Ein verhängnisvoller Wunsch. Sabine von der Wellen

Ein verhängnisvoller Wunsch - Sabine von der Wellen


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sie ihn nicht wirklich lieben würde, wenn sie seinen Duft nicht ertrug, - und ging.

      An ihrer Wohnungstür angekommen, wurde ihr bewusst, dass immer noch dieser Duft in der Luft lag. Isabel sah sich um. War dieser Mann vielleicht hier oben vor ihrer Tür gewesen? Nichts deutete darauf hin und sie verwarf den Gedanken. Mehr als ihren Namen auf dem Klingelknopf gab es hier auch nicht zu sehen. Wahrscheinlich war er in einer der unteren Wohnungen gewesen und der Duft war bis hier heraufgezogen.

      Sie schloss aber dennoch beunruhigt die Tür auf und betrat vorsichtig die Wohnung. Doch hier war dieser Geruch definitiv nicht vorhanden.

      Schnell schloss sie die Tür wieder zu, um ihn gar nicht erst in ihre Wohnung ziehen zu lassen. Dort hatte Männerduft nichts zu suchen … vor allem nicht, wenn der dazugehörige Mann ausblieb.

      Sie warf ihre Jacke über den Küchenstuhl und setzte ihr Tütenhuhn auf den Tisch. Im Wohnzimmer drückte sie den Anrufbeantworter an, der zwei Anrufe anzeigte und hörte sich kurz das Band an. Das erste war ihre Mutter, die sie für Sonntag zum Essen einlud. Das zweite war von Susanne, die ihr mitteilte, bei wem sich diese Woche der Handarbeitsclub traf.

      Isabel holte einen Teller und Besteck und setzte sich seufzend an den Küchentisch. Sie aß ohne viel Appetit das Huhn. Vielleicht sollte sie sich diese Woche einmal aufraffen und ihre gehäkelte Spitze einpacken und wieder einmal hingehen. Sie hatte es in dem letzten halben Jahr auf ganze zehn Zentimeter Spitze gebracht und würde das Ding wohl in hundert Jahren nicht fertigbekommen. Sie muss an geistiger Umnachtung gelitten haben, als sie sich dazu überreden ließ, dort mitzumachen.

       Sei nicht albern. Ein Treffen mit ein paar Frauen wird dir ganz guttun. Wo es keine Männer gibt, gibt es auch keine Probleme.

      Blödsinn! Bei diesen Frauentreffen wurden doch Probleme erst zu welchen gemacht. Fühlte man sich vorher kerngesund, wurde man dort über alle möglichen Erkrankungen, und vor allem bevorzugt „Krebsleiden“, aufgeklärt. Wer hinterher nicht die eine oder andere Krankheit an sich entdeckte, muss schwer von Begriff sein.

      Wer Kinder hat, stellte bald fest, dass bei der Prahlerei der anderen über ihren Nachwuchs man selbst nur einfältige Kreaturen auf die Welt gebracht hat. Unfähige Lehrer und Kindergärtnerinnen gaben einen weiteren Lieblingsgesprächsstoff ab. War dann auch dieses Thema erschöpft, hatte bestimmt die eine oder andere noch etwas über seltsame Todesfälle im Ort oder wenigstens über eine Affäre eines Nachbarn oder einer Nachbarin zu berichten. Dabei kam es nicht selten vor, dass so manch eine das wichtige Häkeln oder Stricken ganz vergaß.

      Isabel schob den Rest des Huhns weit von sich und streckte ihre Beine erschöpft unter dem Tisch aus. Irgendwie fühlte sie sich diesen Frauensitzungen im Moment gar nicht gewachsen. Sie hatte schließlich auch nichts zu bieten. Keine Kinder und deren Lehrer, keine Krankheiten und keine nennenswerten Beziehungen oder gar einen fremdgehenden Ehemann. Nein, sie hatte nur ihre Arbeit und die interessierte niemanden.

      Mit Schrecken fielen Isabel die Vorkommnisse dieses Tages ein. Das war ein ausgesprochener Scheißtag gewesen. Dass ihr das mit der Firma Mellcopp passiert war, erweckte in ihrem Magen das Huhn in süßsauer Soße wieder zum Leben. Jetzt wusste sie den Namen und würde ihn bestimmt so schnell nicht wieder vergessen. Außerdem waren ihr noch weitere Patzer passiert. Sie hatte einige Rechnungen angemahnt, obwohl diese schon beglichen waren, eine falsche Warenliste an ihre Chefin weitergereicht, die den Kunden deshalb etwas anpries, was er gar nicht haben wollte, und zwei Bestelllisten vertauscht, woraufhin zwei Firmen beinahe mit falscher Ware beliefert wurden. Letzteres wurde allerdings durch die Achtsamkeit des Logistikleiters Hardy Meiners verhindert.

      Ironie des Schicksals. Aber er war ihr diese Kleinigkeit sowieso schuldig.

      Naja. Dann kam, was kommen musste. Cornelia hatte ihre „langjährige rechte Hand“ vor ihrem Nachhausegang nochmals an die Seite genommen und sie lange angesehen. Dann hatte sie mit sorgenvoller Miene gefragt: „Was ist nur in letzter Zeit mit dir los? Du bist so zerstreut und unkonzentriert, dass ich versucht bin, dir einen Zwangsurlaub zu verpassen. Vielleicht sollte ich dich in eine Kur schicken?“ Cornelia hatte dabei beide Hände auf Isabels Schultern gelegt.

      Sie war für Isabel nie wie eine Chefin gewesen, sondern immer wie eine große, in letzter Zeit sehr besorgte Schwester.

      „Nein, bitte nicht! Ich werde mich jetzt auch zusammenreißen und verspreche dir, dass so etwas nicht mehr vorkommen wird.“

      Isabel waren dabei Tränen in die Augen getreten und sie hatte sich so unglaublich niedergeschlagen gefühlt. Was sie jetzt auf keinen Fall gebrauchen konnte war Urlaub!

      „Macht dir denn dein Beruf gar keinen Spaß mehr? Du bist so zerstreut und wirkst unzufrieden.“

      „Doch! Ich liebe meinen Job!“, hatte Isabel gerufen.

      Cornelia nickte daraufhin nur und sah sie unschlüssig an. „Ich werde mit meinem Mann sprechen. Mal sahen, was der sagt.“

      Für Isabel hatte das wie eine Drohung geklungen. Sie kannte den Chef gut. Er war ein netter Mann und schätzte sie als langjährige Mitarbeiterin. Doch seine Firma stand für ihn immer im Vordergrund und er würde nicht zögern, sie sogar zu kündigen, wenn sie untragbar wurde. Nur von Cornelia konnte sie etwas Nachsicht erwarten.

      So saß sie nun an ihrem Küchentisch vor dem halb aufgegessenen Huhn von ihrem Lieblingschinesen und stützte frustriert ihren Kopf in den Händen ab.

      Was, wenn die jetzt ernst machen? Entlassen werden sie sie wohl nicht gleich, aber vielleicht wird ihr Chef sie erbarmungslos beurlauben. Was sollte sie dann machen?

      Wieder schossen ihr Tränen der Verzweiflung in die Augen. Unwillig schüttelte sie den Kopf. Sie war so schrecklich deprimiert und weinerlich in letzter Zeit, dass es schon zum Fürchten war. Vielleicht wurde sie langsam geisteskrank wie ihre Tante Ingeborg? Oder es lag einfach an der Jahreszeit und am Vitamin D Mangel. Schon immer schlugen ihr die dunklen Wintertage etwas aufs Gemüt. Doch niemals so stark wie dieses Jahr. Und sie war doch erst sechsunddreißig Jahre alt, also noch kein Alter für die Wechseljahre. Oder?

      Das Wort ließ das Huhn in ihrem Magen auch noch Samba tanzen. Wechseljahre hieß Schluss mit allem. Damit war der letzte Zug unwiderruflich abgefahren. In drei Monaten wurde sie schon siebenunddreißig. Wo war nur die Zeit geblieben? Was war aus ihren Träumen geworden?

      Es war schon seltsam. Früher hatte sie noch an die große Liebe geglaubt, wollte heiraten, Kinder kriegen und alles tun, um den Mann an ihrer Seite glücklich zu machen.

      Der Mann an ihrer Seite …

      Isabel verdrängte die aufkommenden Gedanken daran. Eigentlich hatte es in ihrem Leben nur einen Mann gegeben, den sie sogar heiraten wollte.

       Nicht diese Geschichte! Du wusstest in dem Alter noch gar nicht, was heiraten eigentlich heißt.

      Doch! Sie glaubte damals, dass er der Richtige für immer und ewig war. Lange war sie ihm hinterhergelaufen und lange hatte er ihr ganzes Sein und Handeln bestimmt. Aber er wollte sie nicht!

      Das war ein dunkles Kapitel in ihrem Leben, dass sie besser unangetastet ließ.

       Da warst du jung und dumm! Sehr jung und dumm, und nicht mal volljährig. Also vergiss das endlich.

      Isabell seufzte auf. Dieses Kapitel aus ihrer Jugendzeit zu vergessen war aussichtslos. Immer wieder hatte sich in den vergangenen zwanzig Jahren diese tiefe, aber nicht erwiderte Liebe an die Oberfläche gespült. Und wie immer folgen auch diesmal die anderen zwischenmenschlichen Missgeschicke ihres Lebens auf dem Fuße. Denn niemand von ihnen hatte je wieder die Gefühle in ihr wecken können wie Cedric. Er war immer ihr goldener Ritter auf dem schneeweißen Pferd geblieben, der alles verkörperte, was sie sich wünschte.

       Das lag einzig und allein daran, dass er dich von Anfang an links liegen gelassen hatte. Er war immer unnahbar gewesen und deshalb konnte daraus auch keine missratene Beziehung werden.

      Isabel wollte daran nicht denken. Dass Cedrik und sie nie eine Chance hatten, lag an dem damaligen schlimmen Schicksalsschlag und an nichts anderem. Sie wollte


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