Drei sind keiner zu viel. Jörn Holtz

Drei sind keiner zu viel - Jörn Holtz


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sie nachdrücklich, bevor sie in der besagten Position auf nur einem Bein vor ihm stand, wobei sie das andere Bein im halben Lotus abgelegt hatte und ihre Handflächen über dem Kopf gefaltet hielt. „Komm, der ist doch nun wirklich leicht. Du kannst ja auch dein Spielbein unterm Knie ablegen!“

      Von ihrem bloßen Anblick fasziniert, bemühte er sich ebenfalls die Stellung einzunehmen, und dabei das Gleichgewicht zu halten, was für ihn jedoch nicht so einfach war, wie es bei Lotta aussah. Denn immer wieder schwankte er hin und her, während er versuchte sein Gleichgewicht zu halten, und dabei die Hände übern Kopf gefaltet zu halten.

      Als er gerade seine Mitte gefunden hatte und einigermaßen sicher stand, hörte er auf einmal Renates unverkennbare, tiefe, rauchige Stimme hinter sich. „Ja sag mal, was ist denn hier los? Zelte werden aber beim Yoga keine gebaut!“, lachte sie heiser hinter ihm auf.

      Einen Moment später spürte Ole, wie sein Handtuch ruckartig verschwand. Verdutzt verlor er daraufhin die eben erst gefundene Mitte, was zur Folge hatte, dass er unsanft nach vorne und samt Lotta aufs Bett stürzte.

      „Oh, dieser Baum war aber leicht zu fällen! Na, da hoffe ich Mal, dass ich dabei seinen dicken Ast nicht abgeknickt habe!“, lachte Renate daraufhin amüsiert auf, während Lotta und Ole etwas hilflos aufeinanderlagen und sich überrascht anschauten.

      „Sehr witzig, da habe ich schon mal mehr gelacht!“, raunte Ole ungehalten, während er mühsam auf die Beine zurückkam. Dann schnappte er sich das Handtuch und verließ fluchtartig die Kammer, ohne sich noch einmal um zu drehen, wobei er Lotta hinter sich sagen hörte: „Renate, das war jetzt aber nicht nett!“

      „Nein, aber lustig. Ist er nicht goldig und dabei noch so verlegen!“

      „Ja, ein wenig schon. Aber nett war es trotzdem nicht!“

      Ole war wütend, fühlte sich gedemütigt und außerdem schämte er sich dafür, wie der Morgen bisher verlaufen war. ‚Was denken diese alten Schnepfen eigentlich wer sie sind!‘, grummelte er vor sich hin, während er durch die Fahrzeughalle zum Camper ging. Dort wollte er seine Morgentoilette abschließen, sich frische Kleidung anziehen und einen Moment mal ungestört sein.

      Beim Rasieren und anschließenden Zähne putzen, wurde seine Laune allmählich besser. Als er auch noch in aller Ruhe sein Gesicht und die Hände eingecremt hatte, lockerten sich seine Gesichtszüge vollends.

      Dann machte er sich auf, um seine Unterwäsche zu suchen, die er in einen der kleinen Hängeschränke über der Sitzecke fand. Mit einem zufriedenen Lächeln ließ er daraufhin das Handtuch, dass er sich vorhin erneut um die Hüften geschlungen hatte, zu Boden gleiten, um sich anzukleiden. Genau in diesem Moment hörte er Lottas schwere Stiefel durch die Halle schreiten. Zumindest hoffte er, dass es Lottas Stiefel waren und nicht die von jemand anderen. Dennoch beeilte er sich mit dem Anziehen und hatte gerade seine Unterhose und T-Shirt übergestreift, als ihre Stimme hinter ihm erklang: „Hallo, habe ich es mir doch gedacht, dass ich dich hier finden werde!“, trat sie hinter ihn und legte ihre Arme um seine Hüften. „Es tut mir sehr leid, wie Renate dich behandelt hat und ich hoffe, du trägst es ihr nicht nach.“

      „Doch, irgendwie schon. Mein erster Eindruck von ihr war schon schräg und der zweite und dritte haben es nicht besser gemacht. Alles an ihr lässt mir die Fußnägel hochklappen. Daher bin ich froh, wenn wir hier endlich verschwinden und ich sie nie wiedersehen muss. Versteh mich bitte nicht falsch, ich finde die anderen ja ganz nett, nur verstehe ich nicht, wie ihr hier so zusammenleben könnt.“

      „Oh, wie leben wir denn aus deiner Sicht zusammen?“

      „Na ja, so eng beieinander, ohne jegliche Intimsphäre.“

      „Ähm, das verstehe ich nicht?“, nahm sie ihren Arm von seiner Hüfte und trat vor ihm, während sie ihn fragend ansah.

      „Mm, wie sage ich es dem Kind!“, suchte er kurz nach dem passenden Beispiel. „Nun gut, ich kann halt gut darauf verzichten, noch vorm Frühstück auf zwei nackte alte Frauen zu treffen!“

      „Na, da bedanke ich mich aber!“, schaute Lotta ihn kurz empört an und dann an sich herab, während ihre Lippen etwas spitz hervortraten und sich kräuselten.

      „Nein, dich meinte ich doch gar nicht. Du bist doch mein blonder Engel“, gab er ihr einen versöhnlichen Kuss auf die Stirn. „Damit meinte ich Renate und Bianca. Denn als ich duschen wollte, habe ich leider die Kabine erwischt, in der Bianca gerade ihren Brasilianer auffrischte.“

      „Ach so,“, wandelte sich ihre Miene wieder und sie sah ihn daraufhin mit strahlenden Augen an, „und einen Engel hat mich auch noch keiner genannt, danke!“, küsste sie ihn sanft. Dann wurde sie wieder ernst: „Wie gesagt, das mit Renate war schon ein bisschen strange. Aber ansonsten weiß ich ehrlich gesagt nicht ganz was du meinst?“, betrachtete sie sein weiterhin kritisch dreinschauendes Gesicht. „Ach nun komm schon, so schlimm war die Sache mit Bianca nun auch wieder nicht. Immerhin war es doch nicht der erste Brasilianer, den du gesehen hast“, grinste sie ihn leicht verschmitzt an. „Und was hattest du gestern Abend noch gesagt: Es gibt doch nichts Ungefährlicheres, als einen nackten Menschen“, ergriff sie seine Hände und ließ das Gesagte kurz im Raum stehen, bevor sie mit einem Mal ungeduldig anfügte: „Siehst du, alles ist gut und nun lass uns endlich frühstücken gehen, ich sterbe vor Hunger. Du etwa nicht?“

      „Ja, ich auch. Nur…, ach ich weiß auch nicht? Klar, hast du Recht, aber es gibt einfach Sachen, die möchte ich gar nicht wissen oder vielmehr kommen sehen. Vielleicht lebten wir bis jetzt einfach auch nur in verschiedenen Welten.“

      „Okay, dann mal, Lotta an Ole: Ich habe Hunger!“

      Daraufhin beeilte er sich seine Garderobe zu vervollständigen, bevor er Lotta in die Wohnküche folgte. Wobei er über ihr letztes Gespräch nachdachte: Lebten sie wirklich in zwei verschiedenen Welten oder sah er es einfach zu eng oder die anderen es zu locker?

      Weisheiten eines Feldphilosophen

      Zum Ende des Frühstücks kristallisierte es sich schnell für Ole heraus, dass gleich wieder Tränen zum Abschied fließen würden. Deshalb entschuldigte er sich mit dem Vorwand, das Wohnmobil holen zu wollen. Dann ging er ohne Eile hinaus, wo ihn erneut die Sonne strahlend begrüßte und ihm, trotz der Jahreszeit, schon mit einiger Kraft und angenehm warm, direkt ins Gesicht schien. Spontan änderte er seinen Plan und schlenderte stattdessen in Richtung des Waldes, wobei er sich erneut über die großen Treibhäuser hinter der Stallung wunderte, die schon sehr grün und zugewachsen wirkten, sowie über all die Pflanzkästen aus dickem Holz, die alle mit schrägmontierten, alten Holzfenstern verschlossen waren. Neugierig schaute er im Vorbeigehen durch die Fenster und entdeckte dabei dicht gedrängte Keimlinge, die sich der Sonne entgegenstreckten.

      Als er an dem Zaungatter vor dem Teich vorbeikam, stellte er überrascht fest, dass das Schloss sowie das Gatter geöffnet waren. Da der Stein auf dem Pfosten nicht gedreht war, ging er hindurch.

      Nahe dem Teich, neben dem Bambushain entdeckte er Dieter. Der kniete gerade vor einer geöffneten Bodenklappe, um dort den Anschein nach Filtermatten auszubauen. Als er sich gerade erhob, um mit den von Algen und allem Möglichen verunreinigten, grobmaschigen Gebilden zum Gartenhaus zu gehen, bemerkte er Ole: „Moin mein Jung, na was siehst du denn so nachdenklich drein?“

      „Moin Dieter, ach ich weiß auch nicht. Es schwirrt mir einfach so viel im Kopf herum“, gab Ole nachdenklich zurück.

      „Aber doch nicht wegen deines VW-Busses? Keine Bange mein Jung, denn kriegt der Martin schon wieder hin.“

      „Nee, deswegen mache ich mir keine Sorgen mehr“, schüttelte Ole verneinend den Kopf. „Ich bin einfach nur ein bisschen durcheinander, weil mir in letzter Zeit so viele komische Sachen passiert sind. Tja, und da frage ich mich halt, ob mir das Zuhause in meiner Welt auch passiert wäre.“

      „Ach was, wir leben in verschiedenen Welten? Das ist ja man interessant. Wie meinst du das denn?“

      „Na ja, hier ist alles so locker


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