Eine neue Göttin für Myan. Sigrid Jamnig
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Sigrid Jamnig
Eine neue Göttin für Myan
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Inhaltsverzeichnis
Prolog
Es war laut in der Bar. Stimmen brüllten über die Musik hinweg. Die Bässe dröhnten in den Ohren. Das kleine Lokal war überfüllt. Nur waren keine gewöhnlichen Leute in dieser Bar zu finden. An der Theke beispielsweise stand ein großes, grünes Wesen, das ein großes Glas mit goldenem Inhalt umklammerte. Auf der Erde würde man es als Bier bezeichnen, welches mit glitzernden Funken versetzt war. Aber hier in Caran hieß es Nief und schmeckte ein bisschen wie Bier mit Früchten, auch wenn die Früchte nicht so recht einzuordnen waren.
Es gab auch noch andere Wesen in der Bar: Man traf auf Vampire, Werwölfe und natürlich Dämonen. Caran war die gefährlichste Stadt von ganz Myan. Es war die Stadt der Dämonen.
Hinten in der Ecke saßen an einem Tisch drei Männer. Offensichtlich Brüder. Jeder hatte ein Glas Nief vor sich stehen. Keiner von ihnen sah sonderlich glücklich aus. Florian, der jüngste von ihnen, war erst sechzehn Jahre alt.
„Wo bleibt er nur?“, stieß Ian, der älteste von ihnen, hervor. Der für myantische Verhältnisse junge Halbdämon ließ seinen Blick durch die düstere Bar gleiten. Die kleinen magischen Lampen, welche wie runde an die Decke geklebte Blasen aussahen, spendeten nicht sonderlich viel Licht. Stattdessen hüllten sie die ganze Bar in ein schummriges Licht. Die getäfelten Holzwände und die rustikale Einrichtung trugen zur lauten und düsteren Atmosphäre bei.
Beim Erscheinen der drei Brüder waren sie wieder ausgelacht worden. Ihre Familie hatte das Ansehen verloren nach den Fehlern, die ihr Vater Marius in den letzten der sechs Dämonenkriege begangen hatte. In diesen Auseinandersetzungen war die gesamte Familie McNail gestorben. Alle bis auf Marius und seine Schwester Tanja. Keiner der drei Brüder wusste, was Marius damals genau angestellt hatte, aber wegen ihm hatten die Dämonen ihre besonderen Götterkräfte verloren. Seitdem wollte niemand mehr etwas mit ihnen zu tun haben. Auch wenn Ian, Alex und Florian damals nicht einmal dabei gewesen waren. Schließlich war der letzte der sechs Dämonenkriege bereits fünf Jahrhunderte her. Zu diesem schlechten Image trug auch die Tatsache, dass sie alle drei nur Halbdämonen waren und menschliche Mütter hatten, bei. Auch galten sie als verweichlicht, da sie mit den liebsten Dämonen-Hobbys Töten und Foltern nichts anfangen konnten. Ian, Alexander und Florian war es egal. Sie wollten gar nicht dazugehören.
Alexander blickte auf seine Uhr. „Er hätte schon vor einer Stunde hier sein sollen!“
Florian begann ungeduldig mit den Fingern auf dem Tisch zu trommeln. „Erklärt mir noch mal, warum wir hierher gekommen sind?“, wollte er schließlich zum wiederholten Male wissen. Alex seufzte, während Ian seinen Bruder schief ansah.
Dabei hatte Florian recht: Es gab kaum einen vernünftigen Grund, warum sie hierher gekommen waren. Sie waren viel zu sehr mit der modernen Lebensweise der jungen Dämonen verbunden, um noch bei irgendwelchen Machtspielchen mitzumachen. Die wenigsten der jungen Dämonen, sprich 400 Jahre oder jünger, waren mehr richtig böse. Sie hatten Familien und Kinder, gingen gewöhnlichen Jobs nach und hielten sich an das Gesetz. So waren auch Ian und Alex vor ungefähr vierhundert Jahren aus Caran weggegangen. Sie hatten ihren Vater Marius einfach hinter sich gelassen. Diesem war das gar nicht recht gewesen, vor allem nicht, dass sie ihm ihren jüngsten Bruder und dessen Mutter einfach vor der Nase weg geschnappt hatten. Sie wollten, dass Florian eine richtige Kindheit bekommen würde. So war aus Marius hochstrebenden Zukunftsplänen nichts geworden. Seine Söhne sollten ihm jedoch dabei helfen, den Fehler aus dem letzten Dämonenkrieg zu korrigieren.
Bis gestern hatten weder Ian noch Alex oder Florian etwas von ihrem Vater gehört. Vor ungefähr vierundzwanzig Stunden hatte Marius dann jedoch bei Ian in der Arbeit angerufen und gesagt, dass er ihnen etwas Wichtiges zu sagen hätte. Er hatte ihn praktisch angefleht zu kommen. Und auch wenn es Ian eigentlich vollkommen egal war, was Marius machte, so war er immer noch ihr Vater, und nur aufgrund dieser genetischen Tatsache und der Hoffnung, dass Marius zur Vernunft kommen und endlich ein richtiger Vater werden würde, hatte Ian seine Brüder zu diesen Trip überredet.
„Er ist doch unser Vater!“, beantwortete er schließlich