Feinde des Lebens. Johannes Anders
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Johannes Anders
Sternenlicht 7
Feinde des Lebens
Saphir im Stahl
Bereits erschienen:
Horst Hoffmann - Insel im Nichts
Johannes Anders - Rücksturz nach Tyros
Johannes Anders - Storm
Peter R. Krüger - Der Fehler im System
Joachim Stahl - Parsifal
Erik Schreiber - Wanderer
Johannes Anders - Feinde des Lebens
In Vorbereitung
Johannes Anders - Verräter an Bord
Peter R. Krüger - Die Soliamit-Krise
Sternenlicht 7
e-book 097
Feinde des Lebens
Überarbeitete Auflage 01.03.2022
© Saphir im Stahl
Verlag Erik Schreiber
An der Laut 14
64404 Bickenbach
Titelbild: Thomas Budach
Lektorat: Joachim Stahl / Rita Blotz
Vertrieb: Neobooks
Inhaltsverzeichnis
1 Brückentag
2 Schneise der Verwüstung
3 Offene Rechnungen
4 Der Vergifter
5 Rattenrisotto mit Erdnusssauce
6 Die Wurzel des Übels
7 Siegerehrung
8 Das Gesetz der Maschinen
9 Die andere MCLANE
10 Der Kampf um die MCLANE
11 Der Aufrührer
12 Unter Beschuss
13 Widerstand
14 Der Parasit
15 Der Angriff auf die LIBERTY
16 Die letzte Bitte
17 Die Suche nach Erkenntnis
Biographie
1
Brückentag
Leutnant Gael Klein beobachtete, wie Bordingenieur Chivan Swo mit einer Tüte Fritten in der Hand den Lift verließ. Der glückliche Gesichtsausdruck, mit dem er über die Brücke schwebte, war für Gael Klein nur schwer zu ertragen.
„Hast du herausgefunden, warum er so strahlt?“, flüstertesie Kommunikationsoffizier Neno Chung ins Ohr, der an der Konsole neben ihr stand.
„Nein, keine Ahnung.“
„Die fettigen Fritten allein können es nicht sein“, mutmaßte Gael. „Man könnte glauben, er hätte den geheimen Scotchvorrat der Kommandantin gefunden.“
„Zaya hat keine geheimen Alkoholvorräte“, widersprach Neno. „Du weißt, wie korrekt sie ist.“
„Dann nimmt er andere Drogen!“
Swo schien von dem Geraune seiner Kollegen nichts mitzubekommen. Er legte die Frittentüte auf einer Konsole ab und begann Checks durchzuführen. Mit Schaudern beobachtete Gael, wie eine der fettigen Fritten zu Boden fiel. Sie spürte den inneren Zwang hinzugehen und sie aufzuheben.
„Essen ist auf der Brücke nicht erlaubt!“, ermahnte sie Swo mit bebender Stimme und hielt ihm die Fritte unter die Nase.
Swo griff mit breitem Grinsen zu und schobsich den verlorenen Sohn seiner Pommes genüsslich in den Mund. „Tschulligung!“, murmelte er kauend und blies Gael dabei ranzigen Atem ins Gesicht.
Gael fuhrzurück und hob schützend die Arme. Sie erwog ein Donnerwetter abzulassen, sie tat es nicht. Es war ja zwecklos. Stattdessen rannte sie von der Brücke und verschanzte sich in ihrer Kabine.
„ALLISTER!“, schnauzte sie den Bordcomputer an. „Was ist mit Bordingenieur Swo los? Seit Tagen grinst er wie ein Honigkuchenpferd und nichts kann ihn aus der Ruhe bringen. Nimmt er Drogen?“
„Du weißt, dass ich keine persönlichen Daten weitergeben darf, Gael“, antwortete der Computer.
„Drogenkonsum an Bord eines Kreuzers ist keine Privatsache, das geht uns alle an!“
„Bordingenieur Swo nimmt keine Drogen.“
„Warum grinst er dann so dämlich?“
„Dazu kann ich nichts sagen.“
„Kannst du nicht oder willst du nicht?“
„Das kann ich nicht sagen.“
„Dann verschwinde aus meiner Kabine!“
Natürlich konnte der Bordcomputer nicht verschwinden, aber das Lämpchen, das den offenen Kommunikationskanal anzeigte, erlosch. Gael dachte nach. Das unerträgliche Glück hatte Swo seit drei Tagen heimgesucht. Vor drei Tagen musste folglich etwas Entscheidendes vorgefallen sein, das ihr entgangen war.
Sie aktivierte den Bordcomputer ein zweites Mal. „ALLISTER! Lies mir das Log von vor drei Tagen vor!“
„Morgendliche Bordkontrolle ohne Befund. Sprung über die Einstein-Rosen-Brücke planmäßig beendet. Nachrichtensonde aufgenommen. Nächster Sprung planmäßig begonnen …“
„Danke, das genügt.“
Es musste mit dem Nachrichtenupdate zusammenhängen. Die MCLANE war tief in die unerforschten Weiten des Alls vorgedrungen und befand sich fernab aller Relaisketten und Funkverbindungen. Das Mutterschiff, die FERDINAND MAGELLAN, schickte deshalb alle paar Wochen eine Sonde mit Nachrichten und neuen Anweisungen über die Einstein-Rosen-Brücke zu einem vereinbarten Treffpunkt. Alle freuten sich auf den Brückentag, wie er genannt wurde, weil auch persönliche Post mit ausgeliefert wurde.
„Enthielt das Update eine persönliche Nachricht für Bordingenieur Swo?“
„Dazu kann ich nichts sagen.“
Gael hätte gerne etwas zerdeppert. Der Gedanke an die dadurch entstehende Unordnung ließ sie davor zurückschrecken.
Ob ein anderes Besatzungsmitglied mehr herausgefunden hatte? Zaya wohl nicht. Die stand über solchem Klatsch und Tratsch, als Kommandantin würde sie nie die Privatsphäre der Besatzungsmitglieder verletzen. Aber vielleicht konnte Neno helfen. Der kümmerte sich zwar kaum um jemand anderen als um sich selbst, stand aber im Ruf ziemlicher Trinkfestigkeit.
„Kannst du Swo nicht zu einem Space-Sherry-Gelage überreden?“, fragte sie ihn. „Vielleicht verplaudert er sich, wenn er besoffen ist, und gibt das Geheimnis seines Glücks preis?“
„Das glaube ich kaum“, wandte Neno ein. „Er mag zwar Sherry, aber er ist auch unglaublich stur. Wer etwas für sich behalten will, tut er das. Frag lieber Storm, vielleicht weiß die noch was!“
Gael seufzte.
„Ich weiß“, sagte Neno, „Storm ist schwierig, man redet nicht gerne mit ihr. Aber sie ist nicht mehr so schlimm wie früher.“
„Man sieht ihr ja nicht einmal an, ob gerade Eden Sturm oder der Coach durch ihre Lippen spricht.“
„Das stimmt zwar, aber einen Versuch ist es wert. Der Coach weiß alles über die Besatzung, schließlich hat er uns lange Zeit psychologisch betreut.“
„Nur ist er sehr streng mit dem Datenschutz. Er beteuert ja, dass er nicht mal Eden vertrauliche Informationen über uns gibt, obwohl sie quasi seine andere Hirnhälfte