Snørgl der Waldwicht. Betty Kamer
Tamin (der Schneider), Pokki (der Koch und Bäcker), Pegjandi (der alle Blumen kennt), Styggur (der Nachdenkliche), Stubbur (der Arzt), Reifur (der Kreative), Léttféti (der Kletterer), Svipdapur (der Dichter), Gulltoppur (der Maler) und Gosi (der Handwerker)
Die Elfen:
Lýsa (die Leuchtende), Elin (die Strahlende) und Sóla (die Sonnige)
Die Tiere:
Kibuz der Kauz, das Glühwürmchen, Pauri der Papageitaucher, Mink der Marder, Halia und Sami die Seeadler, Jola das Rentier
Die verbannten Waldwichte:
Böggvir (einer der Schaden anrichtet), Amur (der Große) und Allsvartur (der die Farbe schwarz liebt)
Die Glückskinder in diesem Buch:
Kai, Sonja, Ben, Maja, Leon und Emily
Ein ‚wichtiges‘ Hallo
Eines solltest du wissen, bevor wir uns mit meinen Freunden und den Glückskindern auf die erste Traumreise begeben:
Der Name eines jeden Kindes wird von einer Elfe bei seiner Geburt in das ‚Große Verzeichnis‘ eingetragen.
Was?
Du sagst, eine Elfe allein kann gar nicht alle Babys in dem Verzeichnis eintragen? Da hast du recht und ich möchte die Gelegenheit nutzen, dir kurz zu erzählen, wie das geht:
Vor Hunderten von Jahren haben die Oberwichte ihre Zuständigkeitsbereiche handschriftlich in einer Karte eingezeichnet. Mit der Zeit wurde die Fläche jedoch immer größer, in denen die Wichte und Elfen tätig waren, so dass die Wälder in immer mehr Bereiche eingeteilt werden mussten und die Karte größer und größer wurde. Irgendwann riefen sich alle Oberwichte und Elfen des Landes zusammen, um gemeinsam darüber nachzudenken, wie es weitergehen sollte, denn es herrschte inzwischen ein ziemliches Durcheinander. Und so kam es dazu, dass die Karte von den Oberwichten in vier gleiche Teile eingeteilt wurde. Für jeden Bereich waren immer drei Oberwichte, die auch ein Kartenteil in ihrer Obhut hatten, verschieden viele Waldwichte (die alle auch in diesem Abschnitt in den Bäumen lebten) sowie mindestens eine Elfe zuständig.
Auch die Oberwichte Vegard, Dellingur und Dagbjartur aus dem Wald, in dem ich lebe, haben einen Teil dieser großen Karte erhalten. Ihnen zugeteilt wurde die Elfe Lýsa, die zusammen mit ihren Schwestern und anderen Elfen im Tal der Schmetterlinge lebt.
Die Hauptaufgabe der Waldwichte bestand schon immer darin, Traumreisen mit einem Kind zu unternehmen, das ihnen zugeteilt wurde.
Ach du meine Güte, du kannst dir ja wahrscheinlich gar nicht vorstellen, welche Kinder ich meine.
Schau mal, es gibt Kinder, die hin und wieder traurig oder unglücklich sind. So kann es vorkommen, dass Eltern beschließen umzuziehen, um mit ihren Kindern in einer anderen Stadt oder einem anderen Land zu wohnen. Dann müssen sich Freunde manchmal trennen, was einen schon sehr unglücklich machen kann.
Vielleicht musste sich ein Kind auch von seinem Haustier verabschieden, weil es sehr krank war und nicht mehr bei ihm bleiben konnte. Ich weiß auch von einigen Kindern, die sich wegen einer Krankheit große Sorgen um jemanden aus der Familie machten oder weil die Großeltern zu weit weg wohnten. Wieder ein anderes Kind war sehr traurig darüber, dass es sich mit seinem Bruder oder seiner Schwester gestritten hatte.
Von diesen Kindern erfuhren die Wichte durch die Elfen. Sie waren es, die ihnen von den Kindern erzählten.
Doch woher die Elfen von diesen Kindern wussten, fragst du dich?
Ich verrate es dir: Sie erfahren es von den Glühwürmchen, die des nachts in ihrem Auftrag unterwegs sind und mit ihrem Licht in die Fenster der Kinderzimmer leuchten. Sie sehen die Traurigkeit oder die Tränen der Kinder und berichten den Elfen von ihnen. Den Namen des Kindes gibt eine der Elfen dann an die Oberwichte weiter, die während der Wichtensitzung die Aufträge an uns Wichte verteilen. Manchmal gibt es über lange Zeit sehr wenig Aufträge, doch leider kommt es immer wieder vor, dass wir Waldwichte mit unseren 'Glückskindern' eine Traumreise unternehmen müssen. Weißt du, Traumreise heißt es deswegen, weil der zuständige Wicht das Kind in seinen Träumen auf eine Reise mitnimmt, um sie ihre Sorgen vergessen zu lassen.
Doch wie bei den Menschen auch, gab es immer wieder Wichte, die sich nicht mehr länger herumkommandieren lassen wollten. So haben sie es wohl genannt. Das waren die, die immer neidisch auf andere waren, stets etwas haben wollten, was sie selbst nicht besaßen, ständig stänkerten und große Unruhe in das ruhige Zusammenleben brachten. Sie waren auch faul, hielten keine Ordnung in ihren Baumwohnungen, hatten keine Freude an gemeinsamen Spieleabenden und immer wieder gab es Ärger mit ihnen. Und stelle dir einmal vor: es gab sogar Wichte, die keine Kinder mochten. Ja, wirklich!
Eines Tages erwischte Dagbjartur die Waldwichte Böggvir, Amur und Allsvartur dabei, wie sie versuchten, die Karte zu stehlen. Gerade noch rechtzeitig konnte er sie wieder an sich nehmen und noch in der gleichen Nacht brachten die drei Oberwichte und die Elfe Lýsa die Karte in ein Versteck. Keiner von uns Waldwichten erfuhr, wo sich dieser geheime Ort befand. Was wir alle damals nicht ahnten: auf dieser alten Karte war etwas eingezeichnet, was für Kobolde von größter Bedeutung ist.
Die Wichte Böggvir, Amur und Allsvartur jedoch wurden verbannt und mussten den Wald sofort verlassen.
Und es kehrte wieder Ruhe und Frieden in unserem Wald ein.
Während einer Wichtensitzung vor ein paar Wochen baten wir die Oberwichte, doch einmal gemeinsam eine Traumreise unternehmen zu dürfen. Da hatten die Oberwichte auch gar nichts dagegen. Doch es musste noch ein Weg gefunden werden, um das möglich zu machen.
Unser Abenteuer begann, als uns allen die Elfe Sóla berichtete, dass etwas Schreckliches geschehen sei: Sie hatte erfahren, dass Wichte, die sehr weit von unserem Wald entfernt leben, entführt wurden und dringend Hilfe benötigen.
Ich hatte sofort Böggvir, einen der verbannten Wichte im Verdacht, doch Gewissheit hatte ich nicht.
Vermutlich haben ihm sogar Allsvartur und Amur dabei geholfen, die Wichte zu entführen.
Wie ihnen das wohl gelungen ist?
Doch wer es auch war: sie haben nicht mit mir und meinen Freunden gerechnet …
Glückskinder
Seit je her sind unsere Glühwürmchen schon für die Elfen unterwegs, um ihnen über die Kinder in ihren Zimmern zu berichten. Von fröhlichen und lachenden, aber eben auch von traurigen Kindern.
Der erste Besuch bei den Kindern ist eigentlich kein richtiger Besuch, denn das Glühwürmchen zeigt uns zwar, wo das Kind wohnt, jedoch bringen wir ihm nur ein Wichtenbuch. Persönlichen Kontakt haben wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Du fragst dich, was das für ein Buch ist?
Das sage ich dir natürlich sehr gerne: Es handelt sich um ein Buch über Waldwichte, Traumreisen, Elfen und Abenteuer, das die Oberwichte vor langer Zeit geschrieben haben. Ein solches Buch wird dann dem jeweiligen Kind in den Garten, auf den Balkon oder vor die Haustür gelegt. Und wie kleine Beobachter bleibt das Glühwürmchen dann in der Nähe der Wohnungen oder Häuser um zu sehen, wie das Kind auf das Buch reagiert. Wenn es kein Interesse hat und nicht an uns Wichte und die Elfen glaubt, dann ist es auch nicht sehr sinnvoll, sie zu besuchen, um mit ihnen eine Traumreise zu unternehmen.
Sieht das Glühwürmchen jedoch, dass das Kind in dem Buch liest und dadurch auch zeigt, dass es sich für uns interessiert, dann ist es für uns auch möglich, sie in ihren Träumen zu begleiten.
Bei einem solchen Kind setze ich mich dann am nächsten Abend, also besser gesagt in der Abenddämmerung, auf das Fensterbrett vor ihrem Kinderzimmer und warte zusammen mit dem Glühwürmchen geduldig, bis mein ‚Glückskind‘ auf mich aufmerksam wird. Meist sehen sie zuerst