REBELLION DER GEFÜHLE. Kerstin von Schuckmann

REBELLION DER GEFÜHLE - Kerstin von Schuckmann


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bringe ich doch keinen um. Zudem hat uns der Chauffeur nach dem Restaurantbesuch direkt bei uns zu Hause abgesetzt. Wir waren nicht mehr bei Fuchs in der Villa.“

      „Haben Sie Zeugen?“ „Selbstverständlich. Wenn Sie nachdenken würden, würde natürlich erst mal der Chauffeur selbst infrage kommen, und dann unsere Haushaltshilfe, die bei uns in der Einliegerwohnung wohnt.“

      Lopez erteilte Díaz den Auftrag, beide Personen telefonisch zu kontaktieren, um ihnen die Frage zu stellen, wann das Ehepaar Kramer zu Hause war.

      „Hat Ihnen Fuchs jemals etwas über das alte, wunderschöne Klavier erzählt, oder sogar über die beiden Holzkästchen?“

      „Der Flügel stand irgendwann vor Kurzem plötzlich in seiner Wohnung. Keiner von den beiden konnte wie gesagt spielen, das war für sie ein reines Kunstobjekt.“

      Lopez bat um die Handys des Ehepaars.

      „Ich gebe sie an meinen Kollegen von der KTU weiter. Sie sollen Ihre Geräte auf verdächtige Hinweise checken. Besonders interessieren wird uns dabei, ob Sie nach dem Absetzen an ihrer Villa noch einmal Kontakt zu Fuchs hatten. Sollte sich Ihre Unschuld bestätigen, erhalten Sie Ihre Handys unverzüglich zurück. Das kann allerdings einige Tage dauern.“

      Kramer schlug auf den Tisch und schrie.

      „Ich benötige mein Handy. Dort sind alle Geschäftstermine drauf.“

      „Eben drum“, antwortete Lopez lächelnd.

      Díaz trat in das Zimmer ein und bestätigte, dass Herr und Frau Kramer nach dem Restaurantbesuch direkt, ohne Umweg nach Hause gebracht wurden. Sie hatten damit ein eindeutiges Alibi.

      „Sie sind im Moment frei, da Ihnen bisher keine verdächtigen Handlungen nachgewiesen werden können. Es ist allerdings noch nicht alles bis ins kleinste Detail untersucht, so dass noch weitere Recherchen erfolgen werden. Sie müssen bis auf Weiteres jederzeit zu Hause auf Ihrem Festnetz erreichbar sein. Sobald unsere Auswertungen der Handys vorliegen und gegen Sie auch weiterhin nichts Belastendes verwendet werden kann, sind Sie endgültig frei. Verstanden? Ach ja, eine Bitte noch. Ich werde mit meinem Kollegen in der nächsten Zeit Ihr aktuelles Bauprojekt anschauen. Wir kontaktieren Sie dann zu Hause. Zwei Kollegen bringen Sie jetzt zurück in Ihre Villa.“

      Lopez öffnete die Türe und kniff Díaz ein Auge. Erst als er sah, dass alle Personen in den Aufzug gingen, schloss er leicht seufzend die Türe.

      „Antonio sind Sie bereit für neue Taten, oder müssen Sie sich weiter Ihren anderen Fällen widmen?“

      „Rafael, keiner kennt das Wort „delegieren“ so gut wie Sie? Ich gebe viele Aufgaben sehr gerne an meine jungen Kollegen weiter. Sie sind dankbar, etwas zu lernen, ohne zu wissen, was ihnen noch an Arbeit bevorstehen wird. Ihr Fall beginnt interessant zu werden, und ich würde Ihnen gerne weiterhin helfen, da Ihre Kreativität der eines Eichhörnchens entspricht. Sie suchen Nüsse, Nüsse und Nüsse. Dabei kann auch einmal etwas anderes gefunden werden. Wir ergänzen uns bekannterweise hervorragend, und warum sollten wir diese Konstellation zunächst nicht weiterführen?“

      Lopez war erleichtert und freute sich innerlich auf die weitere gemeinsame Arbeit.

      Der Chauffeur wohnte in einer nur für ihn angemieteten zwei Zimmer Wohnung in einem Apartmenthaus. Díaz stoppte den Wagen mit seinem unverkennbaren kurzen Bremsweg vor dem größeren Gebäude. Sie hatten Glück. Dem Drücken auf den gestylten Klingelknopf folgte ein leichtes Surren der Türe. Lopez, der die mit Glas versetzte, und veredelte Aluminiumhaustüre durch seinen eigenen Körpereinsatz schneller öffnen wollte, flog durch das rasche automatische Öffnen derselben zunächst in den Hausflur hinein.

      „Beeindruckender Auftritt Herr Kollege.“

      Kramers Chauffeur, dessen Wohnung im Erdgeschoss lag und die Situation beobachten durfte, drehte sich sichtlich amüsiert um. Er bat beide mit dem Gesicht zur Wohnung gewandt, diese zu betreten und sich auf das lichtgraue Loungesofa zu setzen. Díaz, der mit seiner Körpergröße von einem Meter sechzig für das Sofa mit einer Sitztiefe von fünfundsiebzig Zentimetern eindeutig zu klein war, lag zum größten Teil auf demselben.

      „Machen Sie es sich bequem“, sagte der Chauffeur neutral. „Kommissar, ich glaube, dass Sie es sich bereits zu bequem gemacht haben. Setzen Sie sich lieber ganz vorne auf den Rand des Sofas, das demonstriert, dass wir hier nicht privat, sondern geschäftlich sind.“

      Díaz schob sich mit beiden Armen nach vorne und nahm eine sichtlich geradere Sitzposition ein.

      „Danke, dass Sie uns hereingelassen haben. Wie Sie sich denken können haben wir einige Fragen. Zusätzlich benötigen wir Ihr Handy. Ihr Bewegungsprofil in der Tatnacht werden wir selbstverständlich auch überprüfen müssen.“

      Lopez zog eine kleine Plastiktüte aus seiner Hosentasche und steckte das Handy hinein.

      „Widerrede hat keinen Erfolg. In Fuchs Haus wurde nach der Ermordung etwas entwendet, das von größerem Wert zu sein schien. Versteckt in zwei Kästchen unter dem Klavier. Als Chauffeur bekommen Sie durch persönliche Gespräche, Telefonate und Fahrten von Personen im Wagen sehr viel mit. Ist Ihnen in den letzten Tagen etwas aufgefallen, was nicht dem Alltag entsprach, und wissen Sie, woher Fuchs den Klavierflügel hatte?“

      „Bisher durfte keiner wissen, dass er seine Villa verkaufen wollte. Ansprüche wachsen im Laufe der Zeit, und das Beste ist dann nicht mehr gut genug. So auch bei meinem Ex-Chef. Vor einigen Tagen gab es einen Interessenten für die Villa. Ich sollte ihn kontaktieren und abholen. Allerdings hatte ich nur seine Telefonnummer, die beim zweiten Anruf schon nicht mehr funktionierte. Der Kaufinteressent wies darauf hin, dass er vorher noch geschäftlich etwas zu erledigen habe und ich ihn vor einem Restaurant im Villenviertel von Arenal abholen könnte. Bei der Ankunft bei Fuchs interessierte er sich zunächst auffällig für die Alarmanlagen, was ich schon sehr merkwürdig fand. Er erzählte mir, dass er ein internationales Unternehmen für Alarmanlagen habe und sich bei jedem Hausbesuch darüber informiere. Die Erklärung kam mir in diesem Augenblick aber nicht verdächtig vor.“

      „Wie sah er aus?“, fragten beide Kommissare zeitgleich.

      Stirnrunzeln avisierte den Denkprozess.

      „Er war so groß wie ich. Circa einen Meter siebzig.“

      Díaz schaute ihn und auch Lopez neidvoll an.

      „Unverkennbar waren seine schwarzen Haare. Er dürfte etwas jünger als ich gewesen sein, so Ende fünfzig. Eigentlich machte er keinen sonderlich reichen Eindruck, aber in diesen Kreisen stehen ja einige auch auf Understatement. Und er war von der Sprache her eindeutig ein Spanier, wahrscheinlich sogar Mallorquiner.“

      „Und sonst?“

      „Sie müssen bedenken, dass zwischen dem Gast und mir eine Scheibe ist und ich meine Kunden nicht die ganze Zeit analysiere. Im Gegenteil, Seriosität ist hier eher angebracht.“

      „Sie haben uns noch nicht die Frage nach der Herkunft des Flügels beantwortet.“

      „Señor Lopez, ich bin der Chauffeur von Herrn Fuchs und nicht seine Haushälterin. Meine Aufenthaltsorte sind die Limousine oder mein Zuhause. Durch Gespräche während einer Fahrt habe ich nichts mitbekommen. Ehrlich gesagt, hätte ich ohne Ihre Frage nie gewusst, dass er überhaupt ein Klavier besitzt.“

      Es war bereits spät, aber Lopez und Díaz beschlossen nach Übergabe des Handys an die KTU, noch ein kurzes Brainstorming zu machen.

      „Was haben Ihnen die Hinweise von unserem Besuch vermittelt, Lopez?“

      „Die Merkmale des Mannes stimmen zumindest mit denen des Täters von Kapitän Sturm und Dreschke überein. Auch wenn sie nicht allzu ergiebig waren.“

      Lopez nahm seine Jacke vom Stuhl, legte sie über seinen Arm und verabschiedete sich.

      „Buenas noches Antonio, warum haben Sie fast immer das letzte Wort? Das Fazit Ihrer Hilfe ist, dass ich morgen nicht wie ursprünglich geplant allein zum Klavierhändler fahren werde, sondern natürlich in Ihrer Begleitung. Aber jetzt rauche


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