Drei sind keiner zu viel. Jörn Holtz

Drei sind keiner zu viel - Jörn Holtz


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fing er damit an, die Filter im Ausgussbecken auszuspülen, das sich vorne am Gartenhaus befand.

      „Ja, das wurde es wohl echt!“, nickte Ole zustimmend. „Nur sag mal, ihr glaubt wirklich alle an das Zeug, oder?“

      „Oh, was denn für ein Zeug?“, sah Dieter kurz fragend zu ihm hoch, bevor er väterlich lächelte. „Ach, du meinst Karma. Oh, das ist doch nichts, was dir Kummer bereiten sollte! Denn das Karma beruht lediglich auf dem Wechselspiel von Ursache und Wirkung und dessen Auswirkungen auf unser tägliches Leben. Das ist lediglich ein ganz altes Naturgesetz, das sich auch in den meisten Weltanschauungen und Religionen wiederfindet!“

      „Du meinst, so wie bei Yin und Yang oder so etwas Ähnlichem?“

      „Nicht ganz, Yin und Yang hat ihre Heimat im Daoismus und sollen das Komplementäre wieder spiegeln. Quasi, die zwei Klassen von Eigenschaften oder die zwei Gruppen von Aspekten der Wirklichkeit, auf deren unterschiedlichen Kombinationen alle Erscheinungsformen beruhen“, überraschte Dieter Ole doch mit seiner präzisen Aussage.

      „Oh, das klingt jetzt aber kompliziert!“

      „Ja, das mag sein, ist es aber nicht! Zunächst einmal musst du nur verstehen, dass jede Münze zwei Seiten hat und wie diese zusammengehören“, dabei wrang er nebenbei die letzte Matte zu Ende aus und ging zur Bodenöffnung zurück. „Wenn du dies verstanden hast, kannst du weiter schauen. Doch was gerade viel wichtiger ist: Wie verstehst du dich mit Lotta?“

      „Oh, danke der Nachfrage. Ich verstehe mich mit ihr prima, denn sie ist einfach wunderbar! Aber auch sie trägt zu meiner Verwirrung bei, da ich vorher noch nie einem so selbstlosen, fröhlichen und natürlichen Menschen begegnet bin.“

      „Oh, das tut mir leid! Dennoch freut es mich zu hören, wie du sie erkennst. Dann brauch ich mir ja keine Gedanken darüber zu machen, ob du sie auch gut nach Barcelona bringen wirst.“

      „Nein, das brauchst du nun wirklich nicht. Ich werde schon gut auf sie aufpassen oder vielmehr sie auf mich!“

      „Ja, das kann gut sein“, lachte Dieter kurz, bevor er ernst anfügte: „Wann brecht ihr denn nun eigentlich auf?“

      „Oh, ich denke mal, nachdem Lotta sich von Allen verabschiedet hat, also hoffentlich bald. Denn ich wollte heute doch noch bis Mulhouse kommen. Na ja, so war zumindest mein Plan.“

      „Tja, und wenn nicht, dann kommt ihr halt erst morgen dort an. Denn wie heißt es so schön: Wenn du es eilig hast, gehe langsam!“

      „Mm?“, blickte Ole nachdenklich Dieter an. Doch als er gerade dazu ansetzen wollte, seine Bedenken in Worte zu verpacken, kam Lottas klare, helle Stimme ihm zuvor. „Hey, da bist du ja! Wolltest du nicht den Camper holen gehen?“, kam sie mit schnellen Schritten auf ihn zu. Als er sie daraufhin irritiert anschaute, stellte er fest, dass ihre klare, feste Stimme nicht so richtig zu ihren roten Augen passen wollte.

      „Verabschieden darf er sich aber schon noch von mir oder mein Sonnenschein?“, legte Dieter währenddessen seinen linken Arm tröstend um sie. „Ach, nun sei nicht traurig Süßen. Sondern freue dich vielmehr auf eure gemeinsame Reise und auf das was ihr noch alles zusammen erleben werdet. Ole ist echt ein Pfundskerl, er weiß es nur noch nicht!“

      Nachdem Lotta zustimmend genickt und eine Zeitlang schweigend und mit geschlossenen Augen in Dieters Arm verbracht hatte, sah sie zu ihm hoch: „Ach Dieter, ich glaube, du wirst mir am meisten fehlen. Und du hast recht, ich freue mich ja auch riesig. Aber wie hatte ein lieber Mensch neulich richtig bemerkt, wenn man eine Reise macht, muss man nun mal jemanden zurücklassen!“, sah sie ihn noch kurz traurig an, bevor sie tief einatmete. „Also dann: Danke, für alles!“, gab sie ihn einen dicken Kuss auf die Wange. Dann schluchzte sie noch einmal kurz, während sie sich aus seinem Arm befreite. „Okay, dann lass uns jetzt mal los!“, ging sie zu Ole hinüber und ergriff seine Hand.

      „Ja, okay!“, war Ole von der doch nun recht kurzen Verabschiedung überrascht. Dann schloss er sich ihrem Beispiel an: „Also dann: Tschüss Dieter. War nett, dich kennen gelernt zu haben!“, nickte er ihm gerade freundlich zu, als er schon von Lotta zärtlich, aber bestimmend in Richtung Gatter gezogen wurde.

      „Die Freude war ganz auf meiner Seite! Mach es gut mein Jung und bring mir die Lotta gut Heim. Und wenn du magst, schau mal wieder vorbei, wenn du in der Nähe bist.“

      „Das werde ich bestimmt! Danke für die Einladung, dann also bis bald!“, konnte er gerade noch sagen, bevor Dieter aus seinem Sichtfeld verschwand. Dabei stolperte er neben Lotta her, die scheinbar zu ihrem alten Elan zurückgefunden hatte. ‚Klar, werde ich wiederkommen!‘, nickte er sich dann selbst zu. ‚Ich will ja schließlich meinen Camper zurückhaben!‘

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