Kurt Aram: Nach Sibirien mit hunderttausend Deutschen. Kurt Aram

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der Straße pfeift er einem Wagen, und wir steigen ein. Wohin die Fahrt geht, kann ich bei der Dunkelheit nicht unterscheiden.

      Wir fahren in einen Hof ein. Der liebenswürdige Herr geleitet mich in einen Büroraum. Solche Räume sind mir von der Polizei her wohl bekannt. Möglich, dass der Dienstraum eines Adjutanten genauso aussieht. Ich weiß es nicht.

      Wir setzen uns und plaudern liebenswürdig miteinander. Es erscheint ein großer älterer, nicht gerade schlanker Herr. Wie ein Adjutant sieht er sicherlich nicht aus. Mein liebenswürdiger Herr stellt mich als den bekannten Professor vor, der über die Chetiter arbeite und Ausgrabungen im Wanbezirk machen wolle. So steht es ja auch in allen vier Protokollen.

      Der ältere Herr ist auch sehr liebenswürdig, bietet mir Zigaretten an und verrät sofort ein brennendes Interesse für die Chetiter.

       O, ich kann ihm dienen. Ich lüge nicht so dumm, wie diese Russen anzunehmen scheinen, ich sage in den Protokollen nur nicht die ganze Wahrheit, das ist alles. Ich interessiere mich wirklich für die Chetiter und wollte allen Ernstes bei meinen Reisen in Anatolien auch ihren Spuren zu folgen suchen. Im Sommer 1914 erschien das grundlegende Werk über diesen ganzen Fragenkomplex von Professor Eduard Meyer in Berlin „Reich und Kultur der Chetiter“, und der Verleger des Werkes hatte mir auf meine Bitte schon Anfang Mai die Aushängebogen dieses Werkes mit nach Konstantinopel gegeben, wo ich reichlich Zeit hatte, es gründlich zu studieren.

      O nein, so leicht fing man mich nicht.

      Mit der Zeit wurde dem älteren Herrn die Sache doch langweilig. Er bedankte sich sehr höflich für meine interessanten Ausführungen, behauptete, gar mancherlei daraus gelernt zu haben, was ich ihm gerne glauben will, und wir verabschiedeten uns.

      Mein liebenswürdiger Herr brachte mich wieder zum Hotel.

       Keinen der beiden habe ich seitdem wiedergesehen. Als ich glücklich wieder bei meiner Frau saß, die derweil in tausend Ängsten geschwebt hatte, verstieg ich mich in meiner Freude, der Polizei entwischt zu sein, und auch in dem Bedürfnis, ihr weiter Mut zuzusprechen, zu der in der Tat etwas kühnen Behauptung: „Du sollst sehen, wenn überhaupt noch Deutsche aus Russland herauskommen, dann sind wir es!“

       Meine Frau nahm meine Behauptung als einen nicht gerade wirksamen Versuch, sie zu trösten. Es war aber mehr, wie sich denn auch später herausstellte.

      * * *

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