Der Politiker. Geri Schnell
Die SS wird sie einsammeln können.
Bei einem Haus bemerken sie eine verdächtige Bewegung. Nochmal schiesst Willi eine Salve vor die Haustüre. Er wagt nicht direkt auf die Bewegung zu schiessen, vielleicht ist es ja ein SS-Mann.
Die beiden verwundeten Männer, winden sich vor Schmerzen. Doch der eine wird immer ruhiger, dann liegt er plötzlich still da. Der andere kriecht zu ihm rüber und streicht ihm über den Kopf, dann schreit er auf, sein Freund scheint tot zu sein. Seine Hand fährt über das Gesicht des Toten und schliesst ihm die Augen. Dann ist er wieder mit seinem schmerzenden Bein beschäftigt und versucht das Blut zu stillen.
Im Weiler wird es ruhig. Die SS hat die Lage unter Kontrolle. Zwei Soldaten schleppen den verwundeten ins Haus. Von seinem Standort aus, können sie die LKW nicht einsehen. Sie wissen nicht wie die Aktien weiter abläuft. Nach einer Stunde kommt die Meldung über Funk.
«Aktion beendet, danke gut gemacht! Heil Hitler!»
«Los du kannst nach Hause fahren», befiehlt er seinem Fahrer.
«Denen hast die gegeben», dann fährt er los und man versteht kein Wort mehr.
Im Standort ihrer Einheit werden sie diesmal von niemandem empfangen. Die Einsätze sind zu Routine geworden.
Beim Antrittsverlesen der Kompanie, hält der Kommandant eine kurze Rede. Er informiert, dass die Wehrmacht in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt ist. Die Polen werden immer dreister und verweigern den Korridor zur Stadt Danzig. Das will sich unser Führer nicht bieten lassen. Er wird es ihnen zeigen!
«Ich mache nochmals darauf aufmerksam, dass wir auf unseren Führer die Treue geschworen haben.»
Danach lässt er die Kompanie den Eid wiederholen. Es herrscht eine ernste, aber feierliche Stimmung. Mit mehreren Heil Hitler Rufen, wird die Kompanie in den Ausgang entlassen.
Die Hilde erwartet Willi auf der Strasse mit einem heftigen Kuss. Danach geht's zu ihr nach Hause auf den Bauernhof. Heute muss Willi nicht arbeiten, es geht direkt auf das Zimmer. Sie hat Radio gehört und weiss, dass die politische Lage schwierig ist.
Als Willi ins Lager zurückkehrt, wird er informiert, ab sofort gilt Alarmstufe zwei. Dies heisst, abmarschbereit in zwei Stunden.
Am Freitag wird die Kompanie um drei Uhr früh geweckt.
«Um vier Uhr antreten!», meldet der Soldat, welcher die Aufgabe des Weckens übernommen hat.
Nun entsteht Hektik. Waschen, Frühstück und packen, alles muss schnell gehen. Um drei Minuten vor vier Uhr meldet der Feldwebel die Kompanie als bereit.
«Der Führer hat eine wichtige Meldung angekündigt», informiert der Kommandant seine Leute. Am Fenster des Kompaniebüros wird das Radio aufgestellt. Nun rückt jeder Zug der Reihe nach vor, um sich rund um das Radio zu postieren, so dass alle mithören können. Nach zahlreichen Anschuldigungen an die Adresse von Polen, kommt er auf den wichtigen Punkt.
«Seit fünf Uhr fünfuhrfünfundvierzig wird zurückgeschossen!», brüllt der Führer aus dem Radio, «ab jetzt wird Bombe mit Bombe vergolten!»
Die Kompanie bricht spontan in Jubel aus. Auch Heil Hitler Rufe werden skandiert. Endlich geht es los. Den Polen werden wir es heimzahlen. Danzig gehört zu Deutschland, das war immer so.
Der Rede von Hitler hört schon lange niemand mehr zu, man versteht eh kein Wort mehr. Die Kompanie gleicht eher einer Menge auf einem Volksfest, als einer Einheit der Wehrmacht. Einige liegen sich in den Armen, andere recken den Arm zum Hitlergruss.
«Soldaten!», ruft der Kommandant zu seinen jubelnden Männer, «ich unterbreche nur ungern, aber wir müssen in einer halben Stunde Marschbereitschaft melden. Also, jeder auf seinen Posten marsch.»
Schnell löst sich der jubelnde Haufen auf und es beginnt ein durchorganisiertes, systematisches Durcheinander, welches eine halbe Stunde später in einer abfahrbereiten Kolonne von Fahrzeugen aller Art endet.
Wie hundert Mal geübt, steht der Panzer von Willi an dritter Stelle am Rande der Hauptstrasse, welche zur nahen Grenze nach Polen führt.
Das Warten ist unerträglich, alle möchten losfahren, doch der Kommandant wartet auf den Einsatzbefehl aus dem Divisionsstab. Dieser trifft erst nach einer guten Stunde ein. Nun setzt sich die Kolonne Richtung Polen in Bewegung.
Drei Kilometer ausserhalb Rabca kommt der Befehl über Funk.
«Strasse nach rechts verlassen und auf dem Feldweg in Richtung des Berges Gabis Bora vorrücken.»
«Wir erwarten, dass die Hauptstrasse gut gesichert ist und weichen deshalb aus», ruft Willi seinem Fahrer zu, welcher nickt. Willi ist nicht sicher ob er alles verstanden hat. Auf dem Feldweg wird der Motor noch lauter.
Noch sind sie auf slowakischem Territorium, doch die Grenze rückt immer näher. Drei Kilometer vor der Grenze erhält Willi den Auftrag, nach links auszuscheren und möglichst weit den Berg hinauf zufahren, damit er die Grenze beobachten kann. Im ersten Gang kämpfen sie sich den Berg hoch. Noch sind sie von Polen aus nicht sichtbar. Eine Bergkuppe liegt dazwischen. Noch fünfhundert Meter, dann haben sie freie Sicht nach Polen.
Hinter einem dichten Gebüsch gehen sie in Stellung. Mit dem Fernglas beobachtet Willi den kleinen Grenzort. Alles scheint ruhig, die Strasse ist menschenleer. Der Schlagbaum an der Strasse ist heruntergelassen. Im Häuschen daneben trinken die Zöllner Kaffee oder Tee, das kann Willi nicht unterscheiden.
«Alles ruhig», meldet er über Funk an seinen Kommandant, «aber Vorsicht, auf dem Kirchturm und der Dachluke eines Bauernhauses ist eine MG-Stellung auszumachen.»
Er meldet die genaue Position der beiden Beobachtungen. Hinter einem Misthaufen erspäht er etwas später eine kleine Kanone.
«Die ist am gefährlichsten. Die muss aber noch bewegt werden, bevor sie auf das freie Feld schiessen kann. Die Wachsamkeit der Soldaten scheint nicht besonders hoch. Eine Frau bringt mit einem Wagen Milch in die Käserei. Alles scheint normal, als ob sie keinen Angriff erwarten. Aber Vorsicht, das kann täuschen», meldet Willi vorsichtig.
«Gut bleibt in Position», meldet der Kommandant, «leider kriege ich keine Flugzeug Unterstützung, aber wir haben ja noch unsere Artillerie, das Dorf können sie beschliessen, das liegt innerhalb ihrer Reichweite.»
Er wiederholt nochmals die Koordinaten der drei Ziele, «beobachte, ob noch Korrekturen nötig sind.»
Eine Viertelstunde später ist es mit der Ruhe im Dorf vorbei. Die erste Granate schlägt beim Miststock ein, die Kanone fliegt durch die Luft. Nur Sekunden später werden auch das Grenzhaus und der Kirchturm unter Beschuss genommen.
«Der Kirchturm steht noch», meldet Willi. Sekunden später explodieren weitere Granaten in der Nähe der Kirche, langsam neigt sich der Turm und fällt schliesslich zur Seite. Inzwischen rennen verzweifelte Menschen durch die Strasse des Orts. Mit einem massiven Angriff haben die nicht gerechnet. Die Zivilisten sind immer noch im Ort. Auch Soldaten rennen jetzt auf der Strasse herum und werfen sich hinter Mauern in Deckung.
Nach einer Viertelstunde ist der Spuk erstmal vorbei. Die Artillerie stellt das Feuer ein. Auf dem freien Feld, noch auf slowakischer Seite der Grenze fahren jetzt Panzer auf. Das Feld ist breit genug, dass fünf Panzer nebeneinander auf einer Linie vorrücken können. Dahinter sind Füsiliere im Vorrücken, immer die Deckung der Panzer ausnützend.
Aus dem Dorf schafft es ein polnischer Soldat, eine Salve in Richtung der anrückenden Panzer abzugeben. Unmittelbar nach der Salve feuern die Panzer mit allem was sie haben. Vier sind mit MGs bestückt und einer hat eine Kanone, welche das Bauernhaus ins Visier nimmt. Der Lärm ist ohrenbetäubend, der Ort verschwindet im Nebel.
«Ich kann nichts mehr erkennen», meldet Willi, «ihr müsst selber nach Zielen suchen. Ich beobachte das Umfeld des Dorfes, für den Fall, dass sich Verstärkung nähern würde».
«Gut gemacht», meldet der Kommandant, «haltet uns den Rücken frei. Wir kommen zurecht, der Widerstand ist gering.»
Zwei