Drei sind keiner zu viel. Jörn Holtz

Drei sind keiner zu viel - Jörn Holtz


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Satz beendet, wich die ganze Anspannung aus ihrem Gesicht und sie ergriff seine Hand, mit der sie dann ihr eigenes Gesicht streichelte: „Ach Ole, alles gut! Weißt du, ich mag Männer, die sich entschuldigen können und die wissen, dass sie nicht perfekt sind“, ließ sie ihre Worte kurz in Raum stehen, bevor sie mit fester Stimme anfügte: „Das soll jetzt aber nicht heißen, dass ich dich gleich heiraten will. Das habe ich nämlich noch nicht vor, okay?“, sah sie ihn dabei eindringlich in die Augen.

      „Ja okay, das habe ich auch noch nicht vor!“, pflichtete er ihr kleinlaut bei, auch wenn er sich gerade nicht ganz sicher dabei war.

      „Gut, dann lass uns jetzt Mal diesen fantastischen Wein öffnen und dort weitermachen, wo wir vorhin aufgehört haben!“, fing sie an, sein Hemd zu öffnen.

      Renata

      Wie schon am vorletzten Sonntag, schien Ole am folgenden Morgen die Sonne wieder genau ins Gesicht, als er erwachte. Dabei verspürte er sofort, dass sein Mund unangenehm trocken war und dass ein fieser Geschmack sich in seiner Mundhöhle breitgemacht hatte. Ebenso pochte erneut ein Presslufthammer wie wild in seinem Schädel. Jedoch konnte er sich dieses Mal an die vergangene Nacht sofort wieder erinnern. Er hatte mit Lotta gemütlich die zweite Flasche geleert. Dabei hatten sie viel gelacht und sich noch zweimal wild und ausdauernd geliebt. Zufrieden hing er diesen Gedanken noch eine Weile hinterher, während er es genoss ihren bettwarmen, nackten Körper vor sich zu spüren. Dann musste er lächeln, weil er sich gerade an ihren allerersten Satz erinnerte. ‚Man schnarchst du!‘, hatte sie damals etwas empört zu ihm gesagt und nun war sie es, die hier verbal ganze Wälder absägte. Dann döste er noch etwas benommen, aber zufrieden, eine Weile weiter, bevor ihm mit einem Mal etwas komisch vorkam. Denn unter seiner linken Hand spürte er neben Lottas straffer Brust, deutlich ihren Herzschlag und wie sich ihr Brustkorb rhythmisch bei jedem Atemzug hob und senkte. Doch dieser Rhythmus, passte nicht im Geringsten zu der Geräuschkulisse, die ihn umgab. Dann dämmerte es ihm, denn wenn es nicht Lotta war, die hier lautstark vor sich hin schnarchte, waren sie nicht allein im Bett! Geschockt von dieser Erkenntnis fuhr er hoch, wobei er einen kurzen, grellen Schrei ausstieß. Was zur Folge hatte, dass links und rechts von ihm zwei Frauen ebenfalls kreischend hochfuhren. Erst nach einer weiteren Schrecksekunde wurde ihm klar, dass die ebenfalls nackte Frau links neben ihm, die glückliche, kiffende Sozialhilfeempfängerin von Mayas Geburtstagsparty war.

      Und auch Lotta hatte sich mittlerweile ebenfalls wieder vom schreckhaften Aufwachen erholt und schaute die ältere Frau neben Ole ebenfalls verwundert an, die ungeniert, weil ohne Bettdecke, dasaß und herzhaft gähnte. „¡Holá, buenas días Renata! ¿De donde erres?“, gähnte Lotta einem Spiegelreflex folgend, bevor ihr klar wurde, dass sie sich noch immer im kalten Deutschland befand. „Äh, guten Morgen Renate! Was machst du denn hier, in unserem Bett?“, wiederholte sie sich daraufhin.

      „Wieso euer Bett? Bianca hatte mir doch am Montag gesagt, dass ich diese Kammer ab Mittwoch haben kann. Also, was macht ihr hier in meinem Bett und warum seid ihr noch nicht weg?“, sah sie Lotta mit verschlafenen Augen an.

      Genau das war das, was Ole sich ebenfalls gerade fragte. Denn auf diese Erfahrung, wie es ist, nackt neben einer älteren Frau zu erwachen, die vom Alter her gut seine Mutter sein konnte, hätte er gerne verzichten können.

      „Weil wir etwas umdisponieren mussten. Ja sag mal, hattest du denn gar nicht mitbekommen, dass Martin beim Rangieren Oles VW-Bus angefahren und dabei völlig mit Gülle übergossen hatte?“

      ‚Danke Lotta, vielen Dank, dass du mich vorm Frühstück schon daran erinnerst!‘, schoss es Ole daraufhin durch den Kopf, weshalb er aufsprang, um sich dieser skurrilen Situation zu entziehen.

      Auf den Weg ins Badezimmer war er kaum vor der Tür angekommen, da traf er auf Maya. „Hey, guten Morgen Ole. Ihr seid ja noch da, wie schön! Ist Lotta etwa auch schon wach?“, lächelte sie ihn kurz überrascht an. Dann umarmte sie ihn und küsste ihn auf die Wange.

      „Äh ja, ist sie und dir auch einen guten Morgen!“, raunte Ole, nachdem er dem Bussi erwidert hatte. Dann starrte er sie mit einem Mal peinlich berührt an, weil ihm schlagartig bewusstwurde, dass er noch immer nichts anhatte, weswegen er den Rest der Strecke ins Badezimmer mit einer Hand im Schritt und mit hochrotem Kopf zurücklegte.

      Noch mit sich und der vorangegangenen Situationen hadernd, schnappte er sich eins der weißen Handtücher aus dem Regal neben der Tür und ging dann weiter zu einer der drei gemauerten Duschkabinen. Dort hängte er sein Handtuch an einem Haken und wollte gerade die Duschkabinentür öffnen, da nahm er den Druck seiner übervollen Blase wahr. So beschloss er, noch kurz die Toilette aufzusuchen.

      Das Unisexbadeerlebnis

      Während er auf der Toilette thronte, dachte er über dem vorangegangenen Albtraum nach, wobei ihm irgendwann einfiel, dass wenn Maya wirklich zu Lotta in die Kammer gegangen war, sie automatisch auch auf Renate gestoßen sein musste. ‚Oh nein, Schande über mich!‘, senkte er sein Haupt und kauerte sich daraufhin auf dem Klo zusammen. ‚Was wird sie nur von mir denken?‘, fragte er sich dann, wobei er kurz amüsiert seinen Kopf schüttelte, bevor ihm etwas anderes einfiel: ‚Oh nein, das ist doch wohl ganz offensichtlich: Ich hatte einen Dreier und das unter anderem mit einer Milf!‘ Denn die beiden gebrauchten Kondome mussten dort noch irgendwo öffentlich herumliegen. Dann wurde er bleich: ‚Ach Scheiße und was ist, wenn sie es der alten Sabbeltasche Peter erzählte!‘. Denn dann könnte man es auch gleich auf der Titelseite des lokalen Anzeigers bringen. ‚Mist, ich bin geliefert und kann nie wieder nach Hause!‘, betätigte er missmutig bei diesem Gedanken die Spülung, sowie den Knopf der Lüftung sowie es ihm gestern eingetrichtert worden war. Dann ging er zurück zu der Duschkabine, bei der er meinte, sein Handtuch zurückgelassen zu haben. Noch immer vor sich hin grummelnd, öffnete er die Rauchglastür und erstarrte.

      Denn mit einem freundlichen: „Guten Morgen, Ole!“, begrüßte ihn Bianca daraufhin, die leicht vorgebeugt vor ihm in der Nasszelle erschien. „Bist du so nett und nimmst die nächste Kabine? Das hier dauert nämlich noch etwas“, schaute sie kurz zu ihm hoch, bevor sie dann seelenruhig mit ihrer Intimrasur fortfuhr.

      „Oh, na klar, kein Problem!“, haspelte Ole verlegen, bevor er die Tür zu knallte. Dann klopfte er brav an die nächste Duschkabinentür, bevor er diese vorsichtig öffnete. Dabei schüttelte er erneut seinen Kopf. Denn nicht zum ersten Mal fragte er sich, warum sich hier alle ein Unisex-Badezimmer teilten, so als, ob ihnen ihre Privatsphäre egal sei. Genau in diesem Moment schwang seine Kabinentür auf und Bianca erschien wieder vor ihm. Immer noch so wie Gott sie geschaffen hatte, nur triefend nass und mit noch etwas Schaum im Schritt, sah sie ihn fragend an: „Sag mal, was mir da gerade durch den Kopf gegangen ist: Ihr seid nicht zufällig auf Renate gestoßen, oder? Denn ich hatte dummerweise vergessen ihr zu sagen, dass ihr noch nicht abgereist seid!“

      „Doch, natürlich!“, brachte Ole nur gepresst hervor. Wobei er ihr mittels seines Zeigefingers andeutete die Tür zu schließen, während er sich innerlich weit wegwünschte.

      „Oh, na gut. Scheint ja nichts weiter passiert zu sein!“, kommentierte Bianca kurz seine Aussage, mit einem schuldbewussten Unterton. Dann musterte sie ihn noch kurz anerkennend von oben bis unten, bevor sie die Kabine verließ und die Tür von außen schloss.

      Der gefällte Baum

      Nur mit einem Handtuch bekleidet, welches er sich fest um die Hüfte geschlungen hatte, kehrte er zurück in Renates zukünftige Kammer. Dort schaute er sich vorsichtig um, wobei er zufrieden feststellte, dass nur Lotta anwesend war und Yoga machte. Noch im Türrahmen stehend, verfolgte er neugierig erregt, wie sie auf einer roten Matte anmutig die verschiedenen Stellungen des Sonnengrußes einnahm. Erst als sie mit diesen Asanas fertig war, nahm sie ihn wahr und schaute ihn strahlend an: „Hey, wohin warst du denn so schnell verschwunden?“ Dann stockte sie, weil sie sein nasses Haar bemerkte. „Ja sag mal, du hast doch nicht etwa schon vorm allmorgendlichen Yoga geduscht? Das lohnt sich doch gar nicht!", lachte sie unbekümmert. „Ist ja auch egal, komm mach mit, ich wollte gerade den Baum


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