Geliebtes Carapuhr. Billy Remie

Geliebtes Carapuhr - Billy Remie


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sondern ermögliche dir das, was du und Rick seitjeher wolltet.«

      »Rick ist gegangen, Ihr habt es selbst gesehen, er kommt nicht für mich zurück. Ich bedeute ihm nichts mehr. Die Zeiten haben sich verändert«, konterte Desith herablassend durch noch immer zusammengebissene Zähne. Ihm war so deutlich anzusehen, dass er verzweifelt versuchte, seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen, dass es fast bemitleidenswert war. »Und selbst wenn er zurückkäme, wird er nicht seinen Platz als Euer Erbe einnehmen, er wird umdrehen und gehen, weil alles, was ihn antreibt, die Suche nach Sarsar ist. Einem Toten. Er ist verloren, Großkönig Melecay, Ihr müsst Ihn ziehen lassen, ebenso wie ich.«

      Der Großkönig verengte die Augen wie ein Scharfschütze, wenn er den Bogen spannte. Seine Knöchel traten weiß hervor, weil er die Armlehnen seines Throns vor Wut fest packte.

      Vynsu hielt den Atem an, während er gleichzeitig überlegte, ob er es wagen konnte, sich schützend vor Desith zu stellen, oder ob er damit nur seinen eigenen Kopf riskierte und seine Kinder zu Waisen machen würde.

      »Seit wann nimmt der Großkönig von Carapuhr Befehle von einem Burschen entgegen?« Melecays Stimme war ruhig, aber schneidend. »Seit wann ist es üblich, dass ein Halbstarker es wagt, sein verdammtes, unnützes Wort gegen mich zu erheben?«

      Desith wandte den Blick ab, er starrte auf den Tisch und lehnte sich mit den Fingerspitzen auf die Kante, seine Lippen waren ein dünner Strich. Und Vynsu hatte Mitleid mit ihm.

      »Du bist ein Welpe«, keifte Melecay nachdrücklich, »ein kleiner, unerzogener Welpe, nichts weiter bist du für mich. Wage ja nicht noch einmal, mir zu befehlen. Sonst lasse ich dich vor Derricks Nase anbinden, bis ihr beide lernt, euch wieder gern zu haben. Verstanden?«

      »Weiß mein Vater, dass ich gefunden wurde?«, fragte Desith leise, es war sein letzter Hoffnungsschimmer. »Ich will, dass mein Vater benachrichtigt wird.«

      Melecay fing an, über Desiths Naivität zu lachen. Er sah zu Vynsu, der nur kopfschüttelnd den Blick abwandte, er würde sich nicht über Desiths Lage amüsieren. Melecay schnaubte über ihn, dann wandte er das Gesicht wieder mit einem gewohnt harten Ausdruck zu Desith um.

      »Ich ließ deinem Vater mitteilen, dass du voller Sorge um Derrick bist, es dir aber gut geht. Sorge dich nicht, er wird kommen, wenn die Vermählungszeremonie stattfindet. Er wird dort sein und er wird diese Ehe anerkennen!«

      »Mein Vater hat sich immer gegen diese Bindung ausgesprochen«, warf Desith ein, »er wird diese Ehe nie anerkennen, für ihn ist sie keine Stärkung des Bündnisses, sondern eine Schmach! Und wozu braucht Ihr schon eine Ehe, es besteht bereits ein Friedensvertrag! Fürchtet Carapuhr etwa das Kaiserreich?«

      Eine gewagte Behauptung, die Vynsu einen Herzsturz verursachte. Er schielte unbehaglich zu seinem temperamentvollen Onkel.

      »Es geht um Respekt, den dein Vater mir schuldet. Ich nehme ihn in Form einer Verbindung unserer Kinder, als Beweis für seine Zuneigung mir gegenüber.« Die Stimme des Großkönigs klang beunruhigend gelassen. »Friedensverträge können gebrochen werden«, erklärte er weiter, »eine Ehe hält für gewöhnlich ein Leben lang. Wenn man nicht gerade zulässt, dass einem der Ehepartner unter der Nase abgeschlachtet wird.« Er warf einen bösen Blick auf Vynsu.

      Vynsu senkte die Augen auf den Tisch, er ignorierte den Stich in der Brust.

      »Außerdem«, fuhr sein Onkel fort und blickte Desith wieder an, »will jemand in meinem Land verhindern, dass eine solche Bündnisehe zwischen Carapuhr und Elkanasai zustande kommt, wie die Ermordung deiner Schwester beweist. Und das kann und will ich mir nicht bieten lassen.«

      Kopfschüttelnd stellte Desith sich weiterhin quer. »Mein Vater wird dem nicht zustimmen.«

      »Er hat bereits zugestimmt«, Melecay faltete die Hände über dem Bauch, »natürlich zu einem Zeitpunkt, als wir noch dachten, wir würden zwei Verliebte vermählen. Aber nichts destotrotz wirst du deine Pflicht tun. Dein Vater muss nichts davon erfahren, dass die Liebe, die er so verabscheute, bereits erloschen ist. Sieh es mal so, du trägst zum Schutz unserer Grenzen bei und sicherst einen jahrzehntelangen Frieden zwischen unseren Völkern.«

      »Niemals!« In Desiths Augen stand der pure Trotz. »Lieber stecke ich mich selbst in Brand, lasse ganze Völker abschlachten und Dynastien den Bach runter gehen, aber ich werde mein Leben von nun an selbst bestimmen, und ich habe beschlossen, nach Hause zurückzukehren! Ihr wollt eine Ehe, einen Bund zwischen Eurem Königreich und dem Reich meines Vaters? Dann vermählt Rick mit einem meiner Brüder, soweit ich weiß, ist mein erst kürzlich entdeckter Halbbruder Männern sehr zugetan. Nehmt ihn und lasst mich bloß damit zufrieden.«

      Er lieferte seinen Bruder zu seinem eigenen Vorteil aus. Vynsu wusste nicht, was er davon hielt. Aber immerhin wurde deutlich, dass Desith Derrick lieber an einen anderen verkaufen würde, als sich selbst an diesen zu binden. Er wollte nicht Ricks Gemahl sein, unter keinen Umständen.

      Melecay grinste schief. »Er ist nur ein Bastard, ein … Nichts, das man im Wald aufgelesen hat. Davon abgesehen ist diese Unterhaltung reine Zeitverschwendung. Ich lasse dir hierbei keine Wahl, Desith. Du hast gehört, was deine Pflicht ist und was für dich als Anteil am Großen und Ganzen erwartet wird. Ich befehle es dir. Du wirst Derricks Prinzgemahl. Du hast mir einen Eid geleistet, als du ein dummer, liebestoller Junge warst. Trage es gefälligst wie ein Mann und liege mir nicht in den Ohren, sonst trittst du ohne Zunge vor den Altar des Schamanen! Aber glaub mir, du wirst vor den Altar treten!« Er griff mit einer endgültigen Geste zu dem Krug auf dem Tisch und goss sich Met ein.

      Desith sah verzweifelt von ihm zu Vynsu, Not und Flehen standen in seinem eisblauen Blick, aber Vynsu konnte nur warnend den Kopf schütteln.

      »Du hast es versprochen!« Wuttränen schimmerten in Desiths Augen. »Du hast versprochen, dass du mich nach Hause bringst.«

      Vynsu schlug die Augen nieder, er kam sich wieder unheimlich schmutzig vor.

      »Vynsu ist nicht in der Lage, solche Versprechen zu geben«, mischte der Großkönig sich ein und knallte den Krug zurück auf den Tisch, nachdem er den Becher randvoll gegossen hatte. »Außerdem, was ist das Versprechen eines Nordmannes wert, Desith Airynn von Elkanasai?« Er lachte dreckig in sich hinein, ergötzte sich regelrecht an Desiths Machtlosigkeit. »Versprechen sind nur etwas für Feiglinge und einfältige Kinder, damit ihnen die Welt nicht so böse und ungeordnet vorkommt. Sie tragen nur zu einem Trugschluss bei. Sie sind nur unsichtbare Ketten, mein Junge.«

      Desiths Augen schwammen. »Bastard!«, spie Desith Vynsu entgegen. »Elende, treulose Bastarde. Alle zusammen!« Ehe sie reagieren konnten, schnappte er sich Vynsus Schwert und Dolch vom Tisch. »Niemand befiehlt mir etwas!«

      Sie sahen ihm gelangweilt nach, als er über den Stuhl stieg und nach draußen marschierte. Sie machten keine Anstalten, ihn daran zu hindern.

      Melecays Thron knarrte, als er sich mit seinem vollen Becher in der Hand wieder zurücklehnte. »Er hat dein Schwert, Neffe«, merkte er an.

      »Mhm.« Vynsu rieb sich die Augen mit Daumen und Zeigefinger.

      Melecay zog seine Klinge und warf sie scheppernd auf den Tisch. »Halt ihn auf.«

      Seufzend erhob Vynsu sich aus seinem Stuhl, nahm Melecays Schwert an sich und folgte ohne Eile dem Tumult, den Desith im Lager anrichtete.

      *~*~*

      Desith stampfte mit hocherhobenem Haupt durch die Zeltreihen, rempelte Barbaren an, stieß Mägde und Knechte wütend beiseite, während er einen Ausgang aus dieser verdammten Zeltstadt suchte.

      Es war ihm gleich, dass sauberes Geschirr wegen ihm in den Dreck fiel, dass Tücher umhergeweht wurden, dass die Mädchen nach Luft schnappten und die Barbaren ihm Prügel androhten. Er ging einfach weiter, hinterließ ein wütendes Chaos dort, wo er hintrat. Er genoss sogar ein wenig die schockierten, fragenden Blicke, die ihm folgten. Einige Weiber hielten ihn wohl immer noch für einen bösen Geist, denn sie wichen ihm aus und verfolgten ihn mit geweiteten, ängstlichen Augen.

      Aus einem Grund, den er nicht erklären konnte, gefiel ihm ihre


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