Ein verhängnisvoller Wunsch. Sabine von der Wellen

Ein verhängnisvoller Wunsch - Sabine von der Wellen


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ein Schreckgespenst.

      Sie durfte ihn auf gar keinen Fall treffen.

      Von der Anrichte holte sie sich einen Stift und aus dem Drucker ein Blatt Papier. Eilig schrieb sie ein paar Zeilen, faltete das Blatt zusammen und suchte sich einen Umschlag aus einem der Schubladen der Anrichte. Schnell schrieb sie den Namen des Mannes, der den Brief erhalten sollte, auf den Umschlag. Dann warf sie sich ihren Mantel über und verließ eilig die Wohnung. Sie bemühte sich, keinen Gedanken an ihr Gekritzel zu verschwenden, damit sie nicht doch noch die Zweifel packten.

      Sie lief die Straße im Halbdunkeln zu dem Steakhaus an der Ecke hinunter. Es war schon spät und sie musste sich beeilen, wenn sie nicht Gefahr laufen wollte, diesem Kerl doch noch zu begegnen.

      Im Restaurant traf sie auf einen jungen Kellner und nahm ihn zur Seite. Mit wenigen Worten gab sie ihm zu verstehen, dass ein Mann in der nächsten halben Stunde hier eintreffen und sie erwarten würde. Sie erklärte schnell, dass sie diesen Mann nicht beschreiben könne, aber seinen Nachnamen auf das Kuvert geschrieben hatte, und bat den Kellner dafür zu sorgen, dass der richtige Gast ihn erhielt. Dazu reichte sie ihm zwanzig Euro.

      „Kein Problem“, erklärte der grinsend und nahm den Geldschein entgegen. „Sie können sich auf mich verlassen!“

      Isabel bedankte sich schnell und lief wieder zum Ausgang. Sie konnte nicht umhin, noch einen neugierigen Blick zu den Tischen zu werfen. Vielleicht war er schon da und sie konnte ihn kurz sehen?

       Und wenn er dich sieht?

      Panisch riss sie die Tür auf und prallte mit einem Mann zusammen. Isabel sah sich einem weißen Hemd mit blauer Krawatte gefährlich nahe, dass unter dem offenen schwarzen Mantel hervorblitzte. Er hatte die Arme hochgerissen, um sie notfalls zu halten und vor einem Sturz zu bewahren.

      Sie sah kurz hoch, aber außer einem Dreitagebart war sie nicht in der Lage mehr zu registrieren, weil alles in ihr dem Fluchtmodus folgte.

      „Tschuldigung!“, murmelte Isabel schnell und rannte an ihm vorbei hinaus. Sie lief in die entgegengesetzte Richtung, um dem M. Zikowski nicht auf der Straße in die Arme zu laufen und sah auf die Uhr. Es war erst zwanzig Minuten vor acht.

       Keine Panik! Du hast es geschafft und nun machst du einen schönen, kleinen Spaziergang nach Hause und fertig. Die Sache ist erledigt und du widmest dich nur noch deinem Plan.

      Ob der Kellner die Mitteilung überbringen wird? Sie hoffte es. Sie wollte diesen Menschen nicht verletzen und hatte ihm deswegen diese Zeilen geschrieben. Er musste das verstehen.

      Der Kellner war weniger das Problem. Das Problem war sie! Immer noch zitterten ihre Hände und ihre Nerven beruhigten sich nur langsam. Sie schämte sich etwas, weil sie so kopflos das Lokal verlassen hatte. Dabei war sie diesem armen Kerl an der Tür voll in den Bauch gelaufen.

      Isabel atmete tief ein und legte den Schlendergang ein.

      Ihr Blick fiel auf die Uhr. Nun war es acht Uhr. Jetzt wird dieser M Zikowski den Brief bestimmt gleich bekommen.

      Nun gab es kein Zurück mehr.

      Als sie wieder auf der Straße war, die zu ihrem Wohnblock führte, wurde sie wieder nervös. Was sollte diesen Mann daran hindern bei ihr zu klingeln, wenn er sie im Restaurant nicht antraf.

      Sie sah sich erschrocken um, und als sie endlich vor ihrer Haustür ankam, schloss sie eilig auf und ließ sie schnell hinter sich ins Schloss fallen.

       Blume in der Nachbarschaft!

      Isabel fiel mit erschrecken ein, dass sie immer glaubte, er wohne in einem anderen Haus. Aber das musste nicht so sein.

      Sie sprintet die Treppe hoch und schloss schnell ihre Wohnungstür auf, um sie hinter sich zuzuknallen. Mit einem Griff zur Türglocke schaltete sie sie schnell aus. Erst dann atmete sie auf.

       Du kannst ihm nicht immer aus dem Weg gehen.

      Isabel riss sich die Jacke aus und hing sie schnell auf. Mit wenigen, eiligen Schritten war sie bei ihrem Telefon und wählte eine Nummer.

      „Hallo, hier ist Isabel“, rief sie kurz darauf in den Hörer. „Cornelia, ich glaube, ich bekomme eine Erkältung. Meinst du, ich kann schon die kommenden zwei Tage freinehmen?“

      Das Beste wäre, wenn sie ganz schnell von hier verschwand und nichts mehr dem Zufall überließ.

      Ein Gefühl der Beklemmung beschlich sie. Die letzten Wochen mit ihrem Traum, das Telefongespräch und die Briefe von diesem Mann und dass sie nun eine Zeit ansteuerte, die alles entscheiden würde, machten sie plötzlich schrecklich nervös und ängstlich. Wieso wusste man nie, wann man etwas Richtiges tat!

      Isabel lauschte der Stimme am anderen Ende der Leitung. Nach einem überraschten Moment gab ihre Chefin ihr frei und wünschte ihr schöne, erholsame Wochen. Dann legten sie auf und Isabel warf sich beruhigt auf das kleine Sofa. Sie hasste es zu lügen, aber nur so konnte sie alldem entfliehen, was sie beunruhigte. Doch ihr wurde im selben Moment klar, dass sie noch nicht außer Gefahr war.

      Sie sprang auf, ging die Wohnung ab und ließ überall die Schalosien herunter. Sie lief auch in den kleinen Flur und schaute nach, ob die Klingel auch wirklich ausgeschaltet war. Außerdem legte sie den Telefonhörer neben die Gabel. Dann holte sie ihren Koffer und packte alles zusammen, was sie sich schon seit Wochen zusammengelegt hatte. Ihr Entschluss stand fest. Sie wollte am nächsten Morgen alles ins Auto werfen und schnell verschwinden. Ihre Nachbarin aus der Wohnung unter ihr würde ihren Postkasten die nächsten sechs Wochen entleeren und die Blumen gießen. So hatte sie es mit ihr letzte Woche vereinbart. Ihr hatte sie auch die Adresse des Gasthauses gegeben, in dem sie die nächsten Wochen verbringen wollte, falls etwas mit der Wohnung war.

      Da sie ihr Zimmer aber erst ab Samstag gebucht hat, beschloss sie die nächsten zwei Tage zu ihrer Schwester zu fahren und ihr einen unangemeldeten Besuch abzustatten. Von dort konnte sie dann am Samstag in ihr Heimatdorf aus Kindertagen fahren. Sie wollte so schnell wie möglich weg. Sie wollte lieber keinen Aufschub mehr und keine Unsicherheit aufkommen lassen. Sie wollte endlich ihren Traum verwirklichen.

      Im Bett wälzte sie sich lange unruhig hin und her. Immer musste sie an ihren Brief denken und an den Mann, der vergeblich auf sie gewartet hatte. Sie hatte ihn damit bestimmt unglücklich gemacht. So würde er es zumindest ausdrücken. Wie hatte er wohl auf ihren Brief reagiert?

      Isabel überdachte ihre geschriebenen Worte noch einmal und fand sie gewagt. Sie stellte sich vor, wie sie selbst auf so einen Brief reagieren würde.

      Sie hatte ihm höflich für die Blumen gedankt und sich für ihr Nichterscheinen entschuldigt. Dann hatte sie ihm kurz zu erklären versucht, was in ihr in den letzten Wochen vorgegangen war und dass sie keineswegs eine glücklich alleinstehende Frau war und das nun ändern wolle. Sie schrieb nicht, wie sie das ändern will, erwähnte aber, dass sie sich erst selbst finden müsse und dazu einen Trip in die Vergangenheit machen würde, um sich eine neue Zukunft aufbauen zu können. Letztendlich hatte sie ihn gebeten, sie zu vergessen.

      Sie wäre über so einen Brief todtraurig und … beunruhigt. Wieso hatte sie ihm nicht einfach geschrieben, dass sie keine Dates einging? Warum verfiel sie in solche Gefühlsduseleien wie er?

      Naja, jetzt war es zu spät. Er hatte den Brief bekommen und wusste wenigstens, woran er war.

      Jetzt, wo sie dieses Ziel vor Augen hatte, in dem alle Männer bis auf einen aus ihrem Leben ausgeschlossen wurden, durfte sie sich keine anderen Flausen mehr erlauben. Und ab Morgen würde dann alles vergessen sein und sie würde nur noch für einen guten Ausgang ihrer Pläne leben.

      Endlich!

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