörigen warnen, Heim, nichts mehr anzunehmen, aufzupassen, nicht mehr allein rauszugehen«, improvisierte Jansen.

      »Das glaube ich nun nicht. Das galt mir, Ihnen kann etwas Ähnliches blühen. Wenn die ihren Autounfall gefaket hat, würde ich auch auf Ihr Auto achten, Jansen. Auf beschädigte Bremsschläuche und Benzinleitungen zum Beispiel. Die meint uns, nicht unsere Familien.«

      Jansen schnaubte. »Mist. Wir müssen die kriegen, bevor sie auf dumme Gedanken kommt. Die hat was zu verlieren. Die will sich und ihr Erspartes und Zusammengemordetes schützen. Da können wir auch ansetzen. Sie hatten doch damals Konto-Unterlagen von ihr. Vielleicht ist das ein Ausgangspunkt. Aber als Erstes müssen wir wissen, ob das stimmt, oder ob der Whisky einfach nur zu viel für Ihren Schwager war.«

      Heim fluchte eine Weile vor sich hin. »Na gut«, lenkte er ein. »Ich werde das über die Kollegen von der Kripo einstielen, dann bin ich nicht selbst verantwortlich. Also das mit der Obduktion. Und ich sehe mal die alten Unterlagen durch, was ich da noch über ihr Geld habe. Kümmern Sie sich um die britischen Kollegen, die Brennerei und was auf der Insel über diese Hemsford bekannt ist, Jansen.«

      »Dann sind wir wieder ein Team, oder?« Jansen klang noch unsicher.

      »Allein schon, weil wir gemeinsam bedroht werden, wenn ich mich nicht täusche. Wer etwas findet, meldet sich beim anderen. Und morgen in Wiesbaden tragen wir alles zusammen.«

      »Wie, morgen?«, fragte Jansen besorgt. »Ich bin heute Nachmittag schon da. Ich dachte …«

      »Ich muss mich um einen Bestatter kümmern und alles veranlassen. Und der muss ihn in die Gerichtsmedizin bringen, nicht in sein Institut. Das wird heute nichts mehr mit Losfahren, ich muss meine Frau wieder beruhigen. Ich fahre morgen in aller Herrgottsfrühe. Sie haben doch bestimmt noch andere Dinge beim BKA zu besprechen, oder?«

      »Na ja. Eigentlich nicht wirklich, aber ich kann den Fall ja schon mal vorbringen. Und wegen Interpol nachfragen.«

      »Na sehen Sie, Jansen. Passt doch«, freute sich Heim. »Dann sehen wir uns morgen früh in Wiesbaden. Notfalls nutzen Sie die Zeit für Recherchen. Bis dann.«

      Er hatte aufgelegt. Das tue ich doch


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