James Bond für Besserwisser. Danny Morgenstern
Majestät“ (1969) sind zahlreiche Töne mit Hall unterlegt, das Geräusch der zersplitternden Fensterscheibe im Zug, als sich Bond und Grant in „Liebesgrüße aus Moskau“ (1963) prügeln, wurde mehrfach übereinander gelegt und so verstärkt.
Peter Hunt, der bei „Feuerball“ (1965) hauptamtlich für den Schnitt verantwortlich war, ließ mehrere Personen (auch in anderen Bond-Filmen) von Sprechern nachsynchronisieren, deren Stimmen eine ähnliche Klangfarbe hatten.
Äußerst aufwendig gestaltete sich die Geräuschcollage in „Skyfall“ (2012) in der Szene, in der Silva sich die Wangenknochenprothese herausnimmt. Sam Mendes behauptet, dass ihm beim Ansehen der Szene noch immer übel wird.
Neben Mendes und Scott Millan arbeiteten am Geräusch Greg P. Russell, Per Hallberg und Karen Baker Landers mit.
Außer den offensichtlichen Tonspielereien gibt es auch unterschwellige Töne. Als das Columbia-Logo am Anfang zu sehen ist, hört man einen Muezzin und bekommt so einen Hinweis darauf, wo sich 007 befindet.
Die Produzenten schickten George Lazenby zu einem Sprachlehrer, damit er seinen australischen Akzent ablegte, und als Lazenby seinen ersten Termin bei diesem Lehrer hatte, verließ gerade ein anderer Schüler die Praxis: Harold Wilson142. Trotz des Unterrichts verlangten Lazenbys Stimme und die Reste seines Akzents nach einer besonderen Lösung; deshalb wurde Lazenby von dem Moment ab im Film synchronisiert, als er sich als Sir Hilary Bray ausgibt. So sprach der Darsteller des Bray, George Baker143, 007 die meiste Zeit. Nach Bonds Enttarnung ist wieder die Originalstimme George Lazenbys zu hören.
In der deutschen Version kommt es nicht zur Stimmveränderung. Hier wird Lazenby durchgängig von Gert Günther Hoffmann144 gesprochen, der auch Sean Connery in allen 007-Filmen die deutsche Stimme lieh, mit Ausnahme von „Sag niemals nie“ (1983). Hier wechselt Connerys deutsche Stimme in einigen Szenen von einem Sprecher zum anderen, weil Gert Günther Hoffmann 1997 verstorben war. Erst nach seinem Tod kam eine erweiterte DVD zu „Sag niemals nie“ auf den deutschen Markt, die bisher nicht übersetzte Szenen enthielt. Die zusätzlichen Szenen wurden von Engelbert von Nordhausen145 gesprochen.
Noch eine Stimme kommt in der englischen Originalversion von „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ vor: Der Darsteller Gabriele Ferzetti146 (er spielt Tracys Vater Marc Ange Draco) wurde von David de Keyser147 synchronisiert. De Keyser wiederum spielte im folgenden Film „Diamantenfieber“ (1971) den Zahnarzt Dr. Tynan, der von Mr. Wint (Bruce Glover148) und Mr. Kidd (Putter Smith149) getötet wird.
Die Nachsynchronisation von „Sag niemals nie“ (1983) ist nachvollziehbar. Auch einige Passagen aus „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ (1969) mussten für eine erweiterte DVD-Version neu synchronisiert werden, da sie in der alten nicht enthalten waren. Doch abgesehen von der Aufwertung mit zusätzlichen Geräuschen, wie beispielsweise einem passenden Glockenläuten, als 007 mit einem Wagen vor der Anwaltskanzlei Gumpold ankommt, und den verschiedenen Vogelstimmen am Piz Gloria, leistete man sich im Tonstudio unverzeihliche Fehler. Zum einen synchronisierte man Szenen George Lazenbys neu, die bereits mit der Stimme von Gert Günther Hoffmann für den deutschsprachigen Markt existierten (gleiches passierte auch in einigen Szenen, in denen Blofeld, Tracy, Marc-Ange Draco und „Q“ sprachen), zum anderen wurde ungenau gearbeitet. So bei einer neu enthaltenen Szene, in der sich Draco und Tracy in seinem Auto unterhalten: Draco: „Ich werde morgen mit Malone sprechen.“
Der Zuhörer fragt sich, wer dieser geheimnisvolle Malone ist. Im englischen Original sagt Draco allerdings: „Tomorrow I will speak to him alone.“ Aus „him alone“ wurde im Deutschen „Malone“!
Aber gelegentlich gibt es auch im Originalton Seltsames zu hören: In „Diamantenfieber“ (1971) ist eine Textzeile zweimal vorhanden, nämlich als Sir Donald Munger (Laurence Naismith150) „M“ und Bond über Diamanten und deren Gewinnung aufklärt: „The whole process operates under an airtight security system.“ Derselbe Satz fällt einmal im Gespräch mit Munger und einmal aus dem Off.
In der deutschen Synchronversion von „Feuerball“ (1965) wurde unverständlicherweise ein Datum geändert. Hieß es im Originalton, die Diamanten sollen am 27. Mai (1965) abgeworfen werden, wurde daraus der 25. März. Im selben Film sagt der Minister in der deutschen Version zu „M“: „Uns bleiben noch genau 12 Stunden und zwanzig Minuten.“, im englischen Original: „We have exactly 14 hours and 50 minutes.“
Man sollte sich nicht wundern, wenn einem in Versionen der Filme Stimmen von unterschiedlichen Figuren seltsam vertraut erscheinen. Monica van der Zyl, eine Synchronsprecherin, die berühmt wurde, weil sie Ursula Andress in „Dr. No“ ihre Stimme lieh151, sprach in dem Film auch alle anderen weiblichen Rollen, außer Miss Moneypenny, Miss Taro und möglicherweise Schwester Rose und Schwester Lily.
Außerdem war van der Zyl die Sprachtrainerin für Gert Fröbe, dessen Englisch begrenzt war.
[no image in epub file]Nicht nur 007 kann tanzen - Nikki van der Zyl und Autor Danny Morgenstern 2013 in Braunschweig. Foto © Henry Behrens
Zurzeit arbeitet sie als Künstlerin, Dichterin und öffentliche Rednerin. Zusammen mit ihrem Mann lebt sie in London. Zum 50. Jubläum von „Liebesgrüße aus Moskau“ berichtete van der Zyl in Braunschweig vor 750 Gästen in einer Talkrunde von ihren Erfahrungen mit den Bond-Filmen. In Berlin widmete sich 2013/14 eine umfangreiche Ausstellung ihrem Leben.
Synchronisationsrollen von van der Zyl (sie gab in einem Interview an, sich gar nicht mehr an alle Sprechrollen zu erinnern, deshalb könnte die Auflistung unvollständig sein):
„Dr. No“ (1962): Ursula Andress (Honey Rider) und andere weibliche Figuren in diesem Film.
„From Russia with Love“ (1963): Eunice Gayson (Sylvia Trench) und die Büroangestellten im Hotel in Istanbul.
„Goldfinger“ (1964): Shirley Eaton (Jill Masterson) und Nadja Regin (Bonita).
„Thunderball“ (1965): Claudine Auger (Domino) und Diane Hartford (die Frau mit dem roten Kleid im Nachtclub).
„Casino Royale“ (1967): Ursula Andress (Vesper Lynd).
„You Only Live Twice“ (1967): Mie Hama (Kissy Suzuki).
„On Her Majesty's Secret Service“ (1969): Virginia North (Olympe) und verschiedene andere Darstellerinnen.
„Diamonds Are Forever“ (1971): die Touristenführerin auf dem Boot in Amsterdam.
„Live and Let Die“ (1973): einige Textpassagen von Jane Seymour (Solitaire).
„The Man with the Golden Gun“ (1974): Francoise Therry (Chew Mee) und verschiedene andere Darstellerinnen.
„Moonraker“ (1979): Corinne Cléry (Corinne Dufour) und andere Darstellerinnen.
In seltenen Fällen führen auch Tonfehler zu Ungereimtheiten in James-Bond-Filmen. In der Pre-Title-Sequenz von „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ (1969) ist das Reifenquietschen von Bonds Aston Martin zu hören, obwohl der Wagen am Strand auf Sand fährt und bremst. Damit der Wagen auf dem Sand beschleunigen konnte, wurden Bahnschwellen vergraben, und Tracy Di Vicenzo fuhr in der entsprechenden Szene schnell davon.
Als der Lieferwagen, mit dem Bond und Anya Amassova in „Der Spion, der mich liebte“ (1977) in Ägypten durch die Wüste fahren, den Geist aufgibt, hört man zunächst etwas Blechernes auf dem Boden entlangrollen und dann erst das Geräusch, wie das Objekt zu Boden fällt (Bond kommentiert: „Die Zylinderkopfdichtung ist hin“).
Manchmal bekommen wir Bond für die Ohren, wo im Original Totenstille herrscht. Als sich 007 in „Leben und sterben lassen“ (1973) auf den Weg nach Amerika macht, sieht die Hellseherin Solitaire (Jane Seymour152) die Zukunft voraus: „Ein Mann kommt an. Er reist sehr schnell. Er kommt über das Wasser. Er reist mit anderen. Er ist unser Feind. Er bringt Gewalt und Zerstörung.“ Bis zum letzten Satz stimmt die Übersetzung auch mit den Inhalten überein, doch als 007 durch die Halle des JFK-Flughafens in New York geht, sagt die Solitaire-Stimme aus dem Off plötzlich: „Er ist eingetroffen.“ An der entsprechenden