Blutspur in die Vergangenheit. Robert Zirlewagen

Blutspur in die Vergangenheit - Robert Zirlewagen


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es mal googeln.“ War eigentlich keine schlechte Idee.

      „Nee. Spuckt leider auch nichts aus!“

      Aber was sollte es mit diesem Geschenk in Waldau auf sich haben? Die Emailadresse zurückzuverfolgen, damit hatte sie bereits gute Erfahrung, führte meist zu keinem Erfolg. Bei den vielen Freemails, konnte man sich sogar unter der Namensangabe einer Automarke oder ähnlichem einen Account anlegen.

      Katrin brummelte plötzlich vor sich hin: „Jemand der Dich näher………,“ und ergänzte kurz darauf: „aber hinter den Staldude komme ich auf die Schnelle nicht. Ich denke, dass immer zwei Buchstaben den Anfang eines Wortes bilden.“ Sam nickte: „Sehr gut kombiniert. Wir finden es noch raus!“

      Der restliche Tag verlief dann ziemlich unspektakulär und Samantha beschloss heute Abend einmal zeitig unter die Decke zu kuscheln.

      4. Der Mörder nähert sich

      Der Freitagmorgen begann dann etwas eigenartig. Um neun Uhr erkannte Sam, wie sie früher von ihren Freunden genannt wurde, dass der Wecker seinen Dienst verweigert hatte. Dabei war sie sich sicher, ihn gestern richtig gestellt zu haben.

      Jedenfalls übernahm nun das Telefon den unsanften Weckruf. „Halloooo?“ Ihre Stimme signalisierte ganz klar, verschlafen zu haben. „Mensch Samantha. Wo steckst du denn? Bei uns geht es drunter und drüber. Wir haben einen Mordfall und ausgerechnet heute hat die Chefin verschlafen?!?“ Katrin klang ziemlich nervös.

      „Einen Mord?“ Damit hatte Sam in dieser Idylle nicht unbedingt gerechnet. Im schönen ruhigen Schwarzwald eine Leiche?

      „Hol mich sofort ab“, kommandierte sie ins Handy und sprang bereits in die Klamotten. Eine Schildmütze bändigte ihre gerade dunkelblonden schulterlangen Haare und auf Makeup konnte sie glücklicherweise schon immer verzichten. Die Jeans und die leichten Schuhe rundeten das sportliche Outfit ab.

      „Wo geht’s denn hin?“ Katrin gab schon Gas, da war die Beifahrertüre noch nicht mal richtig geschlossen.

      „Nach Waldau.“ Samantha zuckte bei der Antwort richtiggehend zusammen. Was stand da gestern in der Mail? Ein Geschenk wartet in Waldau auf Dich? Das kann unmöglich sein.

      „Was genau ist passiert?“

      „Wir bekamen vor einer halben Stunde einen Anruf, dass ein toter Mann auf einer Parkbank liegt, dazu auch noch ziemlich nahe am Kindergarten. Ein Schreiner von nebenan hat den Notruf abgesetzt. Ein Arzt ist bereits vor Ort, konnte aber nur den Tod feststellen. Er hat uns auf einen unschönen Anblick vorbereitet. Da es sich zweifelsfrei um ein Verbrechen handelt, haben wir die Gerichtsmedizin in Freiburg informiert. Wir sollten zusehen, dass die nicht noch vor uns eintreffen.“

      Bei den letzten Worten schwang der Vorwurf, verschlafen zu haben, unmissverständlich im Ton mit. Sam hätte jetzt natürlich erklären können, dass ihr Wecker erstmals in seiner zehnjährigen Geschichte versagt hatte. Doch wunderte sie sich tatsächlich immer noch darüber, wieso dieses blöde Teil ausgerechnet heute seinen Dienst verweigern musste.

      „Katrin!?! Es tut mir leid, dass du zu deinem ersten Mordfall zu spät kommst. Ich werde mir aber deine versteckten Anspielungen nicht den ganzen Tag anhören. Ich denke, wir werden heute noch genug Probleme bekommen, weshalb ich dir einfach rate, deine Zunge zu zügeln und dich auf das Wesentliche zu konzentrieren.“ Sie giftete die Kollegin an, die nun stur und sichtlich überrascht auf die Fahrbahn starrte.

      Die Straße stieg leicht an und führte direkt durch dieses schöne Schwarzwaldtal. An einem Bach links, etwas unterhalb der Straße, wanderte gerade eine kleine Gruppe an den herrlich grünen Wiesen entlang. Natürlich steckten die Wanderer allesamt in traditionellen Kniebundhosen. Samantha konnte förmlich hören, wie sie genussvoll ihre Wanderlieder runter zwitscherten, konzentrierte sich aber schnell wieder auf die bevorstehende Leiche.

      Noch eine scharfe Kurve und schon befuhren sie die Durchfahrtsstraße von Waldau. Als sie in die erste Straße rechts einbogen, sahen sie bereits eine Traube von Leuten, welche um die besten Plätze an der Absperrung kämpften. Wenn man die Personen in ein Verhältnis zu den umliegenden Häusern setzte, dann musste sich hier gerade der halbe Ort versammelt haben.

      Katrin stellte den Wagen direkt neben dem Krankenwagen, mitten auf der Straße, ab. Die Kollegen aus Freiburg waren tatsächlich schon eingetroffen.

      Plötzlich blieb Samantha die Spucke weg. Ein alter Bekannter, welcher für ihre Versetzung nach Neustadt verantwortlich war, führte hier gerade das Regiment. Hauptkommissar Thomas Franz fühlte sich in dieser Rolle, wie immer, sichtlich wohl.

      „Ach? Unsere Frau Oberkommissarin ist auch schon aufgewacht! Endlich mal ein Toter und Samantha verkriecht sich im Bett. Aber kein Problem! Wir haben alles unter Kontrolle. Der Fall, so glaube ich jedenfalls im Moment einschätzen zu können, fällt in unseren Bereich.“

      Er drehte sich ab und ließ die beiden Beamtinnen einfach wie zwei kleine Schulmädchen stehen.

      „Auch wenn die Leiche in den Bereich der Kripo fällt, liegt sie in unserem Bezirk, weshalb Sie uns vielleicht doch ein wenig in das Geschehen einweihen könnten?“ Katrin kam ihrer perplexen Kollegin damit zu Hilfe und ging noch während dieser mutigen Bemerkung direkt auf den Toten zu.

      Der Mann war bereits komplett abgedeckt, weshalb sie nur vorsichtig die Plane über dem Gesicht anhob.

      „Oh Gott! Scheiße!“ rief sie entsetzt aus, worauf ihr auch schon das nächste Donnerwetter des Hauptkommissars entgegenwehte: „Sind Sie verrückt? Legen Sie sofort die Plane wieder drüber. Die ganzen Leute hier!“

      Katrin stolperte schon fast im Laufschritt an Samantha vorbei, die nun ebenfalls in der ersten Reihe angekommen war: „Was muss ich wissen?“

      Wie spartanisch eine weitere Konversation werden könnte, erkannte Sam sofort an der Antwort: „Er ist tot!“ Die hochgezogenen Augenbrauen verliehen der Ironie den nötigen Ausdruck.

      In diesem Moment kam ein Herr mit grauem, strubbeligem Haar, die Sechzig wahrscheinlich schon in den Knochen, und gesellte sich dazu.

      Als Gerichtsmediziner vorgestellt, hob er die Plane nun ebenfalls leicht an und gab sachlich, ohne Anzeichen einer Emotion, von sich: „Vielleicht vom Konto des Handymörders! Der Tod trat jedoch mindestens schon vor ein bis zwei Tagen ein, was auch für den unschönen Anblick die Verantwortung trägt. Zumindest deuten die ersten Anzeichen stark daraufhin.“

      Der Hauptkommissar versuchte den weiteren Informationsfluss schnell zu unterbinden, besorgt darüber, dass Samantha zu viel mitbekommen könnte. „Ist schon okay. schicken Sie mir einfach den Bericht.“

      Der Gerichtsmediziner wirkte etwas irritiert: „Wer leitet denn überhaupt die Ermittlungen? Es wird hier doch kein Kompetenzgerangel geben? Natürlich dürft ihr euch noch ein paar Minuten aufspielen. Jedenfalls solange bis………,“

      Er hob die Hand um eine weitere Person herbei zu winken und meinte: „Ich denke diese Minuten sind vorbei. Da hinten kommt eure Ablösung.“ Er grinste Thomas Franz frech ins Gesicht und wollte ihm damit wohl zeigen, wie ihn dieses Verhalten gegenüber einer jüngeren Kollegin anwiderte.

      „Polizeirat Markus Steinhauser. Ich leite die SoKo HaMö“, stellte sich der Dazugekommene vor. Dass dieses Würstchen, vom Aussehen her noch keine Vierzig, die Frechheit besaß, Hauptkommissar Franz so arrogant gegenüber zu treten, gefiel diesem, seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, überhaupt nicht. Dass der Freiburger Ermittler vor seiner gerade noch gedemütigten Kollegin klein beigeben musste, machte das Ganze dagegen für Samantha wieder amüsant. Darüber hinaus stach ihr das Aussehen des SoKo-Chefs positiv ins Auge. Sie schätzte ihn auf knapp einen Meter neunzig. Die Haarpracht musste allerdings größtenteils auf der Polizeischule zurückgeblieben sein. Dafür gefiel ihr, wie er sich kleidete. Ein legeres weißes Hemd hing über die braune Cordhose.

      „Ich würde die Leiche gerne


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