Geliebtes Carapuhr. Billy Remie

Geliebtes Carapuhr - Billy Remie


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Handballen. Es waren nicht mehr die Hände eines Prinzen und Magiers, es waren die Hände eines Sklaven.

      Sie wurden vor den bienenwabenartigen Eingängen der Höhlen aufgereiht und mussten sich wieder umdrehen. Sarsar stand so eng gedrungen, dass seine Schultern die seiner Nebenmänner steiften. Wobei es eher ihre muskulösen Oberarme waren, denn Sarsar war gewiss nicht so hochgewachsen wie diese Dschungelgeborenen.

      Er wagte nicht, den Kopf zu heben, aber seine Augen machten sich selbstständig und schielten empor. Viele Kriegerinnen hatten sich auf dem Platz versammelt, darunter eine muskulöse Frau, im besten Alter, mochte er meinen, die auffallenden Federschmuck und eine Weste aus schwarzem Panther trug, ihr Lederrock war kurz, stramme Bänder zogen sich um ihre starken Waden, an ihrer Hüfte baumelte ein gebogenes Schwert, ihr schwarzes Haar war zu einem dicken Zopf geflochten, so wie es alle Kriegerinnen trugen.

      Sie war nicht das, was ihm auffiel, es war der große, muskulöse Mann, der ihr wie ein Hund folgte. Das markante Kinn stolz emporgehoben, die langen Haare mit zwei Strähnen locker nach hinten gesteckt, damit sie nicht in sein dunkles Gesicht fielen. Sein Blick war leer, er trug einen dicken Eisenring um den Hals, aber keine Kette, und war nackt bis auf ein Lendenleibchen, das zu knapp saß. Schwarze Bemalung zierte seine Brust und Schenkel, grimmige Falten vertieften seine Mundwinkel und auf seinem Arm trug er ein Brandmal. Einen Halbmond.

      Sarsar erinnerte sich an den Stern, den man ihm als Markierung in die Haut gebrannt hatte und der sich entzündet hatte.

      »Das ist der persönliche Zuchtsklave der Stammesführerin«, flüsterte Chusei ihm zu. »Siehst du wie viel kräftiger er ist? Diese Burschen könnten unsere Arbeit locker erledigen, aber dafür sind sie zu schade. Verstehst du? Werden nur zur Zucht für starke Kriegerinnen genommen. Wir Mistgeburten dürfen schuften.«

      »Dein Vater war doch kein Zadestianer«, erinnerte sich Sarsar. Chusei hatte ihm erzählt, dass seine Mutter – eine Katzenfrau – in einem Zirkus in Elkanasai aufgetreten war. Als sie von einem Elkanasai geschändet wurde und ihn empfing, ging sie in die Wälder und suchte einen Stamm, der sie aufnahm. Aber sie gerieten zu nahe an die Zadestianische Grenze, weil die Stämme der Tiervölker die Grenzen der Kontinente nicht verstehen, und wurden von Kriegerinnen überfallen. Alle Männer und Jungen wurden in die Sklaverei verdammt, weil es in Zadest ein Frevel war, einen Mann frei umherstreifen zu lassen.

      »Zuchtsklave«, flüsterte Sarsar nachdenklich vor sich hin und musterte den großen Zadestianer wieder von oben nach unten. Er hatte ein wenig Ähnlichkeit mit Fen, aber in gewisser Hinsicht fiel es Sarsar ohnehin noch schwer, Unterschiede unter den dunkelhäutigen Stämmen zu erkennen.

      »Warum schwitzt er so?«, fragte Sarsar leiser, es war ihm gleich aufgefallen. Die Stammesanführerin hatte ihr Gespräch mit den führenden Aufseherinnen beendet und kam näher. »Er müsste die Hitze gewohnt sein, er schwitzt wegen etwas anderem. Die Perlen auf seiner Stirn sind dick und milchig, seine Nasenflügel scheinen gebläht und seine Augen gerötet… Tut ihm etwas weh? Bereitet ihm etwas Schmerzen?«

      Chusei zuckte neben ihm mit den Schultern. »Keine Ahnung. Vielleicht sein Schwanz, weil er zu sehr beansprucht wird«, gab er zynisch hinzu.

      Die Schmerzen schienen stark zu sein, Sarsar versuchte, ihn näher zu betrachten, aber als sie vor ihm standen, konnte er nur noch die großen Füße sehen. Die Stammesführerin schlenderte die Reihe entlang und nickte zufrieden. Sie blieb vor Sarsar stehen, hob sein Kinn an und verengte kritisch die Augen. Hinter ihr blitzte der leere Blick ihres Zuchthengstes auf, als er Sarsars schneeweiße Iriden bemerkte. Er starrte ihm unverwandt überrascht ins Gesicht. Unbewegt starrte Sarsar zurück.

      Die Stammesführerin drehte sich zu einigen wartenden Kriegerinnen um, sagte etwas, und alle lachten gehässig.

      Sarsar zeigte keine Rührung, er wusste, dass sie ihn für zu klein und zierlich hielten, aber er hatte bewiesen, dass er arbeiten konnte. Sie ging weiter, noch immer amüsiert. Vermutlich hatten die Wärterinnen Wetten laufen, wie lange er durchhielt.

      Sarsar schielte ihrem nachlaufenden Sklaven nach, versuchte zu erkennen, was diesen quälte.

      »Der hat es gut«, murmelte Chusei neidisch. »Reinrassig müsste man sein.«

      »Ich weiß nicht, ob ich mich vergewaltigen lassen würde, um dem Erzabschürfen zu entkommen«, gab Sarsar zurück.

      Chusei schnaubte. »Ich würde lieber täglich zwischen irgendwelche Schenkel sinken, als hier zu schuften. Als Zuchtsklave einer Stammesanführerin hast du ein eigenes Gemach, ein Bett, gutes Essen, fast sogar so etwas wie Achtung. Jedenfalls hab ich das so gehört, und er sieht mir nicht sonderlich unterernährt oder ausgepeitscht aus, findest du nicht?«

      Nein, dem musste Sarsar zustimmen, es war der gepflegteste, gesündeste Sklave, den er seit er hier war gesehen hatte.

      Er verengte seine weißen Augen und blickte dem Sklaven hinterher. Dieser sah ebenfalls noch ein letztes Mal zurück, direkt in Sarsars Gesicht, schien noch immer irritiert von dessen Antlitz.

      »Dann sind diese Sklaven also wie … das kostbare Haustier der Stammesführerinnen?«, fragte er nachdenklich. »Wirklich wie ein Zuchthengst?«

      »Weiß nicht, was ihr Westländer immer mit euren Zuchthengsten habt, aber wenn es bedeuten soll, dass man sie behandelt, als wären sie fast menschlich, dann ja, davon kannst du ausgehen, Freund«, stimmte Chusei zu, »die bekommen sogar das Fell gebürstet.«

      »Interessant.« Wirklich höchst interessant.

      Kapitel 17

      Es regnete noch immer. In den letzten drei Tagen war die heiße Sonne über Elkanasai vielleicht nur für wenige Augenblicke am Stück durch die tiefhängenden Wolken gebrochen. Drei Tage strömender Regen, Dampf, Dunst, Schwüle, Schlammmassen. Und Desith hing noch immer am Pfahl, kniete im sumpfigen Matsch und in seiner eigenen Scheiße und Pisse.

      Doch er flehte nicht um Gnade, noch um Wasser oder ein Stück Brot. Er legte den Kopf in den Nacken und streckte die Zunge heraus, wenn er durstig war, ansonsten rührte er sich kaum.

      Wie stur dieser magere Winzling doch sein konnte.

      Seufzend lehnte Vynsu sich unter einem Zelt an einen Pfosten und blickte durch den grauen Regenvorhang über den wie leergefegten Platz. Desith blieb unbehelligt, dafür hatte er persönlich gesorgt. Auch wenn die Menschen es kaum hatten erwarten können, ihn mit faulem Obst zu bewerfen, und die Krieger, die ihn nicht hatten besiegen können, darauf gewartet hatten, ihm ins Gesicht zu pissen. Ihnen war ihr Verhalten nicht übel zu nehmen, welche Unterhaltung bot sich ihnen außer saufen, ficken und sich am Leid anderer zu laben denn sonst? Aber Vynsu hatte jedem einzelnen deutlich zu verstehen gegeben, dass sie Desith – auch wenn er bestraft wurde – mit dem höchsten Respekt behandeln würden. Immerhin war und blieb er ein Prinz von Rechtswegen. Er hatte sie daran erinnert, wie das Kaisersöhnchen gekämpft hatte. Hatte allen ins Gedächtnis gerufen, dass dieser dürre, kleine Kerl vier fette Barbaren in Schach gehalten hatte. Das verdiente den größten Respekt, dieses Zugeständnis mussten sie alle machen.

      Und mit jedem Tag, den Desith ohne einen Mucks im Regen saß, trotzig und stark, je mehr Verwunderung und Achtung schlug ihm entgegen. Es hatten schon viele Männer an Prangern gestanden, waren vom Großkönig wie Vieh ausgestellt worden, viel ältere und größere Männer als Desith, die viele Schlachten und Handgemenge gewonnen hatten, aber bereits nach einer Nacht angebunden auf dem Marktplatz, weinten und jammerten sie wie Schlosshunde.

      Desith schwieg eisern.

      Auch Vynsu musste zugeben, dass er beeindruckt war. Allerdings hatte er Desith noch nie für einen Schwächling gehalten, oder gar feige. Aufmüpfig, gewiss, stur und manchmal arrogant, und hin und wieder hatte er die Stärke seiner schlanken Arme unterschätzt – und es immer wieder bereut – doch für einen weinerlichen Burschen hatte er ihn nie gehalten.

      Weil er das einfach nicht war.

      Jori trat neben ihn und reichte ihm einen der beiden Becher, die er herantrug. Vynsu nahm den Met blind an sich und


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