DER KAMPF UMS GLÜCK. Mijo Peša

DER KAMPF UMS GLÜCK - Mijo Peša


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      >>Das werdet ihr in den nächsten Tagen erfahren. Auf Wiedersehen!<<

      In diesem Moment erschien Petar Gruby, Nikos Arbeitskollege. Er war ein 55-jähriger Mann, der eine mittlere Statur hatte. Dank dem großen Ackerland, das er besaß, und dem Viehverkauf, war er der reichste Mann in der Pfarrei geworden. Rozina und Markan schauten sich an und schüttelten die Köpfen, da ihnen etwas komisch vorkam. In Wahrheit war ihnen klar, dass Petar nicht zufällig zu ihnen gekommen ist. >>Geht es meinem Niko gut?<<, fragte Jage Petar gleich, da ihr auch etwas komisch vorkam.

      >>Ja, ja.<< Petar lachte gekünstelt und setzte sich hin.

      >>Ihr Gesichtsausdruck verrät uns, dass nicht alles in Ordnung ist<<, merkte Markan an. >>Hat mein Vater zufälligerweise einen Unfall gehabt?<<

      >>Wisst ihr..., es ist mir etwas unangenehm...<< Petar verstummte und senkte den Kopf. >>Leider ist es in unserem Bergwerk zu einem schweren Unfall gekommen...<<

      >>Was ist passiert, um Gottes willen!?<<

      >>Es tut mir wirklich leid. Niko ist ums Leben gekommen. Mein Beileid.<<

      >>Nein, nein! Das darf nicht wahr sein!<<, schrie Markan. Für Rozina war es eine schockierende Nachricht. Sie überkreuzte die Finger, tat sie an das Kinn und fing an zu schwanken. Dann tat sie schnell die rechte Hand auf die linke Brust, weil sie im Herzen auf einmal extrem starke Schmerzen fühlte.

      Jage griff sich ins Gesicht. >>Er wollte das Doppelte verdienen und uns ein großes und schönes Haus bauen. Hm? Das kostete ihn das Leben.<<

      >>Nur das hat uns noch gefehlt. Es wird höllisch schwer ohne ihn sein.<< Markan pustete heftig.

      Der siebzehn Monate alte Marco und sein 3-jähriger Onkel liefen auf dem Hof herum und lachten. Markan schaute sie sorgenvoll an, seufzte und ging ins Haus.

      >>Lass nicht zu, dass dich die Sorgen auffressen, mein Sohn<<, mahnte ihn seine Mutter.

      >>Wir haben es nicht leicht.<< Markan setzte sich neben seine Frau. >>Es sind fast sieben Monate vergangen, seitdem Vater ums Leben gekommen ist. Fast ganzes Geld, das Vater für das neue Haus erspart hatte, müssten wir Anna für ihr Land geben. Auch den ganzen Geldrestbestand, den Mama mit der ersten Rente bekommen hat, haben wir schon ausgeben. Jetzt müssen wir von Mamas kleiner Rente leben. Aber aus unserer Haut können wir nicht. Das Schlimmste, das wisst ihr alle, ist, ich muss zum Bundesheer gehen. Bis dahin können wir keine neuen Pläne machen. Was unser neues Haus betrifft, müssen wir geduldig auf bessere Zeiten warten.<<

      >>Ihr müsst alle den Frieden und die Würde bewahren. Wenn ihr das verliert, verliert ihr alles. Und ihr müsst bescheiden bleiben, da Bescheidenheit die Tugend kluger Menschen ist.<<

      4

      Nachdem Markan die Vorladung ins Bundesheer bekam, waren alle beklommen. Rozina und Markan gingen spazieren, sie schwiegen nur. Der nervöse Markan beschleunigte sein Tempo und ging vor seiner Ehefrau, deshalb sah er nicht, dass sie stehen blieb und sich an die linke Brust griff. Ihr Blick erstarrte. Sie öffnete den Mund weit auf und hockte sich hin. Markan drehte sich zufällig um und sah seine zusammengekrümmte Frau am Boden knien. Er verdrehte die Augen, lief zu ihr hin, hockte sich vor sie und umarmte sie. >>Rozina, was ist los? Kann ich dir helfen?<<

      Aber sie antwortete nicht, sondern sie krampfte sich weiterhin zusammen und versuchte an Luft zu kommen. Mit der rechten Hand massierte sie die linke Brust. Irgendwie schnappte Rozina im Moment nach Luft und lehnte ihren Kopf an seine Schulter. >>Mein Herz.<<

      >>In Gottes Namen, Rozina, ich weiß nicht, ob ich im Leben jemals so erschrocken bin. Oh Gott, was ist passiert?<<

      >>Seit dein Vater ums leben gekommen ist, fühle ich Schmerzen im Herzen, allerdings habe ich dem keine größere Beachtung geschenkt. Ich dachte, dass es ungefährlich sei. In letzter Zeit treten diese Schmerzen immer häufiger auf…<<

      >>Warum hast du mir nichts gesagt?<<, unterbrach er sie.

      >>Wir müssen nicht beide leiden.<<

      Er pustete stark. >>Diese Schmerzen erschweren dir das Atmen und deswegen bekommst du keine Luft, oder?<<

      >>So in etwa. Ich fühle einen Druck in der Brust und Schmerzen in der linken Hand. Ich bekomme keine Luft und merke, dass ich langsam das Bewusstsein verliere. Mich wundert, dass ich jetzt nicht in Ohnmacht gefallen bin. Es war grauenhaft.<<

      >>Du hast einen Schock erlitten. Das war wahrscheinlich ein Herzanfall. Du musst sofort zum Arzt gehen. Ich habe große Angst um deine Gesundheit und dein Leben.<<

      >>Markan, dein Vater ist nicht mehr da. Ich will, dass wir selbstständig leben. Von meinem Vater bekomme ich viel Geld. Anna ist schon weg. Bevor du aus der Armee zurückkommst, kann ich an Anna einen Brief schreiben und sie fragen, ob sie uns ihren Hausteil vermieten will. Wenn sie uns das erlaubt, werde ich von meinem Vater Geld nehmen, sodass wir die Miete zahlen und leben können, bis du eine Arbeit findest. Dann kannst du einen Kredit für den Hausbau nehmen, und ich nehme von meinem Vater das Restliche, das mir gehört. So könnten wir gleich ein Haus für uns bauen. Ich bitte dich, Markan. Ich will mich dir und Marco widmen. Ich will, dass Marco Pfarrer wird. Mein Herz wird voll und ganz gesund, wenn ich ihn eines Tages vor dem Altar in priesterlicher Kleidung sehe. Deswegen will ich ihn auf meine Weise erziehen. Du liebst mich und ihn, deshalb musst du an mein Leben und meine Gesundheit denken, sowie auch an unseren Sohn.<<

      Markan lachte. >>Ja, Rozina, mein Leben ohne euch wäre wertlos. Natürlich lebe ich für dich und unseren Sohn. Mit meinen Gedanken bin ich immer bei euch. Und ich hoffe, dass alles gut werden wird, bis ich wieder zurück bin.<<

      >>Es wird alles in Ordnung sein. Ich werde all das, was in meiner Macht steht, für unseren Sohn tun. Ich werde für ihn und seine Zukunft kämpfen.<<

      >>Ok, Rozina. Die Zeit vergeht sehr schnell.<< Er umarmte und küsste sie.

      Alle Familienmitglieder waren beunruhigt, nachdem Rozina ihnen erzählte, dass sie einen Herzanfall hatte. Sie ging zum Arzt und bekam Nitroglyzerin Tabletten, die sie unter ihre Zunge tun musste, wenn sie Schmerzen im Herzen spürte. Einige Monate nach Markans Abreise in die Armee, merkte Jage, dass der Bauch ihrer Schwiegertochter größer wurde. >>Ist da vielleicht ein neues Baby drinnen?<<

      Rozina hörte auf den Boden zu kehren und richtete sich auf. >>Ja, Mutter, ich bin wieder schwanger.<<

      >>Ihr habt nur ein Kind. Das ist zu wenig. Es freut mich sehr, dass du wieder schwanger bist.<<

      >>Aber ich habe jetzt schon Angst.<<

      >>Hab keine Angst! Nur die erste Geburt ist schwierig. Jetzt wird das viel einfacher und schneller verlaufen. Glaub mir.<<

      Ohne irgendwelche Schwierigkeiten bekam Rozina ihre erste Tochter. Sie gaben ihr den Namen Doris. Rozina machte überwiegend die Hausarbeit und kümmerte sich um ihre Kinder und um Gabriel. Ihre Tochter fing an zu laufen, aber sie blieb vollkommen ihrem Sohn, der ein unglaublich verständnisvolles und intelligentes Kind war, zugeneigt. Ihr Wunsch, dass ihr Sohn Pfarrer werden würde, hatte sie nie verlassen. Jeden Sonntag ging der 4-jährige Marco mit ihr in die Kirche und sie erklärte ihm jedes Detail und jedes Wort. Auch die Kardinalzahlen und Buchstaben musste er jeden Tag lernen. Dann schrieb Rozina geheim einen Brief und schickte ihn an Anna. In diesem Brief bat sie sie, ihr vorübergehend ihren Hausteil zu vermieten. Kurz danach kam die Antwort, welche Rozina Freude bereitete, da Anna ihr antwortete, dass sie in ihren Hausteil einziehen könnten. Rozina war frohgemut. Einige Monate vor Markans Ankunft nahm sie Geld von ihrem Vater, schrieb einen Brief und schickte ihn an ihren Mann. In diesem Brief schrieb sie ihm über ihren Gesundheitszustand und all das, was sie vorbereitet hatte. Sie war ziemlich furchtsam, da sie sich nicht sicher war, ob Markan positiv oder negativ reagieren würde. Als endlich der Brief kam, lief sie sofort ins Schlafzimmer, um ihn zu lesen. Sie las und


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