Raus aus der Krise. Geri Schnell

Raus aus der Krise - Geri Schnell


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am Ufer entlang, nur noch durch ein kleines Wäldchen, dann sind sie an ihrem Platz.

      «Ich war im Frühling in Ägypten», erzählt Max, doch das Gespräch kommt noch nicht richtig in Gang, sie sucht immer noch nach seinem Namen und ist deshalb gehemmt.

      «Darf ich ihren Ausweis sehen?», fragt ein Mann und hält Max seinen Polizeiausweis unter die Nase. «Kriminalpolizei!»

      Ein zweiter Herr steht inzwischen dicht hinter Max und beobachtet ihn ganz genau. Dann wendet sich einer der Herren an Rebekka: «Kennst du diesen Mann? Wie heisst er?»

      «Ja, - ä ich weiss nicht», antwortet Rebekka.

      «Was heisst das? Ja oder nein? Wie heisst er?», fragt der Beamte energisch.

      «Ich weiss nicht wie der Herr heisst, ich kenne ihn nur flüchtig», stottert Rebi, der Name von Max will ihr jetzt erst recht nicht mehr einfallen, die Beamten haben sie überrumpelt.

      «Bitte begleiten sie uns auf das Präsidium. Wir müssen ihnen einige Fragen stellen!»

      Max ist noch immer überrascht und weiss nicht wie er sich verhalten soll. Das ist doch die Höhe, kann man nicht einmal spazieren gehen? Was soll er machen, sich zu wehren hat keinen Sinn.

      «Sie können nicht einfach Leute vom spazieren weg aufs Präsidium bitten, ich weiss gar nicht, was ich da soll? Ich habe niemandem etwas getan», versucht sich Max herauszureden.

      «Doch, wir können», erklärt einer der Beamten, «immerhin sind sie soeben im Begriff, mit einem minderjährigen Mädchen, das sie nur schlecht kennen, in einem Wald zu verschwinden. Ausserdem beobachten wir sie schon länger. Ihre Vorliebe für schwarzhaarige Frauen ist uns schon lange aufgefallen. Das sollten sie uns schon genauer erklären.»

      Max sieht ein, dass es das Beste ist, mit den Beamten zusammenzuarbeiten und keine weiteren Verzögerungsmanöver mehr zu versuchen. Je schneller alles über die Bühne geht, um so besser. Auf dem Polizeiposten wird Max das Handy abgenommen und er wird in ein Zimmer geführt.

      «Bitte, warten sie hier, wir wollen zuerst mit dem Mädchen reden, damit es wieder nach Hause kann», danach verlässt der Beamte das Zimmer und lassen Max, nachdem sie ihm noch das Handy abgenommen haben, allein.

      Die Situation ist schon beschissen, wie soll er das nur Susi erklären? Sicher wartet sie auf ihn. Die Aussicht, dass er bis zwei Uhr zurück ist, wird immer geringer. Er schaut sich im Zimmer um. Die haben doch tatsächlich eine Kamera, mit welcher sie den Raum beobachten können.

      Jetzt nur ruhig bleiben, sagt sich Max. Er hat ja nichts Schlechtes getan, es wird sich alles klären. Hoffentlich erzählt Rebekka nichts Falsches. Kennt sie ihn eigentlich noch? Hätte er ihr nur seinen Namen sofort gesagt, sie hätte sich wieder an ihn erinnert. Er weiss auch nicht was er für Rebekka ist? War er jemand, mit dem man seine Spielchen spielen konnte oder war da mehr dahinter? War er für sie nur der Trunkenbold, welcher an der Aare herumhing?

      Max muss sich zwingen, diese negativen Gedanken zu verdrängen. Er hat nichts gemacht, also hat er nichts zu befürchten. Das Warten geht ihm allerdings sehr auf die Nerven. Die scheinen sich sehr sicher zu sein, dass sie ihn so lange warten lassen. Er hätte viel darum gegeben, wenn er jetzt beim Verhör von Rebekka dabei sein könnte. Sicher geht bald die Türe auf und der Beamte erklärt ihm, dass alles nur ein Missverständnis war. Er entschuldigt sich für die Unannehmlichkeiten, welche leider nicht zu vermeiden waren. Inzwischen ist Max auch sehr durstig geworden, nicht einmal etwas zu trinken gibt es in dem Laden. Wie soll er dies der Susi erklären?

      Als Susi nach Hause kommt wundert sie sich, dass Max nicht da ist. Sie schaltet den Polizeifunk ein. Um diese Zeit ist normalerweise nichts los, aber es ist für sie zur Routine geworden, wenn sie nichts zu tun hat, schaltet sie das Gerät ein.

      „... er ist um die Dreissig. Zum Glück konnten wir noch rechtzeitig einschreiten. - Dem Mädchen ist nichts passiert. - Versuchen sie einen Untersuchungsrichter aufzutreiben, wir brauchen einen Haftbefehl.»

      Susi glaubt nicht recht zu hören. Da liegt eine Story drin. Wenn nur Max endlich käme. Sie versucht Max anzurufen, doch das Handy ist ausgeschaltet. Sie muss sofort zum Polizeiposten und diesen beobachten. Vielleicht ergibt sich etwas Brauchbares. Inzwischen wird es auf dem Funk ruhig. Nun hält sie es nicht mehr aus, sie schreibt Max eine SMS und informiert ihn über die wichtige Neuigkeit und macht sich auf den Weg.

      Kaum zehn Minuten später parkiert sie vor dem Polizeiposten und beobachtet den Eingang. Sie hat Glück, weit und breit kein weiterer Reporter zu sehen. Eine Viertelstunde später ist sie sicher, dass etwas Aussergewöhnliches vor sich geht. Schade, dass sie nicht eine halbe Stunde früher von der Verhaftung erfahren hat, denn dann hätte sie es vielleicht noch geschafft, vom Verhafteten ein Bild zu schiessen.

      Nun ist es Zeit, sich ein genaueres Bild zu verschaffen. Sie steigt aus und beginnt direkt vor dem Eingang auf und ab zu spazieren. Ein Beobachter hätte sich gewundert, seit wann Nuten vor dem Polizeirevier patrouillieren? Susi sieht in ihrem kurzen Rock sexy aus?

      Endlich kommt ein uniformierter Beamter aus dem Polizeirevier. Offensichtlich hat er verspätet Feierabend und ist froh, dass er nach Hause kann.

      «Heute gibt es aber spät Feierabend», spricht ihn Susanne an, «sonst hören sie doch viel früher auf. - Gibt es etwas Besonderes?»

      «Wegen diesem Mistkerl, muss ich mein ganzes Programm ändern», entgegnet der Polizist wütend, «aber das geht Sie eigentlich gar nichts an.»

      «Was denn für einen Mistkerl?», fragt sie trotzdem weiter.

      «Der wollte doch glatt mit einem zwölfjährigen Mädchen im Wald verschwinden, zum Glück haben wir ihn schon einige Zeit beobachtet, bis jetzt ist er den Mädchen nur nachgelaufen, aber heute hat er es gewagt, eines anzusprechen und das dumme Ding wäre tatsächlich mitgegangen. Wenn wir Glück haben ist er der Mörder von Anita. Dann können wir doch noch beruhigt in die Herbstferien fahren.»

      «Danke für den Hinweis», freundlich verabschiedet sich Susanne vom Polizisten.

      Sofort zückt sie ihr Handy und ruft ihren Redaktor an.

      «Hallo Paul, ich bin's, Susi, ich glaube ich habe da eine grosse Story! Heute wurde in Olten ein Mann verhaftet, welcher ein elfjähriges Mädchen vergewaltigen wollte! Man hat den Mann schon einige Zeit beobachtet, wie er Mädchen nachschleicht. Aber jetzt hat man ihn auf frischer Tat ertappt und vermutlich ist er sogar der Mörder von Anita!», Susi ist ganz ausser Atem, so aufgeregt ist sie.

      «Hat schon jemand zum Fall offiziell Stellung genommen?», fragt der Redaktor.

      «Bis jetzt nicht, die Information habe ich vom Polizeifunk und dann habe ich noch einem Polizisten Informationen aus der Nase gezogen. Aber viel dürfen die natürlich nicht sagen. Ich warte vorerst noch hier, vielleicht kann ich noch ein Foto vom Mädchen schiessen, wenn es aus dem Posten kommt.»

      «O.K. bleib am Ball, melde dich jede Stunde. Ich überlege mir inzwischen, wie wir weiter vorgehen, ohne dass wir uns viel Ärger einhandeln. Ausserdem muss ich sondieren, ob wir da nicht eine Exklusivstory bei einer Agentur unterbringen können, für unser Regionalblatt ist die Story fast zu gross. - Also, bis später, Pass auf, lass dir die Butter nur nicht mehr vom Brot nehmen. Tschüss!»

      Inzwischen hat die Hektik im Polizeirevier nachgelassen. Lediglich der Staatsanwalt, ein hoher Polizeibeamter und ein Untersuchungsrichter sind im Polizeiposten erschienen. So ganz aus der Luft gegriffen ist die Sache also nicht. Aber neue Informationen kann sie keine beschaffen. Sie will soeben ihren nächsten Zwischenbericht abgeben, als zwei Polizisten das Gebäude verlassen und die Umgebung musterten. Schnell duckt sich Susi und tastet nach der Kamera. Es geht alles sehr schnell, eine Frau verlässt mit einem schwarzhaarigen Mädchen, eilig den Polizeiposten. Susi knipst so viel sie kann, schade dass Max immer noch nicht da ist, solche Fotos sind eigentlich seine Spezialität. Sie ist zufrieden, endlich hat sie etwas Greifbares, etwas Handfestes, damit kann sie weitermachen.

      Sobald die vier das Auto erreicht haben, startet auch Susi den Motor und legt das Handy auf den Nebensitz. Mit gebührendem Abstand folgt


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