Verwehte Spuren. Franz Treller

Verwehte Spuren - Franz Treller


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einem Nachbarn sein Eigentum wieder zu schaffen.«

      Er gab den Befehl, sein Pferd, welches Jim schon gesattelt hatte, vorzuführen.

      »Reitet denn der Indianer mit?« fragte der Konstabel.

      Da erschien Athoree auch schon auf einem andern Pferde des Wirts vollständig bewaffnet.

      »Hallo!« schrieen die Farmer, »die Rothaut geht mit; gut so. Seine Spürnase können wir brauchen. Ist recht, John, daß du dabei bist.«

      »Athoree, ein Wörtchen reden mit der >roten Hand<.«

      »Wir auch! Wir auch!«

      Die Frauen reichten den Männern noch Mundvorräte in den Sattel.

      »Wird gerne gegeben, Männer, kann eine lange Jagd werden, und ist nicht gut mit hungrigem Magen schlafen.«

      Die ganze Scene über hatten Graf Edgar und Heinrich ruhig dabei gestanden und den Worten der Männer gelauscht, auch der Graf von Zeit zu Zeit dem Jäger Kenntnis von dem Inhalt der Gespräche gegeben.

      Als jetzt die Farmer mit dem Konstabel langsam sich in Bewegung setzten, trat der Graf auf Grover zu und sagte: »Mich sollte eigentlich die heilige Pflicht, welche ich hier zu erfüllen habe, abhalten, an eurem Zuge teilzunehmen, doch da Ihr, Grover, und auch der Indianer sich entfernen, ist mein Aufenthalt hier nutzlos, und wenn es Euch recht ist, will ich mich der Expedition anschließen.«

      »Ist recht, Mann, hatte es auch so erwartet. Kalkuliere, ist gut für Euch und Eure fernere Fahrt, könnt da manches lernen. Seht, wie's in den Wäldern zugeht. Ist recht, Mann, seid willkommen bei der Jagd.«

      Jim hatte wie selbstverständlich die Pferde der beiden Fremden gesattelt und in weniger als einer Minute ritten sie mit Grover zur Farm hinaus, in raschem Galopp bald die übrigen einholend, welche jetzt eine stattliche, wohlbewaffnete Reiterschar von achtzehn Männern darstellte.

      In rascher Gangart ging es die Straße nach Süden entlang. Der Indianer ritt an der Spitze, ihm folgte der Konstabel und Grover mit dem Grafen und Heinrich schlossen den Zug.

      Schweigend ritten sie so drei Stunden dahin, als der Indianer endlich mit der Hand winkte und zum Halten aufforderte.

      »Was gibt's, Rothaut?« fragte Weller.

      »Müssen hier in Wald, wenn an die Biegung des Muskegon wollen.«

      »Jetzt schon? Ist's nicht besser, bis zum Bluefill zu reiten?«

      »Es besser hier, Boden besser, Baum besser, Weg kürzer.«

      »Ich denke, Gentlemen, wir folgen dem Rate des Indianers,« äußerte Jones.

      »Tut's,« sagte Grover, »John kennt jeden Baum hier.«

      »Dann voran, Indianer, führe uns nach Harpers Trift.«

      Unter des Indianers Führung ritten sie nun rasch im Walde einher, so rasch, als es die sich entgegenstellenden Hindernisse erlaubten. Doch standen die Bäume, Ahorn, Ulmen und Walnuß, nicht gar zu eng, und die von Jugend auf an den Wald gewöhnten Pferde überwanden leicht alle Schwierigkeiten des Weges. Sie mochten wohl zwei Stunden geritten sein, als das Holz dichter wurde und die Verfolger zwang, langsamer zu reiten. Im Walde hatte man sich erst recht schweigend verhalten. Der Konstabel, der selbst ein sehr erfahrener Hinterwäldler war, ritt zu dem Indianer und fragte: »Wie weit glaubst du noch den Muskegon, John?«

      »Er ganz nahe. Hier warten. Athoree will an den Fluß gehen.«

      »Gut, Indianer, geh.«

      Er forderte zum Halten auf und der Reitertrupp stand schweigend unter den Bäumen, während der Indianer, der sein Pferd verlassen hatte, rasch zwischen den Büschen verschwand.

      Nach kurzer Zeit erschien Athoree wieder.

      »Können gehen,« sagte er, nahm sein Pferd am Zügel und schritt voran, die andern folgten.

      Nach wenigen Minuten erreichten sie nun das Flußufer. Der Muskegon, welcher stromab nach Grovers Landing hin einen großen Bogen machte, bildet hier fast einen rechten Winkel, so daß die Reiter sowohl stromauf als stromab weithin den Fluß überschauen konnten. Das Ufer war da, wo sie es erreichten, frei von Bäumen und nur niedriges Gebüsch säumte dasselbe ein. Dicht vor ihnen zeigte sich ein verfallenes Blockhaus. Das Ufer des ziemlich breiten Flusses war auf beiden Seiten durch Menschenhände abschüssig gemacht, denn diese Stelle bot für die Bewohner weithin die einzige passierbare Furt durch den tiefen Fluß. Etwas oberhalb derselben mündete der Devilskreek in den Muskegon. Die Ufer waren dicht bewaldet und eine feierliche Stille lagerte über dem Strom und seiner in jungem Grün prangenden Umgebung.

      »Wo mögen Raggle und Ramsgate stecken?« ließ sich eine Stimme vernehmen, während sich alle nach den beiden jungen Männern, welche den Dieben den Devilskreek entlang gefolgt waren, umsahen.

      »Da kommen sie,« sagte einer der Farmer und deutete stromauf, wo von der Mündung des Kreek her zwei Reiter nahten.

      Schweigend erwartete man ihre Annäherung und dann fragte Jones: »Nun, Boys, wie steht's?«

      »Sie sind mit den Pferden in den Muskegon gegangen, ob aber stromauf oder stromab haben wir nicht ermitteln können,« erwiderte Raggle.

      »Stromab zu gehen werden sie sich hüten,« meinte Grover, »kalkuliere, sind stromauf.«

      »Weit können sie da nicht kommen, selbst wenn sie ein Boot gehabt und die Pferde gezwungen hätten, nachzuschwimmen, denn lange kann auch der beste Gaul nicht gegen die Strömung ankämpfen.«

      »Vor allen Dingen müssen wir uns überzeugen, ob sie nicht durch die Furt gegangen und drüben gelandet sind. Wer geht?«

      »Athoree wird gehen,« sagte der Indianer, der abgestiegen war und am Walde stand.

      »Will einer der jungen Männer mit mir gehen, um mein Kanoe tragen zu helfen?«

      »O,« sagte der Konstabel, »du hast ein Boot hier? Das erleichtert die Sache wesentlich.« Auf seinen Wink folgte einer seiner Begleiter dem Indianer und bald erschienen beide mit einem leichten Rindenkanoe, welches Athoree hier versteckt hielt, und ließen es vorsichtig ins Wasser. Der Indianer ging dahin, wo das Ufer abschüssig war, und betrachtete den Boden. »Hier er nicht in Wasser gehen. Aber können Muskegon von Kreek herab schwimmen und doch Furt benutzen. Drüben sehen.« Er stieg ins Boot. »Ich denken,« sagte er noch, »er nicht hier, aber gut, wenn Männer nach drüben schauen.«

      »Glaube auch nicht, daß die Burschen noch in der Nähe sind, die werden so viel Meilen zwischen sich und uns legen, als sie nur können,« sagte der Konstabel.

      Der Indianer, geschickt das Ruder handhabend, trieb das leichte Fahrzeug rasch hinüber.

      Scharf umherspähend näherte er sich dem Ufer, landete dann und stieg aus. Da bis auf die abschüssig gemachte Stelle das Ufer hier zu steil war, um einem Pferde das Landen zu gestatten und er keine Spuren bemerkte, stieg er wieder in das Kanoe und ruderte zurück. Aus dem Boote rief er den Männern zu: »Er weiter oben aus dem Wasser gehen. Haben die jungen Leute,« wandte er sich an Ramsgate und Raggle, »den Boden am Kreek nach Hufspuren durchforscht?«

      »Den Kreek haben sie nicht verlassen,« sagte der junge Raggle, »außer in den Fluß hinein, wir sind am linken Ufer entlang geritten und hätten es bemerken müssen, wenn sieben bis acht Pferde ans Land gestiegen wären. Jenseits ist Sumpf, dort konnten sie nicht hinein.«

      »Wollen sehen. Will Jones zu mir ins Kanoe kommen.«

      »Sofort, Indianer,« und der junge Mann setzte sich rasch in das Vorderteil des Bootes, die Büchse über das Knie gelegt.

      »Bedenke, Indianer, daß die Sonne nicht mehr lange am Himmel steht,« rief ihm der Konstabel nach.

      »Müssen Spur haben können nicht weiter gehen. Wird nicht lange dauern und Kanoe rascher in Wasser als Pferd in dicken Busch.«

      Mit kräftigen Schlägen trieb er das Boot stromauf nach der Mündung des Kreek zu und trieb dasselbe hinein. Beider Augen durchforschten


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