James Bond für Besserwisser. Danny Morgenstern
jagt Dr. No“ (1962) hört es der Kinobesucher zum ersten Mal, als James Bond in Dr. Nos Hauptquartier den Atomreaktor außer Kontrolle bringt und zusammen mit Honey Rider flieht. Die Sirene ertönt, bevor beide in ein Boot steigen und fliehen.
Die Sirene ist zu hören, bevor Bond in „Man lebt nur zweimal“ (1967) über den Torpedo-Schacht das U-Boot verlässt, um an die Küste Hongkongs zu gelangen, und später noch einmal, als er den Safe von Osato (Teru Shimada153) knackt und daraus Dokumente stiehlt, beim Raketenstart in Blofelds Krater und auch, als eine Wache Alarm auslöst („Unbekannte Männer im Krater“).
Blofeld benutzt die Sirene in „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ (1969), als 007 mit Skiern vom Piz Gloria flieht und auch, als die Helikopter154 die Bergfestung angreifen.
In „Diamantenfieber“ (1971) ist die Sirene beim Angriff auf die Ölbohrinsel zu hören, in einer leicht geänderten Tonlage schließlich 1977, als der Helikopter mit den Entwicklern des U-Boot-Ortungssystems in „Der Spion, der mich liebte“ Karl Strombergs „Atlantis“ verlässt.
Das Geräusch wurde von den Tontechnikern auch in „Casino Royale“ (2006) verwendet: Bond verfolgt Obanno in die Botschaft und löst das Alarmsignal aus, als er beginnt, Amok zu laufen. Und auch die Fans der Bond-Computerspiele bekommen den altbekannten Ton zu hören: So in „Tomorrow Never Dies“, wenn 007 auf der Suche nach Paris Carver (Teri Hatcher155) ist, und ebenso im Level sieben nach dem Deaktivieren eines Sicherheitssystems.
In „Lizenz zum Töten“ (1989) geben die von einem Truck abprallenden Projektile aus einem Maschinengewehr die Tonfolge des James-Bond-Themas wieder und in „Stirb an einem anderen Tag“ (2002) erklingen genau in dem Moment die ersten Töne aus dem Film „James Bond jagt Dr. No“ (1962), als 007 nach einem Herzstillstand wieder ins Leben zurückkehrt. Damit wird der „Geburtsmoment“ der Agentenserie ins Gedächtnis der Zuschauer zurückgerufen.
Als sich der Geheimagent in „Lizenz zum Töten“ (1989) an der Fassade des „Casino de Isthmus“ abseilt, um zum Bürofenster von Franz Sanchez zu gelangen, stößt er sich von der rechten Brust einer Statue ab. Dazu ist aus dem Straßenlärm vor dem Kasino ein Hupen zu hören, als hätte Bond es mit dem Druck auf die Brust ausgelöst.
Neben den Geräuschen verdient die Musik in den Filmen Beachtung, so zum Beispiel das Lied „The Look of Love“ aus dem Soundtrack „Casino Royale“ (1967). Der Song brachte Sérgio Mendez und Brazil '66156 am 10. April 1968 eine Oscar-Nominierung ein. Das Lied wurde von Burt Bacharach157 geschrieben und von Dusty Springfield158 gesungen (in der deutschen Version des Films als „Ein Blick von dir“ von Mireille Mathieu159). Mike Myers soll das Lied 1997 im Autoradio gehört haben und es regte ihn zur James-Bond-Parodie „Austin Powers160“ an. Myers brachte das Lied in seinem Film unter und konnte Burt Bacharach zu einem Cameo-Auftritt bewegen.
Bacharach gewann 1982 einen Oscar für den besten Song zum Film „Arthur - Kein Kind von Traurigkeit“, und deshalb gingen Bill Conti161 (Musik) und Michael Leeson (Text), die für den besten Song mit „For Your Eyes Only“ zum Film „In tödlicher Mission“ (1981) nominiert waren, leer aus.
Neben Mireille Mathieu sangen noch andere Interpreten James-Bond-Titellieder (meist minder erfolgreich) mit deutschem Text. So gab es am Ende von „Liebesgrüße aus Moskau“ (1963) in den deutschen Kinos einige Kopien, in denen man das Lied „Die Wolga ist weit“ von Ruth Berlé162 gegen den Song „From Russia with Love“ ausgetauscht hatte.
André Gissy163 sang die deutsche Version von „You Only Live Twice“ mit dem Titel „Man lebt nur zweimal“.
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Gissy André - Man lebt nur zweimal
Tanja Berg164 interpretierte „Diamanten sind für immer“ und orientierte sich dabei an Shirley Bassey.
Tine Kemp war mit „Kein anderer fliegt mich höher“, der deutschen Version von „Nobody Does It Better“, erfolglos.
Zu guter Letzt gab es da noch Sollie Nero, der mit „In deinen Augen“ - dem deutschen Pendant zu „For Your Eyes Only“ keinen Erfolg hatte. Seit dieser Eindeutschung hat sich kein weiterer Interpret an eine deutsche Version eines 007-Titelliedes gewagt.
„Echte“ Interpreten von James-Bond-Songs können aber sicher sein, dass ihre Lieder, auch wenn sie keine Oscars gewinnen und vielleicht sogar nicht den Geschmack der breiten Masse treffen, durch das allgemeine Interesse an den James-Bond-Filmen Aufmerksamkeit erhalten. Die Band Garbage erreichte mit dem Titellied „The World is not enough“ zum gleichnamigen Film von 1999 in Deutschland Platz 35 der nationalen Verkaufscharts. Das ist Garbages bisher höchste Platzierung in Deutschland. In den USA und Großbritannien schaffte die Single den Sprung in die Top 20.
Und auch der umstrittene Song „Die Another Day“ von Madonna165 machte Kasse. Madonna hatte das Lied gemeinsam mit Mirwais166 geschrieben. Es ist einer der ersten Titel mit gewollten Tonaussetzern am Anfang, und selbst Bond-Regisseur Lee Tamahori meinte, er habe sich zunächst mit dem Stück schwergetan.
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Charles Mingus - Die CD wurde am Set vor Fields Bett positioniert.
Dennoch: „Die Another Day“ wurde zum meistverkauften Bond-Titellied aller Zeiten, wozu auch die Verbreitung von Musik im Internet beitrug.167
Ein Erfolg in Zahlen zwar, der sich aber nicht mit dem Erfolg des Liedes „Goldfinger“ vergleichen lassen kann. „Goldfinger“ stammt aus einer anderen Zeit, die Verbreitung von Tonträgern steckte 1964 im Vergleich zum Jahre 2002 noch in den Kinderschuhen.
Das Lied „Goldfinger“ von John Barry - inspiriert von der „Moritat von Mackie Messer“168 - war so erfolgreich, dass es das zeitgleich veröffentlichte Lied der Beatles („A Hard Day's Night“169) schlug. Eine ungewollte Anspielung darauf findet sich im Film, als 007 sagt, man könne den Beatles nicht ohne Ohrenschützer zuhören.170
Man versuchte, an diesen großen Erfolg anzuknüpfen, indem man das Team Barry/Bassey auch bei den Titelliedern „Diamonds Are Forever“ und „Moonraker“ zusammenarbeiten ließ.
[no image in epub file]Shirley Bassey bei der Royale Premiere von „Stirb an einem anderen Tag“ (2002)
Als Barry den Song „Diamonds Are Forever“ fertiggestellt hatte, lud er Regisseur Guy Hamilton, die Produzenten Saltzman und Broccoli sowie einige weitere Mitglieder der Crew zu einer Hörprobe zu sich ein. Alle Gäste waren von dem Song begeistert, nur Harry Saltzman nicht. Barry wusste um Saltzmans mangelnde Musikalität und bat ihn, die ersten Takte von „Rule, Britannia!“171 zu pfeifen. Jeder im Raum wusste, dass er dies nicht konnte. Saltzman verließ türenknallend den Raum. Dieser Vorfall wurde jahrelang totgeschwiegen.
Als 007 in einer Szene in „Der Hauch des Todes“ (1987) von „Q“ einen Schlüsselfinder bekommt, der auch ein K.-o.-Gas versprühen kann, teilt der Waffenmeister Bond die Tonfolge mit, die das Gerät auslöst: „...und jetzt pfeifen Sie die ersten Takte von „Rule, Britannia!“, worauf der Schlüsselfinder zu qualmen beginnt; zur Explosion wird er mit dem Playboy-Pfiff gebracht.
Nachdem Maximilian Largo (Klaus Maria Brandauer) Domino in „Sag niemals nie“ (1983) seine wahre Gesinnung offenbart hat und sie ihn für verrückt erklärt, pfeift er „Die Forelle“172 von Franz Schubert173, bevor er sie zum Sklavenmarkt bringt, wo sie versteigert werden soll.
Der Text zu Schuberts Lied „Die Forelle“ ist das gleichnamige Gedicht von Christian Friedrich Daniel Schubart174.
In „Der Spion, der mich liebte“ (1977) werden etliche bekannte klassische Stücke angespielt. Als Strombergs Sekretärin (Marilyn Galswerthy175) dem Hai zum Fraß vorgeworfen wird, erklingt „Air“ von Johann Sebastian Bach176, später beim Auftauchen der Unterwasserstadt Atlantis aus dem Meer, der zweite Satz (Andante) aus Wolfgang Amadeus Mozarts177 Klavierkonzert Nr. 21178 „Elvira