SINFONIE DER SCHMERZEN. Eberhard Weidner

SINFONIE DER SCHMERZEN - Eberhard Weidner


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      INHALTSVERZEICHNIS

       COVER

       TITEL

       SINFONIE DER SCHMERZEN

       1

       2

       3

       4

       5

       6

       7

       8

       9

       10

       11

       12

       NACHTANGST

       DER FAHRSTUHL

       TOD IM GEMÄLDEZIMMER

       1

       2

       3

       4

       5

       6

       NACHWORT

       WEITERE TITEL DES AUTORS

       LESEPROBE

      SINFONIE

      DER

      SCHMERZEN

      1

      Der Schmerz beginnt augenblicklich unter seiner Schädeldecke loszuhämmern, als er aus der Bewusstlosigkeit erwacht. Das quälende Dröhnen, das seinen ganzen Kopf ausfüllt und jede andere Empfindung überlagert, macht jeden einzelnen Gedankengang zur Qual und reißt jede neue Überlegung in kleinste Fetzen, noch ehe er überhaupt in der Lage ist, sie gebührend zur Kenntnis zu nehmen.

      Er stöhnt, doch der Laut dringt nur gedämpft an seine Ohren. Im gleichen Moment spürt er, dass etwas seine Mundhöhle ausfüllt. Er will es unwillkürlich ausspucken, doch das geht nicht, da etwas über seine Lippen gebunden ist und seinen Mund verschließt. Das Ding in seinem Mund ist nicht hart, sondern nachgiebig und außerdem nass und schleimig von seinem Speichel. Es fühlt sich an wie ein Tuch, das zu einem Ball zusammengeknüllt wurde.

      Ein Knebel?

      Der Gedanke, der es trotz des Hämmerns schafft, zu seinem bewussten Denken durchzudringen, erschreckt ihn so sehr, dass er die Augen aufreißt. Doch er kann noch immer nichts sehen. Er spürt, dass seine Wimpern etwas streifen, das vor seinem Gesicht hängt. Und nicht nur dort, sein ganzer Kopf wird davon umhüllt. Überall dort, wo es seine bloße Haut berührt, fühlt es sich dünn und rau an.

      Ein Sack über dem Kopf?

      Ein Knebel und ein Sack!

      Es bedarf nicht der detektivischen Fähigkeiten eines Sherlock Holmes, um daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen. Er hebt den Kopf, der ihm während der Bewusstlosigkeit auf die Brust gesunken ist und lauscht, kann aber keinen Laut in seiner unmittelbaren Umgebung hören. Die einzigen Geräusche, die er wahrnimmt, stammen von ihm selbst. Das beschleunigte Schlagen seines Herzens, das Rauschen seines Blutes in den Schläfen, sein schnaufendes Atmen durch die Nase.

      Ihm ist, als kehren seine Sinne nur nach und nach wieder, so wie bei einer komplizierten Maschinerie, die ganz vorsichtig hochgefahren wird, um die Systeme nicht zu überlasten.

      Er blinzelt, wobei seine Lider erneut den rauen Stoff vor seinem Gesicht streifen, und holt durch die Nase ganz tief Luft. In diesem Augenblick, als sich seine Lungenflügel mit mehr Luft als zuvor füllen und aufblähen, spürt er erstmals die Enge um seinen Brustkorb. Obwohl er der Tatsache bisher keine besondere Bedeutung beigemessen hat, ist ihm schon seit seinem Erwachen bewusst, dass er aufrecht sitzt. Und jetzt spürt er auch den harten Holzstuhl, auf dem er sitzt, unter seinem Hintern und die Lehne hinter seinem Rücken, gegen die er gepresst wird. Er versucht, sich zu bewegen, aber der Erfolg ist enttäuschend. Lediglich seine Hände, die Finger, die Füße und den Kopf kann er bewegen. Der Rest seines Körpers ist hingegen an Ort und Stelle fixiert.

      An einen Stuhl gefesselt?

      Ihm ist, als habe er bislang noch im Halbschlaf vor sich hingedämmert und werde erst in diesem Moment richtig wach, in dem sein Gehirn alle Informationen, die er in den letzten zwei bis drei Minuten gesammelt hat, zu einem sinnvollen Ganzen verbindet und den einzig richtigen Schluss daraus zieht. Und vielleicht hilft ihm auch der Umstand dabei, konzentrierter nachzudenken, dass seine Kopfschmerzen ganz allmählich auf ein erträgliches Maß zurückgegangen sind und er sich, wie an ein monotones Hintergrundgeräusch, daran gewöhnt hat.

      Ein Knebel plus ein Sack über dem Kopf plus an einen Stuhl gefesselt ergibt: Ich wurde das Opfer einer Entführung!

      Die Schlussfolgerung versetzt ihn jäh in Panik und Entsetzen. Und nachdem er nun auch die letzten Reste der Bewusstlosigkeit überwunden hat und wieder klar denken kann, erwacht zudem seine Angst vor der Finsternis und breitet sich wellenförmig in seinem Innern aus, indem sie Adrenalin freisetzt und sämtliche Körperfunktionen in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt. Sein Herz schlägt noch schneller als zuvor, während sich gleichzeitig seine Atemfrequenz spürbar erhöht. Plötzlich hat er das Gefühl, nicht mehr genug Luft durch die Nase einatmen zu können und ersticken zu müssen. Kalter Schweiß bricht ihm am ganzen Körper aus und durchnässt in kürzester Zeit seine Kleidung.

      Ich bekomme keine Luft mehr! Ich ersticke!

      Dann kommt ihm ein neuer, noch furchterregenderer Gedanke. Vielleicht ist es ja gar kein Sack aus luftdurchlässigem Material, den man ihm über den Kopf gestülpt hat, sondern eine luftdichte Plastiktüte, obwohl es sich ganz und gar nicht danach anfühlt, die ihn nun langsam und jämmerlich ersticken lässt.

      Die Angst vor dem Erstickungstod steigert die Panik, in der er


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